5 neue Architektur- und Designausstellungen im November 2018

Pünktlich zum Novemberanfang präsentieren wir euch fünf neue Architektur- und Designausstellungen. Mit dabei: Ditzel, von Borries, Japan, Lettland und Duchamp.

5 New Architecture & Design Exhibitions for November 2018

„Friedrich von Borries. Politics of Design. Design of Politics“ in der Neuen Sammlung – The Design Museum, München

Als Reflektion des aktuellen gesellschaftlichen Diskurses ist Design genau wie jeder andere kulturelle Bereich untrennbar mit Politik verbunden. Dennoch unterscheidet sich Design von anderen Bereichen wie Kunst, Theater oder Musik dahingehend, dass diese Disziplinen den Status quo kommentieren, ihn reflektieren, herausfordern und zum Handeln auffordern können, ohne selbst zu agieren. Design aber kann handeln. Design ist ein proaktives Medium, das Situationen unmittelbar verändern oder so belassen kann, je nach dem, wer die Kontrolle hat und wer designt. Im Rahmen der vierten Ausgabe der längerfristigen Ausstellungs-/Installationsserie in der Paternoster-Halle der Neuen Sammlung München nimmt Architekt und Designtheoretiker Friedrich von Borries Bezug auf die inhärenten politischen Aspekte in Designobjekten und darauf, wie Design als Instrument für sozialen und kulturellen Wandel genutzt werden kann. In diesem Rahmen soll die aktuelle politische und soziale Verantwortung von Designern und Architekten aufgezeigt werden.

„Friedrich von Borries. Politics of Design. Design of Politics“ wird am Freitag, den 30. November in der Neuen Sammlung – The Design Museum, Pinakothek der Moderne, Türkenstraße 15, 80333 München eröffnet und läuft bis Sonntag, den 29. September.

"Friedrich von Borries. Politics of Design. Design of Politics" at Die Neue Sammlung – The Design Museum, Munich

„Friedrich von Borries. Politics of Design. Design of Politics“ in der Neuen Sammlung – The Design Museum, München

„JUST ON TIME. Design Stories About Latvia“ im Museum für dekorative Kunst und Design, Riga, Lettland

Nachdem Lettland jahrzehntelang Bestandteil konkurrierender Königreiche und Staatenbunde war, wurde es 1795 Teil des Russischen Reichs, von dem das Land am 18. November 1918 seine Unabhängigkeit verkündete. Und obwohl es schnell wieder zu einem sowjetischen Satelliten wurde, blieb November 1918 das offizielle Datum der Unabhängigkeit Lettlands und Grund genug für das Museum für dekorative Kunst und Design nicht nur darüber nachzudenken, wie sich Design in Lettland seit 1918 entwickelt hat, sondern auch über das Verhältnis zwischen lettischem Design und der lettischen Gesellschaft. Jener Zeitraum begann mit dem Freiheitsgefühl der Unabhängigkeit und den Hoffnungen der europäischen Avantgarde auf eine schöne neue Welt, bevor sie von der damaligen Sowjetunion und besonders den Spannungen zwischen Letten und der sowjetischen Führung in Moskau dominiert wurde und bevor Lettland 1991 seine Unabhängigkeit zurückerlangte und die aufkeimende Digitalisierung und Computertechnologien alles von Grund auf veränderten.

Die Ausstellung „Just on Time“ beginnt mit Ansis Cīrulis und Jūlijs Madernieks, Künstlern, die sich im Jugendstil etablierten, und widmet sich dem Thema, wie die lettische Kreativszene sich dem technischen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Wandel anpasste und diesen annahm. Dadurch soll ein tiefer Einblick in die wenig bekannte Designgeschichte des Landes gewährt und somit ein interessanter Beitrag zum breiteren Verständnis von Design und dessen Entwicklung geleistet werden.

„JUST ON TIME. Design Stories About Latvia“ wird am Donnerstag, den 22. November im Museum für dekorative Kunst und Design, Skārņu ielā 10, Rīga 1050 eröffnet und läuft bis Sonntag, den 27. Januar.

Design for the kinetic object Wind Tree by Arturs Riņķis (Photo courtesy of, Museum of Decorative Arts and Design Riga)

Entwurf für das kinetische Objekt „Wind Tree“ von Arturs Riņķis (Foto mit freundlicher Genehmigung des Museums für dekorative Kunst und Design Riga)

„Danish Modern – Nanna Ditzel“ im Trapholt Museum of Modern Art & Design, Kolding, Dänemark

Als Absolventin der Königlich Dänischen Kunstakademie Kopenhagen ist Nanna Ditzel eine der interessantesten dänischen Designerinnen der Nachkriegszeit, und das nicht nur, weil sie eine der wenigen Designerinnen war, die sich in einem männlich dominierten Bereich durchsetzen konnten. Nanna Hauberg wurde 1923 in Kopenhagen geboren und lernte ihren späteren Ehemann Jørgen Ditzel Anfang der 1940er-Jahre an der Königlich Dänischen Kunstakademie kennen, wo sowohl die berufliche als auch die private Beziehung der beiden begann. Nach dem frühen Tod von Jørgen Ditzel führte Nanna Ditzel das Designstudio bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 2005 allein weiter. Während viele der frühen Designs der Ditzels der organisch-modernistischen Schreinertradition der 1950er-Jahre zugeordnet werden können, wendete sich Nanna Ditzel schon früh davon ab und entwickelte ein Interesse für Korbweiden, ein Material, das in ihren rundlich-organischen Entwürfen einen neuen Akzent setzte und auch neue formensprachliche Experimente zuließ. Besonders als die wirtschaftlich eingeschränkten 1950er-Jahre in die ausgelasseneren 1960er-Jahre übergingen, fand Nanna Ditzel ganz neue Wege ihre Arbeiten voranzubringen, während doch stets eine schnörkellose Klarheit und Offenheit in ihren Entwürfen zu finden war. Es spricht für ihre Hingabe und ihr klares Verständnis für ihre Arbeit, dass eines ihrer berühmtesten Werke, der Trinidad Chair, der im Jahr 1993 entstand, also etwa 50 Jahre nach Beginn ihrer Karriere, an den traditionellen Windsor Chair erinnert, der im dänischen Möbeldesign der 1950er-Jahre eine große Rolle spielte und sie diesen in einen ganz neuen Kontext und eine neue Beziehung zur Materialzusammensetzung setzte.

Im Rahmen der Serie „Danish Modern“ des Trapholt Museums konzentriert sich die Ausstellung hauptsächlich auf Ditzels Möbeldesigns. Wir vermuten, dass sie keine vollständige Restrospektive bieten wird, aber als informative Einführung in das Werk einer bedeutenden dänischen Designerin und somit zum besseren Verständnis des Dänischen Designs der Nachkriegszeit dient.

„Danish Modern – Nanna Ditzel“ wird am Freitag, den 23. November im Trapholt Museum of Modern Art & Design, Æblehaven 23, 6000 Kolding eröffnet und läuft bis Sonntag, den 19. Mai.

Nanna Ditzel on her Chill Wicker Lounge Chiar & Stool (1961), part of "Danish Modern -Nanna Ditzel" at Trapholt Museum of Modern Art & Design, Kolding

Nanna Ditzel auf ihrem Chill Wicker Lounge Chair & Stool (1961), Teil der Ausstellung „Danish Modern – Nanna Ditzel“ im Trapholt Museum of Modern Art & Design, Kolding

„Japon-Japonismes, objets inspirés 1867-2018“ im Musée des Arts Décoratifs, Paris, Frankreich

Wie wir hier schon oft erwähnten, kamen mit der Öffnung Japans von der selbst auferlegten Abschließung („Sakoku“) Mitte des 19. Jahrhunderts viele neue Einflüsse und ein neues ästhetisches Verständnis nach Europa, was sich grundlegend und langzeitig auf die Bereiche Kunst, Architektur und Design in Europa auswirkte.

Das Pariser Musée des Arts Décoratifs zeigte seine erste „östliche“ Kunstausstellung im Jahr 1869 und möchte mit „Japon-Japonismes“ nicht nur auf die Entwicklung der letzten 160 Jahre hinweisen, sondern auch auf die emporkommende (kreative) japanisch-französische Beziehung. Die Ausstellung „Japon-Japonismes“ präsentiert etwa 1500 Objekte von japanischen und französischen Künstlern, Architekten und Designern wie unter vielen anderen Hokusai, Emile Gallé, Miyake Issey, Michel Heurtault oder Charlotte Perriand und ist in fünf Kapitel unterteilt: Entdeckungen, Natur, Zeit, Bewegung und Innovation. Das letzte Kapitel rückt das zeitgenössische Verständnis japanischer Techniken in den Fokus, wie es von französischen und japanischen Kreativen zum Ausdruck gebracht wird. Ersteres beinhaltet einen Beitrag des in Hamburg geborenen und in Paris ansässigen Kunstsammlers und -händlers Siegfried Bing, der im späten 19. Jahrhundert großen Einfluss auf die Verbreitung japanischer Kunst und Handwerkskunst nahm und einer der Gründe dafür ist, dass eine solche Ausstellung möglich ist.

„Japon-Japonismes, objets inspirés 1867-2018“ wird am Donnerstag, den 15. November im Musée des Arts Décoratifs, 107-111, Rue de Rivoli, 75001 Paris eröffnet und läuft bis Sonntag, den 3. März.

Bamboo chaise longue by Charlotte Perriand, ( 1940) (Photo © and courtesy MAD Paris/ Jean Tholance Adagp)

Chaiselongue aus Bambus von Charlotte Perriand, (1940) (Foto © und mit freundlicher Genehmigung des MAD Paris/Jean Tholance Adagp)

„Marcel Duchamp 100 Fragen. 100 Antworten.“ in der Staatsgalerie Stuttgart

Der französische Künstler Marcel Duchamp leistete sowohl mit seinen Readymades einen direkten Beitrag zur Entwicklung des Designs als auch durch seine vielen Herausforderungen an die konventionelle künstlerische Weisheit, seine zentrale Rolle beim Aufbau der Konzeptkunst und somit der Idee von Objekten, die über das konventionelle, greifbare, ästhetische und funktionale Verständnis hinaus existieren. Duchamps Einfluss ist aber noch viel weitreichender.

Die Ausstellung „100 Fragen. 100 Antworten“ in der Staatsgalerie Stuttgart widmet sich mithilfe von 100 Fragen, die Duchamp 1960 von dem Schweizer Künstler, Sammler und Duchamp-Forscher Serge Stauffer gestellt wurden, Duchamps Arbeiten, seinem künstlerische Verständnis, seinem Erbe und seiner Relevanz. Leider halten sich alle etwas bedeckt, was die Veröffentlichung der Fragen angeht. Wir denken, dass sie im Kontext mit den Exponaten aus vielen Jahren seines Schaffens interessante Einblicke in seine Arbeiten und auch zum derzeitigen Staus quo von zeitgenössischer Kunst und zeitgenössischem Design liefern könnten und zeigen könnten, wie dankbar wir Marcel Duchamp sein müssen, dass wir sind, wo wir sind.

„Marcel Duchamp 100 Fragen. 100 Antworten wird am Freitag, den 23. November in der Staatsgalerie Stuttgart, Konrad-Adenauer-Str. 30 – 32, 70173 Stuttgart eröffnet und läuft bis Sonntag, den 10. März.

Marcel Duchamp, Bottlerack, (1914) 1964, part of "Marcel Duchamp. 100 Questions. 100 Answers." at the Staatsgalerie Stuttgart (Photo © Association Marcel Duchamp / VG Bild-Kunst, Bonn 2018, courtesy Staatsgalerie Stuttgart)

Marcel Duchamp, Bottle Rack, (1914) 1964, Teil der Ausstellung „Marcel Duchamp. 100 Fragen. 100 Antworten.“ in der Staatsgalerie Stuttgart (Foto © Association Marcel Duchamp / VG Bild-Kunst, Bonn 2018, mit freundlicher Genehmigung der Staatsgalerie Stuttgart)

 

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