5 neue Architektur- und Designausstellungen im April 2018

Laut dem deutschen Philologen, Mythologen und Volkskundler Jacob Grimm besagt ein alter Volksglaube, dass der Kuckuck nie vor dem 3. April singt; und, „hat man, wenn sein Ruf zuerst erschallt, Geld im Sack, so reicht man das ganze Jährige gut aus, hat man aber keins im Sack, so mangelt es das ganze Jahr“.

Ganz wie der Kuckuck betreffen unsere fünf neuen Architektur- und Designausstellungsempfehlungen für April 2018 Ausstellungen, die nach dem 3. April eröffnet werden; und sollten Sie Geld in Ihrem Beutel haben, und es benutzen, um sich eine der Ausstellungen anzusehen, können wir zwar kein Jahr des finanziellen Reichtums garantieren, aber alle Ausstellungen hören sich nach ein paar Stunden guter Unterhaltung an und sorgen indem sie Ihnen helfen, Ihr Verständnis von Architektur und Design und damit die Welt, die Sie umgibt, besser zu verstehen, vielleicht auch längerfristig für andauernde Lebensfreude.

 

5 New Architecture & Design Exhibitions for April 2018

„Die totale Wohnharmonie? Textile Konzepte 1970-1990“, im Textilmuseum, St.Gallen, Schweiz

Die totale Wohnharmonie versprach 1971 ein Werbeslogan des Schweizer Textilherstellers MIRA-X. Kein schlechter Anspruch, und wenn man bedenkt, dass MIRA-X von 1971 bis 1981 ausschließlich mit dem Erzkoloristen Verner Panton zusammenarbeitete, ein Anspruch, der wohl einiges über das „Harmonie“-Verständnis der 1970er Jahre aussagt. Damit erklärt sich sicherlich auch das Fragezeichen im Ausstellungstitel. Geht man der Geschichte von MIRA-X durch das Panton-Jahrzehnt und darüber hinaus nach gelangt man zu Kooperationen ganz unterschiedlicher konzeptioneller und formaler Natur, wie beispielsweise denen mit Trix & Robert Haussmann, Alfred Hablützel und Jean-Philippe Lenclos. „Die totale Wohnharmonie?“ verspricht damit nicht nur eine Auseinandersetzung mit den sich wandelnden Auffassungen von Farben, Mustern und Textilien, sondern auch mit der Rolle und Funktion von Textilien in Raumgestaltungskonzepten damals wie heute. Gleichzeitig wird aber auch sehr schön deutlich, wie wichtig der Wechsel von Kopenhagen nach Basel für die Karriere von Verner Panton war.

„Totale Harmonie im Wohndesign? Textilkonzepte von 1970-1990“ wird am Freitag, den 27. April im Textilmuseum, Vadianstrasse 2, 9000 St. Gallen eröffnet, und läuft bis Sonntag, den 30. September.

 

The MIRA-X stand at the "Heimtextil" trade fair, 1971 in Frankfurt a. M., showing the collection from Verner Panton. (Photo © Panton Design, courtesy Textilmuseum St.Gallen)

Der MIRA-X Stand auf der „Heimtextil“, 1971 in Frankfurt am Main, mit einer Präsentation der neuen Kollektion von Verner Panton. (Foto © Panton Design, mit freundlicher Genehmigung des Textilmuseums St.Gallen)

„Art Nouveau in The Netherlands“, im Gemeentemuseum, Den Haag, Niederlande

Während Architektur und Design des Art Nouveau im Zusammenhang mit Deutschland, Belgien, Österreich oder Großbritannien weit verbreitet sind, werden ähnliche Erscheinungsformen in anderen Ländern eher übersehen und mit Sicherheit unterbewertet. Mit rund 350 Objekten aus allen kreativen Genres und von Kreativen wie Jan Eisenloeffel, Johan Thorn Prikker, Chris Wegerif und Anna Sipkema will das Gemeentemuseum in Sachen Jugendstil in den Niederlanden Abhilfe schaffen. Allen Versprechungen zufolge will die Ausstellung die lokalen, niederländischen Antworten auf die kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen der Zeit um die Jahrhundertwende beleuchten und es dem Besucher so auch ermöglichen einen Vergleich des niederländischen Jugendstils mit seinen weitverbreiteten, populäreren und besser bekannten Pendants aus anderen Ländern zu ziehen. Und damit hoffentlich auch realistischere Ansichten über das Wesen europäischer Architektur und europäischen Designs zu diesem Zeitpunkt entstehen zu lassen.

„Art Nouveau in The Netherlands“ eröffnet am Samstag, den 21. April im Gemeentemuseum, Stadhouderslaan 41, 2517 HV, Den Haag und läuft bis Sonntag, den 28. Oktober.

 

Threefold room divider Flower Queen by Carel Wirtz (1884-1944) executed by Atelier Hubert Fermin, The Hague (1902) (Photo courtesy Gemeentemuseum Den Haag)

Dreiteiliger Raumteiler Flower Queen von Carel Wirtz (1884-1944) ausgeführt durch Atelier Hubert Fermin, Den Haag (1902) (Foto mit freundlicher Genehmigung des Gemeentemuseums Den Haag)

„Modern Couples“, im Centre Pompidou-Metz, Metz, Frankreich

Laut Marvin Gaye & Kim Weston „it takes two, baby“ (braucht es zwei, Baby) für Erfolg und Glück. „It takes two, baby“ steht in der Ausstellung Modern Couples des Centre Pompidou-Metz jedoch nicht vordergründig für „Ich und Du“, sondern für Man Ray & Lee Miller, Pablo Picasso & Dora Maar, Charles & Ray Eames und rund 40 weitere kreative Paare, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts aktiv waren und durch ihre Kreativität nicht nur ihre eigene Periode, sondern alle nachfolgenden grundlegend beeinflusst haben. Trotz vielversprechender Arbeitsproben der ausgewählten Paare stehen weniger die realisierten Objekte als vielmehr die kreativen Prozesse, die Auswirkungen der privaten Beziehung auf den Beruf und die Dynamiken der Partnerschaft im Vordergrund.

„Modern Couples“ wird im Centre Pompidou-Metz, 1, Parvis des Droits-de-l’Homme CS 90490 57020 Metz Cedex 1 am Samstag, den 28. April eröffnet und läuft bis Montag, den 20. August.

 

Charles & Ray Eames... certainly not restricted in their creativity. But better as a pair?

Charles & Ray Eames… in ihrer Kreativität mit Sicherheit nicht eingeschränkt?

„Kleine Häuser – großes Thema. Haben Einfamilienhausgebiete eine Zukunft?“, in der Architekturgalerie am Weißenhof, Stuttgart

Ein eigenes Haus mit Garten für viele, zumindest für die meisten  – das ist ein Traum, wenn nicht gar ein Lebensziel. Aber ist dieser Traum verantwortungsvoll und nachhaltig für alle? Vor allem im Kontext der aktuellen demographischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung? Handelt es sich bei der Wohnung nicht um die verantwortungsvollere Lösung? Oder können neue Ansätze, die Integration neuer Technologien und neuer formaler Erkenntnisse das Einfamilienhaus zu einer Typologie machen, die sich den Anforderungen der sich wandelnden Gesellschaft anzupassen vermag? Hat das Einfamilienhaus eine Zukunft? Und wenn ja, in welchem Zusammenhang? Mit „Kleine Häuser – großes Thema“ will die Architekturgalerie am Weißenhof nicht nur den aktuellen Diskussionen um das Einfamilienhaus nachgehen, sondern auch einen Beitrag zur Diskussion über die Zukunft des urbanen Wohnens leisten.

„Kleine Häuser – großes Thema. Haben Einfamilienhausgebiete eine Zukunft?“ läuft in der Architekturgalerie am Weißenhof, Am Weißenhof 30, 70191 Stuttgart zwischen dem 26. April und dem 01. Juli 2018.

 

Weissenhofsiedlung Stuttgart, House 33 by Hans Scharoun. A single family house. But a future-orientated model?

Weissenhofsiedlung Stuttgart, Haus 33 von Hans Scharoun. Ein Einfamilienhaus. Aber auch ein Model für die Zukunft?

„Bildräume: Biologie und Bauen“, im Museum für Fotografie, Berlin

Dass die Natur immer die besten Konstruktionslösungen hat, ist klar. Doch bevor Architekten, Ingenieure und Designer sie verwerten können, muss das Wie und Warum dieser Lösungen gut verstanden werden. Um nicht nur Architekten, Ingenieure und Designer zu erreichen, sondern auch den Biologen zu helfen natürliche Strukturen grundlegend zu verstehen, gründeten der Ingenieur Frei Otto und der Biologe Gerhard Helmcke 1961 das interdisziplinäre Forschungsteam Biologie und Bauen an der Technischen Universität Berlin. Zu den Werkzeugen der Forschungsgruppe gehörten 2D- und 3D-Bildgebung. Diese wurden von der Universität der Künste Berlin und der Technischen Universität Berlin als Ausgangspunkt benutzt, um das Thema Fotografie und Bildgebung in der wissenschaftlichen Forschung Ottos und Helmckes bis hin zu zeitgenössischen Projekten zu untersuchen. Aufgeteilt in drei Abschnitte, die sich mit Analogie, Stereobildern und Datenverarbeitung beschäftigen, und mit einer Mischung aus technischen, wissenschaftlichen Bildern und Werken freier, künstlerischer Natur, hört sich die Ausstellung „Biologie und Bauen“ nicht wie eine Designausstellung im biblischen Sinne an, klingt aber wie eine Ausstellung, die die Bedeutung interdisziplinärer Ansätze in Architektur und Design in den Vordergrund rückt.

„Bildräume: Biologie und Bauen“ im Museum für Fotografie, Jebensstraße 2, 10623 Berlin wird am Freitag, den 20. April eröffnet und läuft bis Montag, den 21. Mai.

 

Pier Luigi Nervi Salt Storage Depot, Tortona, Italy (Photo courtesy Staatlichen Museen zu Berlin)

Salt Storage Depot by Pier Luigi Nervi, Tortona, Italy (Mit freundlicher Genehmigung der Staatlichen Museen zu Berlin)

1. Jacob Grimm DEUTSCHE MYTHOLOGIE VON JACOB GRIMM VIEKTE AUSGABE II. BAND.

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