Die Poesie des Funktionalen: Internationaler Marianne Brandt Wettbewerb 2013

Treue Leser werden wissen, wie sehr wir die Bauhaus Designerin Marianne Brandt schätzen. Und sie werden auch wissen, dass wir jedes mal, wenn wir über sie schreiben, am Ende halb Sachsen beleidigen. Also: Tief einatmen, Daumen drücken und los geht’s!

2013 wird der Chemnitzer Kunstverein Villa Arte den 5. Internationalen Marianne Brandt Wettbewerb ausrichten.

Die fünfte Ausgabe der alle drei Jahre stattfindenden Huldigung internationalen zeitgenössischen Designs setzt nicht nur die Suche nach Objekten und Fotografien fort, die „Die Poesie des Funktionalen“ darstellen, sondern verspricht auch ein eintägiges Marianne Brandt Symposium, was wir für eine ausgezeichnete Idee halten.

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Marianne Brandt Wettbewerb 2010: Marlen Pelny performt ein Marianne Brandt Gedicht unter den wachsamen Augen der Künstler.

Eines unserer Highlights des Jahres 2012 war die Ausstellung „Bauhaus. Art as Life“ im Barbican in London. Und das nicht nur, weil der Flug auf die Insel den Genuss einiger guter Biere bedeutete, sondern auch wegen der neuen Perspektive, die man dort auf viele der bekannten Bauhaus Protagonisten gewonnen hat. Einschließlich Marianne Brandt, natürlich.

In unserem Interview mit Kuratorin Lydia Yee merkte sie an, dass Brandts Collagen zu den Objekten gehören, die ihr wirklich geholfen haben, das Bauhaus und sein Erbe besser zu verstehen. Da können wir ihr nur beipflichten. Das gilt aber nicht nur in Bezug auf die Collagen. Die Ausstellung war voll mit seltenen Betrachtungen von Brandts Arbeit.

Es wäre zu einfach einen Designer nur auf einige wenige markenzeichenartige Arbeiten zu reduzieren, während der Rest des Lebens und des Werkes einfach ignoriert werden.

Ja, das Teeservice von Marianne Brandt ist fantastisch. Aber es ist eines von vielen Projekten. Erkundet man einmal den Rest ihres Werkes, entdeckt man Aspekte ihres Charakters und ihrer Philosophie, auf die man einfach nicht nur von einem Teeservice schließen kann.

„Bauhaus. Art as Life“ bot die Gelegenheit dafür. Der Internationale Marianne Brandt Wettbewerb hingegen ist zwar fraglos eine einzigartige Plattform für das Leben und das Werk der Marianne Brandt, ein wenig mehr Erklärung dazu, wer sie war und was sie getan hat, wäre aber nicht verkehrt gewesen und würde dafür sorgen, dass sie für junge Designer relevant bleibt. Wir hoffen, das Symposium schafft das.

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Eine Auswahl an Lampendesigns von Marianne Brandt bei "Bauhaus. Art as Life"

Neben den regulären Produktdesign- und Fotografie-Kategorien beinhaltet der Internationale Marianne Brandt Wettbewerb 2013 die Sonderkategorie „Cradle to Cradle“ für nachhaltiges Design. Auch wenn Nachhaltigkeit eine tolle Sache ist, sind wir ehrlich gesagt etwas enttäuscht, dass der Wettbewerb so eine Kategorie einführt.

Für uns sind „Nachhaltiges Design“-Wettbewerbe ein wenig wie 3D-Filme – ein vorbeifahrender Zug, auf den plötzlich jeder aufspringen will; unabhängig davon, ob man das Reiseziel kennt oder nicht.

2010 erfüllten viele der eingereichten Arbeiten Ansprüche an Nachhaltigkeit. Die waren sogar ganz schön nachhaltig. Und es ist anzunehmen, dass das viele der Beiträge von 2013 ebenfalls sein werden. Intelligente zeitgenössische Designer beziehen nämlich immer Aspekte wie Rohstoffe, Lebenszyklen, Energieversorgung und Recycling bzw. Entsorgung in ihre Arbeit ein.

„Nachhaltiges Design“ also als extra Kategorie einzuführen, trägt nicht dazu bei einen Dialog über Nachhaltigkeit im Design anzuregen, sondern stilisiert es innerhalb der öffentlichen Wahrnehmung viel mehr als eine Art „Feature“, das Design enthalten kann. Wenn Design aber wirklich nachhaltig sein soll, müssen wir alle – Designer, Konsumenten, „Lifestyle Blogger“, Hersteller, Politiker – verstehen, dass Beständigkeit zu den Aufgaben eines Designers gehört.

Aber unabhängig davon sind wir einfach froh, dass der Internationale Marianne Brandt Wettbewerb wieder da ist. Wir haben ihn vermisst. Ehrlich.

Der Wettbewerb von 2010 hat uns zwei Projekte nahegebracht, die uns immer noch faszinieren – Mechthild von Christoph Schmidt und Damensattel von Caspar Huckfeldt – und vom Wettbewerb 2013 erwarten wir, dass er mindestens genauso anregend, erfrischend, innovativ und anspruchsvoll sein wird.

Beiträge für den Internationalen Marianne Brandt Wettbewerb 2013 können bis Mai 2013 eingereicht werden, ihr habt also noch Zeit euer Killer Projekt zu entwickeln.

Der Wettbewerb ist für alle Designer offen, unabhängig davon wie professionell. Die einzige Bedingung ist, dass man unter 40 sein muss, womit leider schon die meisten der Einwohner von Chemnitz ausscheiden.

Mehr Informationen über den Internationalen Marianne Brandt Wettbewerb 2013 gibt es unter http://marianne-brandt-wettbewerb.de

International Marianne Brandt Contest 2013

Internationaler Marianne Brandt Wettbewerb 2013

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