5 Ausstellungsempfehlungen für Juli 2022

 

„Eines Tages, mitten in der brennenden Glut des Monats Juli,

Als die Wiesen ausgedörrt und die Bäche trocken waren,

flog ein Schwarm Bienen in freudiger … Erwartung,

in Richtung … einer Designausstellung „1

(Wir bitten um Entschuldigung für die Abwandlung dieses Zitats von Sara Coleridge)

 

Unsere fünf einladenden, anregenden Rückzugsorte für alle Bienen und auch alle anderen, denen die Hitze im Juli 2022 zu schaffen macht, befinden sich in München, Metz, Tulsa, Wien und Bordeaux…….

5 New Architecture & Design Exhibitions for July 2022

„Die Olympiastadt München. Rückblick und Ausblick“ im Architekturmuseum der TU München, Deutschland

2022 jähren sich die Olympischen Sommerspiele seit dem Jahr 1972 in München zum 50. Mal. An die Sommerolympiade von damals, erinnert man sich heute vor allem wegen des Terroranschlags und weniger wegen des Sports. Allerdings gehört diese Olympiade zweifellos zu den wichtigsten Impulsen für die Entwicklung von Architektur und Design in Westdeutschland während der Nachkriegszeit: Man denke nur an Otl Aichers Piktogramme und seine Corporate Identity, ein Werk, von dem noch immer ehrfürchtig geschwiegen wird, wo immer sich Grafiker versammeln, oder an das unverschämt kühne, frei hängende Dach, das Frei Otto für das Olympiastadion entworfen hat. Für das Jahr 2022 sind eine Reihe von Veranstaltungen geplant, die an Kunst, Design, Architektur und Bauwesen von 1972 in München erinnern.

Mit der Ausstellung “Die Olympiastadt München. Rückblick und Ausblick” konzentriert sich das Architekturmuseum der TU München auf die Objekte, die am nördlichen Rand der Stadt für die olympischen Veranstaltungen und die Olympioniken errichtet wurden. Dieser Fokus betrifft nicht nur die Werke selbst, sondern vor allem auch den Kontext. Hinzu kommen, wie der Titel andeutet, ihre Entstehung und die Beziehungen zwischen dem Olympiapark und weiteren städtebaulichen, infrastrukturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen im München der Nachkriegszeit. Außerdem geht es um ihre Nutzung nach 1972: Für alle Gebäude und Räume, die für die Olympischen Spiele 1972 entstanden, wurde nämlich auch eine spezifische Nutzung für die Zeit nach Olympia geplant. Nur wie gut haben Theorie und Praxis in den letzten fünf Jahrzehnten zusammen gefunden? Was können uns die Erfahrungen von München 1972 heute hinsichtlich der Herausforderungen, Vorteile, Probleme und Gefahren einer zuvor geplanten, spezifischen Nachnutzung eines Bauwerks lehren? Wie sieht es mit den Herausforderungen, Vorteilen, Problemen und Gefahren von Stadtplanung im Zusammenhang mit internationalen Sportgroßveranstaltungen aus? Was wissen wir ein halbes Jahrhundert später über die Herausforderungen, Vorteile, Probleme und Gefahren bei der Ausrichtung internationaler Sportgroßveranstaltungen ? Und was haben wir seit 1972 über die Herausforderungen, Vorteile, Probleme und Gefahren von kühnen, frei hängenden Dächern gelernt?

“Die Olympiastadt München. Rückblick und Ausblick” wird am Donnerstag, 6. Juli, im Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne, Barer Str. 40, 80333 München, eröffnet und läuft bis Sonntag, 8. Januar. Weitere Informationen finden Sie unter www.architekturmuseum.de.

A model of Behnisch & Partner's winning concept for the 1972 Munich Olympic stadium and park (Photo © and courtesy Architekturmuseum der TU München)

Ein Modell des Siegerentwurfs von Behnisch & Partner für das Münchner Olympiastadion (Foto © und mit freundlicher Genehmigung des Architekturmuseums der TU München)

„Mimesis. Lebendiges Design“ im Centre Pompidou-Metz, Metz, Frankreich

Eines der zentralen Motive des frühen Jugendstils war zweifellos die Natur. Das wird insbesondere an den fließenden, blumigen Kurven des französischen Jugendstils oder den alliumartigen Zwiebeln und Stängeln des schottischen Jugendstils erkennbar, die die besondere Verbindung der frühen modernen Gestalter mit der Natur verdeutlichen. Die Welt, die hier zum Ausdruck kommt, unterscheidet sich von der industriellen des späten 19. Jahrhunderts und ist viel humaner als diese. Seit dieser Zeit sind die Beziehungen zwischen Design, Natur und Industrie sehr eng geblieben. Das Centre Pompidou-Metz will diese Verbindung mit der Ausstellung “Mimesis. Lebendiges Design” erforschen. 

Die Präsentation von rund 400 Werken von 90 internationalen DesignerInnen verspricht eine Reise durch ein Jahrhundert Design von der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts bis heute. Dazu gehören Kapitel zu Themen wie z.B. “Biomorphismus”, “Natures at work” oder “Biofabrication” und so unterschiedliche DesignerInnen wie Charlotte Perriand, Andrea Branzi, Charles & Ray Eames, Danielle Quarante, Ross Lovegrove oder Serge Mouille, dem ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Auch Ronan und Erwan Bouroullec widmet die Ausstellung ein eigenes Kapitel über ihre “Rêveries urbaines”.

Es handelt sich also um ein Präsentationsformat, das Einblicke in die sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder verändernden Beziehungen zwischen Natur und Design geben möchte und sich mit der Natur als Quelle formaler, konstruktiver, materieller und funktionaler Inspiration befassen will. Außerdem reflektiert die Ausstellung die Beziehungen zwischen diesen Veränderungen und den Entwicklungen des Designs im vergangenen Jahrhundert und, wie wir hoffen, Luigi Colanis Forderung nach einer „Renaissance des Jugendstils“. Wir würden uns wünschen, dass auch Überlegungen zu den Schäden, die Designindustrie und Designer der Natur im vergangenen Jahrhundert zugefügt haben, eine Rolle spielen. Denn so sehr sich Designer auch von der Natur inspirieren ließen, so wenig haben sie sie am Ende respektiert.

“Mimesis. Lebendiges Design” wurde am Samstag, den 11. Juni im Centre Pompidou-Metz 1, parvis des Droits-de-l’Homme, CS 90490, 57020 Metz Cedex 1 eröffnet und ist bis Montag, den 6. Februar zu sehen. Weitere Informationen finden Sie unter www.centrepompidou-metz.fr.

 

La Chaise by Charles & Ray Eames, part of Mimesis, A living design, Centre Pompidou-Metz, Metz

„La Chaise“ von Charles & Ray Eames, ein Teil von „Mimesis. Ein lebendiges Design“, Centre Pompidou-Metz, Metz

„Frida Kahlo, Diego Rivera und der mexikanische Modernismus“ im Philbrook Museum of Art, Tulsa, Oklahoma, USA

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es in der Geschichte Mexikos keine Periode gab, die nicht interessant und wichtig gewesen wäre. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ragt jedoch, nicht zuletzt wegen der Revolution, des Bürgerkriegs, der Krankheiten und der Anzahl von Menschen, die vor Unterdrückung und Armut im eigenen Land fliehen mussten, deutlich heraus.

Es handelt sich um eine Zeit der Selbstreflexion, der Selbstkritik und der Selbsterneuerung Mexikos und der Mexikaner, die sich in der Kunst dieser Zeit in all ihren Gattungen widerspiegelt. Diese Entwicklung in der Kunst Mexikos, war wiederum auch für die  Kunst außerhalb Mexikos relevant.

Die auf einer Privatsammlung basierende Wanderausstellung “Frida Kahlo, Diego Rivera und die mexikanische Moderne”, zeigt neben Werken der beiden HauptprotagonistInnen auch Werke zahlreicher Zeitgenossen von Kahlo und Riviera und verspricht so, diese spezifische Periode in der mexikanischen Geschichte anhand von zwei KünstlerInnen zu erkunden, deren Kunst für turbulente private Beziehungen, folkloristische Positionen, Neuinterpretationen des vorspanischen Mexikos, Visionen eines zukünftigen Mexikos und farbenfrohe künstlerische Ansätze, steht. Bei Kahlo und Riviera handelt es sich nicht nur um zwei der interessantesten und wichtigsten ProtagonistInnen der mexikanischen Moderne, sie vermitteln auch einen hervorragenden Eindruck von Mexiko-Stadt im frühen 20.Jahrhundert und machen den unterschätzten Einfluss Mexikos auf die zeitgenössische globale Kultur deutlich. 

Die Ausstellung “Frida Kahlo, Diego Rivera und die mexikanische Moderne” wird am Mittwoch, den 6. Juli, im Philbrook Museum of Art, 2727 S Rockford Road, Tulsa, Oklahoma 74114, eröffnet und läuft bis Sonntag, den 11. September. Weitere Einzelheiten sind unter https://philbrook.org/ zu finden.

Frida Kahlo & Diego Rivera, 1932 (Photo Carl Van Vechten, Library of Congress, Prints & Photographs Division, Carl Van Vechten Collection, LC-USZ62-42516)

Frida Kahlo & Diego Rivera, 1932 (Foto Carl Van Vechten, Library of Congress, Prints & Photographs Division, Carl Van Vechten Collection, LC-USZ62-42516)

„Setzen Sie sich! Die Parkbank als soziale Skulptur“ im MUSA Startgalerie, Wien, Österreich

Im Rahmen der Ausstellung “Sitting reconsidered. Design, Observe, Stage” in der Burg Galerie, Halle, entwickelten Theresa Güldenberg und Magdalena Meißner das Projekt “Hidden Hostility”, das, indem es die Methoden aufzeigt mit denen lokale Behörden Obdachlose daran hindern auf städtischen Bänken zu schlafen, Fragen des öffentlichen Sitzens und der Inklusion bzw. des öffentlichen Sitzens und der Demokratie untersucht.

“Setzen Sie sich! Die Parkbank als soziale Skulptur” im MUSA Startgalerie Wien nutzt solche Fragen gewissermaßen als Grundlage für eine Ausstellung.

Die Ausstellung präsentiert Projekte von acht Künstlerinnen und Künstlern, die wiederum ein breites Spektrum kreativer Genres repräsentieren und ganz unterschiedliche Methoden einsetzen. Als vielfältige Sammlung von Positionen und Antworten, soll die Ausstellung die Aufmerksamkeit auf Fragen lenken, die mit dem zeitgenössischen urbanen Sitzen verbunden sind, und auf Fragen, die die Einrichtung unserer urbanen Räume im Allgemeinen betreffen: Wer trifft Entscheidungen, die urbane Räume betreffen? Auf welcher Grundlage werden diese Entscheidungen getroffen? Sind wir mit dem Status quo zufrieden? Wem gehört der urbane Raum? Und so weiter… 

Es handelt sich also um eine Ausstellung, die dazu beitragen soll, ein Verständnis dafür zu entwickeln, dass eine Parkbank sehr viel mehr sein kann als eine Einladung, sich ein paar Minuten auszuruhen.

Nehmen Sie Platz! Die Parkbank als soziale Skulptur wird am Donnerstag, den 7. Juli in der MUSA Startgalerie, Felderstraße 6-8, 1010 Wien eröffnet und ist bis Sonntag, den 23. Oktober zu sehen. Weitere Details finden Sie unter www.wienmuseum.at/musa-startgalerie

For Humans by Humans by Anastasiya Yarovenko, part of Have a seat. The Park Bench as Social Sculpture, MUSA Startgalerie, Vienna (Photo © Anastasiya Yarovenko, courtesy Wien Museum)

“For Humans by Humans” von Anastasiya Yarovenko, Teil von “Nehmen Sie Platz. Die Parkbank als soziale Skulptur”, MUSA Startgalerie, Wien (Foto © Anastasiya Yarovenko, mit freundlicher Genehmigung des Wien Museums)

„Nanda Vigo, l’espace intérieur“ im Musée des Arts décoratifs et du Design, Bordeaux, Frankreich

Die 1936 in Mailand geborene Nanda Vigo ist und war eine Gestalterin, die sich mühelos zwischen Kunst, Architektur und Design bewegte und im Laufe ihrer Karriere mit so unterschiedlichen Zeitgenossen wie beispielsweise ZERO, Gio Ponti oder Kartell zusammengearbeitet hat. Ihre Theorien, Positionen und Forschungen zu Licht und Raum machen sie zu einer der markantesten und bemerkenswertesten Künstlerinnen der Nachkriegszeit, und das, obwohl sie heute weitgehend unbekannt ist.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Werke, Projekte und Produkte aus Vigos langem und vielfältigem Schaffen, wobei einige von Vigos “Environments” und Installationen nachgebildet wurden. Man kann davon ausgehen, dass diese Arbeiten aus Glas, Metall, Plexiglas, Spiegeln und Neonlampen bestehen und visuelle und sensorische Verzerrungen erzeugen. Dank der Infragestellung der Raumwahrnehmung und der Dimensionalität des Lichts, die Vigos Werke aufwerfen, sollte es der Ausstellung “l’espace intérieur” möglich sein, nicht nur Vigos Werk zu beleuchten, sondern auch die zeitgenössische Relevanz der Theorien, Positionen und Forschungen, auf denen dieses Werk basiert zu beleuchten und damit die anhaltende Relevanz von Nanda Vigo für zeitgenössische Architektur und zeitgenössisches Design heraus zu stellen.

“Nanda Vigo, l’espace intérieur” wird am Donnerstag, den 7. Juli, im Musée des Arts décoratifs et du Design, 39 rue Bouffard, 33000 Bordeaux, eröffnet und läuft bis Sonntag, den 8. Januar. Weitere Einzelheiten sind unter https://madd-bordeaux.fr/ zu finden.

Nanda Vigo, l'espace intérieur, Musée des Arts décoratifs et du Design, Bordeaux (Photo Aldo Ballo, courtesy Archivio Nanda Vigo)

“Nanda Vigo, l’espace intérieur”, im Musée des Arts décoratifs et du Design, Bordeaux (Foto Aldo Ballo, mit freundlicher Genehmigung des Archivio Nanda Vigo)

1. „One day in the midst of a burning July / When meadows were parched and the rivulets dry / A cluster of Bees in extreme trepidation / Flew towards a serynga to consultation“, Sara Coleridge, The Generous Humble or Bumble Bees in Pretty Lessons in Verse for Good Children; With Some Lessons in Latin in Easy Rhyme, John W Parker & Son, London, 1853

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