5 Neue Architektur- und Designausstellungen 2021 im Mai 2021

Glaubt man der alten Bauernregel, dann bringt der Mairegen Segen.

Und dieser Segen könnte auch ganz wunderbar in Form des Besuchs einer Architektur- und/oder Designausstellung über uns kommen.

Schutz vor dem Regen im Mai 2021 finden Sie unseren 5 empfohlenen Unterständen in Ulm, Stockholm, Baruth, Zürich und Hasselt.

5 New Architecture & Design Exhibitions for May 2021

„HfG Ulm: Ausstellungsfieber“ im HfG-Archiv, Ulm, Deutschland.

Obwohl die Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm nur in den Jahren 1953 bis 1968 existierte, nimmt sie einen fast mythischen Platz in der Geschichte des Nachkriegsdesigns in Westdeutschland ein. Dieser Status, so argumentieren die Kuratoren von „Ausstellungsfieber“, wurde nicht allein durch die zahlreichen Produkt- und Grafikdesign-Projekte von u.a. Hans Gugelot, Otl Aicher oder Walter Zeischegg begründet, sondern auch durch den Beitrag der HfG Ulm zur Entwicklung von Praxis und Theorie des Ausstellungs- und Messedesigns.

Ein Beitrag, der sich in Ausstellungen niederschlug, die entwickelt wurden, um die Arbeiten der Mitarbeiter und Studenten der Hochschule zu präsentieren und im Umkehrschluss für die Hochschule und ihre Positionen in den Bereichen Design und Designausbildung zu werben. Hinzu kamen Messeauftritte im Auftrag kommerzieller Partner, die es ermöglichten die Kooperationen der Hochschule mit der Industrie einem globalen Publikum zu präsentieren und damit die HfG Ulm zu einem Bestandteil des zeitgenössischen Designdiskurses machten. Darüber hinaus eröffnete sich hier aber auch eine Plattform für die HfG Ulm zur Entwicklung neuer Ausstellungsdesign- und Kommunikationsdesignkonzepte.

Die Ausstellung „Austellungsfieber“ wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts des HfG-Archivs in Kooperation mit der Hochschule Pforzheim und der Folkwang Universität der Künste Essen realisiert, und verspricht das Ausstellungsdesign, wie es an der HfG Ulm praktiziert und verstanden wurde, anhand von Dokumenten, Fotografien, und Modellen aus den 15 Jahren des Bestehens der Hochschule zu erforschen und zu diskutieren.  Darunter finden sich Projekte wie die Braun-Präsentation auf der Großen Deutschen Rundfunk-, Fernseh- und Phono-Messe 1955 in Düsseldorf, der Beitrag der HfG zum westdeutschen Pavillon auf der Expo ’67 in Montreal und zahlreiche Wanderausstellungen mit Arbeiten von Mitarbeitern und Studenten.

Auf diese Weise soll ein besseres Verständnis für die Entwicklung von Praxis und Theorie des Messedesigns in den 1950er und 1960er Jahren ermöglicht werden. Es sei angemerkt, dass es sich dabei um eine Zeit handelt, in der die Messe eines der wichtigsten, wenn nicht das primäre Medium für die Verbreitung neuer Designansätze und neuer Industrie- und Konsumgütern jeder Art war. Viele zeitgenössische Ausstellungs- und Messedesignkonzepte stammen aus dieser Zeit. Darüber hinaus möchte die Ausstellung ein besseres, breiteres und nachhaltigeres Verständnis der HfG Ulm, jenseits der einfachen Legende ermöglichen, und vielmehr transparent machen, wie sich diese Legende etabliert haben.

„HfG Ulm: Ausstellungsfieber“ im HfG-Archiv Ulm, Am Hochsträß 8, 89081 Ulm sollte am Samstag, dem 1. Mai eröffnet werden, öffnet aber erst, sobald es die örtlichen Gegebenheiten erlauben und läuft dann bis Sonntag, den 19. September. Bitte informieren Sie sich auf der Website des HfG-Archiv Ulm über den aktuellen Stand.

A HfG Ulm touring exhibition in the Ulmer Kornhaus, 1963 (Photo © and courtesy HfG-Archiv Ulm)

Eine HfG Ulm Wanderausstellung im Ulmer Kornhaus, 1963 (Foto © und mit freundlicher Genehmigung des HfG-Archiv Ulm)

„1970s. High & low in Swedish furniture design“ im Museum of Furniture Studies, Stockholm, Schweden

Es ist zweifellos die Assoziation mit ABBA, die dazu führt, dass die Begriffe „1970er“ und  „Schweden“ automatisch, unwillkürlich, Bilder hervorrufen, die einer ganz bestimmten, funkelnden, chromatischen, optimistischen Ästhetik angehören. Schweden der 1970er Jahre, das klingt wie ein Synonym für „letting the good times roll“, für ein zeitloses Retro-Feeling. Ein Zeitalter, wie geschaffen für die kontextfreie Leichtigkeit von Instagram. Doch wie der Titel der Ausstellung des Stockholmer Museum of Furniture Studies verdeutlicht, waren die 1970er Jahre in Schweden nicht nur ein Hochgefühl, in jedem Fall nicht in Bezug auf das Möbeldesign.

Wenn wir das Ausstellungskonzept richtig verstehen, sollen nur die Tiefs diskutiert und allein die Hochs präsentiert werden. Dabei handelt es sich natürlich um die Höhepunkte der Kuratoren, und in jeder Ausstellung ist immer Platz für Debatten und Diskussionen über die von den Kuratoren erstellte Auswahl.

Angekündigt ist eine Präsentation von Arbeiten von Designern wie u.a. Bror Boije, Alf Svensson, Yngvar Sandström, Jan Dranger oder Johan Huldt. Dabei handelt es sich um Designer, die nicht nur außerhalb Schwedens weitgehend unbekannt sind, sondern die auch innerhalb des zeitgenössischen schwedischen Kontextes nicht so bekannt sind. Auch die Hersteller dieser Arbeiten, wie u.a. DUX, JOC, Kooperativa Förbundet oder Innovator, sind nicht so bekannt, wie sie es sein könnten oder sollten. Aus diesem Grund könnte die Ausstellung „1970s. High & low in Swedish furniture design“ ein idealer Ausgangspunkt für die Entwicklung eines zutreffenderen Verständnisses der Geschichte des schwedischen Möbeldesigns sein.

Für ein solches zutreffenderes Verständnis sorgen zum einen Möbeldesigns der 1970er Jahre, die außerhalb Schwedens entstanden und die im ständigen Archiv des Museums zu finden sind. Sie bieten einen direkten Vergleich mit dem, was in Schweden realisiert wurde. Hinzu kommen Diskussionen über schwedisches Textildesign der 1970er Jahre, einschließlich der Beiträge von Leuten wie besipielsweise der „10-Gruppen“ oder Wanja Djanaieff, die die Diskussion angemessen und erfreulich erweitern sollten. Einem zutreffenderen Blick auf schwedisches Möbeldesign kommt zudem auch die Präsenz von IKEA in der Ausstellung sehr entgegen. Denn „Billy“ ist nicht nur ein Kind der späten 1970er Jahre, die 1970er Jahre waren auch das Jahrzehnt, in dem IKEA global wurde und große blaue und gelbe Lagerhäuser an Autobahnkreuzen rund um den Globus aus dem Boden schossen. Wie wir bereits oft festgestellt haben, spielt IKEA innerhalb Schwedens eine ganz andere Rolle als außerhalb. Es ist wichtig IKEA in den weiteren Kontext des schwedischen Möbel- und Accessoire-Designs zu rücken, um sowohl IKEA als auch die Geschichte des Möbeldesigns in Schweden besser zu verstehen.

„1970s. High & Low in Swedish furniture design“  wurde am Samstag, dem 24. April, im Museum für Möbelkunde, Magasin 6 – Frihamnsgatan 50, 115 56 Stockholm, eröffnet und ist bis Montag, den 27. September, zu sehen. Bitte informieren Sie sich auf der Website des Museums für Möbelkunde über aktuelle Informationen.

1970s. High & low in Swedish furniture design Museum of Furniture Studies tockholm

1970s. High & low in Swedish furniture design Museum of Furniture Studies Stockholm

„Werksiedlungen in Brandenburg. Von der Wohnform des Industriezeitalters zum Zielort des Kulturtourismus“ im Museum Baruther Glashütte, Baruth, Deutschland

Die zunehmende Industrialisierung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts brachte nicht nur neue formalästhetische Auffassungen in der Produktgestaltung mit sich, sie förderte auch die Entwicklung neuer städtebaulicher Ansätze und Auffassungen, die sich am Beispiel der Werksiedlung, den von Industrieunternehmen für ihre Mitarbeiter errichteten Wohnsiedlungen, gut nachvollziehen lassen.

Genau das hat sich das Museum Baruther Glashütte mit einer neuen Ausstellung vorgenommen. Die Ausstellung beschäftigt sich nicht nur mit der Geschichte ausgewählter Werksiedlungen in Brandenburg, sondern auch mit aktuellen, heutigen Überlegungen zu diesen Siedlungen.

Mit der „Schwartzkopff-Siedlung“ in Wildau, der „Gartenstadt Marga“ in Senftenberg und den nahe gelegenen Siedlungen von „Annahütte“ und „Lauta“, sowie den zur Baruther Glashütte selbst gehörenden Siedlungen verspricht die Ausstellung „Werksiedlungen in Brandenburg“ eine gezielte Betrachtung der Entwicklung des Arbeiterwohnungsbaus an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Zum ersten Mal wurde ernsthaft über das Wohnen der Arbeiterklasse nachgedacht, da bis dahin die meisten Arbeiterfamilien in ungeregelten Elendsvierteln lebten. Somit wurde auch zum ersten Mal ein Zusammenhang zwischen der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Arbeiter und der Gesundheit und dem Wohlbefinden eines Unternehmens hergestellt. Darüber hinaus sollte die Ausstellung auch gezielte Überlegungen zur Entwicklung der Gartenstadt ermöglichen, einer im späten 19. Jahrhundert aufkommenden Form der Stadtplanung, die die planerische Grundlage vieler Werksiedlungen bildete und in der Zwischenkriegszeit bei vielen städtebaulichen Projekten der funktionalistischen Moderne eine wichtige Rolle gespielt hat.

Werksiedlungen in Brandenburg verspricht neben Dokumentations- und Archivmaterial, das sich direkt auf die Siedlungen selbst bezieht, auch eine Präsentation von Objekten, die mit den jeweiligen Unternehmen (Werken) in Verbindung stehen. Dabei handelt es sich um Objekte, die die engen Beziehungen zwischen Siedlung und Unternehmen, aber auch die Abhängigkeit der Angestellten vom Arbeitgeber verdeutlichen sollen. Hinzu kommt eine Präsentation von zeitgenössischen Fotografien dieser Siedlungen, die Überlegungen zur Situation der Siedlungen im heutigen Brandenburg und über die Relevanz der Gartenstadt in zeitgenössischen städtebaulichen Diskursen anstoßen sollen.

„Werkssiedlungen in Brandenburg. Von der Wohnform des Industriezeitalters zum Zielort des Kulturtourismus“ wird am Sonntag, 16. Mai, im Museum Baruther Glashütte, Hüttenweg 21, 15837 Baruth/Mark OT Glashütte eröffnet und läuft bis Sonntag, den 15. August. Bitte informieren Sie sich auf der Website des Museums Baruther Glashütte über aktuelle Informationen.

Anger Werksiedlung Lauta, part of Werksiedlungen in Brandenburg, Museum Baruther Glashütte Baruth (photo © Freunde der evangelischen Kirche Lauta-Stadt e.V. via CC BY-NC-SA, courtesy Museum Baruther Glashütte)

Anger Werksiedlung Lauta, ein Teil von „Werksiedlungen in Brandenburg“, Museum Baruther Glashütte Baruth (Foto © Freunde der evangelischen Kirche Lauta-Stadt e.V. via CC BY-NC-SA, mit freundlicher Genehmigung des Museums Baruther Glashütte)

„Le Corbusier und die Farbe“ im Museum für Gestaltung, Pavillon Le Corbusier, Zürich, Schweiz

Auch wenn Le Corbusier heute oft mit dem quadratischen Weiß der funktionalistischen Zwischenkriegsmoderne assoziiert wird, war in Le Corbusiers Werk die Farbe doch von zentraler Bedeutung und ein integraler Bestandteil vieler seiner Ansätze und Auffassungen.

Diese Facette seines Werks wird das Museum für Gestaltung Zürich in einem Gebäude thematisieren, das wohl wie kein anderes Le Corbusiers Verständnis von Rolle und Funktion der Farbe in der Architektur demonstriert: dem Pavillon Le Corbusier.

Die Ausstellung im Pavillon Le Corbusier verspricht eine Erkundung von Le Corbusiers Auffassung von, und Umgang mit Farbe. Angefangen bei seinen frühen Jahren als bildender Künstler in La Chaux-de-Fonds über seinen Purismus und Funktionalismus der Zwischenkriegsjahre bis hin zum Gesamtkunstwerk seiner späteren Karriere, streift diese Erkundung so unterschiedliche Architekturprojekte wie u. a., Villa La Roche, Paris, die Unité d’habitation, Marseille oder Notre-Dame-du-Haut, Ronchamp. Hinzu kommen aber auch Le Corbusiers Kooperationen mit dem Basler Tapetenhersteller Salubra, der Philips-Pavillon auf der Expo ’58 in Brüssel oder sein Vortrag über „Les relations entre architecture et peinture“ 1938 in Zürich.

„Le Corbusier und die Farbe“ sollte also einiges über die Rolle und Funktion der Farbe in Le Corbusiers Werk beitragen, und vor allem einen Überblick über die Entwicklung der Farbe in Le Corbusiers Werk während der fünf Jahrzehnte seiner aktiven Karriere ermöglichen.

Darüber hinaus gehören zur Ausstellung, neben dem Pavillon Le Corbusier selbst, auch eine Präsentation der Strumpffabrik und des Bürogebäudes Claude et Duval aus den späten 1940er Jahren in Saint-Dié-des-Vosges, mit  Wandmalereien und mit Innenarchitektur und Möbeln von Charlotte Perriand und Jean Prouvé. Gezeigt werden auch Le Corbusiers Pigmente neben den Pigmenten des Weimarer Bauhausmeisters Johannes Itten. All dies soll uns nicht nur die Verbindungen zwischen Le Corbusier und der Farbe näher bringen, sondern auch dazu beitragen, Le Corbusier im Kontext breiterer Überlegungen zur Systematisierung und zum Einsatz von Farbe in Architektur und Design zu sehen.

„Le Corbusier und die Farbe“ wird am Freitag, 7. Mai, im Pavillon Le Corbusier, Höschgasse 8, 8008 Zürich, eröffnet und läuft bis Sonntag, 28. November. Bitte informieren Sie sich auf der Website des Museums für Gestaltung über aktuelle Informationen.

Le Corbusier in front of the “paravent à poussettes” made of painted corrugated Eternit backfilled with concrete, executed as a prototype brise-soleil construction (photo © Willy Rizzo, 1959, courtesy Museum für Gestaltung Zürich)

Le Corbusier vor seinem “paravent à poussettes” aus lackiertem, gewelltem Eternit, hinterfüllt mit Beton, ausgeführt als Prototyp einer Brise-Soleil-Konstruktion (Foto © Willy Rizzo, 1959, mit freundlicher Genehmigung des Museum für Gestaltung Zürich)

„Current Age. The (in)visible networks“ at Z33, Hasselt, Belgien

Wie Orchestral Manoeuvres in the Dark 1971 feststellten, ist die Elektrizität „die ultimative Entdeckung“, wenn auch, wie sie weiter anmerken, eine problematische, die bei allen Vorteilen, auch eine ganze Menge Probleme mit sich bringt.

Und eine Entdeckung, die, wie Z33 anmerken, süchtig macht.

Und obwohl wir uns heute der negativen Aspekte unserer Elektrizitätsgewohnheit sehr bewusst sind, fällt es uns schwer, sie aufzugeben: Das vernetzte digitale Gerüst, das wir im Kern der heutigen Gesellschaft installiert haben, ist auf Elektrizität angewiesen. Offenbar haben wir uns alle darauf geeinigt, statt fossiler Brennstoffe, doch lieber Elektrizität zu verbrennen, um Fahrzeuge anzutreiben.

Muss das sein?

Mit der Ausstellung „Current Age“ wird das Brüsseler Studio Plastique, alias Theresa Bastek und Archibald Godts, nicht nur genau diese Frage stellen, sondern auch über die Frage nachdenken, wie die Alternativen aussehen könnten.

Wie genau Studio Plastique das zu tun gedenkt, wissen wir nicht. „Current Age“ klingt aber so, als würde die Ausstellung einen fokussierten und objektiven Diskurs über unsere Beziehungen zur Elektrizität anregen. In diesem Fall könnte sie zu einem kollektiven Umdenken, einer Neupositionierung, einem Neustart und einer Erfrischung dieser komplexesten und problematischsten aller menschlichen Beziehungen beitragen.

„Current Age. The (in)visible networks“ wird am Samstag, den 1. Mai im Z33 Haus für zeitgenössische Kunst, Design & Architektur, Bonnefantenstraat 1, 3500 Hasselt eröffnet und läuft bis Sonntag, dem 1. August. ***Bitte beachten Sie, dass aufgrund der elektromagnetischen Strahlung im Ausstellungsraum allen Personen mit elektronisch empfindlichen medizinischen Hilfsmitteln vom Besuch abgeraten wird.*** Bitte informieren Sie sich auf der Z33-Website über die vollständigen und aktuellen Informationen.

Current Age. The (in)visible networks at Z33 House for Contemporary Art, Design & Architecture, Hasselt

„Current Age. The (in)visible networks“ im Z33 House for Contemporary Art, Design & Architecture, Hasselt

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