Grassimesse 2012: Ü60 Design: Design für Morgen

Neben den Arbeiten einzelner Designer und Künstler präsentierte die Grassimesse 2012 auch die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Ü60 Design: Design von Morgen“.

Niemand wird abstreiten, dass unsere Gesellschaft immer älter wird und dass in den kommenden Jahrzehnten der Bevölkerungsanteil der über 60-Jährigen immer größer sein wird. Was aber oft vergessen wird, ist dass die zukünftigen 60+ Generationen anders als die von heute sein werden, folglich auch andere Bedürfnisse haben werden. Ähnlich zwar, aber nicht identisch.

An dem Projekt „Ü60 Design: Design von Morgen“ arbeiteten Studenten von der Burg Giebichenstein Halle, der FH Schneeberg und der Freien Universität Bozen, die ihre Objekte weniger für die heutige Ü60 Generation gestalteten, sondern viel mehr überlegten, was die heute 20-Jährigen wohl einmal wollen werden, wenn sie im Rentenalter angekommen sind. Lasst die zukünftige Generation ihr eigenes Altersequipment entwerfen, sozusagen.

Die Ausstellung in der Pfeilerhalle des Grassi Museum war durch und durch ansprechend. Zudem gingen aus dem Projekt einige perfekt konzipierte und umgesetzte Arbeiten hervor.

Jeder, der innerhalb der letzten 12 Monate bei einem europäischen Designfestival war, wird Mobile Gastfreundschaft von chmara.rosinke gesehen haben. Mobile Pflanzstation von der Schneeberg Studentin Caroline Schulze ist ähnlich, für uns sogar noch einen Tick praktischer. Es sieht aus wie die Sorte Produkt, die Moormann produzieren wird – spätestens wenn Nils darüber nachdenkt etwas kürzer zu treten. Mobile Pflanzstation ist im Prinzip nicht mehr als eine hohe Schubkarre, die es erlaubt, Pflanzen auf angenehmer Arbeitshöhe einzutopfen und zu pflegen. Eine Vereinfachung, die sie umso eleganter macht. Wir können uns das Projekt auch gut für unter 60-Jährige vorstellen…

Ein anderes Projekt, das uns bereits jetzt gut gefällt, ist TransBoard von Tino Kalettka und Hannes Trommer von der Burg Giebichenstein. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um einen übergroßen Roller, bei dem der Platz zwischen den Vorderrädern vergrößert wurde, wodurch die entstandene Fläche als Transportfläche für z.B. einen Kasten Bier oder andere Dinge des täglichen Gebrauchs genutzt werden kann. Auch einen Hund können wir uns dort gut vorstellen, vor allem wenn er auch schon in die Jahre gekommen ist.

Aber das wirkliche Highlight von „Ü60 Design: Design von Morgen“ war Walk the Line der Burg Giebichenstein Studentin Kirstin Overbeck. Walk the Line ähnelt Mark Brauns „Floor 95“ Flurmöbelsystem, erweitert das Konzept aber durch einige Ausstattungselemente und – noch wichtiger – eine zusätzliche Funktion. Ob Kirsten Overbeck überhaupt jemals Floor 95 gesehen hat, wissen wir allerdings nicht… Eine Geländerstange dient als helfende Stütze für die Schwächeren und ist zugleich Basis für das Möbelsystem „Walk the Line“. Damit ist es nicht nur eine brillante Antwort auf die Thematik/Problematik des Projektes, sondern es ist auch einfach ein geniales System und für uns eines der besten und inspirierendsten in diesem Jahr. Das Geländer um den Tisch finden wir dabei besonders raffiniert. Wir hoffen, Kirstin hat die Möglichkeit das Projekt weiterzuentwickeln, da wir einen wirklichen Nutzen in so einem modularen System z.B. für Betreute Wohnprojekte sehen können.

Grassimesse 2012 Ü60 Design Walk the Line Kirstin Overbeck

Grassimesse 2012: Ü60 Design. Walk the Line von Kirstin Overbeck

Grassimesse 2012 Ü60 Design TransBoard Tino Kalettka and Hannes Trommer

Grassimesse 2012: Ü60 Design. TransBoard von Tino Kalettka und Hannes Trommer

 

Grassimesse 2012 Ü60 Design Mobile Pflanzstation Caroline Schulze

Grassimesse 2012: Ü60 Design. Mobile Pflanzstation von Caroline Schulze

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