(smow) Sommertour 2011: Burg Giebichenstein Halle

Nachdem wir bereits der Bauhaus Universität Weimar, Fachhochschule Potsdam, Kunsthochschule Berlin-Weißensee und der Universität der Künste Berlin einen Besuch abgestattet hatten, führte uns die letzte Etappe unserer Sommertour 2011 zur Burg Giebichenstein Halle.

Vielleicht ist das unsere Meinung, aber wir glauben wirklich, dass die Studenten der Burg Giebichenstein mehr und auch vielfältigere Seminare absolvieren als die Studenten aller anderen Unis die wir besichtigt haben – zumindest im Hinblick auf ihre Jahresendpräsentationen.

Ob es nun Plattenhüllendesigns sind oder Stücke die sich an Obst und Gemüse orientieren oder eine Lampe, die Isamu Noguchi entworfen hätte, wenn er noch leben würde – jeder Raum jedes Gebäudes scheint mindestens eine Ausstellung zu beherbergen. Oder zwei.

Unsere Aufmerksamkeit haben vor allem „Eine Bank für zwei“ und „Bodenreform“ auf sich gezogen.

Bei „Eine Bank für zwei“ waren die Studenten aufgefordert, eine Bank für zwei prominente „Kreative“, also Designer, Architekten, Musiker, Schauspieler o.ä. zu entwerfen. Die Banken sollten sowohl den Charakter ihrer Nutzer als auch ihre Beziehung zueinander in der Formensprache und im Material widerspiegeln.

Ein schönes kleines Projekt also, bei dem die Studenten entdecken konnten, wie sie die Arbeit und das Wesen der Menschen verstehen, die sie als Referenz genommen haben, und dadurch auch ihre eigenen Techniken verbessern können.

Und wir durften die Ergebnisse bewundern!

Neben tollen Bänken für Gerrit Rietveld und Charles Eames oder Konstantin Grcic und Dieter Rams war unser Highlight Elias Betkas Bank für Charles und Ray Eames: ein Zweisitzer-RAR. Die Idee hat uns von den Socken gehauen und uns ins Grübeln gebracht: Inwieweit könnte – oder würde – Vitra jemals die Arbeiten von Ray und Charles Eames weiterentwickeln?

Elias Betka's bench for Charles and Ray Eames, Burg Giebichenstein Halle 2011

Elias Betkas Bank für Charles und Ray Eames, Burg Giebichenstein Halle 2011

Bei „Bodenreform“ ging es offiziell um Böden, Bodenbeläge und ihre Rolle in Architektur und Design, aber das Projekt, das uns am besten gefallen hat, hat nicht wirklich in die Aufgabenstellung gepasst. (Soweit wir das beurteilen können.) Das konnte aber der Genialität von Hobo von Julian Heckel keinen Abbruch tun.

Hobo erinnert an eine viktorianische Staffeleiadaption für wandernde Dichter. Der kleine Tisch kann – flach zusammen gefaltet – auf den Rücken geschnallt und – auseinander geklappt – gegen einen Baum o.ä. gelehnt werden. Dazu gehört auch ein kleiner Sitz, der gefällt uns nicht so. Aber der Tisch ist fantastisch.

Außerdem hat uns Ausgewachsen von Annika Marie Buchberger gefallen – mit einer kleinen Einschränkung. Die Masterarbeit umfasst eine Serie von Kindermöbeln, bei denen verschiedene Elemente mit einem universellen Gestell kombiniert werden können. Gute Idee, schön ausgeführt. Allerdings gibt es das Gestell in drei Größen, wobei die Beine nicht ausgetauscht werden können. D.h. die Höhe der Objekte kann nicht variiert werden, es sei denn man hat alle drei Gestelle/Größen. Austauschbare Beine wären vielleicht sinnvoller gewesen. Ist nur unsere Meinung und wir hatten trotzdem große Freude an dem Projekt.

Igi by Constanze Hosp, Burg Giebichenstein Halle 2011

Igi von Constanze Hosp, Burg Giebichenstein Halle 2011

Ein anderes Kinderprojekt – und davon gab es viele (Ist Halle eine besonders kinderreiche Stadt oder sind die Studenten der Burg Giebischenstein nur besonders fruchtbar?) – war Igi von Constanze Hosp.

Eltern die mit einem kleinen Baby Fahrrad fahren wollen, müssen normalerweise auf einen Anhänger oder (riskant!) den normalen Babycarrier zurückgreifen.

Igi ist ein Babycarrier mit Hartschale, sodass das Kind beim Radfahren sicher am Körper liegt. Und nicht nur beim Radfahren, auch in überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln kann Igi jungen Eltern etwas mehr Sicherheit und Vertrauen geben.

Es gab also viele Highlights auf der Burg Giebichenstein, aber eine Sache hat uns irritiert: Wo war die Ausstellung der Produktdesignabsolventen? Gut, wir hatten sie schon auf dem DMY gesehen, aber wir hatten uns doch darauf gefreut, ein paar der Produkte in Halle etwas näher unter die Lupe nehmen zu können. Aber weit und breit war nichts von den Absolventen zu sehen und keiner konnte uns sagen, wo sie sind. Schade!

Trotzdem war die Giebichenstein-Jahresausstellung 2011 ein mehr als würdiger Abschluss unserer Sommertour und hat uns gut auf unseren Herbstmarathon vorbereitet.

Wie immer gibt es eine kleine Bildergalerie auf Facebook: facebook.com/smowcom

Und kann jemand diesen Stuhl identifizieren ⇓ ?

An unidentified chair - a regukar sight on the Burg Giebichenstein Halle campus

Ein unidentifizierter Stuhl - sieht man öfter auf dem Campus der Burg Giebichenstein Halle

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