Es ist mal wieder Sommerpause, genau wie im August 2022!
Aber wieder einmal nicht für uns: wir sind hier, wir sind beschäftigt, wir sind eifrig, wir haben es eilig. Die internationale Gemeinschaft der Architektur- und Designmuseen hat allerdings beschlossen, im August keine neuen Ausstellungen zu eröffnen. Der August war zwar schon immer ein schwacher Monat für Neueröffnungen, dass aber im August 2023 genau wie im August 2022 nur eine einzige neue Ausstellung eröffnen wird, ist ein denkwürdiger Zufall.
Wie im August 2022 lässt sich aus nur einer Ausstellung eindeutig keine Liste mit Empfehlungen machen.
Stattdessen bieten wir daher hier zwei geographisch geordnete Listen der Architektur- und Designausstellungen an, die im August 2023 zu sehen sind und die Sie besuchen können bzw. besuchen sollten.
Wie immer erhebt die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir haben zweifellos interessante Ausstellungen ausgelassen. Informieren Sie sich also bitte in der lokalen Presse, was es an Ihrem Aufenthaltsort noch so zu sehen gibt.
Obwohl die Grassimesse mit nachvollziehbaren Pausen seit 1920 stattfindet, wurde der smow-Designpreis der Grassimesse im Jahr 2023 erstmals ausgeschrieben.
Das bedeutet, dass eine eindrucksvolle Riege hochkarätiger Designerinnen und Designer von damals den Preis nicht mehr gewinnen kann. Sie haben, wenn man so will, etwas verpasst. Alle anderen können die Auszeichnung und die damit verbundenen 2.500 € noch gewinnen. Zumindest, wenn sie sich bis zum Einsendeschluss, Sonntag, dem 21. Mai, beworben haben.
Andernfalls haben auch sie das Nachsehen und gehören somit zu einer illustren, wenn auch sehr unglücklichen Gruppe, die wir im Folgenden vorstellen.
Wir feiern die Rückkehr eines alten Favoriten! Statt “smow stellt vor” müsste es also “wilkommen zurück!” heißen. Beim Rowac-Schemel handelt es sich um ein Objekt, das 1909 als eines der ersten Stahlblechmöbel der Welt auf den Markt kam. Ein Möbelobjekt, das einst nicht nur unzählige Werkstätten und Lehranstalten zierte, sondern auch die Werkstätten und Ateliers des Bauhaus in Weimar und Dessau und ein Werk, das in den Wirren der Nachkriegszeit in Ostdeutschland verloren ging.
Im Jahr 2023, rund 80 Jahre nach Produktionsende, kehrt der Rowac-Schemel zurück: und zwar aus und in seine Heimatstadt Chemnitz.
Möglich gemacht hat das ein Kickstarter-Crowdfundingprojekt.
Um mehr darüber zu erfahren, haben wir uns mit Alide und Dieter Amick von Rowac unterhalten.
Zu den vielen Aspekten, die die Entwicklung des Möbeldesigns und der Innenarchitektur in den letzten 120 Jahren beeinflusst und geprägt haben, muss man zweifellos die Entwicklung der Farben zählen.
Während Farben in den vergangenen Jahrhunderten in Sachen Verfügbarkeit, Auswahl und Haltbarkeit beschränkt waren, gab es in den letzten Jahrzehnten in dieser Hinsicht große Fortschritte. Daraus haben sich nicht nur immer mehr Möglichkeiten bei der Verwendung von Farben ergeben, auch die Erforschung der psychologischen Wirkung von Farben und der Farbwahrnehmung ist immer weiter fortgeschritten. Das führte wiederum zu einer immer ausgeklügelteren Verwendung von Farbe im Marketingbereich und damit zu einer schleichenden Kommerzialisierung von Farbe.
Mit der Installation “Colour Rush!” verwandelt die Rotterdamer Designerin Sabine Marcelis das Vitra Design Museum Schaudepot in einen Raum, der bestens geeignet ist für differenzierte Betrachtungen zum Thema Farbe im Zusammenhang mit Möbeln und Innenräumen. Marcelis ermöglicht damit nicht nur neue Einblicke in die Sammlung des Vitra Design Museums, sondern auch in das, was diese Sammlung uns über Möbel und Innenarchitektur aus den letzten 120 Jahren lehren kann.
Nach germanischem Volksglauben heißt es: “Ein nasser Februar bringt ein fruchtbares Jahr”.
Das bezieht sich nicht nur auf die Vegetation, sondern auch auf Ihre persönliche Entwicklung: Ein nasser Februar bedeutet mehr Zeit, die Sie in Museen verbringen können, und die sich so nutzen lässt, um an sinnvollen und relevanten und motivierenden Diskursen und Diskussionen teilzuhaben.
Wir bitten also um Regen im Februar!!!
Unsere fünf Tipps für wachstumsfördernde Schutzräume im Februar 2023 führen uns nach Köln, Stockholm, Hornu, Hamburg und Montréal.
1959 erhielt Alexander Girard den Auftrag, die Inneneinrichtung des New Yorker Restaurants La Fonda del Sol zu gestalten, für das Charles und Ray Eames die Sitzmöbel entwarfen.
Heute sind der La Fonda Esszimmerstuhl und der La Fonda Beistellstuhl bekannte, wenn auch derzeit nicht mehr produzierte Bestandteile des Eames-Portfolios. Man fragt sich allerdings, was aus dem La Fonda Barhocker geworden ist.
Glaubt man dem Volksmund, dann hat die Tradition des Weihnachtsbaums ihren Ursprung in der Region des heutigen Deutschlands. In Deutschland wurde auch erstmals mit „O Tannenbaum“ die populärste Ode an den Weihnachtsbaum gesungen.
Die Tatsache, dass alle fünf unserer neuen Ausstellungsempfehlungen für Dezember 2022 in Deutschland, Österreich oder der deutschsprachigen Schweiz zu finden sind, hat jedoch nichts mit einer Würdigung dieses germanischen Beitrags zur Weihnachtszeit zu tun.
Die Würfel sind einfach so gefallen, dass die für uns am interessantesten klingenden Ausstellungseröffnungen für Architektur und Design im Dezember 2022 dort zu finden sind.
Wir sähen es lieber, wenn unsere Empfehlungen über die Welt verstreut wären. Allerdings fallen die Ausstellungen thematisch sehr unterschiedlich aus und sie behandeln eine sehr internationale und universelle Thematik. Außerem, und das sollten wir nicht vergessen, sollte eine Ausstellungseröffnung nicht nur ein Grund sein, ein bestimmtes Museum zu besuchen, sondern als Einladung fungieren, sich mit dem Thema und den Themen darin zu beschäftigen.
Betrachten Sie das Folgende also nicht als fünf Ausstellungsempfehlungen im deutschsprachigen Europa, sondern als fünf zusätzliche Kerzen für Ihren Weihnachtsbaum 2022…
Eine Anna; Eine Sofia; Eine Charlotte; Eine Katja.
Sommerpause!? Nicht bei uns!!!
Wir sind immer noch hier und arbeiten unermüdlich daran, das Feuer eurer Wissbegierde zu entfachen und euren Intellekt anzutreiben die Tiefen und Weiten des Designs weiter zu erforschen.
Allerdings hat die internationale Gemeinschaft der Architektur- und Designmuseen beschlossen im August 2022 keine neuen Ausstellungen zu eröffnen.
Nicht, dass wir prahlen wollen, aber wir besitzen zweifellos die größte globale Datenbank von Architektur-, Design- (und Kunst-) Museen, die jemals zusammengestellt wurde. Dabei handelt es sich um eine Ressource, die ständig wächst, in der wir uns ständig bewegen und in der wir in vielerlei Hinsicht unser Leben verbringen. Wir können dieser Datenbank keine architektur- oder designrelevanten Ausstellungen entnehmen, die im August 2022 eröffnet wird.1
Bis auf eine.
Weltweit haben wir genau eine neue Ausstellung gefunden, die im August 2022 eröffnet wird und die unsere Kriterien für eine empfehlenswerte Ausstellung, aufgrund der Vorankündigungen der Kuratoren, erfüllt. Eine Ausstellung ist für unsere traditionellen 5 Empfehlungen jedoch zu wenig. Wir werden sie deshalb erst besuchen und, sollte sie halten, was sie verspricht, zu gegebener Zeit darüber berichten.
Dass keine neuen Ausstellungen eröffnet werden, bedeutet jedoch nicht, dass die internationale Gemeinschaft der Architektur- und Designmuseen im Urlaub sei, ganz im Gegenteil. Die Museen haben sich einfach in die Kühle ihrer Archive zurückgezogen bis dann im September und Oktober eine wahre Fülle von leicht zu empfehlenden neuen Ausstellungen eröffnet wird.
Keine neuen Ausstellungseröffnungen bedeuten auch nicht, dass Architektur- und Designmuseen geschlossen sind. Die Museen sind offen. Sie sollten und müssen besucht werden.2
Anstelle einer Liste der neuen Ausstellungen bieten wir daher zwei geografisch geordnete Listen der Architektur- und Designausstellungen an, die im August 2022 zu sehen sind und die Sie besuchen können, sollten und müssen…….
Im Dezember 1969 strahlte der österreichische Fernsehsender ORF ein halbstündiges Porträt des Architekten Hans Hollein aus, in dem unter anderem Holleins Projekt “Mobiles Büro” vorgestellt wurde: eine aufblasbare Plastikblase, in der eine Person sitzen und arbeiten konnte. „Klingt vielleicht etwas verrückt“, so der Moderator.
Bei dem Projekt handelte sich um ein Gerät, bzw. ein Konstrukt, das die Schaffung eines privaten Bereichs inmitten eines öffentlichen Raums ermöglichte. Das war im Jahr 1969 zweifellos eine „etwas verrückte“ Idee.
Wie sieht das im Jahr 2022 aus?
Wie so oft im Leben sind es auch im Bereich des Möbeldesigns selten die auffälligen, prominenten Werke oder Personen, die uns am meisten lehren, sondern meist jene Werke und Personen, die uns in ihrer Anonymität und Bescheidenheit, unsichtbar und still, begleiten.
Das Projekt Monobloc von Autor und Regisseur Hauke Wendler und seinem Team bietet uns die Möglichkeit, uns auf ein Objekt zu konzentrieren, das wir alle schon gesehen und benutzt haben, mit dem wir uns aber nur selten, wenn überhaupt, offen auseinandergesetzt haben.
Die populäre Geschichte des Möbeldesigns ist, das kann niemand bestreiten, eine Geschichte der Männer.1
Das liegt nicht daran, dass Männer eine angeborene Affinität für Möbeldesign haben, während die Domäne der Frauen Textilien und Farben sind; sondern daran, dass die populäre Geschichte des Möbeldesigns voller Fehler, Vorurteile und Ungenauigkeiten steckt.
Viele dieser Fehler und Ungenauigkeiten lassen sich auf die Institutionen zurückführen, die mit der Aufzeichnung, Dokumentation und Vermittlung der Geschichte des Möbeldesigns betraut und dafür verantwortlich sind, diese Geschichte zu erzählen und zu validieren.
Mit dem Projekt “Spot On: Designerinnen in der Sammlung” wirft das Schaudepot des Vitra Design Museums ein kritisches Schlaglicht auf einige der schattigen Ecken in der eigenen Sammlung.
1922 ließ der schottische Schriftsteller J.M. Barrie seine Studenten an der Universität St. Andrews folgendes wissen: „Sie erinnern sich bestimmt, dass mal jemand gesagt hat, Gott habe uns das Gedächtnis gegeben, damit wir im Dezember Rosen haben“. Dabei handelte es sich um eine Anspielung auf den Sommer des Lebens, der die dunklen Wintertage des Alters mit Farbe und Duft erfüllt. Diese Analogie sollte J.M. Barrie wenig später mit dem Satz „Sie haben den Juni vor sich“ noch geschickt verstärken.1
Aber das hat sich im Jahr 1922 zugetragen als Rosen tatsächlich noch saisonale Blumen waren. Heute sind sie das ganze Jahr über erhältlich, was nicht nur die Kurzsichtigkeit und Idiotie versinnbildlicht, mit der wir unseren Planeten zerstören, sondern auch dazu geführt hat, dass die Rose von der ergreifenden und wirksamen Metapher, wie sie Barrie verwendete, zu einer billigen, stereotypen Trope ohne wirkliche Bedeutung geworden ist.
Ein Jahrhundert später gibt es diverse Möglichkeiten unsere emotionalen und geistigen Fähigkeiten auf unserem Lebensweg hin zu unserem ganz persönlichen Dezember zu stimulieren und zu verfeinern. Eine der besten Methoden ist, wie könnte es anders sein, der regelmäßige Besuch von Architektur- oder Designausstellungen.
Unsere fünf neuen Rosen, die im tatsächlichen Dezember 2021 erblühen, finden sich in Wien, New York, Düsseldorf, Kanazawa und Paris.
Und wie immer in diesen Zeiten sollten Sie sich, wenn Sie den Besuch einer Ausstellung planen, im Voraus mit den aktuellen Regeln hinsichtlich Eintrittskarten, Einlass, Sicherheit, Hygiene, Garderobe usw. vertraut machen.
Im Zusammenhang mit ihren Überlegungen zum komplexen Thema „Frauen und Fiktion“ liest sich Virginia Woolf in ihrem 1929 erschienenen Essay “A Room of One’s Own” chronologisch durch ein Bücherregal mit Werken von Frauen aus allen Jahrhunderten.
Die Ausstellung “Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute” im Vitra Design Museum funktioniert in etwa so wie Virginia Woolfs Bücherregal und ermöglicht auf diese Weise Überlegungen zum komplexen Themas „Frauen und Design“, inklusive kritischer Hinterfragung.
Unser Verhältnis zur Farbe ist unweigerlich von der jeweiligen Kultur geprägt, in der wir aufwachsen. Dieser Umstand führt wiederum unweigerlich dazu, dass wir im Hinblick auf Psychologie, Wirkung und Verwendung alle eine relativ streng definierte Auffassung von Farben haben.
Mit der Ausstellung “Grüner Himmel, Blaues Gras. Farben ordnen Welten” erörtert das Weltkulturen Museum Frankfurt die kulturelle Relevanz und die sozialen Funktionen von Farbe in diversen Kontexten und lädt so dazu ein, unsere Beziehung zur Farbe und zu der Welt, die sie codiert, zu erweitern.
In früheren Zeiten war der Oktober in den germanischen Ländern als Monat des Weines bekannt. Das bezog sich wahrscheinlich weniger auf das Getränk und vielmehr auf die Traube und die Ernte, und damit auf die Verheißung des neuen Weins.
Auch unsere Ausstellungsempfehlungen können in vielerlei Hinsicht als eine monatliche Ernte der neuen Architektur- und Designausstellungen betrachtet werden. Das heißt genauer gesagt – und um im germanischen Sprachgebrauch zu bleiben – als eine Auslese: eine wohlüberlegte Auswahl gut gereifter Konzepte und Räumlichkeiten, die den erfahrenen als auch den unerfahrenen Betrachters anregen und beleben werden.
Unser Quintett neuer, denkwürdiger Jahrgänge des Weinmonats 2021 versammelt Ausstellungen in Ulm, Stockholm, ’s-Hertogenbosch, Paris und Tokio.
Ähnlich wie im Falle „Bauhaus“ wird „Memphis“ oft auf einen „Stil“ reduziert, auf etwas, das sich „nachmachen“ ließe.
Und wie im Falle „Bauhaus“ ist diese Annahme nicht nur falsch, sie behindert auch unser Verständnis der Designgeschichte und der Entwicklung hin zu unserem heutigen Design. Dieses Verständnis ist aber sehr wichtig, wenn es darum geht, wo wir stehen und wie wir am besten vorankommen können.
Mit der Ausstellung “Memphis: 40 Jahre Kitsch und Eleganz” lädt die Vitra Design Museum Gallery uns ein, tiefer zu gehen und hinter die kunststoffbeschichteten Oberflächen zu schauen.
Der Titel von Hella Jongerius‘ im Jahr 2016 erschienenem Buch erklärt es kurz und bündig: Hella Jongerius hat keine Lieblingsfarbe.
Das heißt jedoch nicht, dass Hella Jongerius Farben gleichgültig wären – ganz im Gegenteil.
Indem Hella Jongerius uns erklärt, warum Farben für sie wichtig sind und warum sie keine Lieblingsfarbe hat, hilft sie uns, Farben, unser Verhältnis zu Farben und die Funktionen von Farben besser zu verstehen.
Mit der Ausstellung “Stühle. Nur für Kinder!” erkundet das Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig, die Geschichte und Entwicklung von Sitzmöbeln für Kinder. Dabei werden nicht nur Einblicke in eine häufig unterschätzte Möbelgattung gewährt, die Ausstellung zwingt den Besucher auch neue Antworten auf die vermeintlich sehr einfache Frage “Was ist ein Stuhl?” zu suchen.
Beim Durchstöbern des digitalen Marcel-Breuer-Archivs sind wir eines Nachmittags auf einen Brief vom 25. Juli 1950 von Peter M. Fraser, einem Mitarbeiter Breuers, an das Eames Office gestoßen. In diesem Brief erkundigt er sich nach einem Beleuchtungsentwurf von Charles und Ray Eames, den Breuer in einem seiner Architekturprojekte verwenden wollte. „Ein Lampendesign von Charles und Ray Eames” – Eames Lampen !!!??
Wir kennen Möbel, Spielzeug, Ausstellungen, Textilien, Filme und Fotografien der Eames, aber was ist mit Leuchtendesigns?
„Ich frage mich, wie es wäre, in einer Welt zu leben, in der immer Juni ist“, sinniert Anne Shirley in Lucy Maud Montgomerys 1915 erschienenem Roman Anne in Kingsport.
„Du würdest es bald satthaben“, antwortet ihre Adoptivmutter Marilla Cuthbert seufzend.
Daraufhin Anne: „im Moment habe ich das Gefühl, dass ich lange brauchen würde, um dessen müde zu werden …“
Und genauso geht es uns in Anbetracht der Fülle neuer Architektur- und Designausstellungen, die im Juni 2021 aus dem Boden sprießen. Wer könnte sich daran schon satt sehen?
Unsere fünf Empfehlungen aus diesem frühsommerlichen Ausstellungs-Bouquet finden Sie in Leipzig, Hornu, Berlin, Bloomfield Hills und Chemnitz…
Ronan und Erwan Bouroullec – zwei Brüder und eine schlichte, poetische Verbindung.
„Man sitzt bequemer auf einer Farbe, die man mag“, erklärt Verner Panton in seinem 1997 erschienenen Buch „Lidt om Farver/Notes on Colour“.1
Panton bringt damit sehr prägnant ein Verständnis von Farbe zum Ausdruck, das über Farbe als rein dekoratives Element hinaus geht. Er liefert eine von vielen Überlegungen zur Funktion und Relevanz von Farbe jenseits des rein Dekorativen, die in vielfältiger Form im Verlauf der Geschichte des Möbel- und Produktdesigns auftauchen.
In den kommenden Wochen möchten wir uns anhand einer Auswahl von Texten und Äußerungen diverser, internationaler Gestalter, kontrastierende und manchmal komplementäre Überlegungen anschauen und nachvollziehen.
Auch wenn nicht alle Quellen, die wir uns aussuchen, als Theorie, geschweige denn Farbtheorie im klassischen Sinne gelten, können die Äußerungen und Dokumente der jeweiligen Gestalter über die Beziehungen zwischen Farbe und Form, Farbe und Funktion, Farbe und Benutzer, Farbe und Kunstfertigkeit, etc. doch als Beiträge zu einer formaleren Design-Farb-Theorie betrachtet werden.
Wir beginnen mit Verner Panton und seinem Buch „Lidt om Farver/Notes on Colour“.
Aus allseits bekannten Gründen fiel in diesem Jahr nicht nur die internationale Möbel- und Einrichtungsmesse imm cologne aus, die für Mitte Januar 2021 geplant war, sondern auch die Passagen Interior Design Week Köln. Das bedeutet allerdings keinesfalls, dass Mitte Januar nicht trotzdem frisches zeitgenössisches Design in Köln zu finden war. In einer offline realisierten und online präsentierten Ausstellung stellte die Assemblage Generation Köln die Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit mit der Glashütte CIAV Meisenthal vor. Eine virtuelle Ausstellung und ein Projekt zum Anfassen, das nun in einem kurzen Film erkundet werden kann.
Es geht uns hier nicht um die Situla (lat. „Eimer“) von Gotofredo selbst, sondern um das, was auf dem kleinen, filigran geschnitzten Elfenbeinobjekt aus dem 10. Jahrhundert abgebildet ist: Die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes schreiben ihre Evangelien, wie wir annehmen, an höhenverstellbaren Pulten.