5 neue Architektur- und Designausstellungen im Januar 2019

Die Ursache, warum die meisten von uns den Großteil ihrer Neujahrsvorsätze nicht einhalten, liegt vor allem darin, dass wir entweder beschließen Dinge aufzugeben, die uns Spaß machen, oder beschließen Dinge zu tun, die uns keinen Spaß machen. Klüger wäre es da wohl, einfach mehr von dem zu tun, was einem Spaß macht, und sich so nicht nur ein erreichbares Ziel zu setzen, sondern auch ein Ziel, das einem (so es erfüllt wird) spirituell, intellektuell, emotional und physisch Gewinn bringt. In diesem Sinne versprechen wir alle im Jahr 2019 mehr Architektur- und Designausstellungen zu besuchen als im Vorjahr. Einverstanden?

Unsere 5 Ausstellungstipps für Januar 2019 sind in Frankfurt, Malmö, New York, Berlin und Stuttgart zu finden …

5 New Architecture & Design Exhibitions for January 2019

„Moderne am Main 1919–1933“ im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt, Deutschland

Als sich im Laufe des Jahres 1924 herausstellte, dass die Bauhausschule Weimar verlassen muss, wetteiferten mehrere Städte darum, neuer Standort der Institution zu werden. Der damalige Direktor der Kunsthochschule in Frankfurt, Fritz Wichert, versuchte beispielsweise Walter Gropius zu ermutigen, seine Schule an den Main zu verlegen. Dieser Schritt wäre zum Einen eine logische Fortsetzung dessen gewesen, was sowohl an der Frankfurter Kunsthochschule als auch in nahe gelegenen Institutionen wie der Fachschule für die Edelmetallindustrie Hanau bereits geschah. Zum Anderen handelte es sich dabei auch um das Bestreben des damaligen Frankfurter Oberbürgermeisters Ludwig Landmann, der Frankfurt „zu einem Beispiel für all das“ machen wollte, „was die moderne Stadt dem 20. Jahrhundert bieten könne“. Es sollte alles für die Entwicklung einer Stadtkultur getan werden, die „Menschen aus Kunst und Wissenschaft“ bei ihrer Suche nach dem Geist eines neuen Zeitalters unterstützen würde.“* Wie die Geschichtsbücher zeigen, musste Frankfurt diesem Anspruch jedoch ohne die Bauhausschule gerecht werden. Am populärsten wurden jene Bestrebungen schließlich durch das Projekt „Neues Frankfurt“ verkörpert – eines der größten und breit angelegtesten, modernistisch-funktionalistischen Stadtplanungsprogramme, die jemals durchgeführt wurden.

Vor dem Hintergrund des hundertjährigen Bestehens des Bauhaus‘ Weimar begehen drei Frankfurter Museen den 94. Jahrestag des Projekts „Neues Frankfurt“. Den Anfang macht das Museum Angewandte Kunst der Stadt. Nachdem wir die Vorabinformationen gelesen haben, glauben wir nicht, dass die Ausstellung mit rund 600 Objekten aus verschiedensten technischen und kreativen Bereichen, zudem mit Diskussionen und Vorträgen über die Individuen, Institutionen und Firmen, die die zahlreichen Projekte vorantrieben, völlig neue Einsichten bereithält. In Anbetracht des Ausstellungsumfangs sowie der Möglichkeiten und Kenntnisse des Museums können Besucher allerdings mit einem detaillierten und umfassenden Überblick rechnen.

„Moderne am Main 1919–1933“ wird im Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt am Samstag, den 19. Januar eröffnet, und läuft bis Sonntag, den 14.April.

* Nicholas Bullock, Modern Design and Municipal Patronage: Frankfurt 1924-1930, Oxford Art Journal, Vol 2, Art and Society, April 1979

A brochure for the so-called Frankfurt Telephone as produced by Fuld & Co (Brochure design Max Bittrof, ca. 1930 © & courtesy Museum Angewandte Kunst Frankfurt)

Eine Broschüre für das sogenannte Frankfurter Telefon, produziert von Fuld & Co (Grafikdesign Max Bittrof, ca. 1930 © & mit freundlicher Genehmigung des Museums Angewandte Kunst Frankfurt)

„What Matter_s“ im Form/Design Center, Malmö, Schweden

Nicht nur einer der wichtigsten Motoren für die Entwicklung von Architektur und Design, sondern im Wesentlichen auch von Gesellschaft und Zivilisation, ist die Entwicklung neuer Materialien und entsprechend sinnvoller Anwendungsbereiche. Solange solche Entwicklungen langsam voranschritten, ging die Steinzeit langsam in die Bronzezeit über, die wiederum langsam in die Eisenzeit überging. In jüngster Zeit hat sich jedoch die Geschwindigkeit der Entwicklung neuer Materialien beschleunigt und ein Tempo erreicht, mit dem die Suche nach sinnvollen Anwendungen nicht länger Schritt halten kann. Neue Materialien sind zum heiligeren Gral geworden und zu einem Selbstzweck verkümmert. Und genau darum ist unser Kunststoffzeitalter auch so schädlich für die Umwelt. Es wird also immer wichtiger das Gleichgewicht zwischen Materialien und Anwendungen wiederherzustellen.

Basierend auf diesen und ähnlichen Überlegungen wurden 2018 zehn Designstudios aus Südschweden jeweils mit einem Materialforscher aus der Gegend zusammengeführt, um Anwendungen für zeitgenössische experimentelle Materialien und/oder Verfahren zu prüfen; die Ergebnisse ihrer Kooperationen wurden erstmals auf der „Dutch Design Week Eindhoven 2018“ vorgestellt und kommen im Januar tatsächlich nach Malmö zurück.

What Matter_s präsentiert so unterschiedliche Kooperationen wie die des Designers Petter Thörne mit Dr. Paulien Strandberg zu Hanfschäben; Jenny Nordberg und Professor Magnus Tägil’s Erkundungen mit einem 3D In Vitro Knochendrucker, der den Prozess der Knochenheilung nachahmt; oder das Projekt Artificial Intelligent Architecture and Interior Design des Helsingborger Kollektivs Superlab und Dr. Axel Nordin der Universität Lund, das künstliche Intelligenz im Designkontext einsetzt. Die Ausstellung liefert so einen umfassenden Überblick über die Richtungen, in die sich Materialforschung bewegt. geht.

„What Matter_s“ wird im Form/Design Center, Lilla torg 9, 211 34 Malmö am Freitag, den 18.Januar eröffnet und läuft bis Sonntag, den 10.März.

What Matter_s @ FormDesign Center, Malmö (Photo Fanny Hansson, courtesy FormDesign Center)

„What Matter_s“ @ Form/Design Center, Malmö (Foto Fanny Hansson, mit freundlicher Genehmigung Form/Design Center)

„Design and the Just City in NYC“ im Center for Architecture, New York, New York, USA

Was müssen Architekten und Stadtplaner bei der Gestaltung unserer urbanen Räume als erstes  berücksichtigen? Bewegung? Licht? Kommunikation? Schönheit? Das Just City Lab der Harvard Graduate School of Design hat gefragt, was wäre, wenn die ersten Überlegungen in diesem Zusammenhang „Gleichheit, Inklusion oder Gerechtigkeit“ wären. Wären unsere Städte dann gerechtere Städte? Im Rahmen solcher Überlegungen präsentiert das New York Center for Architecture eine Ausstellung mit fünf Fallstudien, die sowohl für die Positionen als auch für den Ansatz des Lab repräsentativ sind, und mit Hilfe des so genannten Just City Index des Labs entwickelt wurden. Bei dem Index handelt es sich um 50 Kernwerte, die rund ein Dutzend Themen umfassen und Überlegungen zu Themen wie Respekt, Transparenz, Sicherheit oder Spontaneität beinhalten. Im Fokus stehen menschliche, soziale, emotionale Überlegungen, die Vorrang vor eher traditionellen, technischen, theoretischen, architektonischen Überlegungen haben. Obwohl für spezifische Szenarien in New York City entwickelt, besteht die Hoffnung wie immer bei solchen Architekturausstellungen darin, dass die aus der Forschung gewonnenen Erkenntnisse abstrahiert und anderswo angewendet werden können. Wenn die Basistheorie des Labors richtig ist, könnte so geholfen werden zukünftige Gesellschaften mit einem gesünderen Kern zu schaffen.

„Design and the Just City“ in NYC wird am Donnerstag, den 10. Januar im Center for Architecture, 536 LaGuardia Place, New York, NY 10012 eröffnet und läuft bis Samstag, den 30. März.

The Just City Lab's Just City Index.

Der Just City Index des Just City Labs.

„Von Arts and Crafts zum Bauhaus. Kunst und Design – eine neue Einheit!“ im Bröhan Museum, Berlin, Germany

Wie bereits auf diesen Seiten erwähnt, wird 2019 das Jahr der Bauhaus-Ausstellungen sein, und wie wir befürchten auch ein Jahr, in dem populäre Bauhaus-Mythen und -Legenden gefestigt werden. Die Entscheidung des Bröhan Museums Berlin, in die Zeit unmittelbar vor dem Bauhaus zurückzukehren, das zeitgenössische Design und die Architektur der Jahrhundertwende zu erforschen und die Geschichte aus diesen Vorläufern zu entwickeln, ist daher sehr erfreulich. Die Ausstellung „Von Arts and Crafts zum Bauhaus“ verspricht rund 300 Objekte, darunter etwa 30 speziell für die Ausstellung angekaufte, und will erläutern, wie sich das Verständnis von Kunst, Handwerk und Architektur in Ländern wie Schottland, Österreich, England, Holland und Deutschland entwickelt hat, und wie diese Entwicklungen in das erste Bauhaus Weimar und später in das Bauhaus Dessau mündeten. Es soll deutlich werden, dass die Schule nicht spontan an einem Aprilmorgen entstand, sondern nur ein Moment in einem langen, fortlaufenden, internationalen Prozess war.

„Von Arts and Crafts zum Bauhaus. Kunst und Design – eine neue Einheit!“ wird am Donnerstag, den 24. Januar im Bröhan Museum, Schlossstraße 1a, 14059 Berlin eröffnet und läuft bis Sonntag, den 5. Mai.

The Thebes stool by Liberty's of London, ca. 1900 Mahagoni (Photo courtesy Bröhan Museum Berlin)

Der Thebes Hocker von Liberty’s of London, ca. 1900 (Foto mit freundlicher Genehmigung des Bröhan Museums Berlin)

„Casa Sperimentale. Das Baumhaus im Pinienwald“ in der  Architekturgalerie am Weißenhof, Stuttgart, Deutschland

Das in den späten 1960er / frühen 1970er Jahren von dem gebürtigen Argentinier und in Rom lebenden Architekten zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn erbaute Baumhaus „Casa Sperimentale“ (Experimentelles Haus) oder „Casa Albero“ (Baumhaus) ist Gegenstand einer Ausstellung der Architekturgalerie am Weißenhof. Bei der „Casa Sperimentale“ ging es immer mehr um die Entwicklung von Ideen als um einen Ort zum Leben. Seit dem Tod von Giuseppe Perugini 1995 ist die „Casa Sperimentale“ zunehmend verfallen und so heute eher Ruine als Haus. Die Londoner Architekten Patrick Weber und Sabine Storp begannen 2016 mit Recherchen, Aufnahmen und der Dokumentation der „Casa Sperimentale“, was zu einem Projekt mit Webers Studenten an der Bartlett School of Architecture führte und die Grundlage der Stuttgarter Ausstellung bildet. Eine Ausstellung, die damit nicht nur eine umfassende Einführung zur „Casa Sperimentale“ verspricht, sondern uns auch hilft, zu verstehen, was sich aus den mit der Architektur verbundenen Forschungen und Experimenten lernen lässt.

„Casa Sperimentale. Das Baumhaus im Pinienwald“ eröffnet in der Architekturgalerie am Weißenhof, Am Weißenhof 30, 70191 Stuttgart am Donnerstag, den 17. Januar und läuft bis Sonntag, den 3. März.

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