5 neue Designausstellungen im Februar 2016

Da 2016 ein Schaltjahr ist, wurde der Februar mit einem zusätzlichen Tag bedacht. Diese Gelegenheit lässt sich die weltweite Design- und Architektur-Szene nicht entgehen und hat in Anbetracht der zusätzlichen 24 Stunden eine Rekordzahl an neuen Design- und Architekturausstellungen organisiert. Es war nicht einfach, nur fünf auszuwählen. Das bedeutet aber auch, dass ihr gern mal schauen könnt, welche Ausstellungen noch in Herford, New York, Zürich oder Eindhoven eröffnet werden, wenn unsere Auswahl euch nicht gefällt … ihr werdet bestimmt etwas finden!

„Colour Strategies in Architecture“, The Lighthouse, Glasgow, Schottland

„Die Farbrezeptoren der Retina sind im Laufe der Epochen entwickelt und von den vereinten Farbreizen der Natur vorbereitet worden. Eine statische Färbung kann niemals dauerhafte psychologische Befriedigung garantieren; sie ist unnatürlich.

Farben sollten erfrischend aufeinander abgestimmt sein, nicht nur räumlich, Seite an Seite, sondern auch zeitlich, dass ein Reiz dem anderen folgt. Jede unveränderliche Kombination wird über eine längere Zeitspanne unerträglich, selbst wenn die ursprüngliche Farbauswahl perfekt schien. Farbwahrnehmung findet genau wie Formwahrnehmung im Raum-Zeit-Kontinuum statt. Sie nur in Relation zum Raum zu sehen, ist in sich ein fehlerhafter Ansatz“ Richard Neutra, 19541

Basierend auf einem Forschungsprojekt der Universität Edinburgh und dem Haus der Farbe in Zürich präsentiert „Colour Strategies in Architecture“ sechs Beispiele für architektonisches Farbdesign des 20. Jahrhunderts von, unter anderem, Basil Spence, Lux Guyer und Hans Scharoun. Hierbei möchten die Kuratoren verschiedene Aspekte der Funktion von Farbe in der Architektur zeigen, die Rolle der Farbe in unserer Wahrnehmung und unser Verständnis von Architektur erläutern und so eine Diskussion zwischen Laien und Experten über diese Themen anregen. Und Richard Neutras These möglicherweise belegen oder ihr widersprechen.

„Colour Strategies in Architecture“ wird am Montag, den 1. Februar, im The Lighthouse, 11 Mitchell Lane, Glasgow, G1 3NU eröffnet und läuft bis Sonntag, den 3. April.

1. Richard Neutra, Survival through design, Oxford University Press, New York, 1954

Immersive Pop: Colour Strategy visualisation based on Berlin underground stations by Rainer Rümmler. (Hand-painted collage by research team from Haus der Farbe and University of Edinburgh. Photo : Urs Siegenthales)

Immersive Pop: Visualisierung einer Farbstrategie basierend auf Berliner U-Bahn-Stationen von Rainer Rümmler. (Handgemalte Collage des Forschungsteams des Hauses der Farbe und der Universität Edinburgh. Foto: Urs Siegenthales)

 

„Theo van Doesburg. A New Expression of Life, Art and Technology“, BOZAR – Centre for Fine Arts, Brüssel, Belgien

Den Aufschwung der europäischen Moderne zu verstehen und wieso die Moderne solch einen entschiedenen Bruch mit vorherigen Traditionen in den Bereichen Kunst, Architektur und Design darstellte, erfordert mehr, als einfach nur die Werke der Gropius‘, van der Rohes und Corbusiers dieser Welt zu studieren. Man muss auch diejenigen miteinbeziehen, die bei der Entwicklung und Verbreitung der Ideen mitgewirkt haben: Menschen wie der niederländische Künstler, Verleger und Kritiker Theo van Doesburg. Theo van Doesburg ist besonders als Mitgründer des Magazins De Stijl bekannt, das namensgebend für die niederländische Moderne wurde. Er war auch größtenteils dafür verantwortlich, Dada nach Holland zu bringen und für die Gründung des Dada-Magazins Mécano im Jahre 1922. Er verbrachte Zeit in Weimar, wo er Privatunterricht gab und Bauhaus-Studenten die De-Stijl-Philosophie erklärte, nachdem Gropius ihn nicht als Mitglied des Bauhaus-Lehrpersonals zuließ. Außerdem nahm er an zahlreichen europaweiten Avantgarde-Kongressen teil und organisierte auch einige, zum Beispiel den sich äußerst unterhaltsam anhörenden „Congress of the Union of International Progressive Artists“ im Jahre 1922 in Düsseldorf, an dem unter anderem Mitglieder der Berliner Novembergruppe, der Gruppe 1919 Dresden, Mitglieder von Der Sturm und verschiedene italienische Futuristen und russische Konstruktivisten teilnahmen und über die Richtung der/ihrer Bewegung diskutierten. Theo van Doesburg starb im Jahr 1931 im Alter von nur 48 Jahren und in seiner Ausstellung „Theo van Doesburg. A New Expression of Life, Art and Technology“ möchte das BOZAR erklären, wieviel er in diese Jahre hineinzwängte und wie er durch seine Reisen, Veröffentlichungen, Lesungen und Kontakte dazu beitrug, neue Gedanken über und ein neues Verständnis für Architektur, Kunst und Design voranzutreiben und uns so dahin verhalf, wo wir heute sind.

„Theo van Doesburg. A New Expression of Life, Art and Technology“ läuft im BOZAR – Centre for Fine Arts, Rue Royale/Koningsstraat 10, 1000 Bruxelles/Brussel von Freitag, den 26. Februar, bis Sonntag, den 29. Mai.

Theo van Doesburg, Perspective with final colour design, Shopping arcade with bar-restaurant, Laan van Meerdervoort, The Hague, 1924. (Collection Het Nieuwe Instituut/ Collection Van Eesteren-Fluck & Van Lohuizen Foundation, Amsterdam)

Theo van Doesburg, Perspektive mit finalem Farbdesign, Einkaufspassage mit Bar-Restaurant, Laan van Meerdervoort, Den Haag, 1924. (Collection Het Nieuwe Instituut/ Collection Van Eesteren-Fluck & Van Lohuizen Foundation, Amsterdam)

„Ekstrøm Extreme. Furniture and Industrial Design“, The Museum of Decorative Arts and Design, Oslo, Norwegen

Wer unsicher ist, wieso er die Ausstellung „Ekstrøm Extreme. Furniture and Industrial Design“ besuchen sollte, kann gern „Terje Ekstrøm“ in seine Lieblingssuchmaschine eingeben.

Dann in seine bevorzugte Online-Enzyklopädie.

Dann sieht er Terje Ekstrøms Ekstrem Chair.

Man bedenke, dass er im Jahre 1972 entwickelt wurde. In Norwegen.

Man tippe „Terje Ekstrøm“ in seine bevorzugte Online-Enzyklopädie.

Dann in seine bevorzugte Suchmaschine.

Dann buche einen Flug nach Oslo.

„Ekstrøm Extreme. Furniture and Industrial Design“ wird am Sonntag, den 14. Februar, im Museum of Decorative Arts and Design, St. Olavsgate 1, 0165 Oslo eröffnet und läuft bis Sonntag, den 15. Mai.

Ekstrem chair by Terje Ekstrøm (Photo: Frode Larsen / The National Museum, Norway.)

Ekstrem Chair von Terje Ekstrøm (Foto: Frode Larsen / The National Museum, Norwegen.)

„Pier Luigi Nervi. Architecture for sport“ at the MAXXI Architettura Archives Centre, Rom, Italien

Die Geschichte der Architektur ist übersät mit Namen, die den Gebrauch von Beton als Baumaterial vorangetrieben haben: Oscar Niemeyer, Tadao Ando oder Le Corbusier, um nur drei zu nennen. Doch zwischen den Großen gibt es wohl niemanden, der Beton eine solche Anmut, Schönheit und Hoheit verliehen hat, wie der italienische Ingenieur Pier Luigi Nervi. Spezialisiert in sogenannten dünnen Schalenstrukturen, entwickelte Pier Luigi Nervi im Laufe seiner Karriere eine Vielzahl von Projekten, inklusive Wohnhäuser, Verwaltungsgebäude und Sportstadien, von denen 60 in der Ausstellung im MAXXI Architettura Archives Centre in Rom gezeigt werden. Mit der Aussicht auf eine Mischung aus Modellen, Zeichnungen und Fotografien möchte die Ausstellung Nervis Beitrag zur Sportarchitektur in einer Zeitspanne von fast 40 Jahren zeigen. Sie startet mit dem Stadio Berta (1931), dem heutigen Stadio Artemio Franchi in Florenz, und endet mit dem ausgedehnten Kuwait Sports Centre von 1969. So möchte die Ausstellung nicht nur zeigen, wie sich das Design von Sportstätten über die Jahrzehnte entwickelte, sondern auch, wie Pier Luigi Nervi sich als Architekt und Ingenieur entwickelte.

„Pier Luigi Nervi. Architecture for sport“ eröffnet im MAXXI Architettura Archives Centre, Via Guido Reni, 4 A, Rom am Freitag, den 5. Februar und läuft bis Sonntag, den 2. Oktober.

Kuwait Sports Centre by Pier Luigi Nervi

Kuwait Sports Centre von Pier Luigi Nervi

„Make-Believe America“, Museum of Design, Atlanta, Georgia, USA

Die United States Information Agency, USIA, wurde 1953 mit dem Ziel gegründet, bei den Generationen des Kalten Krieges für die amerikanische Kultur zu werben – im Inland und international – und so die amerikanische Überlegenheit zu unterstreichen und sowjetische Propaganda zu untergraben. Vielleicht am besten bekannt durch den „Voice of America“-Radiosender, dessen Funktionsweise die USIA übernahm und erweiterte, waren Ausstellungen ein anderer wichtiger Aspekt der Vorgehensweise der USIA. Ein Aspekt ihrer Arbeit, bei dem die USIA auf die Zusammenarbeit mit vielen von Amerikas wichtigsten Nachkriegsdesignern und -architekten angewiesen war, darunter unter anderem Charles und Ray Eames, George Nelson, Alexander Girard, Richard Buckminster Fuller oder Herbert Bayer.

Die Ausstellung wurde von Andrew J. Wulf kuratiert und konzentriert sich auf die Jahre 1955-1975 und so, glauben wir, auf Ausstellungen wie die „American National Exhibition“ 1959 in Moskau, „The World of Franklin and Jefferson“ und die zahlreichen Pavillons der Weltausstellungen, für die die USIA verantwortlich war. „Make-Believe America“ nutzt die USIA-Ausstellungen als Mittel, um zu zeigen, wie Design als Propagandainstrument des Kalten Krieges genutzt wurde, um die Kraft des amerikanischen Traums und Amerikas führende Rolle in Weltpolitik, Wirtschaft und Kultur zu unterstreichen. Wir hoffen, dass auch noch Platz dafür bleibt zu erfahren, warum die Designer mitwirkten und wie viel politische Überzeugung hinter ihren Beiträgen stand.

„Make-Believe America“ läuft vom 28. Februar bis 12. Juni im Museum of Design Atlanta, 1315 Peach Tree Street, Atlanta, GA 30309.

The film Think from the Eames created Information Machine pavilion for IBM at the 1964-65 New York Worlds Fair, as seen at The World of Charles and Ray Eames, Barbican Art Gallery London

Der Film Think von Charles und Ray Eames‘ Information Machine Pavillon für IBM bei der Weltausstellung 1964-65 in New York, gesehen in der Ausstellung „The World of Charles and Ray Eames“, Barbican Art Gallery London

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