5 neue Designausstellungen im November 2014

Es sind jetzt 12 Monate, seitdem wir begonnen haben, Empfehlungen für kommende Architektur- und Designausstellungen zu schreiben, die auf nichts anderem als Pressemitteilungen oder PR-Texten beruhen. Ein Jahr also, in dem wir 60 Ausstellungen empfohlen haben, die uns gut, sehenswert und unterhaltsam erschienen und das in den meisten Fällen auch waren.

Anlass genug also für uns damit weiterzumachen. Um den ersten Geburtstag der „5 neuen Designausstellungen“ zu feiern, hier also 5 neue Designausstellungen für November 2014.

„Oskar Schlemmer – Visionen einer neuen Welt“ in der Staatsgalerie Stuttgart

Man kann wohl sagen, dass nur wenige Ausstellungen eine derart lange Vorbereitung benötigen wie die kommende Ausstellung in der Staatsgalerie Stuttgart, „Oskar Schlemmer – Visionen einer neuen Welt“. Die Tatsache, dass das Museum und vor allem die Kuratorin Dr. Ina Conzen fast ein ganzes Jahrzehnt an der Ausstellung gearbeitet haben, die dem deutschen Maler, Designer, Choreographen und ehemaligem Leiter des Wandgemälde-, Bildhauerei- und Theaterseminars des Bauhauses gewidmet ist, hat weniger mit der Stuttgarter Arbeitsmoral als vielmehr mit Konflikten innerhalb und mit der Familie Oskar Schlemmers zu tun. Diese Konflikte bedeuteten, dass jeder Ausstellung von Werken Oskar Schlemmers unvermeidlich juristische Schritte wegen Missbrauchs an den Rechten der Werke gefolgt wären. Im Januar 2014 sind die Rechte an Oskar Schlemmers Werken jedoch verfallen und die Staatsgalerie Stuttgart kann die Retrospektive nun auch ohne Angst vor juristischen Konsequenzen zeigen. Mit ungefähr 250 Malereien, Skizzen, Skulpturen und Fotografien sowie mit den originalen Kostümen aus Schlemmers Triadischem Ballett verspricht „Oskar Schlemmer – Visionen einer neuen Ära“ die bisher umfangreichste Untersuchung einer wirklich faszinierenden Persönlichkeit zu werden. Und weil wir so lange darauf warten mussten, wird die Ausstellung bestimmt umso besser.

„Oskar Schlemmer – Visionen einer neuen Welt“ wird von Donnerstag, den 20. November 2014, bis Montag, den 6. April 2015, in der Staatsgalerie Stuttgart, Konrad-Adenauer-Str. 30-32, 70173 Stuttgart gezeigt.

Oskar Schlemmer - Visionen einer neuen Welt

"Der Abstrakte" - aus Oskar Schlemmers Triadischem Balett. Voraussichtlich zu sehen in Oskar Schlemmer - Visionen einer neuen Welt (Foto mit freundlicher Genehmigung der Staatsgalerie Stuttgart)

„How do we pronounce design in Portuguese“ im MUDE – Museum für Design und Mode, Lissabon, Portugal

Mit seiner kommenden Ausstellung wird das MUDE in Lissabon versuchen eine Essenz des portugiesischen Designs seit 1980 aufzuzeigen und zu untersuchen. Mit einem auf traditionellen Genres und Materialien gerichteten Fokus, wie beispielsweise Textilien, Keramiken, Glas und Kork, hat sich „How do we pronounce design in Portugeuese“ nicht nur vorgenommen, einen kompletten Überblick zum zeitgenössischen portugiesischen Design abzuliefern, sondern auch die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden wichtigsten Zentren des portugiesischen Designs, Lissabon und Paredes, zu untersuchen. Wie bereits gesagt, und wir sagen es immer gerne wieder, beheimatet Portugal eine faszinierende und sehr liebenswürdige Designcommunity, die einerseits ein Gespür für die Traditionen der Region hat, mit diesen Traditionen andererseits aber auch in der heutigen Zeit umzugehen weiß. Diese Community braucht nur noch eine starke Stimme!

„How do we pronounce design in Portuguese“ ist vom 27. November 2014 bis 30. März 2015 im MUDE – Museum für Design und Mode, Rua Augusta, nº 24, 1100-053 Lissabon zu sehen.

spore vase Paulo Sellmayer eindhoven

Vielleicht unser liebstes portugiesisches Design: Spore Vase von Paulo Sellmayer, hier bei Made Out Portugal, Eindhoven

„Constructing Text. Swiss Architecture Under Discussion“ im Schweizer Architekturmuseum Basel, Schweiz

Die Feder ist bekanntlich mächtiger als das Schwert. In der Architektur ist hingegen wohl eher das Foto mächtiger als die Feder. Nach der Ausstellung „Building Images“ wird sich „Constructing Text, Swiss Architecture Under Discussion“ mit der Rolle des geschriebenen und gesprochenen Wortes in der Architektur beschäftigen, grundsätzlich also mit der Rolle, die die Architekturkritik hinsichtlich der Entwicklung von Projekten und deren Wahrnehmung durch Fachleute und die breite Öffentlichkeit spielt. Grob gesagt geht es also darum zu untersuchen, welche Relevanz der Architekturkritik zukommt. Zu diesem Zweck untersucht die Ausstellung 15 Projekte der vergangenen 40 Jahre, darunter das Atomkraftwerk Kaiseraugst, die Entwicklung der Europaallee in Zürich und der Roche Tower Basel (Bau 1), die beispielhaft für die Interaktion zwischen Wort und Architektur stehen. Und auch wenn die Ausstellung sehr deutlich macht, dass der Fokus auf Schweizer Architektur und Schweizer Architekten liegt, werden die präsentierten Schlussfolgerungen und Argumente natürlich auch global geltend sein – nehmen wir jedenfalls mal an!

„Constructing Text. Swiss Architecture Under Discussion“ wird am Samstag, den 1. November 2014, im S AM Schweizer Architekturmuseum, Steinenberg 7, CH-4051 Basel eröffnet und läuft dort bis Sonntag, den 22. Februar 2015.

Constructing Text. Swiss Architecture Under Discussion opens at S AM Swiss Architecture Museum

Roche Tower Bau 1 (Foto: Marcel Rickli, mit freundlicher Genehmigung des S AM Schweizer Architekturmuseum)

„Making Music Modern: Design for Ear and Eye“ im Museum of Modern Art MoMA, New York, USA

Zwischen Musik und Design besteht nicht nur schon immer ein enges und zuträgliches Verhältnis, auch die Parallelen zwischen beiden sind erstaunlich: Es gibt eine Vielzahl an Genres, die man mögen kann oder nicht; regelmäßig entwickeln sich neue Strömungen, die bestehende Normen in Frage stellen; es werden frühere Stile von jüngeren Generationen adaptiert; es besteht ein gefährlicher Hang zum Kitsch; ein Großteil der Bevölkerung ist sich bei ein paar populären Arbeiten einig, sie seien die wichtigsten und stilbildenden Klassiker; beide sind allgegenwärtig usw. Tatsächlich scheint der einzig wahrnehmbare Unterschied zwischen beiden darin zu bestehen, dass Musik ein grundsätzlich reaktives Medium ist – sie kann eine gegebene Situation kommentieren und vorschlagen, dass eine Alternative notwendig sein könnte, während das Design nicht nur kommentieren, sondern auch aktiv reagieren und eine Alternative entwerfen kann. Um diese geschwisterliche Verbindung zu ehren, hat das MoMA New York seine Archive geplündert und eine Ausstellung kuratiert, die sich mit dem Beitrag des Designs zur Musik beschäftigt, beispielsweise im Zusammenhang mit Instrumenten, Marketing, Auditorien, Plattenspielern usw. Neben Arbeiten von Leuten wie Hans Poelzig, Dieter Rams, Hiroshi Ohchi und (unausweichlicher Weise) Sir Jonathan Ive verspricht die Ausstellung auch Arbeiten von Charles Rennie Mackintosh und Lilly Reich (keine Ahnung welche, aber bestimmt sehr faszinierende!) zu zeigen.

„Making Music Modern: Design for Ear and Eye“ ist zu sehen im Museum of Modern Art, 11 West 53 Street, New York, NY 10019 vom 15. November 2014 bis 15 November 2015. Ja, das ist ein ganzes Jahr!

Hans Poelzig. Concert Hall Project, Dresden, Germany, Interior perspective of preliminary scheme

Hans Poelzig. Projekt Konzerthalle, Dresden, Interior perspective of preliminary scheme (Foto mit freundlicher Genehmigung vom Museum of Modern Art MoMA, New York)

„Vanity of Object: Tom Vack – Design Photography“ in der Neuen Sammlung – The International Design Museum München

In etwa so wie Aldo und Marirosa Ballo in den 1950er und 60er Jahren die kommerzielle Möbelfotografie nachhaltig geprägt haben, hat auch Tom Vack die Produkt- und vor allem die Möbelfotografie seit den 1980er Jahren beeinflusst und definiert. Während allerdings für Aldo und Marirosa Ballo und ihresgleichen das Ziel der Fotografie darin lag, das Objekt in ein möglichst opportunistisches Licht zu rücken, legt Tom Vack den Fokus auf die Komposition des Fotos selbst. Seine Fotografien scheinen häufig eher zufällig ein Produkt abzubilden und man erkennt dieses oftmals erst auf den zweiten Blick. Nach seinem Umzug von Amerika in den 1980er Jahren, arbeitete Vack schnell mit Leuten wie Michele De Lucchi und der experimentellen postmodernen Szene Mailands zusammen, bevor er eine 10-jährige Zusammenarbeit mit Phillipe Starck als dessen persönlicher Fotograf begann. Diese Zusammenarbeit war in vielerlei Hinsicht für die Entwicklung von Phillipe Starcks medialem Erfolg verantwortlich. Darüber hinaus hat Tom Vack eng mit Designern wie Ron Arad, Ingo Maurer und Marc Newson zusammengearbeitet. Das Resultat ist ein breit gestreutes Portfolio u.a. mit Aufnahmen im ruhigen Stil romantischer Kunst, Arbeiten, die eher über die experimentelle Freiheit des frühen Computertzeitalters verfügen, bis hin zu Bildern, die mehr gerendert als fotografiert erscheinen. Hinzu kommt eine beneidenswerte Liste von Klienten, wie Magis, ClassiCon, Flos, Thonet und Nils Holger Moormann. Und ja, Tom Vack hat für Vitra auch einen Tom Vac fotografiert. Wir würden uns nicht gerade als die größten Fans von Tom Vack bezeichnen, aber wir haben großen Respekt vor seinen Arbeiten, seinen künstlerischen und ästhetischen Visionen und vor allem vor dem Einfluss, den er auf das gesamte Genre hatte. Mit ungefähr 200 Fotografien von Tom Vack aus den letzten drei Jahrzehnten verspricht „Vanity of Object“ eine gute Gelegenheit zu werden, um sein Oeuvre besser verstehen zu können und schätzen zu lernen.

„Vanity of Object: Tom Vack – Design Photography“ wird zwischen dem 8. November 2014 und 25. Januar 2015 in der Neuen Sammlung – The International Design Museum, Barerstrasse 40, 80333 München gezeigt.

Tom Vack Tom Vac

Tom Vac von Tom Vack (Design Ron Arad, 2004) (Foto © Tom Vack, mit freundlicher Genehmigung der Neuen Sammlung – The International Design Museum, München)

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