smow-Designpreis der Grassimesse: Aufruf zur Einreichung von Bewerbungen

Die Leipziger Grassi Messe feiert Premiere: zum ersten Mal in ihrer langen und glanzvollen Geschichte vergibt die Grassi Messe einen Designpreis, gestiftet von smow.

Gegründet im Jahre 2002 in der Sächsischen Metropole Leipzig ansässig und von dort aus zur internationalen Marke avanciert, pflegt smow schon fast ebenso lange eine enge Beziehung zum Grassimuseum. Das kürzliche 20-jährige Jubiläum von smow war ein guter und passender Zeitpunkt, die gewachsenen regionalen und thematischen Verbindungen zwischen smow, Leipzig und dem Grassi Museum zu feiern.

Höchste Zeit also, Design etwas zurückzugeben.

Alle sind herzlich eingeladen, dem Aufruf zur Einreichung von Bewerbungen nachzukommen und sich bis zum 12.Mai zu bewerben!

grassimesse smow-designpreis

Die Geschichte der heutigen Grassimesse lässt sich bis ins Jahr 1920 zurückverfolgen. Dr. Richard Graul, der damalige Direktor des Kunstgewerbemuseums Leipzig, des heutigen Grassi-Museums für Angewandte Kunst, initiierte die Messe gewissermaßen als Antwort auf die zunehmende Flut von minderwertigen Waren, die auf der alle zwei Jahre stattfindenden Leipziger Messe ausgestellt und verkauft wurden. Dabei handelte es sich um Produkte, die dazu beitrugen, den Zusatz „Made in Germany“ zu einer Warnung werden zu lassen. Waren, die für eine neue, massenproduzierte, kommerzielle Realität standen, in der, wie die Zeitschrift Der Kunstwanderer feststellte, „es nur darauf ankam, mit möglichst billigen Waren möglichst glänzende Geschäfte zu machen“1, und das sehr zum Ärger und zur Verärgerung vieler.

Dazu gehörte jedenfalls auch Dr. Graul, der mit seiner eigenen, alle zwei Jahre stattfindenden Messe versuchte eine alternative Plattform in Leipzig zu etablieren. Eine Plattform, auf der Waren von höchster Qualität besichtigt und gekauft werden konnten. Somit ging es den Versuch das allgemeine Niveau von Gebrauchsgegenständen und von dekorativen Gegenstände anzuheben, als auch darum, das zeitgenössische Publikum darüber aufzuklären, dass funktionale und dekorative Waren kein billiger, schlecht produzierter „Schund“2 sein müssen. Die Grassimesse bot Alternativen und Gründe, sie zu wählen. In dieser Tradition wurzelt auch das Selbstverständnis des smow Blogs, der das Unbehagen in Anbetracht der allgemeinen Minderwertigkeit und Überflüssigkeit vieler Messeangebote teilt.

Ein wesentlicher, vielleicht der entscheidende, Bestandteil von Richard Grauls Idee für die Grassimesse war, dass der Zugang zur Grassimesse3 strikt über eine Juryauswahl erfolgen sollte: Jeder konnte sich bewerben, aber eine eigens beauftragte Jury entschied, ob man die notwendigen Standards erfüllte und der Aufnahme würdig war. Es handelte sich um eine strenge, qualitätsorientierte Zulassungspolitik, die damals auf Messen genauso unüblich war wie heute. Mit dieser strengen Zulassungspolitik war also das Versprechen einer hochwertigen Messe und das damit verbundene Prestige für die Ausgewählten verknüpft. Das zog nach sich, dass die Grassimesse schnell zu einer führenden Institution für all jene wurde, die Grauls Wunsch teilten, dass zeitgenössische Gebrauchsgegenstände und der damit verbundene Lebensstandard für alle verbessert werden sollten. An den ersten Ausgaben der Grassimesse nahmen unter anderem die Großherzogliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe, die Wiener Werkstätte, die Deutsche Textile Kunst, die Handwerker- und Kunstgewerbeschule, Halle, oder das Bauhaus Weimar und Dessau teil.

Dieses hochkarätige Programm unterstreicht die nicht unbedeutende Rolle der Grassimesse bei der Verbreitung zeitgenössischer Positionen. Das im Wesentlichen deutschsprachige Programm wurde schnell durch die Anwesenheit zahlreicher internationaler Teilnehmer erweitert. Dazu gehörte beispielsweise Nordiska Kompaniet, jenes Stockholmer Kaufhaus, das so wichtig für die Entwicklung des Innen- und Möbeldesigns in Schweden war und das 1926 auf der Grassimesse debütierte. Im selben Jahr wurde die Grassimesse an ihrem heutigen Standort im Leipziger Grassi-Museum eröffnet.

In den 1930er Jahren wuchsen der Erfolg und das Ansehen der Grassimesse weiter, und einflussreiche Institutionen wie die Loheland-Werkstätten, Bing & Grøndahl Porzellan, Orrefors Glas, die Württembergische Metallwarenfabrik, WMF, oder die Haël-Werkstätten für Künstlerische Keramik zeigten und verkauften ihre Arbeiten in Leipzig. Hinzu kamen zahllose Künstler aus allen denkbaren Bereichen der angewandten Kunst, des Kunsthandwerks und des Designs.

Dann kam der Krieg. Leipzig fand sich in der Folge in der neu gegründeten DDR wieder und die Grassimesse pausierte.4

Bis die Grassimesse im Jahr 1997 als jährliche Veranstaltung wiederbelebt wurde. Sie blieb sehr stark in den Traditionen, Anforderungen und in dem Verständnis von Grauls Grassimesse verwurzelt. Der primäre Fokus auf Qualität und die sehr strengen Kriterien der Jury wurden beibehalten.

Seit 1997 ist die Jury auch für die Auswahl der verschiedenen Grassimesse-Preisträger verantwortlich.

Trotz der ständigen Präsenz von Designern und Designerinnen auf der Grassimesse gab es jedoch seit der ersten Ausgaben keinen speziellen Grassimesse-Designpreis.

Dank eines glücklichen Zufalls fanden sich im Jahr 2022 der smow-Mitbegründer Jörg Meinel und der Grassi-Museumsdirektor Olaf Thormann in einem unerwarteten, spontanen Gespräch wieder, in dem es um die Grassimesse ging und aus dem sehr schnell die Initiierung des smow-Designpreises hervorging. Der Designpreis soll dafür sorgen, dass der Anteil an Design auf der Grassimesse zunimmt, was sich das Grassi Museum seit Jahren wünscht. Außerdem soll die Grassimesse stärker an einer fließenden Mischung aus angewandter Kunst, Kunsthandwerk und Design ausgerichtet werden, die der Sammlung des Grassimuseums und dem Selbstverständnis der Institution entspricht. Vor allem aber wünschen sich smow und das Grassi Museum jungen Designern, die sich etablieren wollen, eine sichtbare Plattform zu bieten. Dem Unternehmen smow geht es  auch darum, dem Design etwas zurückzugeben. es soll der Notwendigkeit Ausdruck verliehen werdem, sich um die Ressourcen zu kümmern, von denen man abhängt, statt sie nur egoistisch zu nutzen. Vor allem soll deutlich werden, wie wichtig es ist, jungen Gewächsen dabei zu helfen, sich in ihrem Umfeld zu etablieren und neues Wachstum zu unterstützen. Denn nur so kann die zukünftige Vitalität des Designs sichergestellt werden.

Aber um all das zu erreichen, sind Designerinnen und Designer gefragt. smow und das Grassi Museum schaffen es alleine nicht.

Interessiert? Lust auf eine Chance?

Die Teilnahme ist ganz einfach: Ob als Einzelperson, Gruppe, Kollektiv oder Unternehmen, Sie müssen ein kurzes Statement zu Ihrer Arbeit und bis zu 5 Fotos einreichen, die repräsentativ für Ihr aktuelles Schaffen sind. Wie bei allen Grassimesse-Preisen kommen nur Arbeiten für den smow-Designpreis in Frage, die in den letzten zwei Jahren entstanden sind und auch zum Verkauf stehen, denn die Grassimesse ist eine Verkaufsmesse. Smow verkörpert eine große Leidenschaft für Möbel und Interieurs uns ist deshalb sehr daran interessiert zu sehen, welche Auffassungen und Ansätze im Bereich Möbel- und Interiordesign aktuell entwickelt und vorangetrieben werden. smow ist ebenso daran interessiert, mehr Möbel- und Interiordesignprobjekte auf der Grassimesse zu sehen. Heute sind die Begriffe Möbel und Interieur sehr viel weiter gefasst als in den frühen 1920er Jahren, als zum Beispiel Elisabeth von Baczko, Paul Lászlo, Josef Frank oder die Deutschen Werkstätten Hellerau ihre Möbel auf der Grassimesse ausstellten. Sie nutzten die Grassimesse als Plattform für einen Diskurs über zeitgenössische Möbel und zeitgenössische Inneneinrichtung. Smow steht für eine sehr neugierige und offene Community und liebt es, sich kopfüber ins Unbekannte zu stürzen.

Zu gewinnen ist ein bisschen schwieriger als teilzunehmen: Nach dem Ende der Bewerbungsfrist wird die 12-köpfige Jury der Grassimesse 2023, zu der unter anderem Kai Lobjakas, Direktor des Estnischen Museums für Angewandte Kunst und Design, Rita Rentzsch, Professorin für Innenarchitektur/Raum-Funktionslehre an der Burg Giebichenstein Halle, Sabine Epple, Kuratorin der Sammlung Moderne des Grassi und Axel Kufus, Professor an der Universität der Künste Berlin, gehören, die uralte, feierliche Aufgabe der Auswahl der Teilnehmenden übernehmen. Dieselbe Jury wird am Eröffnungsmorgen der Grassimesse 2023 die Werke besichtigen, mit ihren Schöpfern sprechen und die Preisträger auswählen. Dazu gehört auch die Wahl des ersten smow-Designpreises 2023, der mit 2.500 Euro dotiert ist, und die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeit, die ein solcher Preis mit sich bringt.

Dem Preis soll eine zentrale Rolle bei der Eröffnung eines neuen Kapitels in der langen und illustren Geschichte der Grassimesse zukommen, denn der Grassimesse smow-Designpreis 2023 ist erst der Anfang.

Alle Details und die wichtigsten Bedingungen für die Grassimesse 2023 finden Sie unter www.grassimesse.de/grassimesse2023. Die Bewerbungsfrist endet am Freitag, den 12. Mai 2023.

Viel Glück!!!

1. Dr. L. St., Geschmack und Qualitäts-Steigerung auf der Leipziger Messe, Der Kunstwanderer, 1./2. Märzheft, 1920 Seite 279 Verfügbar über https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstwanderer1919_1920/0283/image,info,text_ocr (Zugriff 09.04.2023))

2. Ebd.

3. Grassimesse ist ein zeitgenössischer Begriff und nicht der, unter dem die Vorkriegsveranstaltungen bekannt waren. Im Interesse der Klarheit und Lesbarkeit wird er hier jedoch auf alle Ausgaben angewandt, unabhängig davon, wie ihr tatsächlicher Titel lautete. Entschuldigung für die kleine Täuschung…….

4. Auch das ist nicht ganz richtig. Es gab Grassimessen während der DDR-Jahre, aber das ist eine sehr komplizierte, wenn auch nicht uninteressante Geschichte. Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurückkommen, wenn wir die Zeit und den Platz haben, den sie verdient. Im Interesse der Klarheit und Lesbarkeit halten wir sie hier inne. Nochmals Entschuldigung für die kleine Täuschung…….

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