5 neue Architektur- und Designausstellungen im Juni 2019

Allen, die es nach geistiger Anregung und Stärkung verlangt, empfehlen wir nicht nur im Juni, sondern auch zu jeder anderen Jahreszeit den Besuch einer Architektur- oder Designausstellung. Unsere fünf Empfehlungen für Ausstellungen, die im Juni eröffnet werden, führen uns nach Ulm, Hornu, München, Göteborg und Boston.

5 New Architecture & Design Exhibitions for June 2019

„bauhaus ulm: Von Peterhans bis Maldonado“ im HfG-Archiv – Museum Ulm

Zwar gab es offiziell kein Bauhaus Ulm – mit der HfG Ulm, gegründet im Jahr 1953 von Max Bill und Inge Aicher-Scholl, gab es aber einen inoffiziellen Bauhaus-Nachfolger und damit ein Bauhaus Ulm.

Die Grundkurse der HfG Ulm bilden die deutlichste Verbindung zum Bauhaus. Sie wurden in den Anfangsjahren von Bauhäuslern wie Josef Albers, Helene Nonné-Schmidt und Walter Peterhans geführt. Indem „bauhaus ulm“ diese Grundkurse in den Fokus rückt, untersucht die Ausstellung, inwieweit die HfG Ulm ein legitimer Nachfolger des Bauhaus‘ war und welche Rolle sie bei der Fortsetzung und Weiterentwicklung dessen, was am Bauhaus begonnen hat, spielte. Dabei geht die Ausstellung vor allem auch auf den Einfluss des argentinischen Designtheoretikers Tomás Maldonado ein, der 1956 von Max Bill rekrutiert wurde und sein eigenes pädagogisches Verständnis mitbrachte.

„Von Peterhans bis Maldonado“ verspricht – über die theoretischen Aspekte der HfG Ulm hinaus – Überlegungen zur Rezeption der Institution, aber auch zur Architektur der HfG Ulm zu thematisieren. Die Ausstellung ermöglicht so eingehende Überlegungen zur HfG Ulm und zur Bedeutung des Bauhaus‘ in der Nachkriegszeit in Deutschland und Europa.

„bauhaus ulm: Von Peterhans bis Maldonado“ wird am Freitag, den 28. Juni im HfG-Archiv, Museum Ulm, Am Hochsträß 8, 89081 Ulm, eröffnet und läuft bis Sonntag, den 13. Oktober.

The Grundkurs at the HfG Ulm, 1955 (Photo Ernst Hahn, © & courtesy HfG-Archiv/Museum Ulm)

Der Grundkurs an der HfG Ulm, 1955 (Foto Ernst Hahn, mit freundlicher Genehmigung des HfG-Archiv, Museum Ulm)

„Design on Air“ im CID – centre d’innovation et de design au Grand-Hornu, Hornu, Belgien

Ein Großteil der uns umgebenden Welt, aber auch wir selbst bestehen aus Luft: unsichtbar, ungreifbar und unverzichtbar – nicht nur für die menschliche Existenz… . Im Lauf der Geschichte hat die Luft bei vielen wichtigen Entwicklungen eine zentrale Rolle gespielt; der Luftreifen revolutionierte die Fahrzeugtechnik, während die Entfernung von Luft, das Vakuum, alle möglichen Entwicklungen ins Rollen brachte. Doch obwohl wir so von der Luft abhängen, verunreinigen wir sie immer mehr mit Giftstoffen, die genauso unsichtbar und ungreifbar sein können wie Luft selbst, aber eben auch sehr reale Auswirkungen haben.

„Design on Air“ verspricht eine Auswahl von Projekten, die Luft als wesentliche Komponente beinhalten – gewissermaßen als Material- und/oder Bauelement sowie konzeptionellere Projekte, die unsere Beziehung zur Luft untersuchen. Es soll nicht nur die sehr enge Wechselbeziehung zwischen dem menschlichen Organismus und „der Luft, die ich atme“ erforscht, sondern auch deutlich werden, wie notwendig es ist, sich mit der Fragilität der Luft auseinanderzusetzen.

„Design on Air“ wird am Sonntag, den 23. Juni im CID – „centre d’innovation et de design au Grand-Hornu“, Rue Sainte-Louise, 82, 7301 Hornu eröffnet und läuft bis Sonntag, den 13. Oktober.

Plopp by Oskar Zieta (Photo © Oskar Zieta © Bartek Janklewic, courtesy cid Grand-Hornu)

Plopp von Oskar Zieta (Foto © Oskar Zieta © Bartek Janklewic, mit freundlicher Genehmigung des CID Grand-Hornu)

„Zugang für alle. São Paulos soziale Infrastrukturen“ im Architekturmuseum der TU München

Wie können Städte heute und in Zukunft Räume für Kultur, Entspannung, Sport und Zuflucht bieten?

Die Frage ist nicht neu und unterscheidet sich nicht so sehr von den städtebaulichen Fragen der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Ein Unterschied besteht allerdings darin, dass wir uns heute sehr viel bewusster darüber sind wie notwendig solche Räume sind und wie schwierig es ist sie vor dem Hintergrund einer ständig wachsenden städtischen Bevölkerung und immer kleiner werdenden Flächen zu schaffen.

Am Beispiel von São Paulo verspricht „Zugang für alle“ eine Untersuchung zahlreicher seit den 1950er Jahren entwickelter Projekte, die für die Kuratoren nicht nur exemplarisch für São Paulo, sondern vor allem exemplarisch für Architektur als Beitrag zu sozialer Gleichheit und Demokratie stehen. Architektur wird hier also als etwas weniger Künstlerisches, Repräsentatives, sondern als Architektur präsentiert, die für die Gesellschaft und die Menschen gemacht wird.

Die Ausstellung wird uns also hoffentlich erklären, was wir von São Paulo lernen können.

„Zugang für alle. São Paulos soziale Infrastrukturen“ wird am Donnerstag, den 13.Juni im  Architekturmuseum der TU München, Pinakothek der Moderne, Barerstraße 40, 80333 München eröffnet und läuft bis Sonntag, den 8. September.

Terrasse, Serviço Social do Comércio São Paulo (Photo © Ciro Miguel, courtesy Architekturmuseum der TU München)

Terrasse, Serviço Social do Comércio São Paulo (Foto © Ciro Miguel, mit freundlicher Genehmigung des Architekturmuseums der TU München)

„Ocean Plastics“ im Röhsska Museum, Göteborg, Schweden

Wie wir alle wissen, hat die Menge an Kunststoffen in unseren Ozeanen ein Stadium erreicht, in dem es nicht mehr ausreicht einen weiteren Anstieg zu verhindern, wir müssen den Kunststoff aus den Meeren fischen, der Schaden ist bereits angerichtet.

„Ocean Plastics“ im Röhsska Museum wird an dieser Situation nichts ändern können. Die in vier Abschnitte unterteilte Ausstellung verspricht aber mit einer Mischung aus Praktischem und Konzeptuellem zu erklären, wie Kunststoffabfälle in die Ozeane gelangen, warum das ein so gravierendes Problem ist und wie Designer dazu beitragen können, sowohl die Reduzierung von Kunststoffabfällen als auch die Beseitigung dessen, was sich bereits in unseren Ozeanen befindet, voranzutreiben.

Im Endeffekt wird der Besucher hoffentlich nicht nur etwas genauer über den eigenen Beitrag zur Vermüllung der Meere nachdenken, sondern auch verstehen wie notwendig hohe öffentliche Investitionen zur Bewältigung des Problems sind.

„Ocean Plastics“ wird am Samstag, den 15. Juni im Röhsska Museum, Vasagatan 37-39, 413 21 Göteborg eröffnet und läuft bis Sonntag, den 5. Januar.

Ocean Plastics at the Röhsska Museum, Gothenburg

„Ocean Plastics“ im Röhsska Museum, Göteborg

„Less Is a Bore: Maximalist Art & Design“ im Institute of Contemporary Art, Boston, Massachusetts, USA

Während für Menschen wie Adolf Loos das Ornament kriminell war, sind für andere Ornament, Muster und Dekoration nicht nur eine Freude, sondern ein wichtiger Gegenpol zum Dogma der visuellen Klarheit von Formalisten, Funktionalisten, Minimalisten und dergleichen.

„Less is a Bore“ verspricht Kunstwerke und Designobjekte von Künstlern wie Jasper Johns, Lucas Samaras, Sol LeWitt und Ettore Sottsass – Künstlern und Designern also, die den Schritt ins Extreme wagen und zelebrieren. Die Ausstellung zielt darauf ab akzeptierte Normen in Frage zu stellen und neue Positionen und Ideale nicht nur in Kunst und Design, sondern auch in der Gesellschaft insgesamt voranzutreiben.

„Less Is a Bore: Maximalist Art & Design“ wird am Mittwoch, den 26. Juni im Institute of Contemporary Art, 25 Harbor Shore Drive, Boston, MA 02210 eröffnet und läuft bis Sonntag, den 22. September.

Lucas Samaras, Chair Transformation #9 (Photo ©Bill Jacobson, ©Lucas Samaras courtesy ICA Boston)

Lucas Samaras, Chair Transformation #9 (Foto ©Bill Jacobson, ©Lucas Samaras mit freundlicher Genehmigung des ICA Boston)

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