5 neue Designausstellungen im Juni 2017

Auf der nördlichen Halbkugel markiert der Juni in astronomischer wie meteorologischer Hinsicht den Sommeranfang – auf der südlichen Halbkugel hingegen den Beginn des Winters.

Die einen frohlocken, die anderen lamentieren… und wir kriegen es mal wieder gar nicht mit, weil wir so beschäftigt damit sind, Architektur- und Designausstellungen durchzugehen. Unsere 5 Empfehlungen für den Juni 2017 sind Ausstellungen in Den Haag, Frankfurt, New York, Leipzig und Brüssel.

5 New Design Exhibitions for June 2017

„Architecture and Interiors. The desire for Style“ im Gemeentemuseum Den Haag, Niederlande

2017 feiert die niederländische Avantgarde-Kunst- und Architekturbewegung De Stijl ihren hundertsten Geburtstag: ein Anlass für Feierlichkeiten und Reflexionen überall in den Niederlanden. Und das zurecht! Initiiert vom Maler und Kritiker Theo van Doesburg und mit Vertretern wie Piet Mondrian, Gerrit T. Rietveld und J.J.P. Oud, setzte sich De Stijl für ein neues ästhetisches Verständnis und so auch für neue Formensprachen und eine neue „Kunst“ ein. Ein grundlegendes Mittel war dabei die Verwendung von einfachen geometrischen Formen und Primärfarben; wenn man so will, reduzierte und abstrahierte De Stijl unsere Welt so weit wie möglich und verbannte so alle unnötigen Ablenkungen.

Mit Schwerpunkt auf vier Themen – Transparenz, Farbe, Raum, Technische Innovation – und mit einer Auswahl an Malereien, Zeichnungen, Architekturmodellen und Möbeln von De-Stijl-Protagonisten verfolgt „Architecture and Interiors. The desire for Style“ die De-Stijl-Bewegung bis zu ihren Ursprüngen und ergründet so nicht nur die Entstehung der Bewegung in ihrem gesellschaftlichen Kontext, sondern verdeutlicht auch, dass es sich bei De Stijl vor allem um eine Weiterentwicklung bereits bestehender Ideen handelte. Für uns ist genau das vielleicht der wichtigste Aspekt: Die Entmystifizierung der Bewegung und die Einordnung derselben in einen evolutionären Prozess. Auch wenn De Stijl natürlich ein einzigartiger, revolutionärer, idealistischer und weiterhin faszinierender Teil dieses Prozesses ist.

„Architecture and Interiors. The desire for Style“ wird am Samstag, den 10. Juni im Gemeentemuseum Den Haag, Stadhouderslaan 41, 2517 HV Den Haag eröffnet und läuft bis Sonntag, den 17.September.

 

A recreation of Piet Mondrian’s Paris studio, on show at Gemeentemuseum Den Haag (Photo: Fas Keuzenkamp, © 2017 STAM STIJL architectuur Mondriaan, courtesy of Gemeentemuseum Den Haag)

Ein Nachbau von Piet Mondrians Pariser Atelier, zu sehen im Gemeentemuseum Den Haag (Foto: Fas Keuzenkamp, © 2017 STAM STIJL architectuur Mondriaan, mit freundlicher Genehmigung des Gemeentemuseums Den Haag)

„SUR/FACE. Spiegel“ im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt

In vielerlei Hinsicht macht die gegenwärtige Faszination für Selfies den Spiegel überflüssig: Jeder verbringt jede freie Minute jeden Tag damit, über sich selbst nachzudenken, ohne jemals zu überlegen, aus welchem Grund. Mit der Ausstellung „SUR/FACE. Spiegel“ verspricht das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt eine Erkundung des Objektes Spiegel, von seinen Anfängen als seltenes Luxusobjekt bis hin zu seiner heutigen Allgegenwart. Hinzu kommen Auseinandersetzungen mit dem Spiegel von so verschiedenen Designern und Künstlern wie Ettore Sottsass, Andy Warhol oder Heimo Zobernig. Sie rücken den Spiegel in einen abstrakteren, kritischen Kontext und stoßen so eine Betrachtung des Spiegels im Sinne eines gleichermaßen greifbaren und theoretischen Objektes an. Oder besser gesagt: eine Betrachtung des Spiegels als Grenze zwischen dem Greifbaren und dem Theoretischen.

„SUR/FACE. Spiegel“ wird am Samstag, den 24. Juni im Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt am Main eröffnet und läuft bis Sonntag, den 1. Oktober.

Object 04 D - E - F by Karen Chekerdjian (Phto: Marco Pinarelli, © Karen Chekerdjian Studio, courtesy Museum Angewandte Kunst Frankfurt)

Object 04 D – E – F von Karen Chekerdjian, Beitrag der Ausstellung „SUR/FACE. Spiegel“ im  Museum Angewandte Kunst Frankfurt (Foto: Marco Pinarelli, © Karen Chekerdjian Studio, mit freundlicher Genehmigung des Museums Angewandte Kunst Frankfurt)

„Frank Lloyd Wright at 150: Unpacking the Archive“ im Museum of Modern Art, MoMA, New York, USA

Einer der am meisten gefeierten amerikanischen Architekten und Designer, Frank Lloyd Wright, ist auch einer der kontroversesten des Landes. Nicht zu bestreiten sind allerdings seine Produktivität und sein Einfluss. Von seinen Anfängen im Chicago des späten 19. Jahrhunderts, wo er sein Gewerbe im Büro von Dankmar Adler & Louis H Sullivan lernte, über seine Prairie Houses des frühen 20. Jahrhunderts bis hin zu seinen organischen, modernen Arbeiten der Nachkriegszeit (vielleicht am besten repräsentiert durch sein Fallingwater House in Mill Run, Pennsylvania oder das Guggenheim Museum, New York), spielte Frank Lloyd Wright eine wichtige Rolle in der amerikanischen Architektur – und das über sieben Jahrzehnte. Hinzu kommen zahlreiche Stadtplanungsprojekte sowie Produkt- und Industriedesigns.

Um seinen 150. Geburtstag zu feiern, tischt das Museum of Modern Art (MoMA) eine ganze Reihe von Überraschungen für all diejenigen auf, die neugierig und wissbegierig sind, mehr über den Mann und sein Werk zu erfahren. Mit um die 450 Arbeiten aus Frank Lloyd Wrights gesamter Karriere will das MoMA eine Ausstellung präsentieren, die einen kritische Auseinandersetzung mit Frank Lloyd Wright und seiner Arbeit möglich macht. Außerdem geht es auch darum, inwieweit die Feierlichkeit und die Kontroverse gerechtfertigt sind.

„Frank Lloyd Wright at 150: Unpacking the Archive“ wird am Montag, den 12. Juni im Museum of Modern Art, MoMA, 11 West 53 Street, New York, NY 10019 eröffnet und läuft bis Sonntag, den 1. Oktober.

Frederick C. Robie House, Chicago by Frank Lloyd Wright, one of his so-called Prairie Houses

Frederick C. Robie House, Chicago von Frank Lloyd Wright, eines seiner sogenannten Prairie Houses

„BIKES! Das Fahrrad neu erfinden“ im Grassimuseum für Angewandte Kunst, Leipzig

Die Entwicklung der Laufmaschine durch Karl von Drais im Jahr 1817, auch Dandy Horse oder Draisiene genannt, markiert den Beginn der Entwicklung unseres heutigen Fahrrads. Mit der Ausstellung „Bikes! Das Fahrrad neu erfinden“ hat sich das Grassimuseum Leipzig entschieden, den weiteren historischen Kontext zu ignorieren und sich stattdessen auf zeitgenössische Fahrräder zu konzentrieren. Die Ausstellung verspricht mit bis zu 60 Modellen aus den letzten 15 Jahren eine Erkundung des zeitgenössischen Fahrraddesigns im Bereich Materialien, Produktionsprozesse und Technologie, aber auch im Sinne einer Antwort auf sich verändernde gesellschaftliche Bedingungen, vor allem natürlich die in unseren heutigen Städten. So wird die Rolle von Museen als Ort aktueller Diskurse genauso betont wie deren Relevanz hinsichtlich historischer Sammlungen.

Wie immer bei Ausstellungen über Fahrräder wird es interessant sein, zu sehen, wie die Kuratoren den schmalen Grat zwischen musealer Erforschung des Fahraddesigns und blankem Fahrradfetischismus meistern.

„BIKES! Das Fahrrad neu erfinden“ wird am Donnerstag, den 22. Juni im Grassimuseum für Angewandte Kunst Leipzig, Johannisplatz 5-11, 04103 Leipzig eröffnet und läuft bis Sonntag, den 1. Oktober.

Strida folding bicycle by Ming Cycle Taiwan (Photo © MSA GmbH, courtesy Grassimuseum Leipzig)

Strida Klappfahrrad Ming Cycle Taiwan, vertreten in der Ausstellung „BIKES! Das Fahrrad neu erfinden“ Grassimuseum für Angewandte Kunst Leipzig (Foto © MSA GmbH, mit freundlicher Genehmigung des Grassimuseums Leipzig)

 

„Panorama. A History of Modern Design in Belgium“ im ADAM Art & Design Atomium Museum, Brüssel, Belgien

Eine Mischung aus Ignoranz und Vorurteil kann es sehr einfach machen, die Rolle Belgiens bei der Entwicklung zeitgenössischer Designtheorie herunterzuspielen. Wir gehen mal davon aus, dass das die meisten machen. Mit der Ausstellung „Panorama. A History of Modern Design in Belgium“will das ADAM Art & Design Museum Ignoranz und Vorurteilen entgegenwirken. Mit Fokus auf die Zeit zwischen dem späten 19. Jahrhundert und den 1980er-Jahren, also auf einer Periode, die Art Nouveau, Art déco, Funktionalismus, Pop und Postmoderne umfasst, hat sich die Ausstellung vorgenommen, sowohl die Entwicklung des belgischen Designs als auch dessen Verbindung zu kulturellen, politischen und ökonomischen Entwicklungen unter die Lupe zu nehmen. Ein Kernpunkt der Ausstellung soll die Rolle und das Erbe der Expo in Brüssel im Jahre 1958 sein. Dabei handelte es sich um die erste Weltausstellung nach dem Zweiten Weltkrieg, die ganz deutlich vor dem Hintergrund der sich entfaltenden technischen Revolution stattfand, die sich heute umso schneller vollzieht. Außerdem bescherte die Ausstellung der Stadt Brüssel und uns allen das Atomium, ein Denkmal für den Übergang des industriellen Zeitalters in eine glorreiche, nukleare Zukunft. Aus offensichtlichen Gründen bevorzugen wir es natürlich, das Atomium als Sinnbild unserer zeitgenössischen vernetzten Gesellschaft zu interpretieren.

„Panorama. A History of Modern Design in Belgium“ wird am Freitag, den 23. Juni im ADAM Art & Design Atomium Museum, Belgiëplein, Place de Belgique, 1020 Brüssel eröffnet und läuft bis Sonntag, den 7. Januar 2018.

Art & Design Atomium Museum, ADAM, Brussels

Art & Design Atomium Museum, ADAM, Brüssel

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