„Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016“: Gewinner und Ausstellung

Der „Bayerische Staatspreis für Nachwuchsdesigner“ ist einer der interessanteren internationalen Designpreise. Das liegt nicht nur daran, dass er nur alle zwei Jahre stattfindet und so nicht Gefahr läuft, sich auf das Spiel mit dem „Jedes-Jahr-etwas-Neues“-Wahn der zeitgenössischen Designindustrie einzulassen und daran, dass sich der Wettbewerb nicht exklusiv an junge Designer richtet. Hinzu kommt auch, dass neben den üblichen Kategorien auch Preise in den Kategorien Designforschung und Gestaltendes Handwerk vergeben werden. Damit vertritt der Wettbewerb ein, wie wir finden, gesundes und positives Verständnis des Designbegriffs.

Die Gewinner des „Bayerischen Staatspreises 2016“ wurden am Montag, den 6. März bei der Preisverleihung in München bekannt gegeben.

Merhaba by Susanne Honsa – Winner Applied Crafts, as seen at Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016 exhibition, Munich

Merhaba von Susanne Honsa – Gewinner Gestaltendes Handwerk, gesehen in der Ausstellung „Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016“, München

Der im Jahr 1987 eingeführte „Bayerische Staatspreis für Nachwuchsdesigner“ richtet sich an Studienabsolventen der vergangenen drei Jahre oder an Handwerker, die während der letzten drei Jahre ihre Ausbildung abgeschlossen haben.

Für die Ausgabe 2016 wurden 157 Bewerbungen eingereicht, von denen die Jury unter der Leitung von Dr. Angelika Nollert, Direktorin der Neuen Sammlung München, sechs Staatspreisgewinner gekürt, 11 besondere Anerkennungen verliehen und 18 weitere Projekte für die Ausstellung und den dazugehörigen Katalog auserkoren hat.

Experience Language by Steven Brüningk – Winner Design Theory/Design, as seen at Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016 exhibition, Munich

Experience Language von Steven Brüningk – Gewinner Designtheorie/Design, gesehen in der Ausstellung „Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016“, München

Der jährliche Staatspreis wurde ursprünglich in zwei Kategorien vergeben – Industriedesign und Gestaltendes Handwerk. Diese Tradition behielt man bis 2004 bei, als Kommunikationsdesign hinzukam. Wir nehmen mal an, dass diese Entscheidung eine Reaktion auf die zunehmende professionelle und ökonomische Bedeutung des Kommunikationsdesigns war. Interior Design, Textildesign und Modedesign kamen 2008 dazu, 2016 war die Premiere von Digitaldesign und Designforschung. Letzeres fanden wir sehr erfreulich, weil sich „Design“ weiterentwickelt und zwar immer weiter weg von Produkten per se und weiter in Richtung Service – sei das im industriellen oder gesellschaftlichen Bereich. Design wird also weniger zu einem Objekt, das man ermessen kann und mehr zu einer Position. Konstruktionen haben also für Designer genauso viel mit Argumenten wie mit Metall, Holz und Plastik zu tun. Passenderweise und wenn wir es richtig verstanden haben, befasst sich das Projekt Experience Language des Gewinners Steven Brüningk genau damit: die zukünftige Rolle des Designers in einer Welt zunehmender Digitalisierung und Globalisierung.

Anhaltspunkte darauf, wie sich die Rolle des Designers in ebendieser Zukunft ändern könnte, geben auch die beiden „klassischen“ Kategorien. Die Gewinnerin im Bereich Industriedesign im Jahr 2016 hat mit ihrem Projekt Glaucus ein Konzept für eine kontrollierte und nachhaltige Fischereiindustrie entwickelt, während  Susanne Honsa mit ihrem Preisträgerprojekt Merhaba im Bereich Gestaltendes Handwerk eher einen Prozess als ein Objekt entwickelt hat. Mit dem Ziel, eine bedeutungsvolle und produktive Verbindung zwischen Designern und Handwerkern zu schaffen, hat Susanne Honsa ein Verfahren entwickelt, mit dem sich mittels einer speziellen Maschine geflochtene Korbstühle realisieren lassen. Wenn wir zugegebenermaßen auch nicht gänzlich überzeugt sind von der Form und der Ästhetik der derzeitigen Hocker, sind Prozess und Konzept doch sehr gut durchdacht und realisiert. Wir sind uns also sicher, dass uns Merhaba für einige Zeit beschäftigen wird.

In weiteren Kategorien wurde Thomas Witz der Staatspreis Kommunikationsdesign für seine Masterarbeit By the Way verliehen, den Staatspreis Modedesign bekam Jill Miriam Röbenack für ihre Kollektion Hey you! It’s me; und die Absolventin der Kunsthochschule Halle Burg Giebichenstein, Laura Risch, gewann in der Kategorie Textildesign für ihr autarkes Vorhangskonzept Up and Down.

Glückwunsch an alle!

Für alle in und um München: Eine Ausstellung mit allen Gewinnern, besonderen Anerkennungen und Teilnehmern ist bis Sonntag, den 26. März im Foyer des BMW Museums, Am Olympiapark 2, 80809 München zu sehen.

Alle Details zum Bayerischen Staatspreis und den Gewinnern gibt’s auf www.staatspreis.de.

Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016: Winners

Industrial Design:

Andrea Meyer – Glaucus, Sustainable fishery – design of an intelligent net

Applied Crafts:

Susanne Honsa – Merhaba, A project for collaboration between craft and design in an inter-cultural context

Communication Design:

Thomas Wirtz – By the way, Typography and material behaviour

Fashion Design:

Jill Miriam Röbenack – Hey you! It’s me, A Collection for more Advertence

Textile Design:

Laura Risch – Up and down, An autarkic curtain

Design Theory/Design Research:

Steven Brüningk – Experience Language, Designer’s future

Scale by Vanessa Busemann & Felix Zebi, as seen at Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016 exhibition, Munich

Scale von Vanessa Busemann & Felix Zebi, gesehen in der Ausstellung „Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016“, München

Glaucus by Andrea Meyer – Winner Industrial Design, as seen at Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016 exhibition, Munich

Glaucus von Andrea Meyer – Gewinner Industriedesign, gesehen in der Ausstellung „Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016“, München

Mondrian by Clemens Thalmeier, as seen at Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016 exhibition, Munich

Mondrian von Clemens Thalmeier, gesehen in der Ausstellung „Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016“, München

Nini Amici by Nina Renth, as seen at Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016 exhibition, Munich

Nini Amici von Nina Renth, gesehen in der Ausstellung „Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2016“, München

The two, current, Merhaba stools, the system is however variable

Die zwei aktuellen Merhaba Hocker, das System ist allerdings variabel