5 neue Architektur- und Designausstellungen im Oktober 2019

Es ist zwar richtig und relevant, dass das Jubiläum des Bauhaus‘ Weimar genutzt wird, um tiefer in die Geschichte der Institution und der Zwischenkriegsmoderne einzutauchen, trotz allem sind Design und Architektur aber immer noch mehr als das Bauhaus. Im Anschluss an unser Bauhaus Spezial im Oktober haben wir jetzt fünf allgemeinere, hoffentlich nicht langweilige, Empfehlungen für Architektur- und Designausstellungen erarbeitet, die im Oktober 2019 in Groningen, Frankfurt, New York, Stockholm und Weil am Rhein eröffnet wurden.

5 New Architecture & Design Exhibitions for October 2019

„Mondo Mendini. The World of Alessandro Mendini“ im Groninger Museum, Groningen, Niederlande

Als führender Protagonist des italienischen Radical Design der 1960er Jahre und wichtiger Architekt auf dem Weg zur Postmoderne veröffentlichte Alessandro Mendini im Laufe seiner Karriere nicht nur zahlreiche Texte zu Architektur und Design, er war auch Mitbegründer der Domus Academy Mailand, realisierte limitierte Designarbeiten, von denen er einige gelegentlich in Brand setzte und arbeitete auch an kommerziellen Projekten mit Herstellern von Alessi bis Zanotta. Hinzu kam die Entwicklung einer Vielzahl von internationalen Architekturprojekten wie dem Torre Paradiso in Hiroshima, der Discoteca Diedron auf Kreta und dem Groninger Museum. Das 1994 fertiggestellte Gebäude entwarf Mendini jedoch nicht im Alleingang, stattdessen beauftragte er Coop Himmelb(l)au, Michele de Lucchi und Philippe Starck damit, einzelne Abschnitte zu entwerfen.

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums wandte sich das Groninger Museum 2017 an Alessandro Mendini und lud ihn ein, eine Ausstellung zu seinem Werk zu kuratieren. Das Angebot nahm Mendini an und wie beim damaligen Bauauftrag ergänzte er die Ausstellung durch Werke anderer Kreativer. Es handelte sich um Arbeiten von Architekten, Künstlern und Designern, die er selbst bewunderte und die sein Werk inspiriert haben, dazu gehören unter anderem Henri Matisse, Theo van Doesburg, Gaetano Pesce oder Gio Ponti.

Im Februar 2019 starb Alessandro Mendini im Alter von 87 Jahren in seinem Geburtsort Mailand. „Mondo Mendini“ liefert so nicht nur eine einzigartige und individuelle Retrospektive von Alessandro Mendini – eine unterhaltsame und informative Annäherung an den Menschen und sein Werk – sondern ist auch eine sehr persönliche Feier für einen der interessantesten und originellsten Designer und Architekten des 20. Jahrhunderts. Das Groninger Museum spricht von „einem bunten, schillernden Aufstand der bildenden Kunst, des Designs und der Architektur“: Ein Satz, der auf Alessandro Mendini genauso zutrifft wie auf sein Groninger Museum.

„Mondo Mendini. The World of Alessandro Mendini“ wird am Samstag, den 12. Oktober im Groninger Museum, Museumeiland 1, 9711 ME Groningen eröffnet und läuft bis Dienstag, den 5. Mai.

Groninger Museum by Alessandro Mendini (and friends) (Photo © and courtesy Groninger Museum)

Groninger Museum von Alessandro Mendini (und Freunden) (Foto © und mit freundlicher Genehmigung des Groninger Museums)

„House of Norway“ im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt

Norwegen ist Gastland der Frankfurter Buchmesse 2019. Da hat das Museum Angewandte Kunst Frankfurt die Gelegenheit genutzt, um über Kreativität in Norwegen nachzudenken.
Warum auch nicht? Das Museum Angewandte Kunst liefert eine Präsentation, die sich nicht nur über mehrere Jahrzehnte, sondern auch über so unterschiedliche Genres wie Mode, Theater und Kunst erstreckt. Die Kunst ist sowohl in Form von zeitgenössischen, norwegischen Künstlern als auch durch bisher nicht ausgestellte Zeichnungen von Edvard Munch vertreten; das Design wird wiederum durch Arbeiten von Designerinnen wie Regine Juhls, Grete Prytz Kittelsen und Peter Opsvik veranschaulicht und bei der Architektur greift die Ausstellung Arbeiten von Joar Nango oder auch Sverren Fehn auf.

Auch eine so breite und abwechslungsreiche Präsentation wie „House of Norway“ kann zwangsläufig nur einen Überblick geben. In diesem Fall liefert diese Übersicht offenbar eine realistische Momentaufnahme der norwegischen Kreativität des 20. Jahrhunderts, die (hoffentlich) über abgedroschene Stereotypen und den üblichen Instagram-Kram hinausgeht und den Besucher vor allem inspirieren sollte, auf eigene Faust weiterzuforschen.

„House of Norway“ wird am Freitag, den 11. Oktober im Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt eröffnet und läuft bis Sonntag, den 26. Januar.

Reduced Scandinavian design.... Globe Garden by Peter Opsvik part of House of Norway, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt (Photo © Peter Opsvik, courtesy Museum Angewandte Kunst, Frankfurt)

Reduziertes skandinavisches Design… „Globe Garden“ von Peter Opsvik, ein Teil von „House of Norway“, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt (Foto © Peter Opsvik, mit freundlicher Genehmigung des Museums Angewandte Kunst, Frankfurt)

„Energy“ im Museum of Modern Art (MoMA), New York City, USA

Wie uns das erste Gesetz der Thermodynamik lehrt, kann Energie nicht erschaffen oder zerstört werden, sie kann nur von einer Form in eine andere umgewandelt werden. Während unsere Fähigkeit, Energie zu transformieren, eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung unserer heutigen Gesellschaft gespielt hat, sind die Rücksichtslosigkeit und der Egoismus, mit denen wir dieser Transformation nachgehen, für die Freisetzung potenzieller Energie in Kohlenwasserstoffen und so für viele unserer gegenwärtigen Umwelt- und Klimaprobleme verantwortlich.

Mit „Energy“ will das Museum of Modern Art New York, MoMA, zeitgenössische Vorschläge untersuchen, die ein nachhaltigeres und verantwortungsbewussteres Verhältnis zu und mit Energie ermöglichen. Es geht dabei nicht nur darum, wie wir Energie erzeugen, einsetzen und verbrauchen, sondern auch darum, wie wir Energie gewinnen – eine Frage, die immer akuter wird, da der rücksichtslose, egoistische Umgang mit bestehenden Energiequellen jene Ressourcen zu erschöpfen droht, mit deren Hilfe die heutige Gesellschaft aufgebaut wurde.

„Energy“ wird am Montag, den 21. Oktober im Museum of Modern Art, MoMA, 11 West 53 Street, Manhattan, New York eröffnet und läuft bis Sonntag, den 26. Januar.

It's one solution...other, more creative, solutions will be discussed in Energy, Museum of Modern Art, MoMA, New York

Eine Lösung von vielen… andere, kreativere Möglichkeiten diskutiert die Ausstellung „Energy“, Museum of Modern Art, MoMA, New York

„Flying Panels. How Concrete Panels Changed the World“ im Museum ArkDes, Stockholm, Schweden

UFOs waren nicht das Einzige, was durch den Himmel der 1950er und 1960er Jahre flog, auch Betonplatten wurden regelmäßig gesichtet. Die Jahrzehnte nach dem Krieg waren nämlich auch Jahrzehnte des Industriebaus, da dieser als Grundlage für Hochhauswohnungen diente.

Und das war weltweit der Fall. „Flying Panels“ unterstreicht genau diese Tatsache durch die Präsentation von rund 60 modularen Betonplatten-Systemen aus sechs Kontinenten. Welcher der sieben Kontinente fehlt, wissen wir nicht – wir würden von der Antarktis ausgehen. Aber man kann nie wissen.

Neben einer Reihe streng architektonischer, gewissermaßen ingenieurswissenschaftlicher Exponate verspricht „Flying Panels“ auch eine Präsentation von Plakatkunst, Gemälden, Filmen und Spielzeug rund um den Fertigteilbau, durch die der breitere soziale und kulturelle Kontext beleuchtet werden soll. Es handelt sich so um eine Ausstellung, die verspricht, breitere Perspektiven und Erkenntnisse über den modularen Fertigteilbau als technisches und kulturelles Phänomen zu ermöglichen und die so dazu beiträgt, unsere Aufmerksamkeit auf die aktuelle Bauwirtschaft und den aktuellen und zukünftigen Industriebau zu richten.

„Flying Panels. How Concrete Panels Changed the World“ wird am Freitag, den 18. Oktober im Museum ArkDes, Exercisplan 4, Skeppsholmen, 111 49 Stockholm eröffnet und läuft bis Sonntag, den 1. Mai.

Flying Panels. How Concrete Panels Changed the World, ArkDes, Stockholm (Photo Sune Sundahl, courtesy ArkDes Stockholm)

„Flying Panels. How Concrete Panels Changed the World“, ArkDes, Stockholm (Foto Sune Sundahl, mit freundlicher Genehmigung des Museums ArkDes, Stockholm)

„After the Wall. Design seit 1989“ im Vitra Design Museum Schaudepot, Weil am Rhein

Der November 1989 war in Weil am Rhein zwar nicht ganz so dramatisch wie in Berlin, dennoch war es ein bedeutsamer Monat, dessen Nachhall spürbar ist. Am 3. November 1989 eröffnete das Vitra Design Museum und zur Feier des 30. Geburtstages präsentiert das Schaudepot das Thema „Design seit 1989“.

Das Jahr 1989 bildet einen guten Ausgangspunkt für die Erforschung von Design: Die späten 1980er Jahre sind die letzten der sogenannten Postmoderne, die 90er Jahre wiederum führten ein reflektierteres und auch konzeptionelleres Verständnis von Design ein. Eine Entwicklung, die sich wohl am populärsten in den Niederlanden, vor allem mit dem Aufstieg von Droog Design, zeigte.

Mit einer vielversprechenden Präsentation von Arbeiten von Designern wie Tejoy Remy, Philippe Starck oder Hella Jongerius verspricht „After the Wall“ nicht nur einen Überblick über die Entwicklung des Designs seit 1989, sondern auch einen Überblick über die ästhetischen, materiellen und technologischen Entwicklungen seit 1989 zu geben. Die Entwicklungen von der Rolle und Funktion des Designs in Gesellschaft und Wirtschaft und die Erweiterung des Begriffs „Design“ seit 1989 sollen nachvollzogen werden.

All das findet in einem Raum statt, wir stellen es im Zusammenhang mit dem Schaudepot immer wieder fest, der von über einem Jahrhundert Geschichte des Möbeldesigns geprägt ist und so naheliegende und manchmal überraschende Gegenüberstellungen und Vergleiche ermöglicht.

„After the Wall. Design seit 1989“ wird am Samstag, den 26. Oktober im Vitra Design Museum Schaudepot, Charles-Eames-Str. 2, 79576 Weil am Rhein eröffnet und läuft bis Sonntag, den 23. Februar.

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