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Tendence Frankfurt 2015: Ra(in)water von Marcelo Caetano

Das allererste Objekt, das George Nelson im Bereich Produktdesign realisierte, war inspiriert von Architektur.

Das typisch Amerikanische Familien-Heim von 1944 hatte Stauraumprobleme: nicht nur, weil der wachsende Wohlstand bedeutete, dass die Mehrheit der Amerikaner in den 1940er Jahren mehr besaß als ihre Eltern und Großeltern je besessen hatten, sondern auch, weil sich wandelnde Lebensgewohnheiten dazu führten, dass sie ganz andere Dinge besaßen als ihre Eltern und Großeltern.

Eher so Dinge wie Golfstöcke. Welche nicht in konventionelle Schränke passen.

Auf der Suche nach einer Lösung, vor allem nach einer, die nicht zu viel zusätzliche Bodenfläche benötigt, dämmerte George Nelson, dass Wände hohl sind – also verbreitert man sie nach rechts und links um ein paar Zentimeter und so kann man seine Wand zu einem Schrank machen, der nur eine geringfügige Menge an Platz verbraucht.

Die Schrankwand war geboren!

Eine solche oder so ähnliche Logik steckt hinter Ra(in)water von dem portugiesischen Designer Marcelo Caetano; ein Projekt, welches derzeit als Teil des Talent Programms auf der Tendence Frankfurt 2015 ausgestellt wird.

Wir alle wissen, dass Wasser nicht nur eine teure Mangelware ist, sondern dass das auch zukünftig immer mehr so werden wird.

Und wir wissen alle, dass Trinkwasser eine viel zu teure und wertvolle Ressource ist, um damit die Toilette zu spülen, Blumen zu gießen, Autos zu waschen, Lehm fürs Töpfern feucht zu halten, etc…

Aber wo sollen wir all dieses Nicht-Trinkwasser für solche Tätigkeiten aufbewahren?

In den Wänden.

Zumindest, wenn es nach Marcelo Caetano geht.

Bestehend aus einem Verbund aus Plastikcontainern, die in die Innenwände des Hauses eingebaut sind, sieht Marcelos Ra(in)water System vor, dass Regenwasser durch die Regenrinnen in die Container fließt, wo es aufbewahrt wird, bis es gebraucht wird. Eine Rückkopplung schließt das System, wenn die Tanks voll sind und weiteres Regenwasser wird in das normale Abwassersystem weitergeleitet.

Das Schöne an dem System ist, dass die Tanks an die Standard-Tiefe eines Standard-Hauses angepasst sind und es so keinen zusätzlichen Platz benötigt, nur ein bisschen zusätzliche Planung und ein paar zusätzliche Rohre. Und es ist universell einsetzbar. Innenwände haben längst ihre tragende Funktion aufgegeben. Und außerdem vermuten wir, dass das System auch zur Isolierung und Geräuschdämmung beiträgt. Das können wir jedoch nicht untermauern.

Ja. Wir wissen es! Während das Konzept mit Sicherheit hervorragend in einer Stadt wie Edinburgh funktioniert, in der regelmäßige Regenfälle mehr als garantiert sind, regnet es in Städten wie Mexiko City oder Lissabon weniger. Viel weniger. Was tut man dann?

Die „normalen“ Wasserquellen nutzen.

Es gibt keine umfassende Lösung für unsere Wasserkrise: außer das umfassende Verständnis, dass das Problem nicht fehlende Wasserverfügbarkeit ist, sondern Überbeanspruchung von Wasser und, dass wir alle nicht nur unseren Wasserkonsum einschränken müssen, sondern auch einen schonenderen Umgang mit Wasser finden sollten.

Ra(in)water hilft uns, wenn auch nicht beim ersten Punkt, doch beim zweiten. In das Haus als Ergänzung zu „konventionellen“ Wasserzufuhr- und Abflusssystemen integriert reduziert es in den Phasen, in denen man es nutzt, den Wasser-Fußabdruck jedes Haushalts, auch wenn es in der Praxis nur saisonal oder über kurze oder unregelmäßige Zeitabschnitte verwendet werden kann.

Und jedes bisschen hilft. Bis wir endlich alle helfen, indem wir nur ein bisschen verbrauchen.

Momentan ist Marcelo Caetano dabei, ein Patent anzumelden und sucht nach Partnern, die Teile des Systems mit entwickeln, bis die knifflige Phase kommt, in der es gilt, Architekten und Baumeister davon zu überzeugen. Wir sind uns sicher und werden weiter am Ball bleiben, wie sich Ra(in)water entwickelt.

Weitere Informationen zu Marcelo Caetano, aber leider nicht über Ra(in)water, finden Sie auf www.behance.net/marcccdesign

Ra(in)water von Marcelo Caetano, gesehen auf der Tendence Frankfurt 2015. Ein Modell mit Benzinkanistern, um das System zu veranschaulichen…

Ra(in)water von Marcelo Caetano erklärt.