Das Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig bereitet sich auf einen seiner jährlichen Höhepunkte vor: Die Grassimesse. Seit 1920 hat die Messe für Kunsthandwerk, angewandte Kunst und Design die Höhen und Tiefen des vergangenen Jahrhunderts in und um Leipzig miterlebt und überstanden. Seit 1920 findet sie ausschließlich auf Einladung statt: Jeder kann sich bewerben, aber nur wer die internationale Jury von der Qualität seiner Arbeit überzeugen kann – konzeptionell, materiell und technisch – erhält Zugang zur Grassimesse. Wer genau zur Jury 2024 gehört, gibt das Grassi Museum hier bekannt: https://www.grassimesse.de/aktuell/jury/.
Die Grassimesse bietet aber nicht nur die Möglichkeit, die eigenen Arbeiten im glanzvollen Grassi-Museum zu präsentieren und an ein kritisches, fachkundiges und anspruchsvolles Publikum zu verkaufen. Es gibt auch 5 Preise zu gewinnen, darunter den smow Designpreis, der sich an aufstrebende Möbeldesigner und Kreative richtet, die innovative und nachhaltige Wohn- und Möbelkonzepte entwickeln. Ausgezeichnet werden herausragende Leistungen im Bereich Wohndesign, die sich durch einen bewussten Umgang mit Materialien und einen zukunftsorientierten Gestaltungsansatz auszeichnen. Mit einem Preisgeld von 2.500 Euro soll der Preis junge Talente fördern und ihnen eine Plattform bieten, ihre Kreativität und ihr Können unter Beweis zu stellen.
Wenn Europa beginnt, die letzten Reste des Winters abzuschütteln, die ersten bunten Flecken in den Parks und Gärten auftauchen und die Aussicht auf den Sommer greifbar wird, dann scheint der Oktober sehr weit entfernt zu sein. Aber so unvorstellbar es auch erscheinen mag, der Oktober rückt näher.
Genau wie die Grassimesse 2024.
Der Weg ist geebnet, und bis Mittwoch, den 15. Mai, sind alle aufgerufen, sich zu bewerben.
Geboren 1961 in Coburg, Franken, begann Cornelius Réer seine Reise in die Welt des Glases mit einer Lehre in der Glashütte Süßmuth in Immenhausen, in der Nähe von Kassel. Diese Ausbildung wurde von Arbeitsaufenthalten in Österreich und Schweden begleitet, gefolgt von einem neunmonatigen Kurs im Brierley Hill Glass Center in Dudley, England. Nach diesen Erfahrungen kehrte er nach Franken zurück und gründete 1992 sein eigenes Studio in Fürth.
Obwohl seine Rückkehr nach Franken von langen Abwesenheiten unterbrochen wurde, führte Cornelius in den folgenden 11 Jahren im Wesentlichen ein nomadisches Leben. Er bereiste Europa und realisierte seine Kollektionen in zahlreichen Glasstudios, präsentierte und verkaufte sie auf Messen wie der Ambiente Frankfurt. Bei seinen Kollektionen steht die serielle Produktion im Vordergrund. Es handelt sich um keine Unikate, wie man sie oft mit Glas assoziiert, sondern um seriell reproduzierbare Formen. Aufgrund der handwerklichen Herstellung, bei der Cornelius jedes einzelne Stück selbst kreiert, wird allerdings jedes Objekt letztendlich doch wieder zu einem Unikat.
Im Jahr 2003 endete Cornelius‘ Nomadentum, zumindest beruflich, mit seiner Rückkehr nach Fürth. 2008 verlegte er sein Atelier nach Nürnberg, wo er heute Glasserien wie Crunch kreiert, die als sein Durchbruch gelten kann. Hinzu kommen Werke wie InsideOut, eine Familie von Objekten, die aus einer Vielzahl von Formen besteht, die einzeln oder als Kollektiv existieren können, oder die Laterne LUMEN2, Cornelius‘ Neuinterpretation und Überarbeitung eines Laternenentwurfs von Egon Eiermann aus den späten 1950er Jahren. Seine Werke zeichnen sich durch Farbgebung, Lichtspiel, materielle Effizienz und eine oft spielerisch-utilitaristische Funktionalität aus.
Seit 2023 beeinflussen steigende Gaspreise seine Werke maßgeblich. Ein Glasatelier benötigt viele Öfen, die nicht abgeschaltet werden können. Daher stellte Cornelius aufgrund der Gaspreiserhöhungen von 2023 von Holzformen auf Stahlformen um, was nicht nur den Energiebedarf reduziert, sondern auch den Charakter seiner Werke, wie zum Beispiel der Pool-Becher und -Karaffen, oder der O.V.A.- und MODUL-Vasen, stark prägt. Diese Werke sind nicht nur das Ergebnis von Designdenken, sondern auch von Handwerksdenken, als Reaktion auf die Herausforderungen der steigenden Gaspreise.
Auf der Grassimesse 2023 erhielt er gemeinsam mit dem Budapester Designstudio Line and Round, I O, den ersten smow-Designpreis.
Neben seinen eigenen Kollektionen ist Cornelius auch Co-Autor mit Laura Jungmann des Projekts/Marke Samesame. Das Projekt begann als Teil von Lauras Diplomarbeit an der Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe, hat sich jedoch inzwischen verselbstständigt. Hierbei werden industrielle Glasobjekte, insbesondere Wein-, Bier- und Wasserflaschen, von Cornelius in handwerkliche Objekte umgewandelt. Diese verleugnen ihren industriellen Hintergrund und setzen auf eine Wiederverwendung über einen unendlichen Lebenszyklus anstelle des herkömmlichen Recyclings. Dies ist nur eine von mehreren Kooperationen, die Cornelius im Laufe der Jahre mit Studentinnen und Studenten, wie auch mit professionellen Produktdesignern und Produktdesignerinnen eingegangen ist.
Line and Round, IO, wurde 2017 in Budapest von Annabella Hevesi, einer Absolventin der Moholy-Nagy-Universität für Kunst und Design, und Gábor Bella, einem Absolventen der „School of Life“, gegründet. Gábor besitzt einen Hintergrund in der Schreinerei und verfügt über zahlreiche Jahre Erfahrung in den Bereichen Bauwesen, Innenarchitektur und Design, einschließlich der Konzeption, Entwicklung und Umsetzung von Escape-Room-Spielen. Dieses Konzept erfreut sich in Ungarn besonderer Beliebtheit und bildete den Kontext, in dem sich Annabella und Gábor kennenlernten und ihre berufliche Zusammenarbeit begannen.
In den sechs Jahren ihrer Zusammenarbeit unter dem Namen Line and Round haben Annabella und Gábor eine Vielzahl von Innenarchitektur- und Möbeldesignprojekten entwickelt und umgesetzt. Dazu zählen die Gestaltung eines Umkleideraums und eines Raums für die Pressekonferenz des Basketballteams Sopron Basket, zahlreiche Hotel- und private Innenarchitekturprojekte sowie die Burnt Geometry Kollektion. Diese Kollektion markiert die erste eigeninitiierte Möbelkollektion von Line and Round und wurde auf der Grassimesse 2023 in Leipzig präsentiert. Bei diesem Anlass gewann Line and Round gemeinsam mit dem Nürnberger Glasmacher Cornelius Réer den ersten smow-Designpreis.
Nach ihrem Erfolg in Leipzig trafen wir Annabella und Gábor online, um mit ihnen über ihre Arbeit, ihre Herangehensweise und das Leben als Designer im heutigen Ungarn zu sprechen. Wir begannen mit der Frage, wie Line and Round entstanden ist und wie sich das Unternehmen von der Escape-Room-Industrie gelöst hat…
Obwohl die Grassimesse mit nachvollziehbaren Pausen seit 1920 stattfindet, wurde der smow-Designpreis der Grassimesse im Jahr 2023 erstmals ausgeschrieben.
Das bedeutet, dass eine eindrucksvolle Riege hochkarätiger Designerinnen und Designer von damals den Preis nicht mehr gewinnen kann. Sie haben, wenn man so will, etwas verpasst. Alle anderen können die Auszeichnung und die damit verbundenen 2.500 € noch gewinnen. Zumindest, wenn sie sich bis zum Einsendeschluss, Sonntag, dem 21. Mai, beworben haben.
Andernfalls haben auch sie das Nachsehen und gehören somit zu einer illustren, wenn auch sehr unglücklichen Gruppe, die wir im Folgenden vorstellen.
Die Leipziger Grassi Messe feiert Premiere: zum ersten Mal in ihrer langen und glanzvollen Geschichte vergibt die Grassi Messe einen Designpreis, gestiftet von smow.
Gegründet im Jahre 2002 in der Sächsischen Metropole Leipzig ansässig und von dort aus zur internationalen Marke avanciert, pflegt smow schon fast ebenso lange eine enge Beziehung zum Grassimuseum. Das kürzliche 20-jährige Jubiläum von smow war ein guter und passender Zeitpunkt, die gewachsenen regionalen und thematischen Verbindungen zwischen smow, Leipzig und dem Grassi Museum zu feiern.
Höchste Zeit also, Design etwas zurückzugeben.
Alle sind herzlich eingeladen, dem Aufruf zur Einreichung von Bewerbungen nachzukommen und sich bis zum 12.Mai zu bewerben!