5 neue Designausstellungen im Dezember 2016

Fünf neue Architektur- und Designausstellungen, welche im Dezember 2016 eröffnen und die wir Ihnen wärmstens ans Herz legen. Diesmal in Kopenhagen, Weimar, Nürnberg, London und München.

 

5 New Design Exhibitions for December 2016

5 neue Designausstellungen im Dezember 2016

2016 war ein furchtbares Jahr, ein wirklich, wirklich furchtbares. Und das erklärt vielleicht auch, warum gerade im Dezember 2016 überall auf der Welt eine überdurchschnittlich große Anzahl an quasi-expressionistischen Kunstausstellungen eröffnet. Schließlich sind die knalligen Farben und die Wärme, die in der Regel von solchen Werken ausgehen, genau das, was wir nach diesem Jahr brauchen.

Darüber hinaus hat der Dezember 2016 aber auch einen guten Mix an neuen, interessant klingenden Architektur- und Designausstellungen im Angebot. Solche, bei deren Besuch man sich vielleicht nicht sofort besser fühlen mag, welche einen jedoch trotzdem von der Routine des Alltags ablenken und einen in eine Welt katapultieren, wo Veränderung tatsächlich möglich ist und in der Menschen tatsächlich noch optimistisch gen Zukunft blicken.

Unsere Top 5 der Ausstellungen ist zugegebenermaßen etwas Deutschland- beziehungsweise Bayern-lastig. Das liegt aber einfach daran, dass die deutschen Museen diesen Dezember besonders viel in petto haben. Man könnte sich vorstellen, dass sie die positive Energie lieber jetzt schon verströmen wollen, vor den ominösen Bundestagswahlen 2017. Nicht, dass das nötig wäre. 2017 muss doch einfach besser werden als 2016. Oder?!

 

„The Danish Chair“ im Designmuseum Danmark, Kopenhagen, Dänemark

Eigentlich ist diese Rubrik ja nicht dazu da, neue Dauerausstellungen in den Fokus zu rücken, aber gelegentlich kommt uns einfach eine unter, die uns gar keine andere Wahl lässt. Jeder, der sich mit unseren Posts ein bisschen auskennt, wird wissen, dass wir dem Mythos des skandinavischen Designs nicht blind ergeben sind. Wir sehen skandinavisches Design jedoch als eines der besten Beispiele populären, massentauglichen Designs, welches gleichzeitig aber verwirrt, wenn man es außerhalb seines politischen, historischen und kulturellen Kontexts betrachtet. So hoffen wir, dass wir trotzdem etwas Unterstützung für unsere Entscheidung, die neue Dauerausstellung „The Danish Chair“ im Designmuseum Danmark für unseren Artikel auszuwählen, bekommen.

Es soll um 110 Stühle gehen… Ja, das ist kein Scherz, 110 Stühle!!! Aber es gibt ja auch einfach viele Stühle. Und eben auch viele dänische Stühle. Wir machen da mal eine Liste. Und das fällt uns schwerer als gedacht. Selbst wenn wir Stühle mit draufschreiben, die zwar nicht von dänischen Designern stammen, jedoch relevant in der Entwicklung des dänischen Designs waren…

Selbst wenn man bedenkt, dass Hans J. Wegner über 500 Designs zugeschrieben werden und dass auch Designer wie Børge Mogensen, Arne Jacobsen oder Finn Juhl eine Vielzahl ganz erstaunlicher Entwürfe vorgebracht haben, kommt man doch wirklich nur auf 110, wenn man auch wirklich unbedeutende, nicht allzu interessante Kreationen der großen Namen dazunimmt. Allerdings glauben wir nicht, dass das die Absicht des Designmuseums Danmark war.

In der Pressemitteilung zu der Ausstellung findet man auch eine Rubrik namens „10 dänische Stühle (und Designer) die Sie kennen sollten“. Wir werden die Liste hier jetzt nicht wiedergeben, so scharf sind wir auch wieder nicht darauf, Klicks zu generieren, aber diese zehn Designer sind nicht die offensichtlichsten, populärsten zehn; die Liste wirkt viel durchdachter. Dementsprechend hoffen wir, dass auch die Ausstellung eine ehrliche, wohlüberlegte Reflektion der Geschichte und Entwicklung dänischen Stuhldesigns zeigt, eine Reflektion darüber, warum dänisches Stuhldesign solch ein Synonym für die Kombination aus qualitativ hochwertigem Handwerk und Ästhetik ist.

„The Danish Chair“ wurde am 9. Dezember im Designmuseum Danmark, Bredgade 68, 1260 Kopenhagen eröffnet und wird bis auf Weiteres zu sehen sein.

 

5 New Design Exhibitions for December 2016

Stühle von dänischen Designern. Aber sind das wirklich alles „dänische Stühle“?

„Der Bauhäusler Hans Martin Fricke“ im Schiller-Museum, Weimar

Wie wir hier schon oftmals festgestellt haben ist es wohl so, dass die meisten unter uns bis zu sechs Bauhausstudenten nennen können. Solche, die sich etwas besser mit der Materie auskennen, vielleicht sogar 12 bis 20. Jeder jedoch, der mehr als 20 nennen kann, war vermutlich live dabei.

Ein gutes Beispiel hierfür ist Hans Martin Fricke. Wer? Oder, denn das trifft es vielleicht noch besser: Wer??? Aber darum geht es ja gerade. Die Bauhausbewegung bedeutet eben nicht nur Breuer, Wagenfeld und Brandt, sondern beinhaltet auch all diejenigen, deren Arbeit etwas in Vergessenheit geraten ist.

Gut, es mag sein, dass es ein paar gute, logische Gründe dafür gibt, dass ihre Arbeit vergessen wurde. Wenn man jedoch einen realistischen Einblick in die Bauhausbewegung bekommen und die Institution über all die Stereotypen, die sie umgeben, hinaus verstehen möchte, dann sollte man sich auch mit all denjenigen auseinandersetzen, die mit dem Bauhaus assoziiert werden, nicht nur mit den berühmtesten unter ihnen. Schließlich war es am Ende doch eine Gruppe von Talenten, die gar nicht mal so klein war.

„Der Bauhäusler Hans Martin Fricke“ verspricht eine der Lücken, die es im Zusammenhang mit dem Wissen der breiten Masse über das Bauhaus geben mag, zu füllen und zeigt rund 150 Gegenstände aus dem Archiv Hans Martin Frickes – darunter Möbel, architektonische Skizzen, Kunstwerke und persönliche Dokumente. Und das sogar pünktlich vor der Hundertjahrfeier der Institution 2019.

„Der Bauhäusler Hans Martin Fricke“ wird am Freitag, den 16. Dezember, im Schiller-Museum, Schillerstraße 12, 99423 Weimar eröffnet und läuft bis Sonntag, den 12. März.

 

Der Bauhäusler Hans Martin Fricke Schiller Museum Weimar

Hans Martin Fricke (1906–1994), „Roter Würfel“, architektonische Skizze, ca. 1922 (Foto Erben Hans Martin Fricke, mit freundlicher Genehmigung der Klassik Stiftung Weimar)

„Von Prototypen und Modellen“ im Neuen Museum – Staatliches Museum für Kunst und Design, Nürnberg

Der kreative Prozess, ganz gleich in welchem Genre, findet selten ohne Verzögerung statt. Die Idee an sich mag sich sehr schnell herausbilden, jedoch ist ihre Umsetzung ein langer Weg, welcher gekennzeichnet ist von Sackgassen, Phasen voller Selbstzweifel und unnötigem Einmischen bürokratischer Instanzen. Während man diesen Weg beschreitet, verändert und entwickelt sich auch die Idee. Das Ergebnis ist dann eine Synthese der ursprünglichen Idee und des Weges, den diese dann gegangen ist. Im Bereich des Möbeldesigns ist dieser Weg vor allem charakterisiert durch Modelle, Prototypen und 3D-Visualisierungen des Projekts aus verschiedensten Materialien, die den Designer letztendlich zu seinem Ziel bringen.

Ehrlich gesagt haben wir keine Ahnung, was das Neue Museum in Nürnberg da genau geplant hat – es gibt so gut wie keine Presseinformationen zu der Ausstellung. Was wir allerdings wissen ist, dass die Ausstellung in Kooperation mit der Neuen Sammlung München organisiert wurde. Was wir auch wissen ist, dass die Ausstellungen in Nürnberg und München in der Regel von hoher Qualität und Tiefe zeugen, und, dass beide Museen ein ausgesprochen gutes Verständnis von Design und Designprozessen haben. Wir denken, wir können fest davon ausgehen, dass die Ausstellung genauso lehrreich wie kurzweilig sein wird. Und manchmal muss man seinen Instinkten ja auch einfach mal trauen, oder?

Nun, wir haben ja gesagt, dass wir so gut wie nie über permanente Ausstellungen schreiben. Jedoch ist „Von Prototypen und Modellen“ doch irgendwie semi-permanent: Die Ausstellung wird nicht bis in alle Ewigkeit gehen, hat aber – genau wie ein Prototyp auf dem Pfad der Entwicklung – noch kein konkretes Ende in Sicht.

„Von Prototypen und Modellen“ wird am 13. Dezember im Neuen Museum – Staatliches Museum für Kunst und Design, Klarissenplatz, 90402 Nürnberg eröffnet und wird bis auf Weiteres zu sehen sein.

Verner Panton, Stuhl (Prototyp), ca. 1955. Foto: Die Neue Sammlung (A. Laurenzo)

Verner Panton, Chair (Prototyp), ca. 1955. (Foto: Die Neue Sammlung (A. Laurenzo))

 

„Joints + Bones“ in der Aram Gallery, London, England

Der Beinknochen ist bekanntermaßen mit dem Knieknochen verbunden, während der Knieknochen mit dem Oberschenkelknochen verbunden ist und dieser wiederum mit dem Hüftknochen. Und auch im Design geht es doch im Grunde immer um Verbindungen. Einerseits sind da die, die einem helfen, Jobs zu bekommen, andererseits die, die die Arbeit bilden. Verbindungen, die ein Objekt stabil und langlebig machen. Denn wenn ein Objekt kaputtgeht, dann ist das doch eigentlich immer an einer Verbindungsstelle. Während sorgfältig verarbeitete Verbindungsglieder einem Objekt seine ästhetische Eleganz geben, kann man an diesen auch erkennen, ob ein Objekt gut oder eben nur mittelmäßig hergestellt wurde. Ob es der Zeit – ästhetisch wie physisch – standhalten wird, oder eben nicht.

Mit „Joints + Bones“ versucht die Aram Gallery die Natur von Verbindungsgliedern im Design anhand einer Präsentation der Arbeiten von 16 zeitgenössischen Designstudios zu erforschen. Das verspricht Beispiele verschiedener Verbindungselemente sowie einen schönen Vergleich zwischen dem Verbindungsglied im Design und dem in der Natur. So kann die Ausstellung hoffentlich auch zeigen, dass eine Verbindung so viel mehr sein kann als nur ein simples Verbindungsglied.

„Joints + Bones“ wurde am Montag, den 28. November, in der Aram Gallery, 110 Drury Lane, Covent Garden, London, WC2B 5SG eröffnet und läuft bis Sonntag, den 28. Januar.

Joints + Bones Aram Gallery London

Joining Bottles von Micaella Pedros (Foto mit freundlicher Genehmigung der Aram Gallery London)

„Yona Friedman – Munich Spatial“ in der Architekturgalerie München

Der in Budapest geborene und in Paris lebende Architekt Yona Friedman ist einer der führenden Protagonisten von Mobilität, Modularität und Flexibilität in der Architektur, wodurch er Architektur zu einem Instrument statt einem Objekt urbaner Planung macht.

Im Grunde ist Yona Friedman vielmehr ein Architekturtheoretiker denn ein Gebäudebauer. Seine zahlreichen Publikationen und theoretischen Positionen haben viel zur Entwicklung von Nachkriegsarchitektur und Stadtplanung beigetragen und tun dies im Grunde heute noch.

Mit der Ausstellung „Munich Spatial“ wird Yona Friedmann… Nun, wieder einmal sind wir uns nicht zu 100 % sicher, was der Inhalt der Ausstellung jetzt ganz genau ist. Die Architekturgalerie hüllt sich, was den konkreten Inhalt der Ausstellung angeht, mehr oder weniger in Schweigen. Wir wissen im Prinzip nur, dass es um Yona Friedman gehen soll.

Aber mal ehrlich: Wenn Yona Friedman in der Stadt ist, bedeutet das eigentlich immer, dass die Veranstaltung einen Besuch wert ist. Auch wenn sie vielleicht nicht 100 %ig Ihr Ding ist, Sie nicht sofort verliebt in seine Ideen sind oder diese sogar befremdlich finden – Sie sollten es sich nicht entgehen lassen, eine solch gut aufgebaute und durchdachte Ausstellung zu besuchen, welche Ihnen dabei hilft, einen wichtigen Aspekt architektonischen Denkens zu verstehen und welche somit zeitgenössische Architektur zugänglicher und erfreulicher macht.

„Yona Friedman – Munich Spatial“ wird am Donnerstag, den 15. Dezember in der Architekturgalerie München, Türkenstraße 30, 80333 München eröffnet und läuft bis Sonntag, den 14. Januar.

Yona Friedman - Munich Spatial Architekturgalerie München

„Yona Friedman – Munich Spatial“ in der Architekturgalerie München

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