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Depot Basel

Wie wir bereits bis zum Abwinken deutlich gemacht haben müssten, hat uns das Projekt Depot Basel schon von Beginn an begeistert – auch wenn wir es bisher noch nicht geschafft hatten, uns dieses Eindruckes vor Ort zu vergewissern. Das hat sich nun endlich geändert. Als wir zur Eröffnung von „Gerrit Rietveld – Die Revolution des Raums“ im Vitra Design Museum in Weil am Rhein waren, tat sich eine kleine Lücke in unserem Terminplan auf. Natürlich packten wir die Gelegenheit beim Schopf und überquerten schnell die Grenze, mit Ziel Depot Basel.

In einem ehemaligen Getreidesilo an einem ehmaligen Güterbahnhof gleich neben einer vielbefahrenen Schnellstraße gelegen, sieht Depot Basel, wenn man mal ehrlich ist, wie die perfekte Location für eine zeitgenössische Designgalerie aus. Für uns ist das ein wenig to much. Ein wenig zu sehr New York 1991. Ein wenig zu sehr postindustrielle Gentrifizierung… Da es sich um ein nichtkommerzielles Projekt handelt, das von einer kleinen Gruppe Enthusiasten geleitet wird, beschränken sich die Stereotypen aber zum Glück auf diesen äußeren Eindruck und unserer Begeisterung tut das auch keinen Abbruch.

Das Team hinter Depot Basel war schon immer sehr darauf bedacht, dass es sich bei dem Projekt weder um eine Galerie noch um ein Museum oder einen Showroom handelt. Depot Basel soll viel mehr als Ort gesehen werden, der einem breiten Publikum vermittelt, was zeitgenössisches Design ist und wo und wie es unser Leben beeinflusst. Um diesem Anspruch möglichst gerecht zu werden, tendieren Ausstellungen vom Depot Basel zu mehr Interaktivität als man es von anderen Ausstellungen gewohnt ist.

Man soll nicht nur gucken, diskutieren, einen leckeren Müller-Thurgau genießen und hoffentlich noch was kaufen, sondern man wird dazu angehalten, aktiv teilzunehmen, mitzuarbeiten und etwas zu lernen. Und so scheint bei Depot Basel Design nicht als etwas Kompliziertes und Exklusives, sondern kommt ganz alltäglich und zugänglich daher.

 

Depot Basel. Das vertraute Bild. Wir lieben es aber immer noch.

Wie gesagt stand uns nur ein winziges Zeitfenster zur Verfügung; der ICE nach Frankfurt wartet eben auf niemanden. Noch nicht mal auf uns… Dennoch haben wir es irgendwie geschafft, nicht nur eine kurze Runde durch die Ausstellung zu drehen, sondern uns auch noch mit Moritz Walther, einem Mitbegründer von Depot Basel, zu treffen und mit ihm über den Hintergrund und die Zukunft des Projektes zu sprechen.

(smow)blog: Wie hat alles begonnen? Was ist der Hintergrund von Depot Basel?

Moritz Walther: Letztes Jahr hat die Stiftung Habitat [der Treuhandfond, dem das Gebäude und das umliegende Land gehört] Laura Pregger gefragt, ob sie Interesse hat, ein zeitgenössisches Projekt für diesen Ort auf die Beine zu stellen. Also haben wir uns getroffen, ein paar Leute kontaktiert, von denen wir dachten, dass sie interessiert sein könnten, ein Konzept aufgestellt, den Platz bekommen, und dann die schwierige Phase zur Klärung der Finanzierung des Projektes begonnen. Wir hatten zwar den Raum, aber keine finanziellen Mittel. Doch Dank verschiedener Institutionen und Träger konnten wir die nötigen Mittel aufbringen, um im August 2011 zu starten.

(smow)blog: Depot Basel ist ja ein temporäres Projekt. Heißt das, es ist als Ganzes zeitlich begrenzt oder nur dass die Zeit in dieser Location begrenzt ist?

Moritz Walther: Wir möchten das Projekt Depot Basel auf jeden Fall fortsetzen, die Nutzungsdauer der Location ist aber begrenzt. Wir haben einen Vertrag bis Ende 2012 und die Option auf Verlängerung bis Ende 2013. Die Idee und das Konzept sollen aber definitiv fortgeführt werden; es muss nur noch entschieden werden, wo und in welcher Form.

(smow)blog: Wir sind regelmäßig in Basel und haben den Eindruck, dass die Stadt schon voll mit Galerien und Museen ist. Liegen wir mit diesem Eindruck richtig und wo ist da Depot Basel einzuordnen?

Moritz Walther: In Basel gibt es haufenweise Museen, aber im Hinblick auf, nennen wir es mal haptische Gestaltung, gibt es eigentlich nur das Vitra Design Museum. Auch wenn es eigentlich nicht in Basel liegt, spürt man hier seinen Einfluss. Die Stadt selbst hatte auch einmal einen Ausstellungsraum für Design, aber der ist mittlerweile leider geschlossen. Wir glauben, dass solch ein Ort in Basel als eine Art Erweiterung und Kontrast zu all den Kunstmuseen und -galerien wirklich wichtig ist.

(smow)blog: Es handelt sich ja nicht im eigentlichen Sinne um ein berufsmäßiges Projekt, da niemand wirklich bei Depot Basel angestellt ist, auch wenn ihr mittlerweile die 6. Ausstellung zeigt und die 7. schon vorbereitet – und das innerhalb des ersten Jahres. Wie organisiert ihr denn eigentlich die ganze Arbeit?

Moritz Walther: Wir haben einen Masterplan, über den wir auch die Verantwortungsbereiche im Team aufgeteilt haben. So war Laura zum Beispiel Hauptverantwortliche für die Ausstellung Sitzgelegenheiten, Matylda übernimmt die gleiche Rolle für die kommende Ausstellung Handwerk und Szenografie, Julia und Katharina fürs aktuelle Projekt Bring a Ding. Und zwischen den Hauptausstellungen haben wir noch die Einblick-Reihe, wo einzelne Designer sich selbst, ihre Arbeit, ihre Inspirationen etc. vorstellen können, außerdem veranstalten wir Filmabende. Für all diese Events leisten wir alle unseren Beitrag, wo und wann immer wir können. Aber wie du schon angedeutet hast, haben wir alle auch noch „echte Jobs“, damit wir unsere Rechnungen bezahlen können. Depot Basel ist also ein unbezahltes, durch Leidenschaft getriebenes Projekt.

(smow)blog: Die Ausstellung Bring a Ding lief bis zum 27. Mai. Nur ganz kurz: Was ist der Hintergrund vom Projekt und was das Ziel?

Moritz Walther: Die grundsätzliche Idee ist es, Kinder dazu zu bringen, den Wert von Gegenständen zu verstehen. Also zum Beispiel zu begreifen, dass Dinge, die kaputt sind oder nicht länger benötigt werden, nicht automatisch Müll sind, sondern immer noch eine Bedeutung und eine Geschichte haben. Die Kinder sollten zuerst einen Gegenstand auswählen, dann seine Geschichte dokumentieren und das Objekt hier mithilfe von drei professionellen Designern umgestalten bzw. in einen neuen Kontext setzen. Hier in der Ausstellung zeigen wir den gesamten Prozess: von der Suche übers Umgestalten bis hin zu den fertigen Objekten.

(smow)blog: Was kommt denn nach Bring a Ding, wie sehen die nächsten Projekte aus?

Moritz Walther: Ende Mai werden wir die meisten Exponate aus den Ausstellungsräumen nehmen, denn dann kommt die Art Basel Ausstellung Handwerk und Szenografie, die am 11. Juni eröffnet und einen Monat dauern wird. Dann machen wir eine kurze Sommerpause, bis wir im August unsere Musterzimmer-Ausstellung eröffnen. Dabei handelt es sich um Prototypen oder so was wie Showrooms, die kreiert wurden, um aktuelle bzw. zukünftige Trends der Möbel- und Architekturindustrie zu zeigen. Wir möchten diese Tradition ein wenig wiederbeleben und junge Designer dazu herausfordern, zu zeigen, wie sie die Häuser der Zukunft sehen.

Mehr Infos zu Depot Basel gibt’s unter http://depotbasel.ch.

Einen Abstecher zum Depot Basel kann man zum Beispiel gut während der bevorstehenden Design Miami Basel (12. bis 17. Juni) unternehmen. Das klappt unter anderem auch ganz gut, weil man mit dem Bus 55 direkt vom Badischen Bahnhof Basel (im Grunde also eigentlich die Messe) übers Depot Basel zum Vitra Campus kommt. Ein Bus, drei Designhighlights. Ein etwas reißerischerer Blog würde das als „Designtour“ empfehlen…

Mehr Fotos von Bring a Ding haben wir als Facebook Galerie veröffentlicht.

Depot Basel mit Exponaten der Ausstellung "Sitzgelegenheiten"

Teil von "Bring a Ding" bei Depot Basel (sorry, aber wir haben leider den Namen des Designers vergessen)