5 neue Designausstellungen im Februar 2017

Es folgt unsere Auswahl der neuen Architektur- und Designausstellungen, die im Februar 2017 eröffnet werden. Darunter Ausstellungen in Weil am Rhein, Falkenberg, ’s-Hertogenbosch, Berlin und Groningen.

five new design exhibitions february 2017

5 neue Designausstellungen im Februar 2017

„Ei, guten Morgen, Benedikt, wie geht’s? Wie kommt Euch solch ein Februarsgesicht, So voller Frost und Sturm und Wolkenschatten?“, fragt Don Pedro den Benedikt in Shakespeares „Viel Lärm um nichts“. Shakespeare vermittelt den Eindruck, dass Benedikts Stimmung im Zusammenhang mit seiner Verwirrung über seine wahren Gefühle für die schöne Beatrice steht. Wir vermuten aber, dass er einfach verärgert ist, weil es noch 500 Jahre dauert, bevor er sich die folgenden neuen Design- und Architekturausstellungen anschauen kann, die im Februar 2017 eröffnet werden. Da ihr nicht warten müsst, habt ihr auch keinen Grund, „solch ein Februarsgesicht“ zu machen. 

„Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine“ im Vitra Design Museum, Weil am Rhein

Von den freundlichen, wenn auch immer etwas frechen Charakteren der amerikanischen 50er-Jahre Sitcom „Robots“ haben sich die Roboter in ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen zu einem unverzichtbaren Teil unseres täglichen Lebens entwickelt. Ihrem Aufstieg scheint in nächster Zukunft nichts im Weg zu stehen. Mit der Ausstellung „Hello Robot“ will das Vitra Design Museum herausfinden wo wir heute stehen, wie wir dort hingekommen sind, wo es noch hingehen kann und – für uns der wichtigste Punkt – ob wir diese Entwicklung wollen. Wir können und beispielsweise nicht erinnern, dass mal jemand gefragt hätte, ob wir uns einen mit Versanddrohnen gespickten Himmel wünschen. Amazon geht ja arroganterweise davon aus, dass dem so wäre. Wir finden die Vorstellung aber schlicht grauenhaft!

Die in vier Abschnitte unterteilte Ausstellung beginnt mit einer Reflexion über die Faszination der Menschen für Roboter, bevor sie dann untersucht, wie Roboter unsere Arbeit und die Industrie beeinflusst haben und das weiterhin tun, und erforscht daraufhin den zeitgenössischen Roboter als omnipräsenten Freund und Helfer. Der letzte Abschnitt ist dann dem gewidmet, was das Museum als „verschwimmende Grenze zwischen Mensch und Roboter“ bezeichnet: Roboter werden schlauer und die Menschen augenscheinlich immer dümmer – wohin führt uns diese Entwicklung? In diesem Kontext verspricht die Ausstellung, den Besuchern eine Reihe von Fragen zu stellen, die einen anregen sollen, über die eigene Einstellung gegenüber Robotern und der zunehmenden digitalen Technologisierung nachzudenken. Angesichts der Rolle, der Allgegenwart und Wichtigkeit (allesamt unangefochten) von Robotern in unserer aktuellen Gesellschaft, scheint „Hello Robot“ eine passende und wichtige Gelegenheit für eine Bestandsaufnahme und ein guter Anlass zur Reflexion zu sein.

„Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine“ läuft von Samstag, den 11. Februar  bis Sonntag, den 14. Mai im Vitra Design Museum, Charles- Eames-Str. 2, 79576 Weil am Rhein

Yonezawa, »Directional Robot«, 1957 (Photo: Andreas Sütterlin, 2016, courtesy Vitra Design Museum)

Yonezawa, „Directional Robot“, 1957. Damals, als die Roboter noch freundlich waren…(Foto: Andreas Sütterlin, 2016, mit freundlicher Genehmigung des Vitra Design Museums)

„Back to the future – what can contemporary design learn from folk craft?“ im Falkenbergs Museum, Falkenberg, Schweden

Wir geben zu, dass wir nicht ganz verstehen, wie ein relativ kleines Museum in einer relativ kleinen Gemeinde in einer relativ ländlichen Küstenregion Schwedens es hinbekommt, Designausstellungen zu organisieren, die so originelle Themen haben und sich so interessant anhören und das auch noch in einer Regelmäßigkeit, die die meisten größeren Museen in den Schatten stellt.

Noch bemerkenswerter ist vielleicht die Tatsache, dass „Back to the future – what can contemporary design learn from folk craft?“ ursprünglich von einem noch kleineren Museum in einer noch kleineren und ländlicheren Küstenregion Schwedens organisiert wurde.

Im Jahr 2016 bat das Österlens Museum, Simrishamn den schwedischen Kunst- und Designkritiker Dennis Dahlqvist, acht traditionelle Handarbeitsgegenstände aus der Sammlung auszuwählen und sie mit zeitgenössischen Designs zu paaren, und so nicht nur einen Dialog zwischen historischen und zeitgenössischen Produktdesigns zu kreieren, sondern eine Möglichkeit zu eröffnen, über Relevanz, Wert und Funktion traditionellen Handwerks in unserer modernen Welt nachzudenken.

Ergänzt durch Objekte aus der Sammlung des Falkenbergs Museums, kündigt „Back to the future“ eine Erforschung der Verbindung zwischen Handwerk und Design an, und das aus unterschiedlichen Perspektiven – dazu gehören unter anderem Ornament, Spiritualität, Humor und die Kunst des Erzählens. Hoffentlich wird so die Relevanz von Material und Prozess im Produktdesign hervorgehoben, die Beziehung von Form und Funktion angezweifelt und daran erinnert, dass nicht nur zeitgenössisches Design historische Wurzeln hat und wir also nicht so clever sind wie wir denken. Die uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten müssen vermehrt werden. Das Geheimnis liegt darin, wie man sie dann richtig nutzt.

„Back to the future – what can contemporary design learn from folk art?“ wird am Samstag, den 28. Januar im Falkenbergs Museum, Skepparesträtet 2, 31131 Falkenberg eröffnet und läuft bis Sonntag, den 23. April.

Back to the future what can contemporary design learn from folk craft at Falkenbergs Museum (Photo montage. Photographer: Erik Karlsson (folk) and Daniel Wahlberg (contemporary), courtesy Falkenbersg Museum)

„Back to the future – what can contemporary design learn from folk craft“ im Falkenbergs Museum (Fotomontage. Fotograf: Erik Karlsson (volkstümlich) und Daniel Wahlberg (zeitgenössisch), mit freundlicher Genehmigung des Falkenbergs Museums)

„The last avant-garde. Radical design in Italy 1966 – 1988“ im Stedelijk Museum, ’s-Hertogenbosch, Holland

Dem Stedelijk Museum zufolge ist „The last avant-garde. Radical design in Italy 1966 – 1988“ die erste Ausstellung in Holland, die dem italienischen Radical Design der Postmoderne gewidmet ist. Was uns an der Ausstellung insbesondere amüsiert, ist, dass sie in ’s-Hertogenbosch – und so in direkter Nähe der Design Academy Eindhoven – stattfindet und konzeptuelles Design des 20. Jahrhunderts aus Italien konzeptuellem Design des 21. Jahrhunderts aus Holland gegenüberstellt. Im Grunde also Mailänder Design der 1970/80 Jahre gegen 2000er Design aus Eindhoven.

Die Spur italienischer Architektur und italienischen Designs soll vom Aufkommen des Radical Design mit Archizoom und Superstudio in den 1960er-Jahren in Florenz, über Alchymia in den 1970er-Jahren und schließlich Memphis in den 1980er-Jahren nachvollzogen werden. „The last avant-garde“ will die Beweggründe führender Protagonisten wie unter anderem Andrea Branz, Alessandro Mendini und Ettore Sottsass erforschen, erkunden, wie sie ihre Anliegen in Form brachten und worin letztendlich das Erbe dieser radikalen Jahre besteht.

Der Ausstellungstitel ist in diesem Kontext nicht unbedeutend, legt er doch nahe, dass es keine zeitgenössische holländische Avantgarde gibt. Das wirft natürlich die Frage auf, was denn dann das eher konzeptuelle, zeitgenössische niederländische Design auszeichnet? Eine Frage, die wie wir annehmen – wenn man erst einmal verstanden hat, was das italienische Radical Design ausmacht – immer relevanter wird.

„The last avant-garde. Radical design in Italy 1966 – 1988“ wird am Samstag, den 18. Februar im Stedelijk Museum ’s-Hertogenbosch, De Mortel 4, 5211 HV ’s-Hertogenbosch eröffnet und läuft bis Sonntag, den 11. Juni.

Cespugli by Ennio Lucini for Guzzini (1969) (Photo Erik & Petra Hesmerg, courtesy Stedelijk Museum, s'Hertogenbosch

Cespugli von Ennio Lucini für Guzzini (1969) (Foto Erik & Petra Hesmerg, mit freundlicher Genehmigung des Stedelijk Museums, s’Hertogenbosch)

„gern modern? Wohnkonzepte für Berlin nach 1945“ im Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Berlin

Infolge des Zweiten Weltkrieges brauchte Europa schnelle, bezahlbare Lösungen für den notwendigen Wiederaufbau und neue Einrichtungsgegenstände. Mit der Ausstellung „gern modern? Wohnkonzepte für Berlin nach 1945“ will das Museum der Dinge zwei Aspekten auf den Grund gehen: den Lösungen, die man für den Wiederaufbau Berlins vorschlug und ihrer heutigen, aktuellen Relevanz.

Mit Schwerpunkt auf der Arbeit des Deutschen Werkbundes und seiner Mitglieder zeigt „gern modern“ Beiträge von Leuten wie Eduard Ludwig, Herbert Hirche, Hans Scharoun und Hans & Wassili Luckhardt; und – im Kontext der Bauausstellung Interbau 1957 – einiger der international führenden Architekten dieser Tage, darunter Egon Eiermann, Arne Jacobsen und Alvar Aalto. Ziel ist es, die Situation im Ost- und Westsektor der Stadt zu diskutieren, zu analysieren, was gebraucht wurde und was warum unternommen wurde – folglich also ob die gewählten Ansätze auch die richtigen und hilfreich waren. Nicht gerade eine belanglose Überlegung in Anbetracht der derzeitigen Wohnungssituation in Berlin. Denn nur indem wir die Vergangenheit aufrichtig analysieren, können wir uns offen und konstruktiv weiterentwickeln.

„gern modern? Wohnkonzepte für Berlin nach 1945“ wird am Donnerstag, den 9. Februar im Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Oranienstraße 25, 10999 Berlin eröffnet und läuft bis Montag, den 26. Juni.

Eduard Ludwig, Montagemöbel, Presentation for the MoMA New York, Low New York, 1953 (Photo © Klassik Stiftung Weimar, Courtesy Werkbundarchiv - Museum der Dinge Berlin))

Eduard Ludwig, Montagemöbel, Präsentation für das MoMA New York, Low New York, 1953 (Foto © Klassik Stiftung Weimar, mit freundlicher Genehmigung des Werkbundarchivs – Museum der Dinge Berlin)

„Hide & Seek, Maarten Baas“ im Groninger Museum, Groningen, Holland

Für uns hat die Clay Möbelkollektion des niederländischen Designers Maarten Baas etwas Bezauberndes. Handgefertigt aus Lehm, sind die Objekte weder Handarbeiten im eigentlichen Sinne, noch industrielle Produkte.

Vielmehr ist ihr Entstehungsprozess einer, den auch Kinder sehr gut kennen.

In ästhetischer Hinsicht fraglos ausgesprochen charmant – wie sie aber in die Geschichte des Möbeldesigns passen, ist eine ganz andere Frage.

Ob Maarten Baas in die Geschichte des zeitgenössischen Designs passt, wird (und sollte) das Groninger Museum in der Ausstellung „Hide & Seek“ untersuchen. Als erste größere Maarten Baas Ausstellung verspricht „Hide & Seek“ seiner Entwicklung vom Durchbruch im Jahr 2002 mit dem Smoke Projekt (hier ließ er Möbel verschmoren und überzog sie danach mit einem Epoxidharz, sodass man sie weiterhin benutzen konnte) bis hin zu Projekten wie Real Time, Grandfather Clock und natürlich auch Clay zu folgen.

Maarten Baas, immer wieder hochgehalten als einer der führenden, niederländischen Designer seiner Generation, ist vielmehr einer der wenigen Absolventen der Design Academy Eindhoven, dem es gelungen ist, einen eher konzeptuellen Designansatz in einen kritischen und kommerziellen Erfolg zu verwandeln. Die Ausstellung wird hoffentlich einige Erkenntnisse dazu hervorbringen, wie ihm das gelungen ist.

„Hide & Seek, Maarten Baas“ wird am Samstag, den 18. Februar im Groninger Museum, Museumeiland 1, 9711 ME Groningen eröffnet und läuft bis Sonntag, den 2. September.

Noch mehr Inspiration?

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CLAY 2056 von Niels Hoebers und Maarten Baas

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