Direktorenhaus Berlin: Summer Break VA / Neue Arbeiten

Als wollte die Sommerausstellung 2014 der Berliner Galerie Direktorenhaus unsere These aus dem Post „5 neue Designausstellungen im Juli 2014„, Juli und August seien eher ruhige Monate in Sachen Design und Architektur, belegen, haben sie ihre aktuelle Ausstellung „Summer Break VA“ (Sommerpause verschiedene Künstler) genannt.

„Wir sind nicht da“, scheinen sie damit sagen zu wollen, „wären wir aber da, gäbe es diese Schätze hier zu sehen.“

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Fortune von Mark Braun, gesehen bei Summer Break VA / Neue Arbeiten, Direktorenhaus Berlin

Das 2010 gegründete Direktorenhaus Berlin ist in erster Linie ein Ort für zeitgenössische Kunst. Seine Betreiber sind außerdem für das jährliche Illustrative Festival für Illustration und Grafik verantwortlich. Neben dem eher künstlerischen Fokus hat das Direktorenhaus über die Jahre aber auch zahlreiche Ausstellungen kuratiert, die sich zeitgenössischen Produktdesignern widmen, beispielsweise, und vielleicht am bedeutendsten, dem Wiener Studio Vandasye oder dem jungen britischen Designer Benjamin Hubert. Nennenswert ist auch die Ausstellung „Handmade in Germany“ von 2012, in der Objekte von 30 Designern und Herstellern präsentiert wurden, deren Arbeiten nach Meinung der Kuratoren nicht nur für qualitativ hochwertige Handwerkskunst stehen, sondern auch für traditionelle Produktionsmethoden bzw. Produktion im kleineren Maßstab anstelle von Massenproduktion.

„Handmade in Germany“ stellt auch mehr oder weniger den Kontext der Ausstellung „Summer Break VA / Neue Arbeiten“ dar.

Im kommenden Herbst wird „Handmade in Germany“ in St. Petersburg, als erste Station auf einer zweijährigen Welttournee, zu sehen sein. Das Direktorenhaus Berlin wird in dem Rahmen Arbeiten von acht mehr oder weniger jungen deutschen Produktdesignstudios zeigen, die, auch wenn sie bei „Handmade in Germany“ nicht vertreten waren, den Fokus der Ausstellung unterstreichen, indem ihre Arbeiten zu einem Großteil den Versuch zeigen, zeitgemäße Anwendungen für traditionelle Produktionsprozesse zu finden und traditionelle Formen und Techniken neu zu interpretieren.

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Rejon Armchair und Valter Regalsystem, gesehen bei Summer Break VA / Neue Arbeiten, Direktorenhaus Berlin

Auch wenn insgesamt acht Designstudios bei der Ausstellung vertreten sind, wurde der Löwenanteil der Ausstellung dem Potsdamer Studio Rejon überlassen. Eine Entscheidungen, mit der wir jedoch kein Problem haben.

Wir wissen nicht mehr genau, wann uns zum ersten Mal Arbeiten von Rejon vorgestellt wurden – wahrscheinlich aber im Zusammenhang mit der Studentenausstellung der Fachhochschule Potsdam. Auf jeden Fall haben uns Rejons Arbeiten von Anfang an fasziniert. Mit charakteristischer, fast schon brutalistischer Klarheit in Form und Material strahlen Rejons Arbeiten eine Leichtigkeit, Natürlichkeit und Zugänglichkeit aus, die es schwer machen, ihnen zu widerstehen. Neben Objekten wie „Tischlampe“ oder dem „Topfpflanzen Tisch“ bietet Rejon Produkte, die neue Perspektiven im Bereich Wohnmobiliar, und damit neue Möglichkeiten bei die Organisation des Wohnraums, eröffnen.

Für alle, die mit Rejon noch nicht bekannt sind, ist „Summer Break VA / Neue Arbeiten“ ein hervorragender Ausgangspunkt. Darüber hinaus gibt es bei „Summer Break VA“ Arbeiten von Florian Schmid, Daniel Becker, Maria Bruun, Rimma Tchilingarian und den bekannten smow-Blog-Lieblingen Uli Budde, Karoline Fesser und Mark Braun zu sehen. Die Möbel und Accessoires werden auf schöne Weise von den Malereien und Illustrationen des Berliner Künstlers Martin Haake begleitet.

Anders als der Ausstellungstitel vermuten lässt, sind nicht alle Arbeiten gerade neu, die eine oder andere ist sogar wirklich sehr alt. Was die Arbeiten aber verbindet, ist zum einen ihr handwerklicher Ansatz und zum anderen ihre tiefere Bedeutung. Auf den ersten Blick wirken alle Objekte recht simpel, als ginge es allein um ihren visuellen Charme. Auf den zweiten Blick entdeckt man jedoch Objekte, die in ihrer Entstehung, Funktionalität oder ihrem jeweiligen Produktionsprozess den Versuch des Designers offenbaren, den Fokus auf aktuelle Lebensstile, Konsumgewohnheiten und den Umgang mit Ressourcen zu richten.

Mark Brauns Fortune Karaffen beispielsweise sind schamlose Luxusobjekte, die den Besitzer jedoch dazu zwingen, über die Tatsache nachzudenken, dass auch Wasser selbst zunehmend ein Luxusobjekt wird, Mirror Mirror von Maria Bruun erweitert das traditionelle Sichtfeld des Spiegels und animiert seinen Nutzer so dazu, das Gleiche mit dem seinigen zu tun, während Rejon mit dem Fokus auf enge Kooperationen mit lokalen Handwerkern unter Beweis stellt, dass das Beste häufig vor der eigenen Haustür zu finden ist.

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Carla von Florian Schmid - erhältlich bei Zeitraum - und All Wood Stool von Karoline Fesser, gesehen bei Summer Break VA / Neue Arbeiten, Direktorenhaus Berlin

So etwas wie die perfekte Sommer-Designausstellung ist „Summer Break VA / Neue Arbeiten“, weil sie weder zu umfangreich noch  ermüdend ist. In einem Raum, der fast so beeindruckend ist wie die ausgestellten Arbeiten selbst, präsentiert die Ausstellung eher eine Visitenkarte, Zeugnisse, der Designer, anstatt zeitgenössisches Design im Allgemeinen und in aller Tiefe zu untersuchen. Das ist gut so und unserer Meinung nach schließlich auch der Punkt solcher Gruppenausstellungen.

Das einzige Problem ist für uns, dass man die Ausstellung, so wie alle Ausstellungen im Direktorenhaus Berlin, nur nach Vereinbarung besuchen kann. Wir verstehen schon warum, nur denken wir, dass man für eine so leichte Sommerausstellung eine einfachere, sommerlichere Lösung hätte finden können.

„Summer Break VA / Neue Arbeiten“ ist noch bis Mittwoch, den 30. Juli im Direktorenhaus Berlin, Am Krögel 2, 10179 Berlin zu sehen.

Alle Details und Kontaktinformationen für Besichtigungstermine sind unter www.direktorenhaus.com zu finden.

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