5 neue Designausstellungen im März 2015

Ja, im März scheint die Sonne, die Tage werden länger und der Frühling liegt in der Luft. Allerdings ist Vorsicht geboten, denn der März ist launisch – das Wetter unbeständig mit Hang zur Gereiztheit. So braucht es Mut und Standhaftigkeit sich nach draußen zu wagen.

Auch die folgenden fünf Museen haben das Risiko auf sich genommen … und wir finden, ihr Mut sollte anerkannt werden:

„Making Africa: A Continent of Contemporary Design“ im Vitra Design Museum, Weil am Rhein.

In seiner Grundsatzrede auf der Designtage Brandenburg 2013 Designkonferenz bezog sich der Chefkurator des Vitra Design Museums, Mateo Kries, einige Male auf zeitgenössische Kunst und zeitgenössisches Design aus Afrika. Wir haben uns damals nichts weiter dabei gedacht, nur hatten wir bisweilen den Eindruck, die digitale Infrastruktur in Afrika sei besser ausgebaut als die im ländlichen Brandenburg. Jetzt wissen wir, weshalb Mateo Kries so gut informiert war in Sachen Afrika. Als große Sommerausstellung im Jahr 2015 wird das Vitra Design Museum den aktuellen kreativen Stand Afrikas unter die Lupe nehmen. Dazu werden Beispiele aus den Bereichen Bildende Kunst, Mode, Grafik, Architektur und Design gezeigt. „Making Africa“ möchte zeigen, wie eine neue Generation von jungen Kreativen die Freiheit und Kraft der digitalen Technologie nutzt, um den Wandel im Afrika des 21. Jahrhunderts zu begleiten und anzustoßen.

„Making Africa: A Continent of Contemporary Design“ ist im Vitra Design Museum, Charles-Eames-Str. 2, 79576 Weil am Rhein vom 14. März bis 13. September zu sehen.

Making Africa A Continent of Contemporary Design Vitra Design Museum

Vigilism, Idumota Market, Lagos 2081A.D. aus der Our Africa 2081A.D. Serie, Illustration für die I kiré Jones Heritage Menswear Collection, 2013 (Foto © mit freundlicher Genehmigung Olalekan (vigilism.com) und Walé Oyéjidé (ikirejones.com))

„Do It Yourself Design“ im Museum für Gestaltung, Zürich, Schweiz

Was früher eine Verweigerung war, die Ablehnung sich helfen zu lassen, hat sich heute in einen Schlachtruf verwandelt. Do it yourself!

Sei es als Reaktion auf den Druck der zeitgenössischen Konsumgesellschaft, aus einer Sehnsucht nach Nachhaltigkeit heraus oder aufgrund steigender Selbstermächtigung durch die moderne, digitale Technologie, Do It Yourself infiltriert und dominiert zunehmend kulturelle und kreative Bereiche – eingeschlossen Design. Natürlich sind Do It Yourself und Design keine neuen Bekannten – die Geschichte des Designs ist durchtränkt mit „Do It Yourself“-Projekten. Die derzeitige Bewegung hat ihre Wurzeln allerdings nicht nur in absolut modernen Verhältnissen, die es wert wären genauer analysiert zu werden, sondern sie hat auch das Potential eine länger währende Veränderung anzustoßen als ihre Vorgänger. Mit den vier Bereichen „What is do it yourself?“,“Design for do it yourself“,“Consumer & Prosumer“ und „Sustainability“ will „Do It Yourself Design“ einerseits den Hintergrund der derzeitigen Bewegung erforschen und zudem den Einfluss des „Do It Yourself“-Gedankens auf die Zukunft des Designs, der Designer und der Designindustrie untersuchen.

Entwickelt in Zusammenarbeit mit dem MAK Wien ist „Do It Yourself Design“ eine aufgearbeitete, neu konzentrierte Version der Ausstellung „Nomadic Furniture 3.0. New Liberated Living“ im MAK Wien aus dem Jahr 2013.

„Do it Yourself Design“ wird am 20. März im Museum für Gestaltung – Schaudepot, Toni-Areal, Pfingstweidstrasse 96, CH-8005 Zürich eröffnet und ist dort bis Sonntag, den 31. Mai zu sehen.

Do It Yourself Design" at the Museum für Gestaltung, Zürich

Do It Yourself Design at the Museum für Gestaltung, Zürich (Image © ZHdK)

„IN-Possible by Alessi“ im Design Museum Holon, Israel

Wie wir auf diesen Seiten schon berichtet haben, ist die Entwicklung eines Designprojekts häufig interessanter als letztlich das Produkt. Und die Entwicklung eines Designprojektes, das nicht in einem Produkt resultiert ist umso interessanter. Warum hat es nicht funktioniert? Wer hat das Projekt gestoppt? Wie weit war es gediehen? Hat es sich später in etwas anderes verwandelt? Als Teil einer Ausstellungsreihe zum 5. Geburtstag des Design Museums Holonwird die Institution 50 Projekte von Designern wie Ettore Sottsass, Phillipe Starck, Ronan and Erwan Bouroullec und Patricia Urquiola präsentieren, die für Alessi geplant, jedoch nie beendet wurden.

Bei einer gesponserten Ausstellung in Kooperation mit dem Alessi Museum rechnen wir nicht damit, dass sie sonderlich umfangreich ausfällt und denken mal, dass der Firmenbezug schwer wiegt. Wenn die Ausstellung allerdings bei den Gründen für den Abbruch der Projekte und den dafür Verantwortlichen ehrlich bleibt, könnte sie einige sehr interessante Einblicke in den Produktdesignprozess und die dazugehörige Industrie bieten – was wir sehr hoffen.

„IN-Possible by Alessi“ ist vom 25. März bis 6. Juni im Design Museum Holon, Pinhas Eilon St. 8 Holon zu sehen.

"Cyclepedia, Iconic Bicycle Design" at Design Museum Holon, Israel

Design Museum Holon, Israel

„Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode“ im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Auch auf das Risiko hin uns zu wiederholen und uns in immer neue Streitereien zu verwickeln: Fashion ist nicht Design! Und Styling ist nicht Design! Das heißt Fashion ist dem Produktdesign sehr nahe, insofern als die Kreationen produziert werden müssen. So wie die Bedingungen, unter denen die meisten Konsumprodukte hergestellt werden alles andere als fair und nachhaltig sind, so steht auch die Realität der Bekleidungsproduktion in krassem Gegensatz zum PR-kontrollierten Glamour der Kleider, die am Ende der Produktionskette stehen.

Jeder weiß, dass sich die Mehrheit der Konsumenten aktiv entscheidet, die Realität zu ignorieren, um die Freude an den neuen Kleidern nicht zu trüben. Mit Themen wie beispielsweise „Fashion und Opfer“, „Armut und Reichtum“, „neue Fasertechnologien“ oder „Kleider und Chemikalien“ will „Fast Fashion“ im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Licht auf die dunklen Bereiche der Modeindustrie werfen. Neben dem Blick auf die derzeitige Situation verspricht „Fast Fashion“ auch alternative Modelle und mögliche neue Modi der Modeindustrie vorzustellen.

„Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode“ im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Steintorplatz 20099 läuft von Freitag, den 20. März bis Sonntag, den 20. September.

Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode at the Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Frauen zerschneiden Pullover, Jacken und Mäntel mit traditionellen Gemüsemessern (Foto © Tim Mitchell, 2005)

„Wien. Die Perle des Reiches. Planen für Hitler“ im Architekturzentrum Wien, Österreich

Es ist weit bekannt und gut erforscht, dass Adolf Hitler plante, Berlin in die Welthauptstadt Germania zu verwandeln und die Macht, Autorität und Überlegenheit seiner Nazihorde durch monumentale Architektur und Stadtplanung hervorzuheben. Dass Hitler aber auch große Pläne für Wien hatte, ist weniger bekannt und sehr viel schlechter erforscht. Bis jetzt! „Wien. Die Perle des Reiches. Planen für Hitler“ präsentiert bisher unveröffentlichte Pläne, Dokumente und Fotografien, die größtenteils aus dem Klaus Steiner Archiv stammen und im Jahr 2011 in den Besitz des Architekturzentrums Wien übergingen. Die Ausstellung will Hitlers Pläne für Groß-Wien offenlegen. So sollte Wien wohl die zweite Stadt des dritten Reiches, eine Art kulturelles Zentrum, wenn man so will zwischen Ost und West, werden und war als administrative Pforte zu Südeuropa geplant. Neben dem Blick auf Hitlers Pläne für Wien will die Ausstellung auch neue Sichtweisen auf die Rolle von Architektur und Stadtplanung in der Naziphilosophie und Propaganda liefern und fragen, warum die Jahre der Nazidiktatur bisher grundsätzlich in den Diskussionen über die Architekturgeschichte Wiens ausgelassen wurden.

„Wien. Die Perle des Reiches. Planen für Hitler“ wird vom 19. März bis 18. August im Architekturzentrum Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien gezeigt.

Vienna The Pearl of the Reich. Planning for Hitler at the Architekturzentrum Wien

Bebauungsmodel für die Umgestaltung Wiens mit dem Gauforum und der „Baldue von Schirach Insel“, 1941 (Foto © Architekturzentrum Wien, Sammlung)

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