5 neue Architektur- und Designausstellungen im November 2020

Wir sind es zwar gewohnt, dass bei der Vorbereitung und Zusammenstellung unserer monatlichen Empfehlungen zu Architektur- und Designausstellungen unterschiedliche Komplikationen auftreten, doch im November 2020 haben sie ein nie dagewesenes Ausmaß angenommen. Und so war es diesmal nicht möglich, sich nach Zähneknirschen, Wehklagen und ängstlichem Warten mit einem Lieblingsgetränk und einer Tüte Chips zu entspannen und über den nächsten Post nachzudenken.

Erstens führten die kurzfristigen Änderungen der deutschen Corona-Beschränkungen dazu, dass die geplante Eröffnung von zwei unserer fünf Ausstellungen auf den Dezember verschoben wurde. Dann hat ein Museum in der Schweiz aus Gründen, die nicht genannt wurden und noch immer unklar sind, eine Ausstellung abgesagt. Wir haben die Empfehlungen für die beiden deutschen Ausstellungen beibehalten, weil sie, wenn alles gut läuft, im Dezember eröffnet werden, den Tipp für die ausfallende Schweizer Ausstellung jedoch ersetzt. Also sind unter unseren fünf Ausstellungsempfehlungen im November zwei Ausstellungen, die in Jyväskylä und Oslo eröffnet werden und drei Ausstellungen, die in Frankfurt, Hamburg und Leipzig eröffnet werden, die eigentlich im November eröffnet worden wären, jetzt aber mit leichter Verspätung eröffnet werden.

Wo sind jetzt also die Chips… ?

Wie immer in diesen Zeiten: Machen Sie sich bitte vor dem Besuch eines Museums mit den aktuellen Regeln bezüglich Eintrittskarten, Sicherheit, Hygiene, Garderobe usw. vertraut. Und bleiben Sie bei Ihrem Besuch verantwortungsbewusst und vor allem neugierig…

 

5 New Architecture & Design Exhibitions for November 2020

„Back to Future – Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität“ im Museum für Kommunikation Frankfurt

Fliegende Autos, Videotelefonie, Augmented-Reality-Headsets: Unsere Vorfahren hatten schon immer merkwürdige Ideen. Mit einem Schwerpunkt auf Kommunikation und Mobilität verspricht „Back to Future – Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität“ einen Rückblick von Ideen, Vorstellungen und Hoffnungen aus der Vergangenheit mit Blick auf eine zukünftige Gesellschaft zu präsentieren. Es geht um Optimierung des Menschen, grenzenlose Kommunikation, die Suche nach anderen Welten und die Überwindung von Raum und Zeit.

„Back to Future“ soll also Überlegungen darüber zulassen, welche Entwicklungen frühere Generationen in Bezug auf Technik und Gesellschaft voraussahen. Die Ausstellung soll eine Plattform bieten für Reflexionen darüber, wie bestimmte Auffassungen gereift und zu Realität geworden sind und sie sollte deutlich machen, dass die menschliche Vorstellungskraft die treibende Kraft hinter dem technischen Fortschritt ist. „Back to Future“ wird aber hoffentlich  auch eine fundierte Reflexion über unsere aktuellen Ideen, Hoffnungen und Visionen für die Zukunft ermöglichen.

„Back to Future – Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität“ sollte am Mittwoch, den 18. November im Museum für Kommunikation, Schaumainkai 53, 60596 Frankfurt am Main, eröffnet werden. Die Eröffnung findet nun aller Voraussicht nach im Dezember statt.

Sobald die neuen Termine bestätigt sind, werden wir sie aktualisieren. Bis dahin können Sie sich unter https://back-to-future.museumsstiftung.de/ ein Bild der Ausstellung machen.

"Future fantasies", Echte Wagner Album, Nr.3, 1930, part of Back to Future - Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität, Museum für Kommunikation, Frankfurt (photo courtesy Museum für Kommunikation, Frankfurt)

„Future fantasies“, Echte Wagner Album, Nr.3, 1930, „Back to Future – Technikvisionen zwischen Fiktion und Realität“, Museum für Kommunikation Frankfurt (Foto mit freundlicher Genehmigung des Museum für Kommunikation Frankfurt)

„The Dream of a Museum. Alvar Aalto’s Museum Designs“ im Alvar Aalto Museum, Jyväskylä, Finnland

Alvar Aalto entwickelte sein erstes Museumsprojekt 1928 für ein Museum in Perniö. Dieses Projekt wurde bis heute nicht realisiert. Sein letztes Museumsprojekt war sein eigenes Museum in Jyväskylä, das 1973 abgeschlossen wurde. Dazwischen liegen weitere 11 realisierte und nicht realisierte Museumsprojekte und damit eine kontinuierliche Beschäftigung mit Museumsplanung und -design, die sich über alle Perioden seiner Laufbahn erstreckt. Eine interessante Perspektive, um sich einem besseren Verständnis von Alvar Aalto anzunähern.

So, oder ähnlich, würden wir uns das Anliegen der Ausstellung „The Dream of a Museum“ vorstellen. Mit einer Präsentation aller 13 Museumsprojekte von Alvar Aalto in Finnland, aber auch an so unterschiedlichen Orten wie Tallinn, Aalborg und Bagdad, soll die Ausstellung mit ihrem sehr spezifischen Schwerpunkt einen neuen Zugang zu Alvar Aalto und seinem Werk ermöglichen, der über die populären Projekte und die üblichen Auseinandersetzungen hinausgeht und so hoffentlich ein differenziertes Verständnis von Aaltos Werk, seinem Einfluss und seinem Vermächtnis ermöglicht.

„The Dream of a Museum. Alvar Aaltos Museum Designs“ wird am Freitag, den 11. November im Alvar Aalto Museum, Alvar Aallon katu 7, 40600 Jyväskylä eröffnet und läuft bis Sonntag, den 21. März.

Sketch for the Baghdad Art Museum in Iraq (1957–58) by Alvar Aalto, part of The Dream of a Museum. Alvar Aalto Museum Designs. Alvar Aalto Museum

Skizze für das Baghdad Art Museum im Irak (1957–58) von Alvar Aalto, „The Dream of a Museum. Alvar Aalto Museum Designs“ im Alvar Aalto Museum

„Murano. Farbe Licht Feuer“ im Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig

Seit den ersten Jahrhunderten n. Chr. wird in Venedig Glas hergestellt und geformt und seit dem 14. Jahrhundert konzentriert sich dieses Handwerk auf die Insel Murano. Ein Ort, der zum Synonym für dekorative Glaskunst geworden ist und ein Zentrum zahlreicher Innovationen und neuer Impulse für die Glasherstellung und Glasformung. Murano ist damit ein wichtiger Standort in der Entwicklung der angewandten Künste.

Zu sehen ist eine vielversprechende Präsentation von rund 300 Objekten, wobei der Schwerpunkt auf Murano liegt. „Murano. Farbe Licht Feuer“ beleuchtet die jüngere Geschichte der Murano-Glasproduktion. Diese Geschichte wird durch Werke wie die von Ercole Barovier für Barovier & Toso, einem Hersteller, dessen Murano-Geschichte bis ins 14. Jahrhundert zurückgeht, illustriert. Hinzu kommen beispielsweise auch Entwürfe des japanischen Künstlers Yoichi Ohira aus dem 20. und 21. Jahrhundert und damit Positionen der Glaskunst, auf die Murano stets großen Einfluss hat, auch wenn sie sich weit entfernt von der Lagune von Venedig entwickeln.

Neben den Werken von Ohira und Barovier in der Pfeilerhalle des Grassi Museums werden Murano-Glasarbeiten des 20. Jahrhunderts sowie Murano-Glasarbeiten der italienischen Designer und Architekten Carlo Scarpa und Tomaso Buzzi in der Halle 9 (Techne Sphere) auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei zu sehen sein. Eine Ausstellung des Grassi Museum an zwei Orten, die nicht nur Reflexionen über Glasdesign, wie es durch die vier ProtagonistInnen vertreten wird, ermöglichen soll, sondern auch Überlegungen zur Geschichte und Entwicklung des Glasdesigns und der Glaskunst anstoßen wird.

Und ganz abgesehen von solchen Überlegungen könnten wir diesen Winter wahrscheinlich alle eine Dosis „Farbe, Licht & Feuer“ aus Muranoglas vertragen.

„Murano. Farbe Licht Feuer“ sollte am 7. November im Grassi Museum für Angewandte Kunst, Johannisplatz 5-11, 04103 Leipzig, und in der Halle 9, Techne Sphere Leipzig, Spinnereistraße 13, 04179 Leipzig eröffnet werden. Jetzt wird die Eröffnung voraussichtlich im Dezember stattfinden. Die neuen Termine werden wir hier ergänzen, sobald sie bekannt sind.

A 1961 work by Ercole Barovier for Barovier & Toso, Murano, part of Murano. Farbe Licht Feuer, the GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig (Foto: Martin Adam, Courtesy GRASSI Leipzig)

Eine Arbeit von Ercole Barovier für Barovier & Toso von 1961, Murano, „Murano. Farbe Licht Feuer“, Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig (Foto: Martin Adam, mit freundlicher Genehmigung des Grassi Museum Leipzig)

„Concrete in Transition. The architect Erling Viksjø and his artist collaborators“ im National Museum Oslo, Norwegen

Wie bereits erwähnt, präsentierte jede der fünf skandinavischen Nationen im Rahmen der 1958 vom Museé des Arts Décoratifs Paris veranstalteten Ausstellung „Formes Scandinaves“ ein Raumszenario. Während Dänemark mit „la chambre d’hôtel moderne“ Arne Jacobsens (fast fertiggestelltes) SAS Royal Hotel in Kopenhagen präsentierte, lieferte Norwegen das „Vestibül eines Hochgebirgshotels“. Die symbolische Tragweite der beiden Präsentationen war nur allzu offensichtlich.

Dass aber im Jahr 1958 auch in Norwegen unterschiedliche Auffassungen von Architektur, von Materialien und von Gesellschaft existierten, dass Norwegen etwas ebenso Modernes hätte präsentieren können wie Dänemark, wird an der Person von Erling Viksjø deutlich. Erling Viksjø, 1910 in Trondheim geboren, begann seine Karriere in den späten 1930er Jahren und wurde zu einem der wichtigsten und einflussreichsten norwegischen ArchitektInnen des 20. Jahrhunderts. Die Bedeutung und der Einfluss seiner Laufbahn wären wohl noch größer gewesen, wenn er nicht 1971 im Alter von nur 61 Jahren verstorben wäre.

Vor allem handelt es sich um eine Architektenkarriere, die durch Viksjøs Verwendung von Beton definiert ist. Wie der Ausstellungstitel des Nationalmuseums treffend andeutet, geht es bei „Concrete in Transition“ allerdings weniger um Erling Viksjøs Karriere an sich, sondern vielmehr um seine unzähligen Kooperationen mit KünstlerInnen wie Hannah Ryggen, Odd Tandberg oder Pablo Picasso und Carl Nesjar. Ein Wandbild der beiden Letzteren ziert Viksjøs sogenanntes Y-Gebäude in der Osloer Innenstadt.

„Concrete in Transition“ verspricht, sich auf konkrete Beispiele für Viksjøs Zusammenarbeit mit KünstlerInnen zu konzentrieren, und präsentiert Projekte wie die Bakkehaugen-Kirche, das Norsk Hydro-Verwaltungsgebäude oder das Regierungsviertel in Oslo. Die Ausstellung sollte aber auch weitere Einblicke in das Wesen und die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen KünstlerInnen und ArchitektInnen sowie eine Einführung zu einem Architekten liefern, der trotz seiner Bedeutung für die Entwicklung der Architektur des 20. Jahrhunderts außerhalb Norwegens weitgehend unbekannt ist.

„Concrete in Transition. The architect Erling Viksjø and his artist collaborators“ wird am Freitag, den 20. November im Nationalmuseum – Architektur, Bankplassen 3, 0151 Oslo, eröffnet und läuft bis Sonntag, den 4. April.

The Y-building in Oslo, from 1969 by Erling Viksjø, part of Concrete in Transition. The architect Erling Viksjø and his artist collaborators ,The National Museum, Oslo (photo Norsk Teknisk Museum/ Sparebankstiftelsen via commons.wikimedia.org CC BY-SA 4.0)

Das Y-Gebäude in Oslo aus dem Jahr 1969 von Erling Viksjø, „Concrete in Transition. The architect Erling Viksjø and his artist collaborators“, National Museum Oslo (Foto Norsk Teknisk Museum / Sparebankstiftelsen via commons.wikimedia.org CC BY-SA 4.0)

„Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben“ im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Handlungen haben Konsequenzen.

Und das ist natürlich der Grund, für den Zustand, in dem sich unsere Welt befindet. Leider neigt unsere Spezies dazu, das schnell zu vergessen und vor allem jene Handlungen zu verleugnen, die fatale Konsequenzen haben.

Wäre eine Welt ohne Konsequenzen, eine Welt der Folgenlosigkeit vielleicht deshalb ein besserer Ort für die menschliche Gesellschaft? Und wie wäre eine solche Welt organisiert, wie würde sie funktionieren, was würde das Leben in einer solchen Welt für uns alle bedeuten, individuell und kollektiv?

Hervorgegangen aus einem Projekt von Friedrich von Borries an der Hamburger Hochschule für bildende Künste, verspricht die Ausstellung „Schule der Folgenlosigkeit“ den BesucherInnen solche Überlegungen mit Hilfe dreierlei Präsentationen näherzubringen. Es gibt einen Selbstlernraum, einen Erkundungsraum, in dem die BesucherInnen eingeladen sind, verschiedene Formen des folgenlosen Handelns zu nutzen und zu reflektieren und ein Schaudepot mit Objekten aus der Sammlung des Museums, die für die KuratorInnen deutlich machen, wie eine folgenlose Zukunft aussehen könnte. Hinzu kommt eine Reihe von Beiträgen in der Dauerausstellung des Museums, die ebenfalls aufzeigen sollen, wie man eine solche folgenlose Zukunft erreichen könnte.

Wenn es eine solche Welt geben könnte, würden wir uns dort wohlfühlen? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Angesichts des Zustands, in dem sich unsere Welt befindet, und der Richtung, die wir anscheinend einzuschlagen bereit sind, sollten alle möglichen Alternativen bedacht und diskutiert werden.

„Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben“ sollte am Freitag, den 6. November im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Steintorplatz, 20099 Hamburg, eröffnet werden. Inwiefern sich die Eröffnung verspätet oder in anderer Form stattfindet, ist noch unklar. Sobald die neuen Termine bestätigt sind, werden wir sie aktualisieren.

School of No Consequences. Exercises for a New Life, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

„Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben“ Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

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