DMY Berlin 2013: Adream 2012

Normalerweise ignorieren wir Ausstellungen von Designwettbewerben auf Designmessen. Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Das hat sowas von „Sonderbeilagen“, mit denen die schwächelnde Printindustrie werben muss, um zu überleben. Doch auf dem DMY 2013 zog irgendetwas unser Interesse auf den Wettbewerb Adream 2012 . Ein pinkfarbener Ziegelstein, um genau zu sein. Und wir sind ziemlich froh darüber.

„Adream 2012“ klingt zwar wie eine Hippieveranstaltung, ist aber eigentlich die Abkürzung für „Architektur und Design mit nachwachsenden und ökologischen Materialien“ – so der nicht so einprägsame, aber korrekte Titel.

Organisiert vom Freistaat Thüringen und der französischen Region Picardie, hat Adream das Ziel den Gebrauch von mehr nachwachsenden und ökologischen Materialen in Design und Architektur zu unterstützen, indem es den besten europäischen Projekten auf dem Gebiet eine Plattform bietet.

Obwohl es einen ziemlich großzügigen Preis für den Gewinner gibt, ist für uns der bedeutendere Aspekt der Veranstaltung die Wanderausstellung der Gewinner und Nominierten. Die Tour startete im November 2012 in Erfurt und kam über Frankfurt, Paris und Amiens nun zum DMY Berlin.

Das Projekt, das uns anfänglich auffiel, ist Brike von Pierrick Taillard aus Roubaix. Im Wesentlichen ist Brike eine Reihe von Ziegelsteinen, die eine eingebaute Extra-Funktion besitzen. Z.B. eine kleine Bepflanzungsfläche, Löcher, in die sich Insekten zurückziehen können, oder Elemente für Vögel. Eine Idee, die so simpel wie naheliegend ist. Einfach schön.

Unter den anderen Projekten begeisterten uns vor allem Polar Light von Arturo Erbsman, Woolshade von Nikola Znaor und Towards the Sun von Francesca Perricone & Roberta Rotondo.

Da wir selbst einmal die Erfahrung eines Winters im Polarkreis gemacht haben, hat uns Polar Light besonders interessiert. Auf der Struktur wird der fallende Schnee aufgefangen, er schmilzt langsam und friert schließlich wieder. Währenddessen wird im Laufe des Tages über eine Solar-LED das Sonnenlicht gespeichert. In der Nacht strahlt das Licht dann durch die kristallene Struktur des Schnees. Es ist also ein Licht, das sich perfekt in seine Umgebung fügt – ja, sie aufnimmt und neu interpretiert wiedergibt – und sie jede Nacht auf neue Weise bereichert. Ein wunderbarer Gedanke…

Woolshade und Towards the Sun sind währenddessen zwei verschiedene Ansätze, mit Sonnenlicht umzugehen, das auf Gebäude fällt.

Vom Wiener Architekturstudenten Nikola Znaor entwickelt, ist Woolshade eine Serie von Regenschirmen aus Wolle, die geöffnet eine natürlich wirkende Kühlung für Gebäudefronten bieten.

Towards the Sun sieht ehrlich gesagt aus wie ein Gebilde aus How to Live in Flat und soll die Sonnenenergie in modernen Wohnungen nutzen. Das modulare System der Architekten Francesca Perricone & Roberta Rotondo aus Rom kann wie ein Balkon an die Hausfassade angebracht werden, um damit z.B. Regenwasser zu sammeln, Elektrizität zu generieren oder Pflanzen darauf zu pflanzen. Außerdem dient es dazu, die Sonneneinstrahlung, die auf das Haus trifft, zu regulieren und so die Innentemperaturen zu kontrollieren.

Neben den oben erwähnten Projekten soll VIVO von Eva Marguerre & Marcel Besau aka Studio Besau-Marguerre besonders hervorgehoben werden. Nach dem etwas enttäuschenden Projekt aus Mailand war es schön zu sehen, was sie alles können. Ihr VIVO-Projekt beinhaltet die Entwicklung eines Bioplastik-Gemischs, das billig und lokal hergestellt und anschließend als Basis z.B. bei der Möbelherstellung genutzt werden kann. Jeder weiß, dass die Zukunft vom Design in neuen Materialien liegt und VIVO sieht aus wie etwas, was einen wesentlichen Teil dazu beitragen könnte. Wir freuen uns zu beobachten, wie sich das Ganze entwickeln wird.

Außerdem soll noch die Nominierung von Speiseschrank von Bauhaus-Uni-Weimar-Absolventin Nadin Jahn erwähnt werden. Es sollte wirklich langsam mal in Produktion gehen…

In den kommenden sechs Monaten wird Adream 2012 noch in Weimar und in Brüssel gezeigt werden. Schaut es euch an, wenn ihr die Möglichkeit habt!

Ein paar Eindrücke von der Ausstellung auf dem DMY Berlin 2013 gibt es schon mal hier:

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