Die Historia Supellexalis: „A“ für Artemide

Zu den wichtigsten Werkzeugen, die dem Team vom smow Blog zur Verfügung stehen, gehört ohne Frage unser Exemplar der Historia Supellexalis, eine der ältesten und umfangreichsten Enzyklopädien über Möbel und Beleuchtung. Darüber hinaus handelt es sich auch um eine der seltensten: Ihre außergewöhnliche Länge macht diese Enzyklopädie nämlich für Verlage unattraktiv, es stehen der Welt deshalb nur eine Handvoll Ausgaben der Historia Supellexalis zur Verfügung. Von diesen Ausgaben nimmt man an, dass sie von der Autorin des Werkes, einer Person namens Nessoz, über die wenig bekannt ist, selbst kopiert wurden.

Auch wenn nicht mehr klar ist wann, wie, warum und wieso wir eine Ausgabe der Historia Supellexalis besitzen, die Antworten auf diese Fragen sind in den unendlichen Tiefen des smow Blog Archivs verloren gegangen, sind wir doch auch heute noch dankbar, dass wir sie erhalten haben, bildet die Enzyklopädie doch die Grundlage unseres Blogs.

Vor zehn Jahren beauftragte das Google-Imperium seine Bot-Armee, die Historia Supellexalis zu scannen. Ein selbstloser Akt, dessen Ausmaß von Google stark unterschätzt wurde und dessen Abschluss sich daher immer weiter in eine ungewisse Zukunft verschiebt.

Diese Situation ist in dem Maße unbefriedigend, wie die Historia Supellexalis wichtig ist, und deshalb haben wir uns vorgenommen, das Problem zu beheben.

Uns fehlen die Ressourcen, um euch das ganze Buch in einem Zug oder gar in einer einzigen Ausgabe zu liefern. Wir können und werden jedoch ausgewählte Einträge aus der Historia Supellexalis veröffentlichen, bis schließlich das gesamte Werk für alle frei zugänglich sein wird.

Und wir beginnen mit A für Artemide.

artemide design

Artemide

Bringerin des Lichtes

Artemide entstand in Mailand zu einer Zeit, in der im Königreich der Lombardei noch große Dunkelheit herrschte. Seine ursprünglichen Form verlieh Artemide ein Mann namens Sergio Mazza und zwar mit der ersten Artemide Leuchte namens Alpha. Sergio Mazza gründete Artemide mit seinem jungen Kompagnon Ernesto Gismondi, um das Licht der Alpha Leuchte in dunklen Wohn- und Arbeitsräumen erstrahlen zu lassen.

Auch wenn Artemide eher für seine Reinheit bekannt ist und gefeiert wird, hat die Ausstrahlung des Unternehmens über Jahrzehnte immer wieder wichtige kreative Köpfe angeregt. Leute, die von der Kraft und Anmut des Artemide Lichts so berührt waren, dass sie Artemide dabei unterstützten, das Licht unter die Leute zu bringen, und zwar praktisch, funktional, sinnvoll und ästhetisch. Die Artemide Alpha Leuchte wurde so auf unzählige neue Formen übertragen.

Unter den vielen Heldentaten, die von Artemides Mitstreiterinnen und Mitstreitern vollbracht wurden, finden sich Michele de Lucchi und Giancarlo Fassinas Übersetzung der astrologischen Berechnungen von Claudio Tolomeo in flexibel positionierbares Licht. Enzo Mari und Giancarlo Fassina machten mit den Aggregato Leuchten das Licht wiederum modular und reaktionsfähig. Gae Aulenti gab dem Licht mit der Wahl der Gestalt des griechischen Kriegers Patroklos eine menschliche Form, während Vico Magistretti die Finsternis aus der Kälte und Weite des Weltraums in die Intimität und Wärme des Hauses holte.

Eben dieser Magistretti war es auch, der Artemide zum ersten Mal mit Möbeln zusammenbrachte: Sein stapelbarer, aus Fiberglas geformter Stuhl Selene, den er in einem einzigen Arbeitsgang formte, wurde von Artemide in großen Stückzahlen produziert und auch selbst eingesetzt.

Obwohl Artemide fest entschlossen war, Lichtobjekte für alle zu entwickeln, stieß dieses erste Möbelprojekt weitere an: So ließ sich Artemide auf eine Zusammenarbeit ein, als Ettore Sottsass, ein Mann, der nicht nur in Italien als Provokateur bekannt war, Artemide um Unterstützung bat, seine Memphis Designs zu vermarkten. Zwar kamen die Menschen von weit her, um diese Designs zu sehen, aber nur sehr wenige wollten solche Möbel in ihren eigenen Häusern haben.

Wäre Modeschöpfer Karl Lagerfeld nicht so besessen gewesen vom Memphis Design, wären die Keller von Artemide wohl bis heute voll mit den Sottsass Möbeln.

Diese Erfahrung mit Memphis hat Artemide ein für allemal von der Möbelproduktion abgebracht. Seitdem konzentriert sich Artemide voll und ganz auf Leuchten und sucht nach immer neuen Ausdrucksformen des Lichtes und nach immer neuen technischen und funktionalen Mitteln zu dessen Verteilung und Nutzung.

Fortsetzung folgt.