5 neue Designausstellungen im Juli 2015

Da Juli ist, besteht die offenkundige Versuchung, nach neuen Design- und Architekturausstellungen nahe der Küste zu suchen, vielleicht in interessanten Urlaubsorten. Dass vier unserer fünf Tipps für Juli 2015 tatsächlich einen Flip-Flop-Wurf vom Strand entfernt sind, ist, ganz ehrlich, mehr Zufall als Design.

Wie auch immer, es freut uns.

„ECAL at Appartement 50“, Cité Radieuse, Marseille, Frankreich

1952 hat Le Corbusier die Cité Radieuse in Marseille vollendet; den ersten seiner Unité d’habitation genannten Wohnblocks und ungefragt eine der klarsten Darstellungen von Le Corbusiers Vision von Architektur – gebaut für Menschen entsprechend menschlicher Proportionen. 2008 haben Jean-Marc Drut und Patrick Blauwart, Besitzer von Appartment 50 in der Cité Radieuse Jasper Morrison gebeten, eine Inneneinrichtung zu schaffen, die von Raum, Gebäude und Le Corbusier inspiriert ist und all dies zugleich reflektiert. Ebenso haben sich in den vergangenen Jahren Ronan & Erwan Bouroullec sowie Konstantin Grcic der Herausforderung gestellt, und dieses Jahr sind die Studenten der ECAL Lausanne an der Reihe. Indem die Ausstellung eine Spanne von Produkten sowohl für die innere als auch für die äußere Gestaltung präsentiert, ist „ECAL at Appartement 50“ ebenso eine Chance, einen der interessanteren Momente moderner Architektur kennenzulernen, wie auch einige neue studentische Arbeiten zu sehen.

„ECAL at Appartement 50“ ist von Samstag, den 4. Juli bis Sonntag, den 19. Juli in der Unité d’habitation Le Corbusier, Appartement 50 / 5ème rue, 280 Boulevard Michelet 13008 Marseille, zu sehen.

ECAL at Appartement 50 Overview (Photo © ECAL/ Michel Bonvin)

ECAL at Appartement 50. Überblick (Foto © ECAL/ Michel Bonvin)

„Rygalik: The Heart of Things“ im Gdynia Stadtmuseum, Gdynia, Polen

Als wir Tomek und Gosia Rygalik das erste Mal trafen, machten sie gerade Tische aus altem Brot. Das war ein Projekt im Rahmen der Vienna Design Week, kein Akt der Verzweiflung. Und obwohl Esswaren bei ihren laufenden Installationen und Events, die den Zusammenhang zwischen Design, Nahrung und Essen erklären, ein zentrales Charakteristikum der Arbeit des Studios bleiben, haben die letzten Jahre gezeigt, dass Studio Rygalik sich allmählich als eines der interessantesten und intelligentesten Möbeldesignstudios in Polen etabliert, wenn nicht gar in Europa. Projekte wie der Bull Barstuhl für Moroso, die Hover Kollektion für PROFIm oder der Stuhl Gnu für Comforty unterstreichen elegant die unkomplizierte Stimmigkeit des Designansatzes von Studio Rygalik. Neben Food- und Möbeldesign hat das Studio Rygalik diverse Inneneinrichtungen und Ausstellungsdesign-Projekte realisiert sowie zahlreiche Filme produziert, einschließlich der bezaubernden filmischen Würdigung der Vitra Miniaturen anlässlich des 20. Geburtstages dieser Kollektion.
Im Rahmen ihrer Reihe „Polnische Designs Polnische Designer“ feiert das Muzeum Miasta Gdynia (City of Gdynia Museum) die Arbeit des Studio Rygalik mit einer Einzelausstellung, die verspricht, alle Aspekte des Outputs des Studios zu untersuchen. Dafür hält es eine detaillierte und hoffentlich informative Einsicht in dieses immer noch junge Studio bereit.

„Rygalik: The Heart of Things“ eröffnet im Muzeum Miasta Gdynia, ul. Zawiszy Czarnego 1, 81-374 Gdynia, am Samstag, den 4. Juli und läuft bis Sonntag, den 4. Oktober.

Berlin Design Week 2014 Studio Rygalik Show Room at the Polnisches Institut Berlin

Möbel von Studio Rygalik, gesehen im Polnischen Institut Berlin während der Berlin Design Week 2014

„TAP – Portugal in the air“ im MUDE – Museu do Design e da Moda, Lissabon, Portugal

Lange bevor Fliegen so alltäglich wurde wie den Bus zu nehmen, war es ohne Frage eines der eleganteren Mysterien des Lebens; heute erinnern uns nur die Preise in Flughafenrestaurants und -bars an die Tage, als Fliegen ein Privileg für sinnlos reiche Menschen war. Ein wichtiger Beitrag zum Hauch von Luxus, der das Fliegen in der Zeit umgab, auf die man sich retrospektiv als die „Goldenen Jahre“ bezieht, wurde von Designern geleistet. Nämlich jene, die die perfekte Kulisse zu dieser kurzen Realitätsflucht schufen – und zwar ohne sich dabei von der Frage nach dem Preis beeindrucken zu lassen. Alexander Girards Arbeit für Braniff in Amerika oder die Zusammenarbeit von Robin und Lucienne Day mit BOAC im Vereinigten Königreich sind vermutlich die bekanntesten Kollaborationen in Sachen Flugzeugausstattung. Außerhalb des Flugzeugs fing Eero Saarinens TWA Flight Center am New Yorker Flughafen JFK von 1962 bildhaft Amerikas beschwingten Geist auf dem Weg zur schönen neuen Zukunft ein. Außerdem setzte Otl Aichers Grafikdesign und Corporate Identity für Lufthansa neue Standards für ein neues Zeitalter, während Maria Keils Azulejos zwischen Angola und New York den Geist von Portugal weltweit in die Büros und Lounges der staatlichen Airline TAP brachten. Und es sind die Designgeschichte von TAP und die Rolle, die das Design dabei gespielt hat, die Vorstellungen eines zeitgenössischen Portugals in Übersee zu etablieren, denen das Museu do Design e da Moda in Lissabon eine Sonderausstellung gewidmet hat. Mit Fokus auf den Uniformen, Postern, CI-Essbesteck und anderen an Bord gefundenen Objekten verspricht die Ausstellung, die Entwicklung von Design bei TAP seit den Anfängen 1945 zu untersuchen und – auf der Makroebene – zu zeigen, wie sich TAP Portugal seither dem Rest der Welt präsentiert hat. Wenn Sie nicht zufällig in Portugal sind, wird unweigerlich ein fliegender Plastikbus involviert sein, um dorthin zu gelangen. Wir empfehlen, Butterbrote mitzunehmen.

„TAP – Portugal in the air“ wird am Mittwoch, den 15. Juli, im MUDE – Museu do Design e da Moda, Rua Augusta, nº 24, 1100-053 Lissabon eröffnet und läuft dort bis Samstag, den 24. Oktober.

TAP - Portugal in the air" at the MUDE – Museu do Design e da Moda, Lisbon, Portugal

„TAP – Portugal in the air“ im MUDE – Museu do Design e da Moda, Lissabon, Portugal

„Vom Verbergen“ im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, Deutschland

Wir alle haben Dinge, die wir verbergen möchten. Und nein, nicht nur böse Dinge. Manchmal sind es gute Dinge – ein Überraschungsgeschenk für einen geliebten Menschen oder eine unerwartete Wendung in einer unglücklichen Geschichte; manchmal harmlose Dinge – ein Gästebett im Wohnzimmer oder ein Wäscheständer in der Küche; und manchmal böse, böse Dinge. Aber lasst uns davon nicht sprechen.

Um das Konzept des „Verbergens“ im Design und zugleich einige der weniger besuchten Ecken der Sammlung zu erforschen, hat das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main 30 internationale Experten gebeten, jeweils eine Sache aus der Museumskollektion auszuwählen, welche für sie etwas von der Natur und Bedingung des Verbergens verkörpert – von der Art, wie wir verbergen, der Motivation, zu verbergen, und wie Designer und Architekten uns geholfen und angestiftet haben, zu verbergen (und das einen sonst alltäglichen Prozess ästhetisch beglückend oder sachdienlich simpel sein lässt).

„Vom Verbergen“ ist vom 23. Juli bis 6. März im Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt am Main zu sehen.

We had a really good photo, hid for safety, and now can't find it.........

Wir hatten ein wirklich gutes Foto, haben es aber zur Sicherheit versteckt und können es jetzt nicht mehr finden …

„Urban Shade in Israel“ im Design Museum Holon, Israel

Im Volksmund wird es kaum als gut erachtet, einen Schatten zu werfen. Außer, wenn der Schatten eine Verschnaufpause vor der Sonne bietet, was grundsätzlich gut ist. Aber ist Schatten in die Stadtplanung integriert? Welche Rolle spielt der später einmal von einem Gebäude fallende Schatten für Architekten und Planer? Wie kann Schatten am besten gefördert werden?

Indem die Ausstellung die Ergebnisse eines dreijährigen Forschungsprojektes des Design Museum Holon und der Beracha Foundation vorstellt, geht „Urban Shade in Israel“ solchen und ähnlichen Fragestellungen im Rahmen der israelischen Bedingungen nach, wo mehr Bedarf an urbanem Schatten als in den meisten anderen Ländern besteht.

Zusätzlich zur Darstellung der „Geschichte“ des urbanen Schattens in Israel, seine Rolle und die Implikationen von Schatten sowie seiner Abwesenheit im täglichen Leben in Israel verspricht die Ausstellung auch ein interaktives Element. Es soll erklärt werden, wie Individuen das Maß an verfügbarem Schatten beeinflussen können, während öffentliche Installationen an fünf Plätzen in Holon darauf zielen, die Theorie sichtbar zu machen.
Obwohl sie klar auf die Situation in Israel fokussiert sind, sind die untersuchten Themen und erzielten Schlussfolgerungen, würden wir meinen, universell anwendbar und darum für alle von Belang und Interesse.

Außer Sie leben in… (Wir überlassen es unseren Lesern, den Witz zu vervollständigen – sofern sie sich angesprochen fühlen.)

„Urban Shade in Israel“ wird ab 4. Juli im Design Museum Holon, Pinhas Eilon St. 8 Holon zu sehen sein, wo die Ausstellung bis Samstag, den 31. Oktober läuft.

Shade, and lack of, in Tel Aviv

Schatten, und der Mangel daran – Tel Aviv

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