smow Blog kompakt: Sitzend oder stehend arbeiten, das ist noch immer die Frage…

In einem früheren Blogpost erwähnten wir bereits, dass langes Sitzen zur Verkürzung der Telomere und so zu einer größeren Anfälligkeit für gesundheitliche Probleme wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Eine neue Studie von Wissenschaftlern der Texas A&M Health Science Center School of Public Health scheint darauf hinzudeuten, dass regelmäßiges Stehen bei der Arbeit neben gesundheitlichen Vorteilen auch die Produktivität steigern kann.

Die Studie basiert auf Daten von Mitarbeitern eines Call Centers in Texas, die innerhalb von sechs Monaten erhoben wurden. Die Forscher fanden heraus, dass diejenigen, die entweder stehend und sitzend („sit-to-stand“) oder nur stehend („stand-biased“) arbeiteten, um 46% produktiver waren, als eine im Sitzen arbeitende Kontrollgruppe. Die „Stehenden“ standen nicht die ganze Zeit, sondern hatten eher die Wahl, sitzend oder stehend zu arbeiten und verbrachten durchschnittlich etwa 73% ihrer Zeit sitzend, während die andere Gruppe durchschnittlich etwa 91% der Zeit saß. Das entspricht im Laufe eines Acht-Stunden-Tages etwa 1,5 Stunden weniger Sitzen.

Als mögliche Gründe für die geringere Produktivität im Sitzen werden Schmerzen im unteren Rücken und allgemeine körperliche Beschwerden genannt. Für die höhere Produktivität im Stehen werden als mögliche Gründe die Steigerung der kognitiven Funktionen und so der Konzentration angeführt.

Demzufolge scheint die Studie aufzuzeigen, dass Angestellte, die entscheiden dürfen, ob sie sitzen oder stehen möchten, in bestimmten Situationen und Umgebungen nicht nur gesünder sind, sondern auch produktiver, als wenn sie den ganzen Tag sitzen müssen.

Wenn auch einige Fragezeichen bleiben.

Die sitzende und die stehende Gruppe scheinen unterschiedliche Stühle gehabt zu haben. Der Bericht nennt die Stühle der stehenden Gruppe und bestätigt so, dass zwei verschiedene Bürostuhltypen genutzt wurden, einer von Steelcase und einer von Neutral Posture. Leider steht dort nicht, welcher Stuhl von der sitzenden Gruppe genutzt wurde, anhand der Fotos gehen wir aber davon aus, dass es sich um einen dritten Stuhltypen handelte. Es könnte also einen beeinflussenden Faktor gegeben haben, den es zu widerlegen gelten würde – besonders wenn man akzeptiert, dass (mangelnder) Sitzkomfort ein Grund dafür ist, dass die Produktivität beim Sitzen geringer ist. Dies wird von den Wissenschaftlern bestätigt, indem sie sagen: „Es ist möglich, dass die gleiche Produktivität hätte erreicht werden können, wenn die körperlichen Beschwerden auch für die sitzende Gruppe durch effektive ergonomische Verbesserungen der Sitzarbeitsplätze reduziert worden wären.“ Es ist also noch mehr Forschung notwendig, besonders was das Verhältnis von körperlichen Beschwerden und kognitiven Funktion betrifft.

Ungeachtet dieser Überlegungen liefert die Studie jedoch allgemein weitere Beweise dafür, dass regelmäßiges Arbeiten im Stehen oder das Wechseln der Arbeitsposition von Vorteil sind und dass hohe und/oder höhenverstellbare Arbeitsplätze in alle gegenwärtigen Büro-Designkonzepte gehören.

Die gesamte Studie gibt es hier: Gregory Garrett, Mark Benden, Ranjana Mehta, Adam Pickens, Camille Peres & Hongwei Zhao (2016): Call Center Productivity Over 6 Months Following a Standing Desk Intervention, IIE Transactions on Occupational Ergonomics and Human Factors.

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Der höhenverstellbare Schreibtisch Hack von Konstantin Grcic für Vitra.

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