Passagen Köln 2014: Objects and the Factory

Nach der großartigen Ausstellung „Objects for the Neighbour“ sind Karoline Fesser, Kai Linke und Thomas Schnur in diesem Jahr mit einer neuen Ausstellung zurück: Objects and the Factory.

Es gab eine Zeit, in der war eine Fabrik das Ziel aller Projekte eines Produktdesigners. Fabrikation hieß, ein Projekt führte zu einem Produkt und dieses Produkt ist keine Handarbeit, sondern ein industriell gefertigter Gegenstand. Allerdings haben soziale und kulturelle Veränderungen in Verbindung mit einem sich wandelnden Designbegriff dazu geführt, dass die Fabrik an Bedeutung und „Romantik“ verloren hat – in physischer und symbolischer Hinsicht. Von der Fabrik aus alten Zeiten ist also wenig übrig geblieben.

Aber was ist die Fabrik aus alten Zeiten? War diese Vorstellung überhaupt jemals real oder handelt es sich bei dieser Fabrik eher um ein idealisiertes Bild? Ist unser Bild der Fabrik romantisch verklärt? Hieß Fabrik nicht vor allem Ausbeutung und Brutalität?

Karoline, Kai und Thomas haben neun Designkollegen eingeladen, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen und ihrer Interpretation der Fabrik mit einem Produkt Ausdruck zu verleihen.

Glücklicherweise haben sie den Abriss so vage wie bei „Objects for the Neighbour“ gehalten und so ist in diesem Freiraum eine Auswahl von Objekten entstanden, die zwar zusammengehörig, jedoch auch unterschiedlich und gegensätzlich sind.

Karoline Fesser hat sich auf den für sie typischen Fabrik-Gegenstand konzentriert – den allgegenwärtigen Werkstatthocker aus Metall. Sie hat jedoch den Werkstatthocker aus Holz entwickelt, der zwar formal an das Original erinnert, dem Genre durch das neue Material allerdings eine völlig neue Ästhetik und einen neuen Zweck gibt.

Ein ähnliches ästhetisches Spiel treibt Kai Linke mit seinem K Table, der aus dem Querschnitt eines klassischen Doppel-T-Trägers besteht. Mit der besonderen Oberflächenbehandlung hat Kai ein fast künstlerisches Objekt geschaffen. Die Oberfläche ist so behandelt, dass, auch wenn die Herkunft der Form nachvollziehbar bleibt, man nicht annehmen würde, dass der Tisch aus solidem Stahl besteht. (Zumindest nicht, bis man mit den Zehen dagegen gerannt ist.) Zudem lässt sich der K Table in so ziemlich jede Art von Haushalt einfügen.

An anderer Stelle greift Mathias Hahn die Produktion von opalem Glas auf. Mark Braun hat die einfache Porzellanschale um einen ebenso einfachen Silikonring erweitert, während Sven Lützenkirchen eine Serie von fotografischen Arbeiten entwickelt hat, die unser Bild der Fabrik konzeptuell und visuell herausfordern.

Mit seinem Construct Table hat Thomas Schnur eine reizende, sehr schöne Variante des klassischen Bistrotisches aus Stahlblech entwickelt. Aus den bei der Produktion anfallenden Resten hat Samuel Treindl wiederum das Construct Table Regal entwickelt.

Man könnte es ziemlich schlimm finden, dass sich keiner der Designer mit der aktuellen Situation vieler Fabriken rund um den Globus beschäftigt – seien das Textilfabriken oder Fabriken, in denen die Technik mit dem Apfel produziert wird -, ohne die die globale Designindustrie wohl zusammenbrechen würde. Darüber könnte man sich beschweren – sollte man aber nicht!

Die ausgestellten Projekte sind Designobjekte und keine Kunstgegenstände. Und mal ganz davon abgesehen, was man hier und dort lesen mag, gibt es da immer noch einen Unterschied. Die erste Pflicht der Designer ist es sicherzustellen, dass ihre Produkte in ökologischer, sozialer und den Umweltschutz betreffender Hinsicht verantwortungsvoll konzipiert sind.

Die Ausstellungsobjekte sind es jedenfalls, sei das Daniel Lorchs Moorea Lampe mit ihrer OLED Lichtquelle, Torsten Neelands Kleiderständer Urban Nomad, der sich gemäß seines Namens leicht transportieren lässt, oder natürlich das Construct Table Regal.

Sobald ein Objekt zum Produkt wird und in die Produktion geht, bleibt der Designer dafür verantwortlich sicherzustellen, dass sein Produkt korrekt produziert, vermarktet und verkauft wird. Die Projekte der Ausstellung in Köln sind allerdings allesamt Objekte und keine Produkte.

Die in einem ausgedienten Nebengebäude mit industriellem Charme gezeigte Ausstellung „Objects and the Factory“ erinnert die Besucher daran, dass Konsumgegenstände produziert werden müssen und sich ihr Design auch nach den Möglichkeiten der Produktion richten muss. Die Produktion muss dem Objekt allerdings nicht seine „Seele“ nehmen, ihm seine Unabhängigkeit und seinen Charakter entziehen. Job des Designers ist es, sich um den Erhalt dieser Charakterzüge zu kümmern, ganz gleich ob das Objekt für die Eigenproduktion, kleinformatige Galerie-Projekte oder die Massenproduktion entwickelt wurde. Soviel zur Fabrik aus vergangener Zeit.

Lässt man die philosophische Debatte mal beiseite, zeigt die Ausstellung im ausgedienten Nebengebäude eines Hinterhofs in Ehrenfeld Köln eine sehr erfreuliche Auswahl intelligent entwickelter und geformter Designobjekte – entwickelt von einigen der besten jungen Designer, die derzeit aktiv sind.

„Objects and the Factory“ kann noch bis Sonntag, dem 19. Januar 2014, in der Körnerstraße 48, 50823 Köln besucht werden.

Einige Eindrücke:

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