5 neue Designausstellungen im Juli 2014

Juli und August sind erfahrungsgemäß die ruhigsten Monate im Designkosmos. Auch Designer wollen schließlich mal ausspannen und ziehen ihre Gîtes, Dachas, Ferienwohnungen, Vakantiehuis und Lakeside Bungalows ihren Studios, den Messen und Ausstellungen vor.

Doch ein paar einsame Seelen gibt es noch, die das Feuer im Ofen der Kreativität mit Ausstellungen zu Architektur und Design am Lodern halten.

Unser Beitrag dazu: 5 Kohlenbriketts für den Juli 2014.

„Disobedient Objects“ im V&A, London, Großbritannien

In den vergangenen Jahren wurden „soziales“ und „kritisches Design“ immer wichtiger, als immer mehr Menschen realisiert haben, dass Design kein Beruf, sondern eine Denkweise und eine Möglichkeit, oder zumindest ein Anstoß, zur Veränderung ist. Und es ist etwas, was viel wirkungsvoller als Musik oder Literatur ist. Solche Konzepte sind jedoch nichts Neues und ab 26. Juli zeigt das V&A in London eine Ausstellung, die sich der Rolle von Design bei sozialen und politischen Veränderungen widmet – und das, soweit wir wissen, als erste Ausstellung ihrer Art.

Mit Blick auf Objekte, die im Rahmen von Aktionen und Solidaritätsprotesten entworfen wurden, und Architektur und Konzepte von Protestcamps und Kommunikationstechniken, die Zensur vermeiden sollen, verspricht „Disobedient Objects“ auch Fallstudien von speziellen Protestaktionen, einschließlich Masken der Guerrilla Girls und einer Aktion von der Barbie Liberation Organisation, zu zeigen. Besonders interessant ist, dass viele der ausgestellten Stücke von den Aktivisten selbst ausgeliehen wurden, wodurch „Disobedient Objects“ nicht nur zu einer einzigartigen Ausstellung wird, sondern auch eine institutionelle Anerkennung der Bemühungen der Aktivisten darstellt.

„Disobedient Objects“ wird am 26. Juli in der Porter Gallery, V&A, Cromwell Road, London SW7 2RL eröffnet und ist dort dann bis zum 1. Februar 2015 zu sehen.

Disobedient Objects at the V&A London

Aufblasbarer Pflasterstein, Aktion von Eclectic Electric Collective in Kooperation mit dem Enmedio Kollektiv während des Generalstreiks in Barcelona, 2012 (Foto: © Oriana Eliçabe/Enmedio.info)

„NYC Makers: The MAD Biennial“ im Museum of Arts and Design, New York, USA

Der Ausstellung im V&A London nicht ganz unähnlich widmet das New York Museum of Arts and Design seine Sommerausstellung 2014 100 New Yorker „Makers“, also Machern, dem Sub-Genre von Kreativen, die tradierte Regeln, Institutionen, Definitionen und Modelle ignorieren und einfach… machen.

Die 100 Macher, die in der Ausstellung präsentiert werden, wurden vom Museumsdirektor Glenn Adamson und Ausstellungskurator Jake Yuzna aus einer Vorauswahl von 300 New Yorker Persönlichkeiten des kulturellen und kreativen Lebens ausgewählt. Jetzt wäre eigentlich der Moment, an dem man etwas von dem „Who is who der New Yorker Kulturszene“ schreibt, aber ehrlich gesagt können wir uns an nicht einen Namen der Liste erinnern.

Und genau das macht die Ausstellung so interessant für uns: Hier gibt es tatsächlich etwas zu entdecken, erkunden, nicht zu mögen, zu lernen, bewundern, nicht zu verstehen… Und zu erfahren, wie Gaetano Pesce, die Metropolitan Opera und Yoko Onos Plastic Ono Band zusammenpassen.

Neben den vorgestellten Projekten der 100 Macher bietet die Ausstellung ein begleitendes Rahmenprogramm mit Performances, kulinarischen Veranstaltungen und Modenschauen und verspricht damit eine interessante, informative und vor allem zugängliche Einführung in die aktuelle Kulturszene New Yorks zu werden.

„NYC Makers: The MAD Biennial“ wurde am Dienstag, den 1. Juli, eröffnet und kann noch bis zum 12. Oktober im Museum of Arts and Design, 2 Columbus Circle, New York, NY 10019 besucht werden.

NYC Makers The MAD Biennial at the Museum of Arts and Design, New York

NYC Makers. The MAD Biennial im Museum of Arts and Design, New York

„The Good Cause: Architecture of Peace – Divided Cities“, im Architekturmuseum der Technischen Universität München

Genau wie Sportverbände nicht müde werden, uns immer wieder zu sagen, wie gut insbesondere ihre Sportart für die Entwicklung einer friedlichen, gesunden und stabilen Gesellschaft ist, so sind Architekten immer für ein kleines Zitat, wie gut ihre Konstruktion für eine bessere Welt ist, zu haben. Aber wie viel Wahrheit steckt hinter solchen Anpreisungen? Und was kann Architektur angesichts der nagenden Tatsache, dass Kriege, Hunger, Krankheit und Armut ganz real auf unserem Planeten existieren, eigentlich für unsere Gesellschaft machen?

Nein ehrlich, was?

Die Ausstellung im TU München Architektur Museum mag diese Frage nicht direkt beantworten, aber sie will das Positive zeigen, das dabei rauskommen kann, wenn Projekte in enger Zusammenarbeit mit einer lokalen Community, ihren Bedürfnissen, ihrer Geschichte und Tradition entwickelt werden. Und sie nicht einfach von einem aufmerksamkeitshungrigen St*rarchiteken mit dem Fallschirm abgeworfen werden…

Der erste Teil der Ausstellung präsentiert Beispiele von Wiederaufbauprojekten in Afghanistan, Südafrika, Israel, Palästina, Ruanda und dem Kosovo, die nach Meinung der Kuratoren die positiven, heilenden Kräfte von Architektur zeigen. Der zweite Teil der Ausstellung ist etwas spezifischer und widmet sich solchen Problemen, die mit der Teilung von Städten einhergehen, so wie in Belfast, Nicosia, Mitrovica und Mostar.

Das klingt alles sehr nach einer konfliktspezifischen Version der exzellenten Ausstellung im Netherlands Architecture Institute „Testify! The Consequences of Architecture“ und verspricht ein paar interessante Perspektiven auf die Rolle von Architektur als Reaktion auf Konfliktsituationen zu entwickeln.

„The Good Cause: Architecture of Peace – Divided Cities“ wird am Donnerstag, den 17. Juli, im Architekturmuseum der Technischen Universität München, Pinakothek der Moderne, Barer Straße 40, 80333 München eröffnet und läuft bis Sonntag, den 19. Oktober.

The Good Cause Architecture of Peace Divided Cities at the Architekturmuseum der Technischen Universität München

Visitor Centre, Pamir-i-Buzurg, Afghanistan (Foto: AFIR Architects / Anne Feenstra)

„Pierre Charpin“ im L’Appartement 50, Marseille, Frankreich

1952 vollendete Le Corbusier sein Projekt La Cité Radieuse. Der 165 m lange, 24 m tiefe und 56 m hohe Block mit 337 Apartments im Süden von Marseille repräsentiert Le Corbusiers Vision vom urbanen Wohnen der Zukunft.

2008 bat Jean-Marc Drut, Bewohner des Apartments Nummer 50, Jasper Morrison, das besagte Apartment mit einer Auswahl seiner und anderer Arbeiten, die ihm seinen eigenen, dem Apartment und Le Corbusiers einstiger Intention angemessen scheinen, auszustatten. Und hat das dann für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

2010 wiederholte Jean-Marc Drut das Ganze mit Ronan & Erwan Bouroullec und 2012 mit Konstantin Grcic.

Die 2014er Edition der L’Appartement 50 Biennale, wie sie wohl schon genannt werden darf, nimmt den Pariser Designer Pierre Charpin in die Pflicht.

Abgesehen davon, dass man auf diese Weise Charpins Kollektion, die Arbeiten für Kunden wie Galerie Kreo, Ligne Roset, Post Design und Venini enthält, bietet sich bei der Ausstellung die Gelegenheit, einen der interessantesten Momente der europäischen Moderne kennen zu lernen und zu verstehen.

„Pierre Charpin“ im L’Appartement 50 ist zwischen dem 15. Juli und 15. August 2014 in der Unité d’habitation Le Corbusier, Appartement 50 / 5ème rue, 280 Boulevard Michelet 13008 Marseille zu sehen.

Pierre Charpin at L'Appartement 50, Marseille

Pierre Charpin im L'Appartement 50, Marseille

„Unter Zwischen im Ampelhaus“, im Ampelhaus, Oranienbaum

Wenn Berlins Stern als das kreativste Zentrum in Deutschland abnimmt und Leipzigs Stern als das andere kreativste Zentrum in Deutschland aufgeht, dann ist Oranienbaum, auf halbem Weg zwischen den beiden Städten gelegen, ganz klar die Quelle aller Kreativität in Deutschland.

Und diese Tatsache will die Oranienbaumer Galerie Ampelhaus wohl diesen Sommer auch beweisen.

Nach „King Size: Art and Design fit for a King“ 2013 und „Use it Again, Ampelhaus“ 2012, will die Ausstellung 2014 die Unterseite zeitgenössischer Kunst und zeitgenössischen Designs untersuchen. Oder zumindest ihren eigenen Keller. Die kunstvolle Erfindung, die letztes Jahr den ersten Stock der Galerie zum Ausstellungsraum gemacht hat – obwohl dieser wegen Brandschutzrichtlinien eigentlich nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war – macht nun den Keller des Gebäudes zum Ort des Geschehens. Und die Galerie wird, um es mit den Worten der Veranstalter auszudrücken, een levensgrote kijkdoos, „ein lebensgroßes Diorama“, in dem die präsentierten Objekte hauptsächlich aus einiger Entfernung durch Löcher und Öffnungen gesehen werden können.

Das ist eigentlich auch schon alles, was wir im Moment über „Unter Zwischen im Ampelhaus“ sagen können. Denn wir haben keine weiteren Informationen, außer dass die Ausstellung Arbeiten von niederländischen und deutschen Künstlern und Designern zeigt. Aber etwas sagt uns, dass sie einen Besuch Wert sein wird…

„Unter Zwischen im Ampelhaus“ wird am Samstag, den 12. Juli, eröffnet und ist bis Samstag, den 20. September 2014, im Ampelhaus, Brauerstraße 33, 06785 Oranienbaum zu sehen.

King Size Art and Design Fit for a King Ampelhaus Oranienbaum

Ampelhaus, Oranienbaum

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