5 neue Designausstellungen im Februar 2014

Die Museen der Welt liefern im Februar 2014 eine Fülle an interessanten neuen Ausstellungen. Unsere Auswahl ist ziemlich architekturlastig. Von den neu eröffneten Ausstellungen würden wir empfehlen: „Arab Contemporary“ im Louisiana Museum of Modern Art in Dänemark, Frank Lloyd Wright im MoMA, New York und Tel Avivs Weiße Stadt in Helsinki. Darüber hinaus präsentiert die belgische Galerie Grand Hornu Images eine Ausstellung, die sich den Lichtdesigns von Alvar Aalto widmet, und das Hofmobiliendepot in Wien zeigt uns die hässlicheren Seiten des Produktdesigns.

Arab Contemporary. Architecture, Culture and Identity“ im Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaek, Dänemark.

Der Ausdruck „Orient“ entstand bekanntlich, um den westlichen Ländern zu helfen, mit der Fremdheit und Vielzahl der arabischen Länder fertig zu werden. Alles, was aus dem „Osten“ kam, konnte unter „Orient“ verbucht werden – und erschien dadurch verständlicher, romantisch, exotisch, gefährlich, abenteuerlich, aber auch kontrollierbar und sicher. So stößt man heute auch in jeder größeren europäischen Stadt auf zahlreiche orientalische Geschäfte, Restaurants und Cafés. Einige sind türkisch, manche syrisch, andere libanesisch oder nordafrikanisch – alle aber orientalisch. Als zweite Ausgabe der „Architecture, Culture and Identity“-Serie zeigt das Louisiana Museum of Modern Art eine Ausstellung, die versucht die zeitgenössische arabische Kultur über die arabische Architektur zu erforschen und so unserem allgemeinen Bild der arabischen Länder entgegenzuwirken. „Arab Contemporary“ geht auf traditionelle arabische Architektur ein und beschäftigt sich ebenso mit der aktuellen Städteplanung wie auch den modernen hightech Glitzer-Konzepten, die wohl am spektakulärsten in der selbstherrlichen Metropole Dubai realisiert werden. Die Ausstellung hat sich so zum Ziel gesetzt, herauszufinden, was die arabischen Länder vereint und was sie auf der anderen Seite voneinander trennt.

„Arab Contemporary. Architecture, Culture and Identity“ (Arabische Gegenwart. Architektur, Kultur und Identität) wurde am Freitag, den 31. Januar, im Louisiana Museum of Modern Art (Gl. Strandvej 13, 3050 Humlebæk, Dänemark) eröffnet und läuft noch bis Sonntag, den 4. Mai.

Contemporary Arab. Architecture, Culture and Identity at Louisiana Museum of Modern Art

Contemporary Arab. Architecture, Culture and Identity im Louisiana Museum of Modern Art

„Frank Lloyd Wright and the City: Density vs. Dispersal“ im Museum of Modern Art MoMA, New York, USA

Der Vater der amerikanischen Moderne, Frank Lloyd Wright, präsentierte in seinem Buch „The Disappearing City“ von 1932 erstmals sein urbanes Konzept „Broadacre City“, einen utopischen Vorort der Zukunft, in dem jede Familie ihre eigene Parzelle Land besitzen sollte und sich der Verkehr auf private Automobile beschränken würde. Darüber hinaus sollten die Bewohner von Broadacre City  mit Hilfe der neuen Möglichkeiten der Telekommunikation ständig informiert und vernetzt sein.

1935 baute Frank Lloyd Wright ein 4 mal 4 Meter großes, maßstabsgetreues Modell einer Einheit der Broadacre City, das im November 1940 auf der Ausstellung „Frank Lloyd Wright: American architect“ im MoMA, New York gezeigt wurde. Im Februar 2014 wird es jetzt wieder zu sehen sein.

„Frank Lloyd Wright and the City: Density vs. Dispersal“ erforscht Frank Lloyd Wrights Gedanken zur Städteplanung und den Voraussetzungen der Entwicklung des Wohnraums. Dazu wird eine Auswahl von Projekten Wrights gezeigt, die verschiedene Aspekte seines Denkens offenlegt – darunter das Call Building in San Francisco, Manhattens St.Mark`s-in-the-Bouwerie Towers und natürlich Broadacre City.

Schaut man zurück, erscheint es zu simple sich über einige von Frank Lloyd Wrights Ideen lustig zu machen; auch wenn er den Spott in manchen Fällen verdient hätte. Wie auch immer, man sollte über die realisierten Projekte hinaus schauen und der Logik folgen, die zu den Resultaten führte.

„Frank Lloyd Wright and the City: Density vs. Dispersal“ (Frank Lloyd Wright und die Stadt: Dichte vs. Ausbreitung) wurde am 1. Februar im MoMA, New York eröffnet und ist dort noch bis Samstag, den 1. Juni 2014, zu sehen.

Frank Lloyd Wright Broadacre City. Project, 1934–35

Frank Lloyd Wright Broadacre City. Projekt, 1934–35. (Foto: The Frank Lloyd Wright Foundation Archives (The Museum of Modern Art | Avery Architectural & Fine Arts Library, Columbia University, New York))

„Alvar Aalto. Lightings“ im Le Grand Hornu Images, Hornu, Belgien

Während das Licht der Ausstellung Lightopia im Vitra Design Museum am 9. März erlischt, eröffnet im Le Grand Hornu Images in Belgien eine weitere Ausstellung, die sich mit der eigentümlichen Welt des Lichtdesigns bzw. mit einem bestimmten Lampendesigner auseinandersetzt. Zwar sind seine Möbeldesigns fraglos am bekanntesten, als Freund des Gesamtkunstwerks entwarf Alvar Aalto aber auch die gesamte Ausstattung und sämtliches Zubehör für seine Gebäude – also auch die Lampen. Um  die Entwicklung und zentralen Aspekte des Lampendesigns Alvar Aaltos zu vergegenwärtigen, konzentriert sich das Ausstellungskonzept auf sieben Projekte: das Paimio Krankenhaus, das Savoy Restaurant in Helsinki, das National Pensions Gebäude, das Säynatsälo Rathaus, Jyväskyläs Universität sowie die Villa Mairea und das Privathaus des Kunstsammlers Louis Carré.

Auf diese Weise erklärt uns „Alvar Aalto. Lightings“ die Hintergründen zu Objekten wie der „Golden Bell“- heute unter dem Namen A330 von Artek hergestellt -, der Stehlampe A809 und der Leuchte Beehive. So erschließt sich das Werk Alvar Aaltos den Besuchern im größeren Kontext des Lampendesigns des 20. Jahrhunderts.

Die Ausstellung wird mit einem besonders interessant scheinenden Feature eröffnet: Die Besucher laufen über eine Pontonbrücke, die sich über einen künstlichen See erstreckt – und es so erlaubt die Lampen und ihr Leuchten aus allen Winkeln zu bestaunen.

„Alvar Aalto. Lightings“ (Alvar Aalto. Die Leuchten) wird am 9. Februar im Le Grand Hornu Images, Rue Sainte-Louise, 82 7301 Hornu, Belgien eröffnet und kann bis 4. Mai 2014 besucht werden.

Alvar Aalto Beehive A331 1953

Alvar Aalto, Beehive Lampe, A331 (1953) (© Foto: Maija Holma, Alvar Aalto Museum)

„The White City – Tel Aviv’s Modern Movement“ im Finnischen Architekturmuseum, Helsinki, Finnland

Oft wird behauptet, Tel Avivs Weiße Stadt sei ein reines Bauhaus-Projekt – sie ist es nicht! Allerdings sind die Ursprünge des Projekts mit den Theorien der frühen, europäischen Bewegung der Moderne und den Lehren des Bauhauses verbunden. Und ungeachtet ihrer Vorsehung ist und bleibt die Weiße Stadt eines der faszinierendsten und schönsten Beispiele moderner Architektur und Stadtplanung.

Nach der Endscheidung der UNESCO, die Weiße Stadt als Weltkulturerbe anzuerkennen, wurde der Architekt Tal Eyal damit beauftragt, eine Ausstellung zu realisieren, die sich ganz der Weißen Stadt, ihrem Kontext und den Idealen ihrer Entwickler widmen sollte. Seit ihrer Premiere in Tel Aviv 2004 ist die Ausstellung fast dauerhaft auf Tournee. Sollte man sie noch nicht gesehen haben und in diesem Frühling nahe oder in Helsinki sein, „The White City – Tel Aviv’s Modern Movement“ ist einen Besuch wert.

Die Ausstellung „The White City – Tel Aviv’s Modern Movement“ (Die Weiße Stadt – Tel Avivs moderne Bewegung) eröffnet am 12. Februar im Finnischen Architekturmuseum (Kasarmikatu 24, 00130 Helsinki, Finland) und ist dort bis Sonntag, den 30. März 2014, zu sehen.

The White City - Tel Aviv's Modern Movement at the Museum of Finnish Architecture, Helsinki

The White City - Tel Aviv's Modern Movement im Museum of Finnish Architecture, Helsinki

„Böse Dinge – Eine Enzyklopädie des Ungeschmacks“ im Hofmobiliendepot, Wien, Österreich 

Unter den Zitaten von Phillipe Starck aus unserem neuesten Designkalender-Post findet sich Starcks Kritik an Raymond Loewys Behauptung, „Hässlichkeit ließe sich nicht verkaufen.“

„Wir müssen verstehen, dass „Hässlichkeit verkauft sich nicht“ bedeutet, Design schlichtweg zum Sklaven von Industrie und Produktion zu degradieren, dass seine Rolle nur darin besteht, Dinge gut verkäuflich zu machen.“

Die Ausstellung „Böse Dinge – Eine Enzyklopädie des Ungeschmacks“ macht klar, dass nicht nur Loewy falsch lag – sich Hässlichkeit nämlich durchaus verkauft-, sondern auch, dass Hässlichkeit ebenso Sklave der Industrie und Produktion ist.

Die vom Werkbundarchiv – Museum der Dinge Berlin entworfene Ausstellung hatte ihre Premiere 2012 in der deutschen Hauptstadt. Jetzt liefert sie im Hofmobiliendepot, Wien eine Untersuchung des schlechten Geschmacks im Design – vom achtzehnten Jahrhundert bis zum heutigen Tag. Dabei dient die Arbeit Gustav E. Pazaureks als Ausgangspunkt.

1909 eröffnete Pazaurek, der zu dieser Zeit Direktor des Stuttgarter Landesgewerbemuseums war, die Abteilung „Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe“, in der er nicht nur besondere Beispiele des schlechten Geschmacks ausstellte, sondern auch ein Klassifikationssystem entwickelte, das ihm helfen sollte diese Designverbrechen zu kategorisieren. Sein Credo: „Nur in der Abgrenzung zum schlechten Geschmack können wir erkennen, was guter Geschmack bedeutet.“

„Böse Dinge – Eine Enzyklopädie des schlechten Geschmacks“ präsentiert 60 Gegenstände aus der originalen Kammer des Schreckens und paart sie mit Objekten aus der Sammlung des Museums der Dinge Berlin und der des Hofmobiliendepots. So entsteht eine Erforschung des schlechten Geschmacks im Design über die Jahrhunderte.

In Ergänzung dazu stellt die Ausstellung sowohl die modernen Objekte in Pazaureks Klassifikationssystem als auch die neuen Kategorien auf, um kulturelle, soziale und technologische Veränderungen zu reflektieren.

Die bittere Ironie bei allem: wenn wir die Pressefotos richtig verstehen ist Phillip Starck auf der Ausstellung vertreten. Mit einem Produkt, das sich außergewöhnlich gut verkauft…

„Böse Dinge – eine Enzyklopädie des schlechten Geschmacks eröffnet am 19. Februar im Hofmobiliendepot (Andreasgasse 7, 1070 Wien, Österreich) und läuft bis Sonntag, den 6. Juli 2014.

Salif citrus squeezer Philippe Starck Alessi

Salif Zitronenpresse von Philippe Starck für Alessi (Foto: Armin Herrmann. Copyright: Werkbundarchiv – Museum der Dinge)

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