Villa Schöningen Potsdam: Geblüt – Positionen zum Design

So gnadenlos und unangenehm wie der feuchte Dunst während der letzten Tage über Potsdam hing, scheint die Zeit für Aktivitäten in geschlossenen Räumen nun wohl zweifellos gekommen zu sein.

Die Villa Schöningen eröffnet also ihre neue Ausstellung, mit der sie Absolventen des Fachbereichs Produktdesign der FH Potsdam feiert, genau rechtzeitig.

Kuratiert von derzeitigen FH Potsdam Studenten unter der Leitung von Professor Jörg Hundertpfund und Hermann August Weizenegger zeigt „Geblüt – Positionen zum Design“ Arbeiten von 33 FH Potsdam Absolventen, darunter zahlreiche (smow)blog Favoriten wie beispielsweise, Mark Braun, Christoffer Martens oder Ilot Ilovs Jacob Brinck.

Wenn wir die Organisatoren, was bekanntlich nicht immer garantiert ist, richtig verstanden haben, sollen die ausgestellten Arbeiten nicht nur verschiedene Designansätze vertreten und zeigen, wie unterschiedlich FH Potsdam Studenten den Aufgabenbereich eines Designers verstehen, sondern auch aktuelle Designthemen reflektieren und aufgreifen.

„Ein paar Absolventen zeigen einige Arbeiten“ ist offensichtlich nicht mehr das interessanteste oder originellste Ausstellungskonzept. Und so ist die Frage, wie schon bei Second Life at Wagner:Werk Vienna, ist die Ausstellung interessant genug und verdient sie einen Besuch?

Wie auch bei Second Life, wäre unsere Antwort Ja.

Villa Schöningen Potsdam Geblüt Positionen zum Design Valerie Otte Christoffer Martens

Valerie Otte und Christoffer Martens, gesehen bei Geblüt – Positionen zum Design, Villa Schöningen Potsdam.

„Geblüt“ vollbringt nichts Spektakuläres, aber auf das Unspektakuläre versteht sich die Ausstellung sehr gut – in einer Art, die die Objekte und ihre Themen zugänglich und einladend werden lässt.

Die ausgewählten Objekte werden in sechs Räumen präsentiert. Jeder Raum steht für ein Thema. Begonnen wird mit Objekten, die wohl eher eine Tendenz zur Kunst haben und mit konventionellen Standards brechen, danach geht die Ausstellung über zu Serienproduktionen in verschiedenen Facetten und endet mit Jäll & Tofta und Rejon, zwei Kollektiven von FH Potsdam Absolventen, die sich entschieden haben, ihre Designs selbst zu produzieren und sich auch selbst um deren Vermarktung zu kümmern.

Das Konzept ist denkbar simpel und unspektakulär inszeniert, aber sehr wirkungsvoll. Es erlaubt einem, sich die Objekte im Kontext ihrer Entstehung und ihrer Position oder Bezugnahme zum aktuellen Designkanon genau anzusehen.

Ob wir all diese Objekte aber auch wirklich brauchen, und hier läge für uns ein Kritikpunkt, scheint sich keiner zu fragen. Voraussetzung dafür wäre, dass die Designer etwas Begehrenswertes entwickelt hätten – dass sie es „gut“ gemacht haben. Die Frage ist: Haben alle Ausstellungstücke dieses „Begehrenswerte“ an sich? Hat der Entwicklungsprozess seine Berechtigung? Oder hätte man die investierten Ressourcen auch besser verwerten können?

In einer solchen Ausstellung, einer Ausstellung, die es sich unter anderem zum Ziel gemacht hat, aktuelle Fragen des Designs zu erforschen, wäre es vielleicht sinnvoll gewesen etwas Raum für eine wirklich kritische Reflektion über die Notwendigkeit modernen Produktdesigns zu schaffen.

Im Gegensatz dazu aber waren für uns die Interviews ein besonderes Highlight. In Ergänzung zu den Ausstellungsobjekten haben die Organisatoren kurze Interviews mit den Beteiligten durchgeführt und nach ihrer Position zum Design gefragt.

Die Interviews werden auf einem Streifen Tapete präsentiert, der durch die gesamte Ausstellung führt und faszinierende und auch provokante Einsichten in die Gedankenwelt hinter den ausgestellten Objekten gibt.

Allerdings werden die einzelnen Gedanken und Objekte der Designer nicht im direkten Zusammenhang präsentiert. Das hat uns zu Beginn wirklich irritiert. Nach einiger Überlegung erschien uns diese Lösung aber genau die Richtige zu sein: Da die Objekte und dazugehörigen Gedanken der Designer voneinander getrennt sind, laufen die Besucher nicht Gefahr die Ausstellungstücke allein im Zusammenhang mit den jeweiligen Antworten der Designer zu interpretieren und so den Rest der kuratorischen Idee auszublenden.

All das macht Geblüt zu einer sehr informativen und unterhaltsamen Ausstellung – perfekt an einem dunklen, nasskalten Herbstnachmittag und mit Sicherheit erfreulicher als das Schloss Sanssouci.

„Geblüt – Positionen zum Design“ wird noch bis Sonntag, dem 16.Februar 2014, in der Villa Schöningen, Berliner Straße 86, 14467 Potsdam gezeigt. Alle Details unter www.villa-schoeningen.de.

Nachfolgend einige Eindrücke aus der Ausstellung und eine kurze Anmerkung. Wir waren ziemlich früh in der Ausstellung und leider waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Objekte beschriftet. Deshalb sind es auch nicht alle Objekte auf den folgenden Fotos! Entschuldigung im Voraus dafür…

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