5 neue Designausstellungen im Januar 2017

Unsere Auswahl neuer Architektur- und Designausstellungen, die im Januar 2017 eröffnet werden – diesmal mit Ausstellungen in Köln, New York, Rotterdam, Atlanta und Helsinki.

5 new design exhibitions for january 2017

5 neue Designausstellungen im Januar 2017

Der Januar bietet bekanntlich die perfekte Gelegenheit darüber nachzudenken, was das vergangene Jahr gebracht hat und auf das zu hoffen, was kommen wird. In vielerlei Hinsicht also ein idealer Monat für den Besuch einer Architektur- oder Designausstellung: denn die besten Ausstellungen präsentieren doch immer eine solche Mischung aus Rückschau und Ausblick und stimmen uns so im besten Fall nachdenklich optimistisch. Außerdem kommt man aus dem Haus und entgeht der Versuchung, noch mehr Rotwein und Schokolade zu konsumieren – was andererseits aber genauso wichtig ist…

„Full House. Design by Stefan Diez“ im Museum für Angewandte Kunst Köln

Während der letzten fünfzehn Jahre hat sich der Münchner Designer Stefan Diez langsam aber sicher als einer der führenden Designer seiner Generation etabliert: Kooperationen mit Firmen wie Thonet, e15, Wilkhahn oder HAY bestätigen nicht nur sein Gefühl für die Poesie der Form, sondern vor allem auch seinen Ruf als ein Designer, der stetig auf der Suche nach neuen, logischen Konstruktionen und funktionalen Lösungen ist und für den die technische Entwicklung ebenso wichtig ist wie die Ästhetik. Mit der ersten großen Retrospektive seiner Arbeiten verspricht das Museum für Angewandte Kunst Köln, MAAK, nicht nur einen Überblick über Stefan Diez‘ Output der letzten 15 Jahre, sondern auch eine Untersuchung seiner Designprozesse, und zwar anhand etablierter Produkte und neuer, bevorstehender Projekte. Man kann so mit einer Ausstellung rechnen, die einem den Menschen Stefan Diez näherbringt und die Entwicklung des Designers Stefan Diez während der letzten anderthalb Jahrzehnte aufzeigt.

„Full House. Design by Stefan Diez“ wird am 17. Januar im Museum für Angewandte Kunst Köln, An der Rechtschule, 50667 Köln, eröffnet und läuft bis Sonntag, den 11. Juni.

Stefan Diez at work (Photo Daniel Delang © Stefan Diez Office, Courtesy Museum für Angewandte Kunst Köln)

Stefan Diez bei der Arbeit  (Foto Daniel Delang © Stefan Diez Office, mit freundlicher Genehmigung des Museums für Angewandte Kunst Köln)

„Self-Interned, 1942: Noguchi in Poston War Relocation Center“ im Noguchi Museum, Long Island City, New York City, New York USA

Am 19. Februar 1942 unterzeichnete Präsident Roosevelt das sogenannte Dekret 9066. Dabei handelte es sich um eine Verfügung, die es erlaubte bestimmte Gebiete als Militärzonen zu deklarieren und alle Japaner und Amerikaner japanischer Abstammung, die in solchen Militärzonen lebten, zu internieren. Auch wenn der japanisch-amerikanische Bildhauer und Designer Isamu Noguchi kein Bewohner eines solchen Gebietes war – also gar nicht in ein Internierungslager gemusst hätte – erklärte er sich freiwillig dazu bereit und trat so am 12.Mai 19421 ins Poston War Relocation Center ein – ganz in der idealistischen Hoffnung, etwas zu einer „idealen, kooperativen Gesellschaft“2 beizutragen. Sieben Monate später, frustriert von den mangelnden Möglichkeiten etwas positives zum Leben im Camp beizutragen, verließ er das Lager. Mit „Self-Interned 1942“ will das Noguchi Museum nicht nur seine Zeit und die künstlerische Arbeit in Poston dokumentieren, sondern auch schildern, wie diese Erfahrungen im Camp und die anti-japanischen Tendenzen der 1940er Jahre Isamu Noguchi beeinflussten beziehungsweise wie diese sich auf sein Denken über Amerika, Japan, seine eigene Herkunft und auf seine spätere Arbeit auswirkten. Die Ausstellung bietet also die Möglichkeit über den Menschen, den Künstler und den Designer Noguchi besser kennen und verstehen zu lernen.

Self-Interned, 1942: Noguchi in Poston War Relocation Center wird im Noguchi Museum, 9-01 33rd Road (Vernon Boulevard), Long Island City, New York, NY 11106 am Mittwoch, den 18. Januar eröffnet und läuft bis Sonntag, den 7. Januar 2018 (ein ganzes Jahr also).

1. Masayo Duus, The life of Isamu Noguchi: journey without borders, Princeton University, Princeton, N.J, 2004

2. ebd

Poston War Relocation Center, Arizona (Foto Fred Clark, 1. Juni 1942. US National Archives, Identifier 536152 https://catalog.archives.gov/id/536152)

Poston War Relocation Center, Arizona (Foto Fred Clark, 1. Juni 1942. US National Archives, Identifier 536152 https://catalog.archives.gov/id/536152)

„Food by Design: Sustaining the Future“ im Museum of Design Atlanta, Georgia, USA

Eine der lächerlichsten Entwicklungen der letzten Jahre war ohne Frage die des „Food Design“: eine Idee, die so oberflächlich und unerheblich wie widerlich und sinnlos ist. Viel wichtiger und interessanter ist doch die Frage, wie Design helfen könnte, eine erfolgreiche Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung sicherzustellen, ohne, dass sie sich mehr als nötig ungünstig oder negativ auf unseren Planeten und seine natürlichen Ressourcen auswirkt. Mit einer Untersuchung der Zukunft der „Nahrung“, vor allem der Zukunft der Landwirtschaft und Nahrungsverteilung, will „Food by Design“ Designer, Wissenschaftler, Ingenieure und Mitarbeiter aus der Lebensmittelindustrie in einem interdisziplinären Diskurs zusammenbringen, um mithilfe des Designs neu über eher traditionelle Ansätze in den Bereichen Nahrungsmittel und Landwirtschaft nachzudenken. Wenn wir ein kleines Problem mit der Ausstellung haben, dann wohl das wiederholte Auftauchen des Wortes „Foodie“ in den diversen Pressetexten und Benachrichtigungen: in der von der Ausstellung prophezeiten Zukunft wird es solche Verirrungen hoffentlich nicht geben – die Welt wäre dann auf jeden Fall eine bessere.

Food by Design: Sustaining the Future wird im Museum of Design Atlanta, 1315 Peachtree St. NE, Atlanta, GA 30309 am 22. Januar eröffnet und läuft bis Sonntag, den 7. Mai.

Museum of Design Atlanta "Design = Change" They ain't wrong.....

Das Museum of Design Atlanta sagt: Design = Change. Sie liegen nicht falsch damit…

„Designing the Surface“ im Het Nieuwe Instituut, Rotterdam, Holland

Die große Ironie von „Designing the Surface“ ist, dass die Ausstellung nur oberflächlich mit Design zusammenhängt – dennoch aber einen wichtigen Teil des Designprozesses behandelt: die Wahl der Oberfläche, der Oberflächenbehandlung. Grundsätzlich ist die Wahl der Oberfläche eines Produktes eine rein funktionale, bei der es hauptsächlich um den Schutz dessen geht. Allerdings kann die Oberfläche – und sie tut es automatisch – unsere Beziehung zum Produkt beeinflussen und bestimmen: sei es durch die Taktilität oder in emotionaler Hinsicht, beispielsweise durch die Möglichkeit einer Patina. Zudem macht die Oberflächenbehandlung häufig das Design selbst aus: das Objekt ist dann eher ein passives Verbindungselement mit dessen Oberfläche der Designer einen neuen Prozess oder eine neue Verwendung von Materialien demonstriert. Die richtige Oberfläche lässt ein Objekt zudem modischer erscheinen – was natürlich rein oberflächlich ist. Mit einer Untersuchung der Oberflächen in fünf Kategorien – Patina, Glanz, Faux, Wirkung und Teflon – hört sich Designing the Surface nach der Sorte Ausstellung an, bei der Designer und Architekten ganz besonders aufgeregt werden; wie Kinder, die in den Zoo gehen. Allerdings verspricht die Ausstellung auch eine gute Einführung zu einem regelmäßig übersehenen Teil des Designprozesses, der notwendigerweise oberflächlich, deshalb aber nicht weniger interessant oder wichtig ist.

„Designing the Surface“ läuft im Het Nieuwe Instituut, Museumpark 25, 3015 CB Rotterdam von Sonntag, 29. Januar bis Sonntag, 25. Juni.

Lex Pott, True Colours vases, 2016 (Photo © Taisuke Koyama, Courtesy Het Nieuwe Instituut)

Lex Pott, True Colours Vasen, 2016 (Foto © Taisuke Koyama, mit freundlicher Genehmigung des Het Nieuwe Instituut)

„Utopia Now – The Story of Finnish Design“, Designmuseo, Helsinki, Finnland

Neue Dauerausstellungen sind inzwischen fast schon eine regelmäßige Rubrik dieser Rubrik. 2017 feiert Finnland seinen hundertsten Geburtstag als unabhängige Nation. Grund genug, hat sich das Designmuseum Helsinki gedacht, um die Präsentation der ständigen Sammlung zu überarbeiten und den Fokus darauf, wie sich finnisches Design in den vergangenen 100 Jahren entwickelt und zum heutigen Finnland beigetragen hat, zu schärfen. Mit mehr Objekten und Informationen als vorher und neuer Multimediapräsentation hört sich Utopia Now – The Story of Finnish Design nach einem wertvollen neuen Beitrag zum „Design im skandinavischen Kontext“ (nicht pauschal zu „skandinavischem Design“) an.

Utopia Now – The Story of Finnish Design wird im Designmuseo, Korkeavuorenkatu 23, 00130 Helsinki am 27. Januar 2017 eröffnet .

Utopia Now - The Story of Finnish Design, sketch of the upcoming exhibition at Designmuseo Helsinki (Image The Bond Creative Agency, courtesy Designmuseo Helsinki)

Utopia Now – The Story of Finnish Design, Skizze der anstehenden Ausstellung im Designmuseo Helsinki (Foto © The Bond Creative Agency, mit freundlicher Genehmigung des Designmuseo Helsinki)

Tagged with: , , , , , , , , , , , ,