5 neue Architektur- und Designausstellungen im März 2018

Offenbar weil Ostern in diesem Jahr sehr früh stattfindet, eröffnet so ziemlich jedes Museum eine große Ausstellung im März 2018 – in Vorbereitung der inoffiziellen Tourismussaison, die im April beginnt. Diese Situation versetzt uns in die beängstigende Lage, dass wir im Grunde 5 unserer Top-5-Listen schreiben könnten, und selbst dann wären noch Ausstellungen übrig. Auch wenn es uns schwer fiel, haben wir uns die gewohnte Beschränkung auferlegt: Hier unsere 5 neuen Architektur- und Designausstellungen im März 2018…

5 New Architecture & Design Exhibitions for March 2018

„#alleskönner. Peter Behrens zum 150. Geburtstag“ im Museum für Angewandte Kunst Köln, Deutschland

Das Jahr 2018 fällt mit dem 150. Geburtstag zweier führender Protagonisten in der Entwicklung von Architektur und Design im 20. Jahrhundert zusammen, die somit auch zu führenden Protagonisten unserer aktuelle Auffassung von Architektur und Design zählen. Zu dem Einen werden wir in Kürze kommen. Der andere ist Peter Behrens. Geboren in Hamburg studierte Behrens Kunst in München. Nachdem er anfänglich mit seinen Beiträgen zur Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt ein größeres Publikum erreichen konnte, etablierte er seinen Ruf in Sachen Architektur und Angewandte Kunst während seiner Amtszeit als Direktor der Kunstgewerbeschule Düsseldorf. Diesen Ruf wiederum bestätigte er sehr eloquent bei AEG, für die er nicht nur Fabrikgebäude entwarf, sondern auch Einbauten und Armaturen sowie die Corporate Identity der Firma, Großteile des Portfolios der Firma, Ausstellungsräume, Gebäude für die Unterbringung der Arbeiter und unterirdische Bahnhöfe.

Und das war nur der Anfang seiner Karriere. Dieser Karrierebeginn ist auch der Schwerpunkt von #alleskönner. Die Ausstellung im MAKK verspricht mit um die 230 Objekten, aufgeteilt auf acht Bereiche, eine Untersuchung von Behrens und seiner Arbeit. Wie er sich vom Jugendstil des späten 19.Jahrhunderts in Richtung Neue Sachlichkeit des frühen 20. Jahrhunderts entwickelte. So werden hoffentlich Einsichten darüber geliefert, was Peter Behrens und seine Zeitgenossen umgetrieben hat. Und aus welchen Gründen sich Architektur und Design in den ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts so entwickelt haben wie es der Fall ist.

„#alleskönner. Peter Behrens zum 150. Geburtstag“ wird im Museum für Angewandte Kunst Köln, An der Rechtschule, 50667 Köln, am Samstag, den 17.März eröffnet, und läuft bis Sonntag, den 1.Juli.

Tea pot and kettle by Peter Behrens for AEG Berlin (Photo Jan Rothstein © and courtesy MAKK)

Teekanne von Peter Behrens für AEG Berlin, 1909 (Foto © Jan Rothstein und mit freundlicher Genehmigung des MAKK)

„Akari: Sculpture by Other Means“ im Noguchi Museum, Queens, New York, USA

Die Akari Lichtskulpturen von Isamu Noguchi gehören ohne Frage zu den anspruchsvollsten Designobjekten wenn es darum geht sie zu erklären, vor allem weil so viel Isamu Noguchi in ihnen steckt. Auch wenn es sich um Designobjekte handelt, die in einem Designprozess entstehen, konnte sich der Bildhauer nicht so recht von seiner Arbeit distanzieren. So findet man in den scheinbar schnörkellosen Papierlaternen nicht nur zahlreiche biographische Bezüge und Reflexionen, sondern auch Hinweise auf Noguchis Verständnis von Kunst, Skulptur und Design. Oder besser gesagt, Noguchis sich entwickelndes Verständnis von Kunst, Skulptur und Design in dieser Zeit. Es ist daher sehr befriedigend, dass das Noguchi-Museum die Akari Leuchte für sich genommen weitgehend ignoriert und stattdessen eine Reihe von Installationen präsentiert, die eine grundlegendere Interaktion mit den Objekten als nur mit den Objekten in ihrer Funktion als Leuchten versprechen. Ganz konkret präsentiert das Museum mit „Sculpture by Other Means“ drei Installationen: eine „Wolke“ aus 40 hängenden Akari Leuchten, drei Akari-Räume in Räumen, die aus den Akari PL1, PL2 und 200D gebildet wurden und in die die Besucher eintreten können, und eine abschließende Installation, die der Modularität von Akari gewidmet ist, wohl ein Teil des Akari-Konzepts, das mit der zunehmenden Kommerzialisierung der Projekte etwas verloren gegangen ist. Das Ausstellungskonzept entfaltet so das Potenzial, dem Besucher näher zu bringen, was Akari für Noguchi bedeutete, und damit Isamu Noguchi selbst näherzukommen.

„Akari: Sculpture by Other Means“ wird im Noguchi Museum, 9-01 33rd Road, Long Island City, NY 11106 am Mittwoch, den 28. Februar eröffnet und läuft bis Sonntag, den 27. Januar 2019.

Akari lights sculptures by Isamu Noguchi through Vitra

Akari Lichtskulpturen von Isamu Noguchi über Vitra

„Carl Fieger. Vom Bauhaus zur Bauakademie“ in der Stiftung Bauhaus Dessau

Wir werden nicht müde es zu wiederholen: Das Bauhaus bestand nicht aus dem halben Dutzend Architekten und Designern, die einem einfallen, und war auch nicht ein Gebäude in Dessau und/oder Weimar, sondern eine Idee, die in mehr oder minder ausgeprägterem Maße von unzähligen Individuen getragen wurde, und das lange bevor Walter Gropius in Weimar ankam. Die Stiftung Bauhaus Dessau verspricht mit ihrer großen Ausstellung 2018 und damit der letzten großen Ausstellung vor dem hundertjährigen Jubiläum 2019 die Karriere und das Vermächtnis eines jener relativ Unbekannten zu erforschen, ohne die das Bauhaus nie gewesen wäre.

Carl Fieger, Absolvent der Kunst- und Gewerbeschule Mainz, trat 1911 in die Kanzlei von Peter Behrens ein, wo er an der Seite von Mies van der Rohe und Walter Gropius wirkte, bevor er 1921 in dessen Büro eintrat. Im selben Jahr wurde er auch Mitglied des Lehrkörpers des Bauhauses Weimar und wechselte später mit der Institution nach Dessau. Im Rahmen seiner Tätigkeit bei Behrens und Gropius war Carl Fieger an der Entwicklung einiger der wichtigsten Werke des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts beteiligt, darunter das Fagus-Werk in Alfeld, das Kornhaus-Restaurant in Weimar und das Bauhaus Dessau. Carl Fieger blieb in der Nachkriegszeit in der neuen DDR, wo er unter anderem für die Bauakademie der DDR arbeitete und einen der frühesten ostdeutschen Plattenbauten entwickelte. Ein Sachverhalt, der ihn in den Mittelpunkt der so genannten Funktionalismus-Debatte der frühen 1950er Jahre rückte, als die junge DDR um eine Identität kämpfte.

Vielversprechend ist der Mix aus Skizzen, Modellen, Fotografien und Möbelobjekten von Carl Fieger. „Vom Bauhaus zur Bauakademie“ verspricht nicht nur eine spannende Erkundung eines interessanten Protagonisten im Laufe einer einmaligen Periode der Architektur- und Designgeschichte zu sein, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des Bauhaus‘.

„Carl Fieger. Vom Bauhaus zur Bauakademie“ eröffnet in der Stiftung Bauhaus Dessau, Gropiusallee 38, 06846 Dessau-Roßlau am Donnerstag, den 22. März und läuft bis Mittwoch, den 31. Oktober.

 

Carl Fieger. Vom Bauhaus zur Bauakademie @ Stiftung Bauhaus Dessau (Image Carl Fieger, o. T. (Siedlung Dessau-Törten, Haus Fieger, Ansicht und Grundrisse) © and courtesy Stiftung Bauhaus Dessau)

„Carl Fieger. Vom Bauhaus zur Bauakademie“ @ Stiftung Bauhaus Dessau (Abbildung Carl Fieger, o. T. (Siedlung Dessau-Törten, Haus Fieger, Ansicht und Grundrisse) © und mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Bauhaus Dessau)

„Charles Rennie Mackintosh. Making the Glasgow Style“ im Kelvingrove Art Gallery and Museum, Glasgow, Schottland

Der zweite Grand Doyen der Architektur und des Designs des 20. Jahrhunderts, der 2018 sein 150-jähriges Bestehen feiert, ist Charles Rennie Mackintosh: ein Mann, der im Kontext der britischen Arts-and-Crafts-Bewegung wohl am bekanntesten geworden ist. Er gehört allerdings zu den führenden Schöpfern seiner Generation und hatte so einen Einfluss, der weit über die Grenzen der Britischen Inseln hinaus ging. Und ganz sicher weit über seine Heimatstadt Glasgow hinaus, eine Stadt, die Mackintosh Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in ein Synonym für fortschrittliche Architektur und Design verwandelt hat. „Making the Glasgow Style“ verspricht eine Präsentation von rund 250 Objekten, mit denen die Kuratoren nicht nur die Geschichte Mackintos’s, sondern auch die seiner Vorgänger, Zeitgenossen und Nachfolger erzählen wollen. „Making the Glasgow Style“ will nicht nur erforschen, wie der „Glasgow Style“ entstanden ist, sondern auch der wichtigen Rolle auf den Grund gehen, die er bei der Entwicklung des Verständnisses von Architektur und Design in ganz Europa gespielt hat

„Charles Rennie Mackintosh. Making the Glasgow Style“ eröffnet in der Kelvingrove Art Gallery and Museum Argyle Street, Glasgow, G3 8AG am Freitag, den 30. März und läuft bis Dienstag, den 14. August.

Charles Rennie Mackintosh. Making the Glasgow Style at the Kelvingrove Art Gallery and Museum

„Charles Rennie Mackintosh. Making the Glasgow Style“ in der Kelvingrove Art Gallery and Museum

„Night Fever. Design und Clubkultur 1960 – heute“ im Vitra Design Museum, Weil am Rhein

Party!! Wir denken es uns mal so: Nach einigen erfolgreichen Jahren und kurz nach der Show „An Eames Celebration“ haben die guten Leute vom Vitra Design Museum entschieden, dass die Zeit reif ist für einen kleinen Rave. Als Vorwand entstand so eine Ausstellung, die sich fünf Jahrzehnten des Nachtclub-Designs widmet.

Ausgehend von den 1960er Jahren und Orten wie Space Electronic in Florenz oder dem Club Piper Turin, der unter dem Einfluss der italienischen Radikalen stand, verspricht „Night Fever“ der Entwicklung der Musik und des Nachtclub-Designs an unterschiedlichsten Orten und in verschiedenen Bereichen nachzugehen. Darunter (unter vielen vielen anderen): Der Disco-Hedonismus des Studio 54 New York, die Post-Punk- und New Wave-Ausschweifung in Les Bains Douches, Paris mit einem Interieur von Philippe Starck, das Acid House Tripping der Haçienda Manchester, und der Techno der 1990er Jahre nach der Berliner Mauer, wie er sich an Orten wie dem Tresor ausdrückte. „Night Fever“ endet mit einer Erkundung des zeitgenössischen Club-Designs, wie es beispielsweise in der Zusammenarbeit von OMA Architects mit dem Ministry of Sound London zum Ausdruck kommt. Unter den vielen Facetten der Ausstellung, die uns besonders aufmerksam gemacht haben, findet sich natürlich die, dass das Ausstellungsdesign von einem Konstantin Grcic stammt. Wir wollen nicht respektlos wirken, den Tanz haben wir aber bisher noch nie mit Konstantin Grcic in Verbindung gebracht.

„Night Fever. Design und Clubkultur 1960 – heute“ eröffnet im Vitra Design Museum, Charles-Eames-Str. 2, 79576 Weil am Rhein am Samstag, den 17. März und läuft bis Sonntag, den 9. September

Eigentlich braucht es keinen Anlass – es schien uns aber doch sehr angemessen:

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