Einen fröhlichen Nationalfeiertag, Belgien: .03 von Maarten van Severen für Vitra.

Glaubt man A.C.F. Beales, war Leopold George Frederick wahrscheinlich der einzige, der jemals seinen Posten als König freiwillig niedergelegt hat.

Und das nur, um 2 Monate später wieder eine ähnliche Position anzunehmen.

In seinem Artikel „Der irische König von Griechenland“ (Das Journal der hellenisches Studien, Vol. 51, 1931 Teil 1, Seiten 101-105) argumentiert Beales, dass Leopold das Amt des Königs von Griechenland im Februar 1830 akzeptierte, dann aber im Mai 1830 wieder ablehnte, als es zum Streit um das Darlehen kam, das Großbritannien Griechenland zur Hilfe anbot, um ihm aus der Finanzkrise zu helfen.

Griechenland? Finanzkrise?

Am 21. Juli 1830 wurde aus Leopold George Christian Frederick, Leopold I. – König von Belgien.

Das war jetzt wirklich ein langer Weg, um allen Belgiern nachträglich einen fröhlichen Nationalfeiertag zu wünschen!

Indes ist es nur allzu einfach, sich über ein Land lustig zu machen, das selbst kaum fähig war eine demokratische Regierung aufzubauen, jedoch von sich behauptet, der beste Ort für viele der wichtigsten EU Institutionen zu sein. Das Möbeldesign, das Produktdesign und die Architektur verdanken Belgien jedenfalls eine ganze Menge.

Da gab es zunächst einmal Henry van de Velde, der die geniale Idee hatte Walter Gropius zu seinem Nachfolger an der großherzoglichen Kunstgewerbeschule in Weimar zu ernennen – woraus sich später das Bauhaus entwickelte und was die (Design-)Welt bekanntlich nachhaltig veränderte.

Van de Velde selbst kehrte nach Belgien zurück und gründete die L’École de la Cambre, die eine Reihe von bedeutenden belgischen Architekten und Künstlern hervorbrachte, deren Einflüsse auch heute noch spürbar sind.

Wobei der Designer, mit dem ihr am meisten vertraut sein dürftet, Maarten van Severen sein wird.

In Antwerpen geboren, studierte van Severen Architektur in Ghent. Seinen ersten Stuhl entwickelte er 1986 – wobei „Schatten eines Stuhles“ vielleicht der bessere Ausdrück für diesen quasi nicht existenten Leder- und Stahlstuhl No. I ist. Während des nächsten Jahrzehnts konzentrierte sich van Severen auf Architektur und Innendesign – und eine Menge schrecklicher Tischdesigns -, bevor er 1996 eine wirklich fruchtbare Kooperation mit Vitra begann, die erst mit dem vorzeitigen Tod van Severens 2005 endete.

Eines der wichtigsten Werke Maarten van Severens  ist der 1998 entstandene Stuhl N° III – besser bekannt als .03.

In Zusammenarbeit mit Vitra entstanden, enthält der .03 alle Elemente, die den Mann und seinen Denkansatz bezüglich Produktdesign, so interessant, bedeutend und unbestreitbar einzigartig machen.

Erst kürzlich organisierte die Maarten van Severen Stiftung eine Ausstellung, die auf die Geburt des Designobjektes .03 zurückschaut – am Ende des Blogs ist ein kurzer Trailer zur Ausstellung verlinkt, der euch einen kleinen Einblick in die Entstehungsgeschichte des .03 gibt. Darüber hinaus aber zeigt die Ausstellung wie aufrichtig geliebt und geschätzt Maarten van Severen wurde.

Ganz besonders mögen wir das Zitat von Nick Top vom belgischen Hersteller Aiki, einem Mann, der über mehrere Jahre eng mit van Severen zusammenarbeitete und der viele seiner frühen Stücke produzierte. Bei seiner ersten Begegnung mit van Severen und dessen Werk sagte Top: “ Was glaubst Du eigentlich, wer Du bist? Nicht einmal ein Kind würde so ein Piktogramm zeichnen, das du hier als dein Design verkaufst. Du musst Nerven haben.“

Einfach fantastisch!

Neben einem Interview mit Maarten van Severens Witwe Marij enthält das Video ebenso eines mit dem Vitra CEO Rolf Fehlbaum.

Viel Vergnügen!

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