Design Miami/Basel 2011

Dieses Jahr haben wir es endlich mal auf die Design Miami/Basel geschafft.

Es gibt unter den teilnehmenden 43 internationalen Designgalerien zwei Arten: die, die „alte“ Objekte ausstellen und die, die neue zeitgenössische Entwürfe präsentieren.

Die Galerien, die sich auf neues zeitgenössisches Design spezialisiseren, verdienen ihr Geld in der Regel mit limitierten Konzeptkunst-Auflagen, die sie dann verkaufen. Oder sie kaufen die ersten Auflagen von neuen Arbeiten auf, die das Potential haben, Designklassiker zu werden.

Fragile Future Chandelier 3.1 by Lonneke Gordijn & Ralph Nauta at Carpenters Workshop Gallery

Fragile Future Chandelier 3.1 von Lonneke Gordijn & Ralph Nauta in der Carpenters Workshop Gallery

Die modernen Arbeiten, die in Basel zu sehen waren, reichten von Stücken, die – wenn man ehrlich ist – eher Kunst als Design sind, wie z.B. der wirklich monumentale „Fragile Future Chandelier 3.1“ von Lonneke Gordijn & Ralph Nauta in der Carpenters Workshop Gallery, bis hin zu erstklassigen Produktdesigns, die uns wirklich beeindruckt haben, wie z.B. die wunderbaren Lichtskulpturen „Well of Life“ von Arik Levy bei Priveekollektie.

Am unterhaltsamsten waren Arbeiten wie Oskar Zietas Plopp oder Endless von Dirk vander Kooij – Produkte, die Ihre Designmesse-Premieren als revolutionäre aber gesichtslose Wunder gefeiert haben. Es es ist immer schön, Dinge heranwachsen zu sehen – egal ob es Kinder, Schafe oder Schaukelstühle aus geschmolzenen Kühlschränken sind.

Von den älteren Designs haben uns am besten die Architektur-Designs und die einmaligen Location-bezogenen Stücke gefallen. Ältere Versionen von Produkten, die noch produziert werden, haben uns nicht wirklich hinterm Ofen hervor gelockt. Siehe unten.

Was letztere Kategorie betrifft, hatte z.B. die Galerie Dansk Møbelkunst eine paar schöne nicht-serielle Stücke von Arne Jacobsen, unter anderem den tollen Easy Chair als Teil eines Architekturprojekts und ein paar sehr einfache – fast zu einfache – Schubladen, aus dem SAS Royal in Kopenhagen.

Aus der Kategorie Architektur hat uns die Le-Corbusier-Treppe, die es in der Galerie Downtown – François Laffanour zu kaufen gab, gut gefallen. Und natürlich die Installation der Galerie Patrick Seguins von Jean Prouvés zerlegbarem Flüchtlingsunterschlupf aus dem Jahr 1944. Beides erinnert an die Ursprünge der Branche von der wir uns heute ernähren.

The only Le Corbusier we could afford at Design Miami Basel 2011

Der einzige Le Corbusier, den wir uns auf der Design Miami/Basel 2011 leisten konnten

Trotz der vielen Höhepunkte, gab es auch ein paar Wolken am Basler Designhimmel. Und wir meinen nicht nur die von Asif Khan. (Billiger Gag. Sorry.)

Zum Beispiel mussten wir erfahren dass Museen zu den wichtigsten Kunden der Galerien zählen. Das ist unserer Meinung nach falsch. Wir verstehen ja, dass jemand, der ein privates Busfahrscheinmuseum eröffnen möchte, auch seine eigenen Ausstellungsstücke beziehen sollte. Aber nationale Museen die dazu da sind, kulturell und historisch wichtige Kunstgegenstände für das Gemeinwohl zu bewahren, sollten doch solche Artefakte eigentlich ganz selbstverständlich erhalten. Kostenlos. Hat ein privater Sammler das gleiche Recht auf einen frühen Mies-van-der-Rohe-Stuhl wie ein Museum? Ist der vermeintliche Marktwert einer Lampe, der auf Basis seiner Herkunft und Rarität berechnet wird, vergleichbar mit ihrem historischen Wert auf Basis ihrer kulturellen Bedeutung? Bei diesen Fragen können wir einfach nicht mit den Argumenten des „freien Marktes“ der Galerien mitgehen. Natürlich ist es richtig, dass Museen nicht das Recht haben, die Eigentümer von Werken nach Lust und Laune zu enteignen, aber sollten Museen nicht ein Vorkaufsrecht haben, wenn etwas auf den Markt kommt? Wir sagen ja! Obwohl wir wissen, das ein solches System praktisch nicht regulierbar wäre und keiner entscheiden könnte, welche Stücke in welches Museum gehen sollen… Die gleichen Argumente gibt es auch in der Kunstszene und auch dort sind wir derselben Meinung. Wo etwas von kultureller oder historischer Relevanz ist, muss es der öffentlichen Hand gehören.

Der zweite Wolke war: Nachdem wir mehrere Stunden in der Halle 5 der Messe Basel herumgewandert waren, sind wir zu dem unvermeidlichen Schluss gekommen: Wir sind keine Sammler! Unsere Leidenschaft ist es nicht, die Objekte zu besitzen. Unsere Leidenschaft sind die Objekte, die Ideen dahinter, die Personen dahinter und die Geschichten dahinter. Wenn jemand die Objekte gern besitzen möchte, soll er das bitte tun. Wir sind einfach nur froh, dass die Objekte existieren und es kreative Köpfe gibt und gab, die die Objekte möglich gemacht haben.

Deshalb ist die Design Miami/Basel einfach nichts für uns. Es gibt keinen Grund für uns dort zu sein. Design Miami/Basel ist was für Sammler. Für europäische Sammler gibt es wahrscheinlich nichts besseres als die Design Miami/Basel.

Trotzdem sind wir froh, dass wir hingefahren sind und es einmal erleben durften. Es ist nur nicht unsere Welt. Und vielleicht fahren wir nächstes Jahr noch einmal hin – nur um zu sehen, ob die Veranstalter mutig genug waren, das „Miami“ aus dem Namen zu streichen.

Ein paar unserer Highlights der Design Miami/Basel 2011 gibt es in unserer Facebook Galerie.

Design Miami Basel 2011

Design Miami/Basel 2011

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