5 neue Designausstellungen im Oktober 2016

O hushed October morning mild,

Thy leaves have ripened to the fall;

Tomorrow’s wind, if it be wild*

You’d be well advised to take yourself off to one of the following new architecture and design exhibitions…

(Verzeih, Robert Frost)

* Robert Frost – October (1913)

„How Should We Live? Propositions for the Modern Interior“ im Museum of Modern Art, MoMA, New York, USA

Während uns Lifestyle-Magazine und -Blogs gerne Tipps geben, wie wir leben sollen, fragen uns Architekten und Designer in der Regel lieber, wie wir leben wollen. Da sie dies jedoch meistens in Form von Gebäuden und Objekten tun, verwechseln Lifestylemagazine und Lifestyleblogs gerne den Vorschlag, also die offene Frage „Wie sollten wir leben?“ mit der Aussage „Wie wir leben sollen“. Mit der Ausstellung „How Should We Live?“ versucht das MoMA New York sich damit zu beschäftigen, wie diese Frage beziehungsweise die Entstehung dieser Frage die Innenarchitektur der 1920er bis 1950er Jahre beeinflusst hat. Neben mehr oder auch weniger bekannten Objekten präsentiert die Ausstellung auch die Lebensräume ausgesuchter Designer, um so das Thema eingehender zu beleuchten. Dieser Fokus soll im Grunde den Unterschied zwischen einem Vorschlag und einer Antwort besser erklären. Ob die Konzentration der Ausstellung auf Designerinnen hilfreich ist oder eher verwirrt und vom eigentlichen Fokus der Ausstellung ablenkt, wird sich zeigen und ist wohl ein weiterer sehr interessanter Aspekt der Ausstellung.

„How Should We Live? Propositions for the Modern Interior“ wird am Samstag, den 1. Oktober im Museum of Modern Art, 11 West 53 Street, New York, NY 10019, eröffnet und läuft bis Sonntag, den 23. April 2017.

Perhaps the most famous of all "How We Should Live?" exhibitions - The 1927 Die Wohnung exhibition at the Weissenhofsiedlung Stuttgart

Vermutlich die bekannteste „Wie sollen wir leben?“-Ausstellung – „Die Wohnung“, ausgetragen 1927 in der Weissenhofsiedlung in Stuttgart

„+ultra. gestaltung schafft wissen“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin

Die Entwicklung von Architektur und Design ist in vielerlei Hinsicht genauso eine Entwicklung in Wissenschaft und Technologie wie sie wirtschaftliche und soziale Umstände oder den ästhetischen Diskurs einer Zeit reflektiert. Trotzdem wird dem wissenschaftlichen Aspekt immer eine eher untergeordnete Rolle zugeschrieben. Kuratiert von der Humboldt Universität Berlin, ist das  „Interdisziplinäre Labor Bild Wissen Gestaltung“ … Nun, ganz ehrlich, wir sind uns nicht zu 100 % sicher, was das Ziel der Ausstellung ist. Die Ausstellungsbeschreibung ist – und das ist untypisch für den Martin-Gropius-Bau – recht undurchdringbar. Wir haben es so verstanden, dass historische Verbindungen zwischen Wissenschaft, Design und Architektur hergestellt werden sollen und dass aktuelle Entwicklungen und die Möglichkeiten, die in Zukunft bestehen, beleuchtet werden sollen. So soll dann die Relevanz der Wissenschaft für den Designprozess unterstrichen werden.

„+ultra. gestaltung schafft wissen“ wird am Freitag, den 30. September, im Martin-Gropius-Bau Berlin, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin eröffnet und läuft bis Sonntag, den 08. Januar 2017.

+ultra. knowledge & gestaltung at the Martin-Gropius-Bau Berlin (Photo © Museum of Archaeology and Anthropology, University of Cambridge, UK, Courtesy Marton-Gropius-Bau Berlin)

„+ultra. gestaltung schafft wissen“ im Martin-Gropius-Bau Berlin (Foto © Museum of Archaeology and Anthropology, University of Cambridge, UK, bereitgestellt vom Martin-Gropius-Bau Berlin)

„Manufactuur 3.0“ im Z33, Hasselt & C-mine Designzentrum, Genk, Belgien

So wie die industrielle Revolution nicht nur die Natur der Arbeit, sondern auch unser Verhältnis zu Arbeit verändert hat, hat auch die digitale Revolution die Natur und Verbindung zur Arbeit verändert. Oder ist zumindest gerade dabei, dies zu tun. In vielerlei Hinsicht tasten wir uns immer noch an die Möglichkeiten heran, die wir nun haben und die sie für uns bedeuten beziehungsweise bedeuten könnten. Für die Ausstellung „Manufactuur 3.0“ hat das Z33 und C-Mine Designzentrum internationale Designer und Künstler gebeten, potenzielle neue Arbeits- und Kooperationsmethoden für urbane Räume zu erforschen. Die Ergebnisse werden im Umfeld einer sogenannten dynamischen Produktionsplattform präsentiert werden – eine Präsentationsform, von der wir uns erhoffen, dass sie eine Echtzeit-Bewertung der Vorschläge und deren potentieller Vorteile zulassen wird.

„Manufactuur 3.0“ wird am Samstag, den 1. Oktober im Z33, Zuivelmarkt 33, 3500 Hasselt & C-mine Designzentrum, Evence Coppéelaan 91, 3600 Genk, eröffnet und läuft bis Sonntag, den 8. Januar 2017.

Manufactuur 3.0 at Z33, Hasselt & C-mine design centre, Genk

Manufactuur 3.0 im Z33, Hasselt & C-mine Designzentrum, Genk

„More Colorful, More Cheerful, More Sophisticated Finnish Architecture in the Sixties“ im Finnischen Architekturmuseum in Helsinki, Finnland

Unter den vielen hartnäckigen Klischees in der Geschichte von Architektur und Design gibt es das vom leuchtenden, bunten skandinavischen Design der 1960er Jahre. Ein Klischee, welches es allem möglichen Lifestyle-Ramsch erlaubt, sich als „Retro Skandinavisch“ zu bezeichnen. Einfach nur, weil er bunt ist. Ja, Design und Architektur im Skandinavien der 1960er Jahre waren tatsächlich bunt – nur war das eben nicht das entscheidende Merkmal. Das Finnische Designmuseum versucht mit seiner Beleuchtung der finnischen Architektur in den 60er Jahren, dies zu erklären und zu berichtigen. Bei der Ausstellung werden sicher viele Farben und ungewöhnliche Formen zu sehen sein. Jedoch hoffentlich noch viel mehr als das.

„More Colorful, More Cheerful, More Sophisticated Finnish Architecture in the Sixties“ wird am Mittwoch, den 12. Oktober, im Museum of Finnish Architecture, Kasarmikatu 24, 00130 Helsinki eröffnet und läuft bis Sonntag, den 19. Februar 2017.

More Colorful, More Cheerful, More Sophisticated. Finnish Architecture in the Sixties at the Museum of Finnish Architecture, Helsinki

More Colorful, More Cheerful, More Sophisticated. Finnish Architecture in the Sixties at the Museum of Finnish Architecture, Helsinki (Foto mit freundlicher Genehmigung des Museum of Finnish Architecture)

„Am Ende: Architektur. Zeitreisen 1959 – 2019“ im Architekturzentrum Wien, Österreich

So interessant wie der Inhalt der neuen Ausstellung im Architekturzentrum Wien ist auch deren Hintergrund: Der Gründer des Instituts, Dietmar Steiner, geht in Rente, und es wurde gemeinsam mit den Kuratoren entschieden, dies mit einer Beleuchtung der Entwicklung globaler Architektur seit der Auflösung der internationalen Kongresse für moderne Architektur, kurz CIAM, im Jahr 1959 und das, was sie als das Ende des Modernismus ansehen, aus der Perspektive von Steiners architektonischer Reise zu begehen. Historische Entwicklungen werden zeitgenössischem architektonischem Denken gegenübergestellt und die Kuratoren versprechen eine Ausstellung, die zeigt, dass jedes Ende alles nur genau das nicht ist. Denn ein Ende ist immer auch ein Neuanfang.

„Am Ende: Architektur. Zeitreisen 1959 – 2019“ wird am Donnerstag, den 6. Oktober, im Architekturzentrum Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien eröffnet und läuft bis Montag, den 20. März 2017.

In the End: Architecture. Journeys through Time 1959 – 2019 at the Architekturzentrum Wien (Photo © Archiv HRC / Günter Zamp Kelp, courtesy Architekturzentrum Wien)

Am Ende: Architektur. Zeitreisen 1959 – 2019 im Architekturzentrum Wien (Foto© Archiv HRC / Günter Zamp Kelp, bereitgestellt vom Architekturzentrum Wien)