Neue Räume Zürich 2011

Die letzte Station unserer Herbsttour 2011 führte uns zu Neue Räume in Zürich, der größten und vermutlich auch verwirrendsten Möbeldesignmesse der Schweiz.

Wir wissen es wirklich zu schätzen, dass die Organisatoren versuchen, es mit Neue Räume allen recht zu machen, indem sie eine breite Palette an Produkten, Herstellern und Designformen ausstellen. Theoretisch hätte uns das auch gefallen, doch derart viel auf so kleinem Raum zusammenzubringen, oder besser zu quetschen, funktioniert in unseren Augen einfach nicht.

Entweder muss der Raum größer werden – um so Ausstellern und Besuchern sowohl ausreichend Platz für die Präsentation als auch die Aufnahme des Gezeigten zu bieten – oder es müssen verstärkt Schwerpunkte gesetzt werden.

Fest steht, die Schweiz braucht eine vernünftige Möbeldesignmesse. Die Schweiz verfügt über eine lange Designtradition und einige wirklich exzellente Hersteller. Und was läge da näher als das auch ganz groß auszustellen? Uns pesönlich liegt außerdem so viel daran, weil wir Europa gerne von der Mailänder Zentralgewalt und den damit einhergehenden verstaubten Zwängen befreit sehen wollen. Aber wir brauchen mehr lokale und auf Qualität ausgerichtete Designmessen, um die Designszene von Mailand abzunabeln. Zurzeit schafft das Neue Räume noch nicht.

Ein schönes Beispiel dafür, inwiefern Neue Räume nicht so richtig funktioniert hat, ist das „Design in the City“-Programm. Die Idee dahinter war, Ausstellungsobjekte der Messe in die Läden der Stadt zu bringen. Eine schöne Idee. Eigentlich… Wenn aber beispielsweise Shell aus der Röthlisberger Kollektion in irgendwelchen Kleidergeschäften in der Stadt zum Einsatz kommt, sollte man das auch bekannt machen. Andernfalls haben alle nur Augen für die Pullover. Vielleicht bemerkt der eine oder andere noch, dass sich die Pullover in einem schönen Stück zeitgenössichem Design befinden. Aber mehr…? Das ist eine schlechte Informationspolitik.

Das Programm war einfach nicht interaktiv genug und bezog sein Publikum zu wenig ein. Außerdem bleibt für uns unklar, wem mit dem „Design in the City“-Programm eigentlich geholfen werden sollte: Den Herstellern? Den Händlern? Der Züricher Bevölkerung? Uns?

Wie gesagt, Neue Räume ist eine schöne Messe, aber es hapert an einem klaren und konsequenten Konzept.

Abgesehen davon hat sich unser Trip nach Zürich aber definitiv gelohnt. Wir konnten nicht nur einige interessante neue Stücke und Hersteller entdecken, wir kamen außerdem in den Genuss einiger sehr interessanter und unterhaltsamer Gespräche mit so manch einem Teilnehmer. Dazu bald mehr.

Unser Highlight der Züricher Messe war auf jeden Fall das aus der Installation „Tape“ des Studios numen/for use entwickelte Sitzsystem „TUFT“. Aus der Weiterentwicklung der Klebebandstruktur von Sven Sonke, Christoph Katzler und Nikola Radelikoric seit der Vienna Design Week 2009 ging ein wirklich wunderbares labyrinthartiges öffentliches Sitzsystem hervor. Hier würden wir eigentlich gerne eine Schmetterling-Metamorphose-Analogie benutzen, aber das wäre zu einfach.

Wir werden in den kommenden Tagen noch mehr über Neue Räume Zurich posten. Für den Moment gibt es aber schon ein paar Fotos…

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