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Eames Lounge Chair von Vitra - Das klassische Beispiel für Möbel als Erbstücke...

Eames Lounge Chair von Vitra – Das klassische Beispiel für Möbel als Erbstücke…

Unsere smow Twitter Timeline hat uns letztens auf einen Artikel bei worldchanging.com gebracht, in dem es um Möbel als Erbstücke geht, von der Autorin „Heirloom Design“ genannt.

Adele Peters diskutiert in dem Artikel Nachhaltigkeit, Haltbarkeit und vor allem: Was macht einen Gegenstand wert, ihn über mehrere Generationen zu vererben?

Peters kommt zu dem Schluss, dass der künftige Geldwert, die Nützlichkeit und der sentimentale Faktor eine Rolle spielen. Sie konstatiert – etwas merkwürdig – in Hinsicht auf die Sentimentalität: „…designers can aim to create products that inspire emotional responses.“ Sentimentalität ist natürlich kaum etwas, auf das ein Designer bewusst hinarbeiten kann, sondern eher etwas abstraktes, dass sich aus der Beziehung entwickelt, die jemand zu einem bestimmten Produkt hat. Aber dazu später mehr.

... Mr. Impossible von Philippe Starck für Kartell ist ebenfalls ein Produkt, an dem sich mehrere Generationen erfreuen können.

… Mr. Impossible von Philippe Starck für Kartell ist ebenfalls ein Produkt, an dem sich mehrere Generationen erfreuen können.

Wir finden jedenfalls, dass Adele Peters in ihrem hervorragend lesbarem Artikel einen wichtigen Punkt übersehen hat: „Heirloom Design“ ist nicht neu, das gab es schon immer.

Früher war es normal, Möbel so zu designen und zu konstruieren, dass sie ein quasi unbegrenztes Leben hatten und über Generationen in der Familie bleiben konnten. In unserer schnelllebigen Konsumkultur haben wir dieses Prinzip aber ein bisschen aus den Augen verloren. Bitte vergeben sie uns, wenn wir an dieser Stelle nicht näher auf die Rolle des beliebten schwedischen Herstellers eingehen, aber sie verstehen, was wir meinen. Und weil wir vergessen haben, dass man Möbel auch an die nächste Generation vererben kann, wird „Heirloom Design“ jetzt als neues Thema präsentiert.

AC 4 von Antonio Citterio für Vitra - 54% recycled und 95% recycable

AC 4 von Antonio Citterio für Vitra – 54% recycled und 95% recycable

Wie auch immer: Für Hersteller wie Vitra, USM Haller oder Moormann und ihre Designer ist es Teil des normalen Entwicklungsprozesses, Möbel zu schaffen, die eine lange Lebensspanne haben. Wie wir schon öfters festgestellt haben – und wahrscheinlich auch nie müde werden, dies zu tun: Beim Eames Chair von Vitra oder dem kompletten System von USM Haller kann praktisch jeder Bestandteil ersetzt werden, wenn es nötig ist. Es handelt sich wirklich um Produkte, die nach dem Kauf ihren Eigentümer und dessen Kinder überleben werden. Und dabei jeden Tag von allen benutzt werden.

Es gibt einfach zu viele Leute, die denken, dass Designer-Möbel teuer sind und dass man quasi seine Seele mitverkauft, wenn man in ein Produkt investiert, das länger als vier Monate hält.

Random Light von Bertjan Pot für moooi

Random Light von Bertjan Pot für moooi

In ihrem Buch „Antiques of the future“ – wir hassen den Titel übrigens, mögen aber das Projekt – stellt Lisa S. Roberts ihre Sammlung von Stücken vor, denen sie eine künftige Wertsteigerung zutraut. In der Sammlung gibt es Produkte wie Algue von Ronan und Erwan Bouroullec für Vitra, den Louis Ghost Armstuhl von Philippe Starck für Kartell or Random Light von Bertjan Pot for moooi. Dabei handelt es sich nicht um sonderlich teure Sachen und wir glauben auch ganz ehrlich nicht, dass sie ihren monetären Wert großartig steigern werden.Allerdings sind es alles alltägliche Gegenstände, die man benutzen und mit ihnen interagieren würde, ohne sie notwendigerweise wahrzunehmen. Genau deswegen sind sie Gegenstände, zu denen man eine Beziehung aufbaut. Durch ihre Funktionalität und Vertrautheit werden sie Teil ihrer Identität und somit etwas, was man der nächsten Generation genauso weitergeben möchte wie eine Rolex, einen Mont Blanc Kugelschreiber oder das Schallplattenregal Gangsta Lean. Das ist die Sentimentalität, die Peters meint und die nichts mit Bouroullec oder Philippe Starck, sondern nur mit uns zu tun hat. Die Designer machen diese Beziehung nur möglich. (Mehr von Philippe Starck über seine Einschätzung der Rolle des Designers gibt es hier bei (smow)tube.

214 von Thonet, auch ein Erbstück, wenn es gut gehütet wird.

214 von Thonet, auch ein Erbstück, wenn es gut gehütet wird.

Das wunderbare daran: Weil diese Produkte gut gemacht und von hoher Qualität sind und penibel entwickelt wurden, wobei oft ganz neue Produktionsprozesse entwickelt werden mussten, um den nötigen Standard zu erreichen, können sie weitergegeben werden. Und ihre Kinder werden sie weitergeben können. Und deren Kinder. Und deren… ad infinitum.

Bei Designer-Kleidung geht es nur um den Namen des Designers, bei Kunst um den Namen des Künstlers, bei Designer-Möbeln hingegen um Produkte, die geschaffen wurden, um eine Funktion zu erfüllen. Ja, ok, der eine oder andere Designer kann es sich leisten, sich ein paar Schuhe zu kaufen und wird gelegentlich auf Partys mit Stars fotografiert.

Aber der Name des Designers ist nicht einfach die Marke, sondern vielmehr die Qualitätsgarantie.

Deswegen sagen wir aufrichtig „Ja“ zu „Heirloom Design“, aber lasst es uns bitte anders nennen. Die PR-Fuzzis nehmen schon genug von unserer Zeit in Anspruch – nennen wir es doch einfach „Designer-Möbel„!

 

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