Passagen Köln 2014: Stefan Wewerka – Denkmöbel @ Ungers Archiv für Architekturwissenschaft Köln

Wie inzwischen schon Tradition, zeigte das Ungers Archiv für Architekturwissenschaft Köln auch in diesem Jahr eine Ausstellung im Rahmen der IMM Cologne. Dieses Mal war sie Stefan Wewerka gewidmet, einem der interessanteren Akteure in der Geschichte des deutschen Möbeldesigns.

Passagen Cologne 2014 Stefan Wewerka Denkmöbel Ungers Archiv für Architekturwissenschaft Köln

Passagen Köln 2014: Stefan Wewerka - Denkmöbel im Ungers Archiv für Architekturwissenschaft Köln

Der am 27. Oktober 1928 in Magdeburg geborene Stefan Wewerka studierte unter anderem bei Max Taut und Georg Loewald Architektur an der Hochschule für Bildende Kunst Berlin. Er verließ die Hochschule allerdings ohne Abschluss. Das sollte damals jedoch kein Hindernis für eine Karriere sein.

Im Jahr 1950 begann er eine Zusammenarbeit mit Wassili und Hans Luckardt in Berlin, bevor er dann 2 Jahre später nach Bonn zog, um bei der Realisation seines Landesjugendherbergen-Projekts in Bonn-Venusberg vor Ort zu sein.

1954 zog er wiederum nach Köln, um dort als Freischaffender mit Hans Schilling zu arbeiten. Neben sporadischen Aufenthalten in anderen Städten wie Berlin, Washington und London blieb Köln dann auch seine Heimat und eine Stadt, die ihm wohl sehr am Herzen lag.

Unter dem Einfluss Le Corbusiers, Frank Lloyd Wrights und Mies van der Rohes gehörte Wewerka zu der Generation moderner Architekten, die sich zunehmend vom Umgang des CIAMs mit der Moderne distanzierten und so nahm er im Jahr 1960 am ersten Team-X-Treffen mit Zeitgenossen wie Alison und Peter Smithon, Aldo van Eyck und Georges Candilis teil.

In den frühen 1960er Jahren begann die Architektur Wewerka mehr und mehr zu ernüchtern, sodass er sich zunehmend seiner Passion für abstrakte Kunst zuwendete. Ersten Ruhm brachten ihm in dieser Richtung vor allem seine abstrakten Stuhlskulpturen ein. Werwerka begann damit einfache Küchenstühle zu zerschneiden und sie neu zusammenzusetzten bzw. in einen neuen Kontext zu setzen. Daraufhin konzentrierte sich Werwerka immer mehr auf das Experiment mit der Form und der Essenz des Stuhls, entzog ihm seine Funktion und stellte seine Daseinsberechtigung komplett in Frage. Er ging auf diese Weise sehr radikal der elementaren Frage, „Was ist ein Stuhl?“, nach.

Im Jahr 1977 sah der Tecta Eigentümer Axel Bruchhäuser Stefan Werwerkas Klassenraumstuhl-Projekt und bat Werwerka daraufhin einen Stuhl für den Tecta Ausstellungsstand zu bauen. Diese Anfrage brachte Stefan Wewerka zu der Überlegung, ob er nicht vielleicht „echte“ Möbel entwickeln wolle. Mit Tecta hatte er jedenfalls einen empfänglichen und hilfreichen Partner gefunden.

Da Wewerka lange Zeit damit zugebracht hatte, Stühle ihrer Funktion zu entledigen, waren seine Vorstellungen des Stuhls natürlich sehr individuell. Die Dekonstruktion erwies sich als sinnvoll für die Konstruktion – Wewerkas Stuhldesigns reflektieren diese Erfahrungen sehr genau.

Die erste Wewerka Kollektion wurde 1980 auf der Kölner Möbelmesse präsentiert. Dazu gehörten der M1 Tisch und der B1 Stuhl – zwei Objekte, die nach wie vor zu den Markenzeichen des Wewerka Möbeldesigns gehören. Die Kooperation mit Tecta lief bis in die späten 1980er Jahre. Neben Stühlen wie dem Einschwinger von 1982, dem D 20 Armlehnstuhl und dem B 20 Kragstuhl entwickelte Stefan Wewerka auch eine Serie von Tischen, verschiedene Regalsysteme und die Cella Kücheneinheit mit dem monumentalen Küchenbaum.

Ab den frühen 1990er Jahren erweiterte Stefan Wewerka fortwährend das Spektrum seiner Arbeitsmedien und wandte sich zunehmend dem Film, der Mode, der Malerei sowie der Bildhauerei zu.

Stefan Wewerka starb am 14. September 2013 in Berlin.

Passagen Cologne 2014 Stefan Wewerka Denkmöbel Ungers Archiv für Architekturwissenschaft Köln

B1 Lehnstuhl Prototyp, B1 Lehnstuhl und die lithografische Serie Zahlen von Stefan Wewerka, gesehen bei Stefan Wewerka - Denkmöbel, Ungers Archiv für Architekturwissenschaft Köln

Dass „Denkmöbel“ im Ungers Archiv für Architekturwissenschaften gezeigt wurde, ist absolut passend.

Stefan Wewerka und Oswald Mathias Ungers waren beide aktiv an der freien Kunstszene Kölns der späten 1940er und frühen 50er Jahre beteiligt und lernten sich kurz nach Wewerkas Ankunft am Rhein kennen. In den folgenden Jahrzehnten arbeitete Wewerka nicht nur gelegentlich für und mit Ungers, beide waren auch wichtige Mitglieder des Teams X.

Mit einer Mischung aus Prototypen, abgeschlossenen Produkten, abstrakten Objekten und Skizzen lieferte „Stefan Wewerka – Denkmöbel“ einen etwas knappen Überblick über ein Werk, das, wenn es auch zuweilen formal veraltet und sehr seiner Zeit verhaftet scheint, alle essentiellen Fragestellungen des Möbeldesigns einbezieht.

Allerdings bot die Ausstellung eine gute Einführung für alle Besucher, die mit Wewerkas Arbeit gar nicht vertraut sind. Für alle Vertrauten war es sicherlich spannend, das subtile Genie in den Objekten wiederzuentdecken. Und weil es eine Ungers Archiv Ausstellung war, gab es natürlich auch einen Tisch mit Büchern, sodass man selber noch einige Lücken füllen und sich einen genaueren Kontext zu Wewerkas Arbeit erschließen konnte.

Für den Besuch des Ungers Archivs musste etwas mehr Zeit als für die meisten anderen Ausstellungen auf der Kölner Möbelmesse investiert werden, was sich allerdings gelohnt hat.

„Stefan Wewerka – Denkmöbel“ im Ungers Archiv für Architekturwissenschaft, Belvederestraße 60, 50933 Köln endete am 31. Januar 2014.

 

 

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