Mailand 2011: Stand-Aufbau mit Nils Holger Moormann

Einmal im Monat fahren wir auf eine Messe. Wir wollen nicht immer – müssen aber. Wir schauen uns Möbel an, denken uns ein paar billige Witze aus, schießen ein paar seltsame Fotos und fahren wieder nach Hause.

Aber was heißt es eigentlich, einen Messestand zu organisieren? Wie wichtig ist die Messepräsenz? Sind unser schlechter Humor und die armseligen Fotos respektlos? Diese und andere Fragen wollten wir beantworten und Moormann beim Aufbau ihres diesjährigen Standes auf der Möbelmesse Mailand helfen. Wobei „helfen“ vielleicht zu viel gesagt ist.

The secret plan....

Der geheime Plan...

Die Moormänner hatten vier Tage für den Aufbau geplant. Wir stießen an Tag drei hinzu. Das Außengerüst war, wie man es von Moormann erwartet, eine unkomplizierte Holzkonstruktion, die Wände aus schwarzem Vorhangsstoff und alles war zum Glück bereits an seinem Platz als wir am Sonntag morgen ankamen. Unser Beitrag bestand darin, beim Aufbau des 3,5 x 5 Meter FNP-Regals, das die Rückwand des Standes bildete, zu assistieren.

Das größte Problem für Moormann war aber sowieso nicht der Aufbau des Standes sondern die späte Bestätigung aus Mailand, wie groß der Messestand tatsächlich sein würde. „Wie jedes Jahr waren wir uns im Vorfeld absolut sicher, dass wir einen größeren Stand bekommen würden“, erklärt Nils Holger Moormann. „Und dann kam die Information, dass es doch wieder nur der kleine Stand ist. Das war schon ein Schock.“ Zuvor hatte Moormann bereits drei Monate Planung in das Standdesign investiert. Die Bestätigung der Standgröße kam erst zehn Tage vor Veranstaltungsbeginn.

Also zimmerte Nils Holger Moormann höchstpersönlich schnell ein neues Konzept zusammen. „Ich war inspiriert davon, dass alle nur noch Neuigkeiten zeigen. Das ist zwar spannend, aber auch idiotisch, denn Möbel brauchen Zeit. Sie müssen ausdefiniert werden und man muss ganz viel darüber nachdenken. Dieses schnell schnell neu neu machen birgt die Gefahr so zu enden wie die Modebranche mit zwei oder drei oder vier Kollektionen pro Jahr. Das kann es doch nicht sein.“

Typisch Moormann sah die Antwort in Mailand so aus: Auf dem Stand wurden zwölf neue Produkte präsentiert, von denen die meisten allerdings verhüllt waren und erst 2028 fertiggestellt werden. Angeblich. „Ich schaffe unheimlich gern einen Ort mit Humor, an dem man staunen kann und überlegt ‚Meint der das Ernst?’… Das finde ich fast genauso wichtig wie gute Produkte.“

Konrad Lohöfener und Christian Neumeier, die zwei Moormänner, die Nils Holgers Konzept umsetzen durften, arbeiten im wahren Leben als Designer in der Produktentwicklung bei Moormann. Sie beschäftigen sich sozusagen damit, gute Designs in „massenproduzierbare“ Möbel umzuwandeln – ein unsichtbarer und wenig glamouröser (aber kritischer) Aspekt der Designmöbelbranche.

In Mailand kreisten Konrads and Christians Gedanken weniger um die nächste Generation von Moormann-Produkten als darum, Moormanns Verkaufsschlager FNP gerade ins rechte Licht zu rücken. An ihrem Blick für Details konnte man sehr schön sehen, was den Homo sapiens ssp. Designer vom Rest der Tierwelt unterscheidet. Ein paar Mal hätten wir gesagt, ok passt. Hat es aber nicht. Und Konrad und Christian haben weiter ausgeglichen bis es wirklich gepasst hat.

Als die Hitze in Messehalle 20 immer unerträglicher wurde – wir dürfen nicht vergessen, dass die Außentemperatur an diesem Tag Anfang April 31 Grad betrug – bestanden die letzten Aufgaben des Tages darin, die Rosie Lamps am FNP zu befestigen und das Firmenlogo an der Vorderseite des Standes anzubringen… Keine leichte Aufgabe in fünf Metern Höhe und nachdem wir bereits viele Stunden Leitern hoch und runter gestiegen waren, Gerüste verschoben und ein 17 m² großes Regal zusammengebaut hatten.

FNP by Axel Kufus from Nils Holger Moormann

Ist es den Aufwand wert?

Nils Holger Moormanns Antwort ist ein lautes Ja. „Für uns ist Mailand wichtig, weil wir hier den Export haben und die Kunden, die wir sonst wahrscheinlich das ganze Jahr über nicht sehen würden, hier treffen.“

Hat Moormann nie in Betracht gezogen, den begrenzten Raum und die Unflexibilität der Messe zurück zu lassen für einen eigenen Platz in der Stadt, bei dem sie mehr Planungssicherheit haben?

Das Nein ist genauso laut. „Jedes Detail des Standkonzeptes ist genau überlegt – auch wenn es sehr einfach aussieht. Alles muss bei uns stimmen. Von daher wäre es tragisch, wenn zu wenig Besucher kommen würden. Hier auf der Messe hat man die Garantie dass viele Besucher und vor allem auch die internationale Presse kommen.“

Nachdem wir nun unseren eigenen Schweiß in das Projekt investiert haben, können wir dem nur zustimmen: Wir wären auch ziemlich enttäuscht wenn der Stand nicht von so vielen Menschen wie möglich gesehen und bewundert werden würde. Und das obwohl wir in keinerlei Hinsicht finanziell am (Miss-)Erfolg des Standes beteiligt sind.

So haben wir uns nach achteinhalb Stunden getaner Arbeit als ehrenamtliche Moormänner vom Stand verabschiedet und auf den Weg in die Stadt gemacht. Ein kaltes Bier hatten wir uns verdient. Oder vier. Im Zug haben wir den Tag noch einmal Revue passieren lassen. Obwohl wir nicht garantieren können, dass unsere Fotos in Zukunft besser oder unsere Witze lustig werden, versprechen wir, dem Aufwand und der Zeit, die in einem solchen Stand stecken, in Zukunft mehr Respekt zu zollen.

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