smow Designblog


Seit eineinhalb Jahrzehnten beginnt die Möbelwoche in Köln inoffiziell mit der Ehrung des A&W Designers des Jahres. Verliehen vom Magazin


In Shakespeares „A Winter’s Tale“ beklagt Perdita, dass sie keine „Frühlingsblumen“ findet, um Girlanden für ihren geliebten Florizel zu flechten. Die Frühlingsblumen, darunter Violen, Primeln, Maßlieb oder Anemonen, die ercheinen „bevor die Schwalben es wagen“ und „des Märzens Wind mit ihrer Schönheit fesseln“.

In ihrer furchtlosen jugendlichen Liebe zu Florizel verkennt Perdita, dass es nicht die Angst vor den Märzwinden war, die die Schwalben fern hielt, sondern die Tatsache, dass sie alle in Architektur- und Designmuseen sitzen und sich an der Blüte neuer Ausstellungen erfreuen – wie jedes Jahr im März. Dasselbe sollten auch Perdita und Florizel tun, denn das gemeinsame Erlebnis einer Architektur- und Designausstellung ist ein geeigneteres Mittel, um den Nervenkitzel einer jungen Liebe aufrechtzuerhalten, als ein Veilchen, eine Primel, eine Ochsenlilie oder eine Narzisse, die bald verblühen.

Unsere sechs, ja, sechs Frühlingsausstellungen, die im März 2024 für Schwalben, Verliebte, Elisabethaner und alle anderen eröffnet werden, finden Sie in Hamburg, Wien, New York, London, Paris und Weil am Rhein…

5 New Architecture & Design Exhibitions for March 2024


Stellen Sie sich vor, Sie wären einer der am meisten verkauften und am meisten genutzten Stühle im Land, aber in der Designgeschichte hätte man Sie vergessen

Stellen Sie sich vor, Sie wären ein lehrreiches Stuhldesign in Bezug auf Praxis,  Handwerk und Industrie des Möbeldesigns, sie wären an vielen Orten im Einsatz, aber niemand hätte Sie gesehen. Niemand würde Ihren Namen kennen, aber jede würde sich einfach auf Sie setzen.

Stellen Sie sich vor, Sie wären der EW 1192 von Horst Heyder.

Mit „Der ungesehene Designklassiker“ ermöglicht das Deutsche Stuhlbaumuseum in Rabenau den Besuchern nicht nur, sich genau das vorzustellen. Die Ausstellung trägt auch ihren Teil dazu bei, etwas an dieser unglücklichen Situation zu verbessern.

Der ungesehene Designklassiker, Deutsches Stuhlbaumuseum, Rabenau


Wir Menschen glauben als Spezies gerne, dass wir die Kontrolle über das Universum haben, dass wir dank unserer Beherrschung von Physik und Mathematik das Sagen haben. Dass es sich bei dieser Position um einen Trugschluss handelt, macht insbesondere der gregorianische Kalender sehr deutlich – eine scheinbar makellose Erfindung, die unser Leben bestimmt. In diesem Kalender sitzt alles perfekt, bis wir alle vier Jahre einen zusätzlichen Tag hinzufügen müssen, damit nicht alles durcheinander gerät. Es sei denn, das Jahr ist genau durch 100 teilbar, aber nicht durch 400, dann ist es kein Schaltjahr. Der gregorianische Kalender funktioniert also nicht wirklich. Er stellt vielmehr eine grobe Annäherung dar. Die inhärente Ungenauigkeit verstehen wir, aber trotzdem wissen wir nicht, wie wir sie beheben können. Also tun wir so, als sei alles normal, und alle vier Jahre fügen wir einen zusätzlichen Tag hinzu. Oder auch nicht, wenn es 1800, 1900 oder 2100 ist.

Andere Tiere benötigen nicht alle vier Jahre einen zusätzlichen Tag; ihre Welt entwickelt sich im Einklang mit den Jahreszeiten. Pflanzen benötigen keinen zusätzlichen Tag. Warum also der Mensch?

Die Ungenauigkeit des gregorianischen Kalenders bedeutet jedoch, dass wir alle im Jahr 2024 einen zusätzlichen Tag haben, um etwas Sinnvolles zu tun, etwas wirklich Wertvolles, wie den Besuch einer Architektur- und/oder Designausstellung.

Unsere Vorschläge für solche sinnvollen, lohnenswerten Unternehmungen für die 29 Tage im Februar 2024 und darüber hinaus führen uns nach Leipzig, Malmö, Kattowitz, Oslo und Jyväskylä.

5 New Architecture & Design Exhibitions for February 2024


Chemical Connection by Karoline Fesser (in cooperation with Karl Weber), as seen at Siebter Himmel, Passagen Interior Design Week 2024


Seit 1990 wird die jährliche Möbelmesse IMM Cologne von der Passagen Interior Design Week begleitet. Diese Designwoche, ein Festival für Design, ist zwar für unseren Geschmack oft etwas zu kommerziell, bietet jedoch immer eine schöne Mischung aus aufstrebenden und etablierten Designern, kleinen Plattformen, Designschulen und anderen, die sich abseits der eher vorhersehbaren, oberflächlichen, profitorientierten Bereiche der Möbel- und Designindustrie bewegen. Diese Verschmelzung von Kreativen trägt dazu bei uns in Erinnerung zu rufen, was Design und Möbeldesign wirklich sein können. Es geht um eine Mischung von Arbeiten und Projekten, die nicht unbedingt alle brillant sind, die es aber im Allgemeinen Wert sind, seine Zeit mit ihnen zu verbringen. Es handelt sich um einen internationalen Mix von Kreativen, meist aber mit einem starken Fokus auf Köln, Düsseldorf und dem Rhein- und Ruhrgebiet. Das ist jedoch keine Beschwerde, schließlich handelt es sich um ihre lokale Veranstaltung.

Die Designwoche war über viele Jahre hinweg zusammen mit der IMM Cologne ein fester, unumstößlicher Termin in unseren Kalendern. Die Fahrten an den Rhein haben im Laufe der Jahre zahlreiche bleibende Erinnerungen hervorgebracht, an die wir uns gerne erinnern und auch solche, die weniger angenehm waren. Dank positiver wie auch negativer Erfahrungen haben uns diese Fahrten jedoch stets klüger zurückkehren lassen.

Dann kam die Covid-Pandemie, und nicht nur der Besuch der Passagen und der IMM wurde viel komplizierter, sondern auch Köln insgesamt.

Im Jahr 2024 sind wir wieder dabei. Oder zumindest sind wir wieder bei den Passagen. Wir wissen noch nicht, ob wir zu großen internationalen Messen wie der IMM zurückkehren sollen. Die Frage, ob große, internationale Messen wie die IMM überhaupt noch ausreichend Notwendigkeit, Berechtigung, Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit haben, steht dabei im Raum? Für uns aber kein Grund, die Designwochen, die sie begleiten, zu ignorieren.

In den kommenden Tagen werden wir Ihnen daher einige unserer Gedanken und Überlegungen zu einigen der im Rahmen der Passagen Interior Design Week 2024 besuchten Ausstellungen vorstellen. Das beinhaltet Gedanken zu einigen Designerinnen und Gestaltern, die uns in den alten, gewundenen Passagen von Köln begegnet sind.

Alaaf!!!

Passagen Interior Design Week 2024 - Alaaf!!!


 

Geboren 1961 in Coburg, Franken, begann Cornelius Réer seine Reise in die Welt des Glases mit einer Lehre in der Glashütte Süßmuth in Immenhausen, in der Nähe von Kassel. Diese Ausbildung wurde von Arbeitsaufenthalten in Österreich und Schweden begleitet, gefolgt von einem neunmonatigen Kurs im Brierley Hill Glass Center in Dudley, England. Nach diesen Erfahrungen kehrte er nach Franken zurück und gründete 1992 sein eigenes Studio in Fürth.

Obwohl seine Rückkehr nach Franken von langen Abwesenheiten unterbrochen wurde, führte Cornelius in den folgenden 11 Jahren im Wesentlichen ein nomadisches Leben. Er bereiste Europa und realisierte seine Kollektionen in zahlreichen Glasstudios, präsentierte und verkaufte sie auf Messen wie der Ambiente Frankfurt. Bei seinen Kollektionen steht die serielle Produktion im Vordergrund. Es handelt sich um keine Unikate, wie man sie oft mit Glas assoziiert, sondern um seriell reproduzierbare Formen. Aufgrund der handwerklichen Herstellung, bei der Cornelius jedes einzelne Stück selbst kreiert, wird allerdings jedes Objekt letztendlich doch wieder zu einem Unikat.

Im Jahr 2003 endete Cornelius‘ Nomadentum, zumindest beruflich, mit seiner Rückkehr nach Fürth. 2008 verlegte er sein Atelier nach Nürnberg, wo er heute Glasserien wie Crunch kreiert, die als sein Durchbruch gelten kann. Hinzu kommen Werke wie InsideOut, eine Familie von Objekten, die aus einer Vielzahl von Formen besteht, die einzeln oder als Kollektiv existieren können, oder die Laterne LUMEN2, Cornelius‘ Neuinterpretation und Überarbeitung eines Laternenentwurfs von Egon Eiermann aus den späten 1950er Jahren. Seine Werke zeichnen sich durch Farbgebung, Lichtspiel, materielle Effizienz und eine oft spielerisch-utilitaristische Funktionalität aus.

Seit 2023 beeinflussen steigende Gaspreise seine Werke maßgeblich. Ein Glasatelier benötigt viele Öfen, die nicht abgeschaltet werden können. Daher stellte Cornelius aufgrund der Gaspreiserhöhungen von 2023 von Holzformen auf Stahlformen um, was nicht nur den Energiebedarf reduziert, sondern auch den Charakter seiner Werke, wie zum Beispiel der Pool-Becher und -Karaffen, oder der O.V.A.- und MODUL-Vasen, stark prägt. Diese Werke sind nicht nur das Ergebnis von Designdenken, sondern auch von Handwerksdenken, als Reaktion auf die Herausforderungen der steigenden Gaspreise.

Auf der Grassimesse 2023 erhielt er gemeinsam mit dem Budapester Designstudio Line and Round, I O, den ersten smow-Designpreis.

Neben seinen eigenen Kollektionen ist Cornelius auch Co-Autor mit Laura Jungmann des Projekts/Marke Samesame. Das Projekt begann als Teil von Lauras Diplomarbeit an der Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe, hat sich jedoch inzwischen verselbstständigt. Hierbei werden industrielle Glasobjekte, insbesondere Wein-, Bier- und Wasserflaschen, von Cornelius in handwerkliche Objekte umgewandelt. Diese verleugnen ihren industriellen Hintergrund und setzen auf eine Wiederverwendung über einen unendlichen Lebenszyklus anstelle des herkömmlichen Recyclings. Dies ist nur eine von mehreren Kooperationen, die Cornelius im Laufe der Jahre mit Studentinnen und Studenten, wie auch mit  professionellen Produktdesignern und Produktdesignerinnen eingegangen ist.

Cornelius Réer at work in his Nürnberg studio (Photo courtesy and © Cornelius Réer)


Es gab Zeiten, in denen jeden Monat neue Architektur- und Designausstellungen eröffnet wurden. Manche Monate hatten mehr, andere weniger. Doch jeder Monat bot genug Material für eine Liste.

Diese Zeiten sind vorbei.

Heute dürfte es schwierig sein, neue Ausstellungen zu finden, die im August oder im Januar eröffnet werden. Ob dies eine kollektive Entscheidung der globalen Museumsgemeinschaft ist oder reiner Zufall, wissen wir nicht. 

Anders ausgedrückt: Weltweit können wir nur eine einzige neue Ausstellung finden, die im Januar 2024 eröffnet wird. Eine einzige Ausstellung kann jedoch nicht als Grundlage für eine Liste dienen.

Wie bereits im August 2023, Januar 2023 und August 2022, bieten wir daher anstelle von Empfehlungen für neue Ausstellungen eine Liste aller Architektur- und Designausstellungen, die Sie im Januar 2024 besuchen können. Wir empfehlen sogar, so viele wie möglich zu besichtigen. Denn ab Februar nimmt die Anzahl der Neueröffnungen stark zu, und es wird schwierig sein, mitzuhalten.

5 New Architecture & Design Exhibitions for January 2024


Line and Round, IO, wurde 2017 in Budapest von Annabella Hevesi, einer Absolventin der Moholy-Nagy-Universität für Kunst und Design, und Gábor Bella, einem Absolventen der „School of Life“, gegründet. Gábor besitzt einen Hintergrund in der Schreinerei und verfügt über zahlreiche Jahre Erfahrung in den Bereichen Bauwesen, Innenarchitektur und Design, einschließlich der Konzeption, Entwicklung und Umsetzung von Escape-Room-Spielen. Dieses Konzept erfreut sich in Ungarn besonderer Beliebtheit und bildete den Kontext, in dem sich Annabella und Gábor kennenlernten und ihre berufliche Zusammenarbeit begannen.

In den sechs Jahren ihrer Zusammenarbeit unter dem Namen Line and Round haben Annabella und Gábor eine Vielzahl von Innenarchitektur- und Möbeldesignprojekten entwickelt und umgesetzt. Dazu zählen die Gestaltung eines Umkleideraums und eines Raums für die Pressekonferenz des Basketballteams Sopron Basket, zahlreiche Hotel- und private Innenarchitekturprojekte sowie die Burnt Geometry Kollektion. Diese Kollektion markiert die erste eigeninitiierte Möbelkollektion von Line and Round und wurde auf der Grassimesse 2023 in Leipzig präsentiert. Bei diesem Anlass gewann Line and Round gemeinsam mit dem Nürnberger Glasmacher Cornelius Réer den ersten smow-Designpreis.

Nach ihrem Erfolg in Leipzig trafen wir Annabella und Gábor online, um mit ihnen über ihre Arbeit, ihre Herangehensweise und das Leben als Designer im heutigen Ungarn zu sprechen. Wir begannen mit der Frage, wie Line and Round entstanden ist und wie sich das Unternehmen von der Escape-Room-Industrie gelöst hat…

Annabella Hevesi & Gábor Bella a.k.a Line and Round I O (Photo Anett Pósalaki)


Man könnte argumentieren, dass das gängige Verständnis und die verbreitete Darstellung der europäischen Avantgarde-Architektur und des Designs der Zwischenkriegszeit dazu neigen, sich auf Deutschland und Russland sowie auf den Funktionalismus zu konzentrieren. Diese populären Schwerpunkte lassen uns oft vergessen, dass die europäische Avantgarde dieser Zeit, ähnlich dem Jugendstil zuvor, eine vielfältige Mischung von Positionen und ein internationales Phänomen darstellte, das durch eine Vielfalt an regionalen Dialekten geprägt war.

Das Bröhan Museum in Berlin bietet mit der Ausstellung „Hej rup! Die tschechische Avantgarde“ einen Einführungskurs in die tschechoslowakische Zwischenkriegszeit…

Hej rup! The Czech Avant-Garde, Bröhan Museum, Berlin


Jeder kennt die alte Bauernregel: „Ist der Dezember wild und regnerisch, dann verlasse dein Feld und geh in ein Architektur- oder Designmuseum“.

Unsere fünf Orte, um dem Regen im Dezember 2023 zu entkommen, befinden sich in Cottbus, Rom, Maastricht, Tallinn und Zürich.

5 New Architecture & Design Exhibitions for December 2023


The Historia Supellexalis J for Jongerius

Jongerius

Ein Labor; Eine Erkundung mit offenem Ausgang


Im Frühjahr verkündete der haitianische Musiker Wyclef Jean, dass er „bis November“ weg sein werde.

Offenbar war er den ganzen Sommer über damit  beschäftigt genug Geld zu verdienen, um Wohnblocks zu kaufen und hatte deshalb bestimmt keine Gelegenheit, ein Architektur- oder Designmuseum zu besuchen. Wir  vermuten daher, dass es ihm jetzt ein Bedürfnis ist, seine kognitiven Fähigkeiten anzuregen.

Unsere fünf Empfehlungen für neue Ausstellungen, die im November 2023 in Wien, Oslo, Brünn, Krefeld und Ljubljana eröffnet werden, richten sich an Wyclef Jean und an alle, die neue Perspektiven auf Architektur, Design und die Welt um uns herum kennen lernen möchten.

5 New Architecture & Design Exhibitions for November 2023


Die anhaltende Fokussierung auf das Bauhaus sobald es um Gestaltung und Kreativität während der 1920er Jahre geht, führt dazu, dass wir (oft unfreiwillig) andere bedeutende Akteure und ebenso lohnenswerte Ansätze in Handwerk, Design, Technologie und in der Gestaltung unserer alltäglichen Gebrauchsgegenständen aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts übersehen. Dabei handelt es sich um eine noch immer äußerst relevante Zeit, in der das Handwerk zunehmend von der industriellen Produktion verdrängt wurde.

Mit der Ausstellung „Haël. Margarete Heymann-Loebenstein und ihre Werkstätten für künstlerische Keramik 1923-1934“ trägt das Bröhan Museum in Berlin dazu bei, dass einer dieser oft übersehenen Pfade neu entdeckt und erforscht wird. Die Ausstellung eröffnet so die Möglichkeit, ein tieferes Verständnis für diese bedeutsame Ära zu entwickeln und mehr als nur einige wenige der Beteiligten wertzuschätzen und anzuerkennen.

Haël. Margarete Heymann-Loebenstein and her workshops for decorative ceramics 1923-1934, Bröhan Museum, Berlin


Seien wir ehrlich, es würde nicht zu smow passen, wenn man sich an die Regeln halten und das tun würde, was erwartet wird.

Deshalb dürfte es niemanden überraschen, dass der erste Grassimesse smow-Designpreis nicht den erwarteten einen, sondern gleich zwei Co-Gewinner hervorgebracht hat: Die Budapester Designerin Annabella Hevesi und ihr Label “Line and Round IO” sowie den Nürnberger Glasmacher Cornelius Réer.

smow co-founder Martina Stadler reads the laudatio for Cornelius Réer (m) Annabella Hevesi / Line and Round IO (l, represented by Gabor Bella) at the opening of the 2023 Grassimesse Leipzig


1981 schrieben die irischen Stadionrocker U2 über den Oktober:

„Und die Bäume sind entblößt, von allem, was sie tragen.“

Das war natürlich bevor die sich zwar schon damals abzeichnenden, aber weniger greifbaren, irreversiblen Folgen des Klimawandels dazu führten, dass die Bäume in Irland und ganz Europa im Oktober immer noch stolz ihre Blätter trugen. Eine neue Realität, die, wie wir meinen, U2 bald dazu bringen könnte, den Song in „November“ umzubenennen.

Diese neue Realität wird von der letzten Zeile der ersten Strophe in ein neues und beunruhigendes Licht gerückt:

„Was kümmert es mich?“

Eine Frage, über die wir alle nachdenken müssen.

Wie gut trifft es sich da, dass kaum etwas so sehr zum Nachdenken über unsere gegenwärtige und künftige Gesellschaft anregt und uns zu der Frage, was und warum wir es wollen, zwingt,  wie eine Architektur- und/oder Designausstellung.

Die fünf von uns empfohlenen Ausstellungseröffnungen im Oktober 2023 finden in Chemnitz, Hornu, London, Brüssel und Mailand statt.


Allein die Teilnahme an der Grassimesse ist in vielerlei Hinsicht bereits eine Auszeichnung. Es werden auf der Grassimesse aber auch verschiedene Preise vergeben: einige sind sehr spezifisch, andere eher allgemein ausgelobt – alle sind den Gewinn wert!

Im Vorfeld der Eröffnung der Grassimesse 2023 wurden am Donnerstagabend im Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig die Gewinner der sieben Grassi-Preise bekannt gegeben.

Die von der Jury der Grassmesse 2023 aus den über 80 Ausstellern ausgewählten sieben Gewinner sind…….
Grassimesse 2023 Die Gewinner der Grassi-Preise


Hervorgegangen aus den Diskursen der ersten Jahre des 20. Jahrhunderts über Produktion, Materialien, Formen und Beziehungen zu unseren Gebrauchsgegenständen etablierte sich die Leipziger Grassimesse1 im Kontext der Industrialisierung Deutschlands und der Globalisierung Europas sowohl bei Avantgardisten als auch bei traditionell orientierten Künstlern recht schnell. Sie wurde zu einer der interessantesten und wichtigsten internationalen Plattformen für Diskurse in den 1920er und 1930er Jahren.

Dann kam, wie so oft in der deutschen Geschichte, die NSDAP, der Krieg und die DDR. Obwohl es Veranstaltungen unter dem Namen „Grassi“ gab, machten die politische Entwicklung und insbesondere die politische Einmischung sowohl der Nazis, als auch der DDR Regierung, es unmöglich diese Veranstaltungen als “Grassimessen” im ursprünglichen Sinne der Zeit vHervorgegangen aus den Diskursen der ersten Jahre des 20. Jahrhunderts über Produktion, Materialien, Formen und Beziehungen zu unseren Gebrauchsgegenständen etablierte sich die Leipziger Grassimesse im Kontext der Industrialisierung Deutschlands und der Globalisierung Europas sowohl bei Avantgardisten als auch bei traditionell orientierten Künstlern recht schnell. Sie wurde zu einer der interessantesten und wichtigsten internationalen Plattformen für Diskurse in den 1920er und 1930er Jahren.

Dann kam, wie so oft in der deutschen Geschichte, die NSDAP, der Krieg und die DDR. Obwohl es Veranstaltungen unter dem Namen „Grassi“ gab, machten die politische Entwicklung und insbesondere die politische Einmischung sowohl der Nazis, als auch der DDR Regierung, es unmöglich diese Veranstaltungen als “Grassimessen” im ursprünglichen Sinne der Zeit vor den 1940er Jahren einzustufen. So war die Grassimesse für viele Jahre ein abgeschlossenes Kapitel in der Geschichte Leipzigs, bevor das Grassi Museum der Nachwendezeit die Grassimesse im Jahr 1997 aus ihrem unfreiwilligen Schlummer erweckte.

Seit dem Jahr 2000 findet die Grassimesse unter der Leitung von Sabine Epple, der Kuratorin der Sammlung Moderne des Museums für Angewandte Kunst, wieder statt. Wir trafen uns mit ihr zu einem Gespräch über das Museum, die Messe, die Entwicklung seit 1997 und auch über die bevorstehende Grassimesse 2023.

Sabine Epple, Modern Collection a the Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig, and since 2000 Grassimesse Project Manager


The Historia Supellexalis: "I" for Italy

Italien

Eine Halbinsel; ein Commonwealth; ein Kontext


In den Alpenregionen Europas beginnt im September der sogenannte Almabtrieb, die alljährliche Wanderung der Rinder, Schafe und Ziegen von ihren Hochweiden in die weit, weit unten liegenden Täler.

Diese Wanderung wird unternommen, weil, wie die Rinder, Schafe und Ziegen der Alpen von Natur aus wissen, der September der Monat ist, in dem die weltweite Gemeinschaft der Architektur- und Designmuseen langsam ihre Sommersiesta beendet und beginnt, uns zu ihren Ausstellungsprogrammen für Herbst und Winter einzuladen.

Diese Wanderung scheint sich im September 2023 besonders zu lohnen, denn er ist voller neuer Ausstellungen, die genauso verlockend und ansprechend sind wie die kräuterreichen Weiden einer Alm. Tatsächlich ist die Ernte im September 2023 derart reichhaltig, dass wir sogar zwei Listen hätten schreiben können. Der Redlichkeit halber bleiben wir jedoch bei einer Liste.

Hier sind unsere fünf Gründe, um sich von der frischen Luft und dem grünen, grünen Gras der Hochalmen zu verabschieden und in die Stadt zu begeben. Sie finden diese Ausstellungen in Frankfurt, New York, Kolding, Wien und Malmö…

5 New Architecture & Design Exhibitions for September 2023


Nur wenige neuartige Transportmethoden haben die Gesellschaft in einem solchen Maße beeinflusst wie die Eisenbahn. Die Ankunft der Eisenbahn bedeutete nicht nur, dass einst weit entfernte Städte nun nahe beieinander lagen, sondern auch, dass die Rohstoffe für die Industrialisierung und Waren leicht und kostengünstig von Ort zu Ort transportiert werden konnten. Mit der Entwicklung der jungen Eisenbahnnetze und -systeme entwickelte sich auch die Gesellschaft.1

Die Ausstellung „Futurails: Wege und Irrwege auf Schienen“ erforscht und diskutiert im DB Museum in Nürnberg diese Entwicklung der Schienen- und Bahnsysteme und stößt eine Diskussion über die Schienen- und Bahnsysteme der Zukunft an…

Futurails. Wege und Irrwege auf Schienen, DB Museum, Nürnberg


Vor etwa 12 Monaten bemerkten wir, dass wir hier im smow Blog trotz der durch Covid erzwungenen Unterbrechung wieder mehr oder weniger voll einsatzfähig sind. Die hochkomplexe Natur der smow Blog-Maschinerie bedeutet jedoch, dass einige Elemente nach wie vor auf einen Neustart warten, einschließlich unserer jährlichen #campustour durch die Sommerausstellungen europäischer Designschulen, wie wir vor etwa 12 Monaten feststellten.

Das bedeutet jedoch nicht, dass wir keine Sommerausstellungen von Designschulen besuchen – das tun wir sehr wohl. Ebenso wenig bedeutet es, dass wir auf das Genießen von Falafel verzichten – im Gegenteil, das gehört dazu. Es heißt lediglich, dass wir dies auf eine weniger strukturierte, weniger zusammenhängende Weise tun. Außerdem fehlt uns oft die Zeit und der Raum, um über die Ausstellungen, die wir besuchen, zu berichten. Dennoch geben wir stets unser Bestes. Letztes Jahr schafften es unsere Bemühungen, zugegebenermaßen, nicht über Weimar und Brüssel hinaus. Trotzdem waren wir auf vielen anderen Messen unterwegs.

In diesem Jahr hoffen wir auf eine wesentlich höhere Anzahl von Beiträgen, den Anfang machen Hamburg und die Absolventenschau 2023 der Hochschule für Bildende Künste unter dem Titel „Unfinished Business“…

Part of the presentation of Konstantin Grcic's Open Design class, as seen at the Hochschule für Bildende Künste Hamburg Graduate Show 2023: Unfinished Business


Es ist mal wieder Sommerpause, genau wie im August 2022!

Aber wieder einmal nicht für uns: wir sind hier, wir sind beschäftigt, wir sind eifrig, wir haben es eilig. Die internationale Gemeinschaft der Architektur- und Designmuseen hat allerdings beschlossen, im August keine neuen Ausstellungen zu eröffnen. Der August war zwar schon immer ein schwacher Monat für Neueröffnungen, dass aber im August 2023 genau wie im August 2022 nur eine einzige neue Ausstellung eröffnen wird, ist ein denkwürdiger Zufall.

Wie im August 2022 lässt sich aus nur einer Ausstellung eindeutig keine Liste mit Empfehlungen machen.

Stattdessen bieten wir daher hier zwei geographisch geordnete Listen der Architektur- und Designausstellungen an, die im August 2023 zu sehen sind und die Sie besuchen können bzw. besuchen sollten.

Wie immer erhebt die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir haben zweifellos interessante Ausstellungen ausgelassen. Informieren Sie sich also bitte in der lokalen Presse, was es an Ihrem Aufenthaltsort noch so zu sehen gibt.

5 New Architecture Design Exhibitions for August 2023


Wie wir alle wissen, ist der Schlüssel zum Lesen, das Lernen des ABCs: Sobald man die Buchstaben gelernt und sie zu einfachen Wörtern zusammengesetzt hat, kann man sich komplexeren Wörtern nähern – es folgen Sätze, Absätze, Aufsätze etc. Schließlich verknüpft man das, was man liest, mit Diskursen, sowie mit eigenen Beobachtungen und Erfahrungen, um sein Verständnis und seine Wertschätzung für Welt und Mitmenschen, zu verbessern.

Aber kann das Erlernen des ABCs eines spezifischen Designers uns helfen, seine Arbeit, ihre Bedeutung und ihr Vermächtnis besser zu verstehen und zu würdigen?

Mit der Ausstellung “Wilhelm Wagenfeld A bis Z” versucht das Wilhelm Wagenfeld Haus, Bremen, genau das. Es geht um einen äußerst interessanten, wenn auch manchmal nur schwer zu verstehenden Designer.

Wilhelm Wagenfeld A to Z, Wilhelm Wagenfeld Haus, Bremen


Anders als bei vielen internationalen Messen für Kunsthandwerk, angewandte Kunst und Design erfolgt die Zulassung zur jährlichen Grassimesse Leipzig ausschließlich über eine Juryauswahl, und das schon seit der ersten Ausgabe im Jahr 1920. Dieses Verfahren war immer eine der Säulen, auf denen die Messe ihren Ruf begründete und trägt nach wie vor dazu bei diesen Ruf zu erhalten.

Vor kurzem kam die Jury der Grassimesse 2023 zusammen, um die zahlreichen Bewerbungen für die diesjährige Ausgabe zu prüfen. Im Vergleich zu 2022 ist die Bewerberzahl um etwa 33 % gestiegen und es sind Bewerbungen von Kreativen aus 13 Ländern eingegangen, was ein klares Zeichen für die anhaltende internationale Anziehungskraft und Relevanz der Veranstaltung ist. Aus diesen Bewerbungen wurden 82 Aussteller ausgewählt, die ein breites Spektrum von Kunsthandwerk, angewandter Kunst und Design repräsentieren, zu dem Schmuck, Möbel, Glas, Spielzeugdesign, Hutmacherei, Keramik und vieles mehr gehören. Unter den Ausgewählten finden sich 18 internationale Aussteller aus Italien, Schweden, Ungarn, Österreich und den Niederlanden.

Alle 82 werden sich Ende Oktober im Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig versammeln.

Und alle 82 haben die gleichen Chancen, den mit 2.500 Euro dotierten Grassimesse smow-Designpreis zu gewinnen.

Wer letztendlich als erster Gewinner des Grassimesse smow-Designpreises in die Geschichte eingehen wird, entscheidet die internationale Jury am Donnerstag, den 19. Oktober.

Seid also gespannt auf Neuigkeiten in unserem smow Blog!

Bis dahin können Sie alle Aussteller/Kandidaten auf www.grassimesse.de genau unter die Lupe nehmen und Ihren Favoriten auswählen. Und wer weiß, vielleicht finden sich überzeugende Argumente, um selbst ein Wochenende Ende Oktober in Leipzig zu verbringen…….

grassimesse smow-designpreis