Passagen Köln 2014: Modernes japanisches Design im Japanischen Kulturinstitut

Als Charlotte Perriand 1940 ihren Dienst beim japanischen Ministerium für Handel und Industrie antrat, um dort den aktuellen Stand der Produktion zu untersuchen und Vorschläge für die Zukunft zu machen, hatte sie einen Führer und Übersetzer namens Sori Yanagi.

Ungefähr 15 Jahre später schuf Sori Yanagi einen der Archetypen des modernen japanischen Designs, der auch sofort auf Anerkennung stieß, den Butterfly Stool.

Einige meinen in der Arbeit den Einfluss Charlotte Perriands bzw. den der europäischen Klassischen Moderne zu erkennen. Dieser Meinung sind wir allerdings nicht. Vielmehr würden wir sagen, dass das japanische Design durch die Einladungen von Charlotte Perriand oder von dem deutschen Architekten Bruno Taut nach Japan für ein breiteres Publikum sichtbar wurde. Was wiederum die Entwicklung Japans und die des japanischen Designs durchaus beförderte.

Das Japanische Kulturinstitut in Köln zeigt momentan die Ausstellung „Modernes japanisches Design“, eine Auswahl von 100 Objekten, die die Geschichte des zeitgenössischen japanischen Designs darlegt. Die Schau beginnt mit Designklassikern der Nachkriegszeit, wie den Lichtskulpturen von Isamu Noguchi, dem Reiskocher von Yoshiharu Iwata für Toshiba, Sou Shimadas TV8-301 für Sony und natürlich dem Butterfly Stool. Danach geht es weiter mit unterschiedlichsten Objekten der Gegenwart: Spielzeug, Besteck, Mobiliar, Lampen, Sicherheitshelme und natürlich einige der technischen Objekte, die Japan in den vergangenen Jahrzehnten zu seinem Reichtum verholfen haben – seien das Kameras, Fernseher, Telefone, Autos oder Motorräder.

Neben all der Technik war die Kikkoman Sojasoßen-Flasche von GK Graphics Inc. aus dem Jahr 1961 für uns ein besonderes Highlight. Die Flasche ist wirklich ein erstaunliches Objekt. Sie gibt einem geradezu den Glauben an die Einfachheit des Designberufs zurück.

Etwas bedenklich ist, dass die Ausstellung seit 2004 auf Tournee ist und in den letzten 10 Jahren nicht aktualisiert wurde. Die beiden einzigen neuen Objekte sind ein Canon Scanner von 2008 und das VAIO P Series Netbook aus dem Jahr 2009. Bedenkt man, dass 10 Jahre schon in der Politik eine lange Zeit sind, dann sind sie im Design eine echte Ewigkeit.

Es wäre also gut gewesen, man hätte die Ausstellung gründlich geupdated. Für die Zukunft empfiehlt sich das jedenfalls sehr.

Als ein Ausschnitt der japanischen Designgeschichte und als Einblick in die aktuellere Entwicklung des japanischen Designs ist die Ausstellung sehr unterhaltsam und bietet einen sorgfältigen Überblick über eine gesunde und robuste Designindustrie.

Zudem wirft die Ausstellung die naheliegende Frage auf, wie Charlotte Perriand auf die Entwicklung des Designs und der industriellen Produktion in Japan heute reagieren würde?

Weitere Details sind unter www.jki.de zu finden.

 

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