
Ein Hauch von Salz liegt in der Luft, wenn man die Stoffe von coastland berührt. Man meint, das Rauschen der Nordsee zu hören, das wechselnde Licht über den Dünen zu sehen – dieses leise, flirrende „Wolkentheater“, das die norddeutsche Landschaft Tag für Tag neu inszeniert. Genau dieses Gefühl hat Heinz-Jürgen Gerdes in seine Arbeit übersetzt: Mit seiner kleinen Wollweberei an der Küste bewahrt er nicht nur ein fast vergessenes Handwerk, sondern verwandelt es in zeitgenössisches Design – rau, ehrlich und berührend schön.
Auf der Grassimesse 2025 wurde sein Engagement nun mit dem smow Designpreis ausgezeichnet. Im Gespräch erzählt Gerdes, wie aus alten Maschinen neue Ideen entstehen, warum Wolle für ihn mehr ist als ein Material – und weshalb jedes Stück coastland ein bisschen Nordsee in sich trägt.

smow: Nochmals herzlichen Glückwunsch zum smow Designpreis! Was war Ihr erster Gedanke, als Sie erfahren haben, dass Sie gewonnen haben?
Heinz-Jürgen Gerdes: Ich war vollkommen überrascht – wir sind das erste Mal hier und ich hätte als Newcomer wirklich nicht damit gerechnet. Es war umwerfend für mich.
smow: Was hat Sie bei Ihrem Entwurf oder bei Ihren Wollwebereien besonders inspiriert?
Heinz-Jürgen Gerdes: Wir kommen von der Nordsee, wir sind die einzige norddeutsche Wollweberei und versuchen, diese ganze Vielfalt – die Landschaft, die Farben, das Licht – in unsere Produkte zu übertragen. Wir wissen, das ist eine alte Kulturtechnik, ein Kulturschatz, den wir neu beleben wollen. Dafür brauchen wir eine ganz eigenständige Formensprache. Wir berufen uns voll auf unsere Landschaft, auf die Nordsee. Das, was wir dort an Wolkentheater, Strand und Weite erleben, soll sich in unseren Stoffen wiederfinden.
smow: Schön. Genau das scheint ja auch die Jury überzeugt zu haben! Sie sind der smow Designpreis Preisträger 2025. Was ist die zentrale Idee oder das Konzept hinter coastland?
Heinz-Jürgen Gerdes: Vor vier Jahren haben wir die letzte norddeutsche Wollweberei, die insolvent war, samt Maschinenpark übernommen. Wir waren fest entschlossen, diese alte Kulturtechnik zu erhalten und neu zu beleben. In einer Zeit, in der die Textilbranche zunehmend verschwindet, sahen wir unsere Chance darin, eine spannende, eigenständige Marke aufzubauen – mit exzellenter handwerklicher Qualität. Dazu gehört für uns auch ein fairer Umgang mit allen Beteiligten, mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ebenso wie mit unseren Kundinnen und Kunden. Das ist uns wichtig, und das setzen wir täglich um.
smow: Scheint Ihnen gelungen zu sein.
Heinz-Jürgen Gerdes: Ich hoffe es – danke.

smow: Das heißt, hinter Ihrem Konzept und Ihrem Projekt steht eine ganze Firma?
Heinz-Jürgen Gerdes: Ja, wir sind mit sieben Leuten gestartet – lauter erfahrene Textilhandwerker, die ihr Fach verstehen. Trotz des alten Maschinenparks steckt bei uns sehr viel Handarbeit in jedem Stück. Wir setzen auf modernes Design, arbeiten aber mit analogen Maschinen. Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch wirkt, sorgt letztlich für die besondere Qualität unserer Produkte.
smow: Mit dem Preisgeld … gibt es schon Pläne, was Sie damit vorhaben?
Heinz-Jürgen Gerdes: Mir war gar nicht klar, dass es ein Preisgeld gibt.
smow: Oh, herzlichen Glückwunsch – Sie haben 2.500 Euro gewonnen.
Heinz-Jürgen Gerdes: Wunderbar, das freut mich! (lacht) Konkrete Pläne habe ich noch nicht, aber ich denke, ich werde etwas Gutes für das Team tun. Die Motivation soll hoch bleiben – das ist die beste Grundlage für Qualität.
smow: Wenn Sie in die Zukunft blicken – wohin soll die gestalterische Reise gehen?
Heinz-Jürgen Gerdes: Wir möchten Stoffe entwickeln, die – ähnlich wie Tweed – hohen Tragekomfort bieten. Wir wollen zeigen, dass in Deutschland großartige, tragbare Wollstoffe entstehen können. Wolle ist für uns ein fantastisches Material, und wir wollen unser Sortiment weiter ausbauen. Immer in Kleinserien, denn wir sind kein Industrieunternehmen – aber wir wollen unseren Beitrag leisten.
smow: Schön. Wir wünschen Ihnen alles Gute und danken für das Gespräch!