5 neue Architektur- und Designausstellungen im Februar 2023

Nach germanischem Volksglauben heißt es: “Ein nasser Februar bringt ein fruchtbares Jahr”.

Das bezieht sich nicht nur auf die Vegetation, sondern auch auf Ihre persönliche Entwicklung: Ein nasser Februar bedeutet mehr Zeit, die Sie in Museen verbringen können, und die sich so nutzen lässt, um an sinnvollen und relevanten und motivierenden Diskursen und Diskussionen teilzuhaben. 

Wir bitten also um Regen im Februar!!!

Unsere fünf Tipps für wachstumsfördernde Schutzräume im Februar 2023 führen uns nach  Köln, Stockholm, Hornu, Hamburg und Montréal.

5 New Architecture & Design Exhibitions for February 2023

„Between the Trees. Urbanes Grün – Kunst – Design“ im MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln, Deutschland

Auch wenn Bäume in erster Linie in Wäldern zu finden sind (wenn sie nicht gerade für Eisenbahn, Autobahn oder Kohletagebau) gefällt werden, sind sie doch längst auch Bestandteil des urbanen Raums – und zwar als kulturelle wie auch physische Komponenten. Doch wie das MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln festgestellt hat, werden Stadtbäume heutzutage nicht immer wahrgenommen. Ihnen wird nicht die Aufmerksamkeit und Anerkennung zuteil, die sie verdienen.

“Between the Trees” will dies durch eine Präsentation von Objekten aus den Bereichen Design, Kunsthandwerk und Kunst ändern.  Die Exponate sollen verschiedene Aspekte von Bäumen als städtische Mitbewohner thematisieren, sowie Bäume als kulturelle und physische Einheiten, sowie ihre Relevanz und ihren Beitrag zum städtischen Leben diskutieren. So soll ein Diskurs über die Rolle und Funktion von Stadtbäumen ermöglicht werden. Es geht dabei um die Frage, wie Bäume und ihre Umgebungen in Stadtplanungsstrategien berücksichtigt und gefördert werden können. Bäume sollen als Kernbestandteil der Stadtplanung betrachtet werden und nicht nur als ein bisschen Dekoration, mit der die Vision des Architekten geschmückt und verschönert wird. 

Wie es sich für eine Ausstellung über Bäume im urbanen Kontext gehört, wird Between the Trees auch außerhalb des MAKK mit einer Reihe von Veranstaltungen und Interventionen in der ganzen Stadt fortgesetzt, unter anderem auf dem Kolpingplatz neben dem Museum, der offenbar der älteste Park im heutigen Köln ist.

“Between the Trees. Urbanes Grün – Kunst – Design” wird am Freitag, 3. Februar, im MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln, An der Rechtschule 7, 50667 Köln, eröffnet und läuft bis Sonntag, 16. April. Weitere Informationen finden Sie unter https://makk.de.

Between the Trees. Urban Green – Art – Design, MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln, Cologne

“Between the Trees. Urbanes Grün – Kunst – Design” , MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln, Cologne

„The Garden – Six Centuries of Art and Nature“ im Nationalmuseum, Stockholm, Schweden

Vielleicht liegt es an einem neu gewonnenen, städtischem Bewusstsein für die Bedeutung und Relevanz des Lebens im Freien, wir wissen es nicht, aber für das Jahr 2023 sind international zahlreiche Ausstellungen geplant, die Gärten in verschiedenen Aspekten und Kontexten erforschen.

Mit “The Garden – Six Centuries of Art and Nature” möchte das Nationalmuseum Stockholm, wie der Titel schon sagt, die Entwicklung des Gartens als physischem Raum und unsere Beziehung zu Gärten erforschen, wie sie in und durch Kunstwerke zum Ausdruck kommt. In erster Linie wird zu diesem Zweck Malerei gezeigt, aber auch Bildhauerei, angewandte Kunst, sowie Skizzen und Pläne von Gartenarchitekten sind in der Ausstellung zu sehen.

Mit einer Präsentation von rund 300 Werken aus den letzten 600 Jahren von so unterschiedlichen Künstlern und Künstlerinnen wie Antoine Watteau, Claude Monet, Carl Larsson, Kristian Zahrtmann oder André Le Nôtre verspricht “The Garden” den Besucher auf eine Reise mitzunehmen, die von den streng quadratischen, formalen Gärten der europäischen Renaissance bis zu unseren heutigen viel freieren, viel weniger quadratischen Gärten führt. Eine Reise, die neben dem Garten als solchem auch die Beziehungen zwischen Gärten und Nutzern, zwischen Gärten und Gesellschaft zu erkunden verspricht. Diese Reise soll nicht nur Einblicke in die Entwicklung von Gärten in den letzten sechs Jahrhunderten und unsere Beziehungen zur gezähmten Natur gewähren, sondern auch eine bessere Einschätzung von Gärten als Ausdruck der zeitgenössischen Gesellschaft ermöglichen. Bei der Gartengestaltung geht es, wie bei der Innenarchitektur, um mehr als die bloße Anordnung von Objekten, um mehr als das bloße Hinzufügen von Objekten zu einem Raum. Es geht um die Entwicklung eines Raums im Kontext als Beitrag zur Gesellschaft.

Die Ausstellung “The Garden – Six Centuries of Art and Nature” wird am Donnerstag, den 23. Februar, im Nationalmuseum, Södra Blasieholmshamnen 2, 111 48 Stockholm, eröffnet und läuft bis Sonntag, den 7. Januar 2024. Weitere Einzelheiten sind unter www.nationalmuseum.se zu finden.

Johan Fredrik Krouthén, View of a garden Linköping, 1887–1888 (Photo Hans Thorwid/Nationalmuseum, courtesy Nationalmuseum)

Johan Fredrik Krouthén, Ansicht eines Gartens in Linköping, 1887-1888 (Foto Hans Thorwid/Nationalmuseum, mit freundlicher Genehmigung des Nationalmuseums)

„Michele De Lucchi & AMDL Circle. Futuro Gentile – A Kind Future“ im Centre for Innovation and Design, Hornu, Belgien

Unter den Architekten und Designer, die aus den letzten Jahren des italienischen Radikalismus der Nachkriegszeit hervorgegangen sind, ist Michele De Lucchi einer der interessantesten und wichtigsten. Er wurde sowohl im Studio Alchimi als auch bei Memphis ausgebildet und war lange Zeit als Chefdesigner bei Olivetti tätig. De Lucchi erlangte nicht nur durch seinen stets majestätischen Bart Bekanntheit, sondern auch durch Objekte wie die Tolomeo-Lampen für Artemide oder den Stuhl First für Memphis. Bei dem Stuhl handelt es sich um ein Werk, das dem Vernehmen nach das einzige Memphis-Produkt war, das sich in einer nennenswerten Stückzahl verkaufte.

Mit “Futuro Gentile – A Kind Future” verspricht das Centre for Innovation and Design, CID, eine Retrospektive des Werks von De Lucchi, genauer gesagt des Werks von De Lucchi und seinen Kollegen und Mitarbeitern aus dem Studio AMDL Circle. Ungewöhnlich für das CID ist, dass für diese Ausstellung die gesamte Ausstellungsfläche in Anspruch genommen wird. Das heißt, es gibt auf etwa 1200 m2 De Lucchi und AMDL Circle zu sehen.

Diese 1200 Quadratmeter sind in vier Kapitel unterteilt. “Vertical Houses” umfasst Konzepte von Hochhäusern, mit denen De Lucchi zu Beginn seiner Karriere experimentierte und die er seither in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt hat. Zu “Earth Stations” gehört die imaginäre Monumentalarchitektur von De Lucchi und AMDL, Werke, die an das theoretische Umfeld der 60er und 70er Jahre anknüpfen und die neue Formen der Beziehungen zwischen der gebauten und der natürlichen Welt, zwischen Gebäuden und Menschen, sowie zwischen Menschen und Menschen vorschlagen. Bei “Satellite Stations” handelt es sich um eine Architektur, die so konzipiert ist, dass sie im Laufe der Zeit von der sie umgebenden Umwelt konsumiert wird und “Produzione Privata” ist gewissermaßen eine von De Lucchi und Sibylle Kicherer im Jahr 1990 gegründete Marke, die Möbel, Leuchten und Gebrauchsgegenstände mit einer eher handwerklichen als industriellen Sensibilität entwickelt, realisiert und vertreibt. Dabei handelt es sich vor allem um Objekte, die frei von allzu großen kommerziellen Erwägungen ohne Rücksicht auf die Möbelindustrie und den Massenmarkt entwickelt werden.

Soweit wir wissen, werden in der Ausstellung nicht viele Produkte präsentiert, die De Lucchi für Hersteller wie Olivetti, Memphis oder Artemide entworfen hat: keine Tolomeo, kein First. Eine Retrospektive also, die eine viel differenziertere und aufschlussreichere Würdigung von De Lucchi, seinem Werk und seiner Bedeutung ermöglichen dürfte, als dies normalerweise möglich ist und die sich jenseits des populären, kommerziellen Ruhmes vollzieht.

“Michele De Lucchi & AMDL Circle. Futuro Gentile – A Kind Future” wird am Sonntag, den 12. Februar im Centre for Innovation and Design in Grand-Hornu, Rue Sainte-Louise 82, 7301 Hornu eröffnet und läuft bis Sonntag, den 27. August. Weitere Einzelheiten sind unter www.cid-grand-hornu.be zu finden.

The Earth Station Bamboo Station, 2019, part of Michele De Lucchi & AMDL Circle. Futuro Gentile – A kind future. the Centre for Innovation and Design at Grand-Hornu, Hornu (image © Filippo bolognese images, courtesy CID Grand-Hornu)

“Earth Station” Bamboo Station, 2019, Teil von “Michele De Lucchi & AMDL Circle. Futuro Gentile – A Kind Future” Centre for Innovation and Design in Grand-Hornu, Hornu (Bild © Filippo Bolognese Images, mit freundlicher Genehmigung des CID Grand-Hornu)

„Das F*-Wort. Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign“ im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

Das Kollektiv der Guerrilla Girls gründete sich 1985 in New York City. Es entstand als eine aktivistische Plattform für eine größere Sichtbarkeit weiblicher und nicht-weißer Künstlerinnen in amerikanischen Galerien und Museen (und den Medien), in Amerika und darüber hinaus. Das Kollektiv stand für eine Abkehr der amerikanischen Gesellschaft von der vorherrschenden weißen, männlichen Dominanz ein.

Doch anstatt Gemälde mit Suppe zu übergießen oder sich an Galeriewände zu kleben, wählten die Guerrilla Girls das Medium des Flugblattes und des Plakats, um ihr Anliegen in einem sehr direkten, leicht konsumierbaren Format vorzubringen. Sie entschieden sich damit für die Subversion eines Marketingmediums, das in den 1980er Jahren beim Übergang vom Nachkriegs-Wirtschaftsboom der 1960er Jahre zu unserem heutigen unkontrollierten Konsumverhalten von großer Bedeutung war. Werbeplakate prägten das Amerika der 1980er Jahre, Und mit ihren Werbeplakate versuchten die Guerrilla Girls das Amerika der 1980er Jahre neu zu konditionieren

Bei diesen Arbeiten handelte es sich um Plakate wie das von 1985 „How many women had one-person exhibitions at NYC museums last year?„, oder das von 1989 „Do Women have to be naked to get into the Met. Museum?„; oder von 1993 „Hormone Imbalance. Melanin Deficiency.“ (Melaninmangel), das das Foto des Galeristen Arnold Glimcher mit seiner Liste weißer männlicher Künstler in der Titelgeschichte des New York Times Magazine kommentierte.

Diese Plakate haben sie in den letzten Jahren – die Guerrilla Girls sind immer noch aktiv, wütend und kreativ – zunehmend eingesetzt, um auf (seit langem bestehende) zeitgenössische Themen wie Abtreibungsrechte, Waffenkontrolle oder die Repräsentation von Frauen in der Filmindustrie zu reagieren, sowie ihren anhaltenden Aktivismus im Kontext der Kunst fortzusetzen. Ein fortlaufender Aktivismus, der durch das Plakat aus dem Jahr 2015 unterstrichen wird: „How many women had one-person exhibitions at NYC museums last year?„- fünf, was natürlich eine enorme Steigerung gegenüber der Zahl von 30 Jahren zuvor darstellt.

Eine Tatsache, die deutlich macht, wie wenig sich grundlegend geändert hat und wie viel noch zu tun ist.

Dazu gehören auch die Museumssammlungen. Jene unsichtbaren Aufbewahrungsorte, die so wichtig sind, wenn es darum geht, die Geschichte und Zukunft von Kunst und Design zu definieren. Das Museum für Kunst und Gewerbe hat die Vorbereitung der Präsentation der Werke der Guerrilla Girls erfreulicherweise zum Anlass genommen, die eigene Grafik- und Plakatsammlung zu analysieren und zu hinterfragen: man kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass nur 1,5 % der ca. 400.000 Werke darin von Frauen stammen. Die Ursachen und Folgen, sowie Reaktionen auf diese Tatsache will das Museum mit der Ausstellung „Das F*-Wort. erforschen, diskutieren und reflektieren. Neben etwa 100 Werken aus den vier Jahrzehnten des Aktivismus der Guerrilla Girls werden auch etwa 150 Werke verschiedener Genres aus den letzten 120 Jahren gezeigt. Dabei handelt es sich um 150 Werke aus der MKG-Sammlung von einer Vielzahl weiblicher Kreativer. Sio soll ein Zugang zum Werk dieser Künstlerinnen ermöglicht werden, das jahrzehntelang unbeachtet schlummerte. Außerdem will die Ausstellung erhellen, wie andere weibliche Kreative das Format des Plakats und das Genre des Grafikdesigns, als Plattform genutzt haben, um öffentliche Diskurse und Diskussionen zu forcieren, nicht zuletzt im Kontext von Frauenrechten und Geschlechtergleichstellung. 

“Das “F*-Wort. Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign” wird am Freitag, den 17. Februar im Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz 20099, Hamburg eröffnet und läuft bis Sonntag, den 17. September. Weitere Informationen finden Sie unter www.mkg-hamburg.de.

And it may very well be, despite how enlightened we in Europe like to consider ourselves.... Part of The F* word. Guerrilla Girls and Feminist Graphic Design, the Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg (Image © Guerrilla Girls, courtesy guerrillagirls.com and MKG Hamburg)

Teil von “Das F*-Wort. Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign”, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg (Bild © Guerrilla Girls, mit freundlicher Genehmigung von guerrillagirls.com und MKG Hamburg)

„Parall(elles). A History of Women in Design“ im Musée des beaux-arts de Montréal, Québec, Kanada

In letzter Zeit gab es eine erfreuliche Anzahl von Ausstellungen, die weniger das Design von Frauen in den Vordergrund stellten, sondern vor allem untersuchten, wo die Gründe für die relative Anonymität von Designerinnen in den vergangenen Jahrhunderten liegen und wie die Situation heute aussieht.

“Parall(elles)” verspricht den Kanon mit einer Präsentation und Diskussion über Designerinnen und Kunsthandwerkerinnen aus Nordamerika und Kanada zu ergänzen. Die Ausstellung erstreckt sich über einen Zeitraum vom späten 19. Jahrhundert bis heute und zeigt Arbeiten von in Kanada als auch in Nordamerika geborenen Kreativen wie, unter vielen, vielen anderen, Jeannette Meunier Biéler, Ruth Glennie, Eliza Au, Carolyn L. Mazloomi oder Lucia DeRespinis, als auch von Emigrantinnen, die nach Nordamerika und Kanada eingewandert sind, wie Eva Zeisel, Greta Magnusson Grossman oder Denise Scott Brown, unter vielen anderen. Diese Emigranten sind auch eine wichtige Erinnerung daran, dass alle Kulturen und Gesellschaften für ihre Entwicklung auf Migration und Austausch angewiesen sind. Daran sollten wir uns immer wieder erinnern. Besonders in diesen Tagen.

Neben Werken des Designs, der angewandten Kunst und des Kunsthandwerks verspricht die Ausstellung auch die Rahmenbedingungen, Konventionen und Gesetze zu erforschen, innerhalb derer weibliche Kreative in Nordamerika und Kanada in den letzten 120 Jahren gearbeitet haben und in denen sie heute arbeiten. So soll eine Annäherung an die Frage möglich werden, warum Frauen in der populären Erzählung der Designgesachichte so unterrepräsentiert sind und ob sich das ändern lässt. 

Mit einer auf Nordamerika und Kanada fokussierten Präsentation ermöglicht die Ausstellung einen differenzierten Blick auf Design in diesen Regionen. Es handelt sich um eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Geschichte des Designs in Kanada kennenzulernen und sich mit zeitgenössischem Design und Kunsthandwerk in Kanada vertraut zu machen, ohne den Verzerrungen der populären Designgeschichte ausgesetzt zu sein.

“Parall(elles). A History of Women in Design”  wird am Samstag, den 18. Februar, im Musée des beaux-arts de Montréal, 1380 Sherbrooke Street West, Montreal, Quebec, H3G 1J5, eröffnet und läuft bis Sonntag, den 28. Mai. Weitere Einzelheiten sind unter www.mbam.qc.ca zu finden.

 

 

Lilo Stuhl von Lani Adeoye, Teil von Parall(elles). A History of Women in Design“ im Musée des beaux-arts de Montréal (Foto Foto MMFA, Jean-François Brière, courtesy Musée des beaux-arts de Montréal)

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