5 neue Designausstellungen im März 2017

Die ersten Vorboten des Frühlings waren für George Orwell vor allem die Kröten, die aus ihrem unterirdischen Winterschlaf auftauchen und sich wieder in den großen Kreislauf des Lebens begeben.

Für uns sind es nicht die Kröten, es ist vielmehr der Sturm an weltweit neu eröffnenden Design- und Architekturausstellungen jeden März, der uns den Frühling ankündigt. Die internationale Museums- und Galerien-Community erwacht förmlich aus ihrem Winterschlaf.

Zu unseren Highlights im März 2017 gehören Ausstellungen in Bielefeld, Helsinki, Weil am Rhein, Utrecht und Paris.

5 New Design Exhibitions for March 2017„Partner in Design: Alfred H.Barr Jr. und Philip Johnsen. Bauhaus-Pioniere in Amerika“ in der Kunsthalle Bielefeld

Wie wir schon oft bemerkt haben, verdankt das Bauhaus ein gutes Stück seines mystischen Status‘ der Rezeption durch die Amerikaner und der Art und Weise, wie man die führenden Protagonisten der Institution in der zeitgenössischen amerikanischen Architektur- und Designszene hofierte.

Zwei Hauptrollen in dieser Geschichte spielten Alfred H. Barr, der Gründungsdirektor des Museum of Modern Art New York, MoMA, und der Architekt und erste Direktor der MoMA Architekturabteilung, Philip Johnson. Die beiden organisierten nicht nur zahlreiche Design- und Architekturausstellungen in den 1930er-Jahren, in denen das Bauhaus und seine Protagonisten einen prominenten Platz einnahmen, sie halfen vor allem auch den emigrierten Bauhäuslern dabei in Amerika Fuß zu fassen.

Die vom Montreal Museum of Fine Arts organisierte und kuratierte Ausstellung untersucht Barrs und Johnsons Rolle bei der Etablierung des Bauhaus‘, bzw. der europäischen Moderne in Amerika. In den Fokus gerückt werden soll ihre professionelle und persönliche Unterstützung der Bauhaus Bewegung und ihr persönliches Interesses am Stil der Moderne und dem Funktionalismus. Zu diesem Zweck werden Einblicke in ihre eigenen Wohnungen präsentiert. Neben Werken der Bauhäusler kommen Arbeiten von amerikanischen Designern wie Allan Adler, Charles & Ray Eames oder Eva Zeisel hinzu, denen, so argumentieren die Kuratoren, die Bauhaus Ideale wie sie Barr und Johnson vertraten zu Grunde liegen.

„Partners in Design: Alfred H. Barr Jr. und Philip Johnson. Bauhaus-Pioniere in Amerika“ wird am Samstag, den 25. März in der Kunsthalle Bielefeld, Artur-Ladebeck-Strasse 5, 33602 Bielefeld eröffnet und läuft bis Sonntag, den 23. Juli.

Philip Johnson and Alfred Barr, Lake Maggiore, Switzerland, April 1933. (Photo © The Museum of Modern Art)

Alfred H. Barr (l.) und Philip Johnson (r.), Lago Maggiore, Schweiz, April 1933. (Foto © The Museum of Modern Art)

„Modern Life!“ im Helsinki Art Museum, Helsinki, Finnland

2017 feiert Finnland den hundertsten Jahrestag seiner Unabhängigkeit und wie es sich anschickt zu einem solchen Anlass, wird über die Dauer eines Jahres ein Programm von Veranstaltungen präsentiert, das sich allem Finnischen widmet. Eine der zentralen Veranstaltungen in Sachen kreatives Finnland ist die Ausstellung „Modern Life!“ – organisiert vom Helsinki Art Museum in Kooperation mit dem Alvar Aalto Museum, dem Finnish Museum of Photography, dem Design Museum und dem Museum of Finnish Architecture. „Modern Life!“ verspricht nicht nur einen umfassenden Überblick der Moderne in Finnland, sondern will auch herausstellen, wie die Moderne dem noch jungen Land zu einer Art nationalen Identität verhalf. In umgekehrter Weise geht es auch darum, wie sich Ideen des „Finnischen“ auf Kunst, Architektur und Design dieser Periode auswirkten – in und über Finnland hinaus. Abgesehen davon feiert die Ausstellung einfach auch die großen finnischen Talente: darunter Alvar Aalto, Viljo Revell, Kaj Franck, Tapio Wirkkala oder Eliel Saarinen.

„Modern Life!“ wird am Freitag, den 3. März im Helsinki Art Museum, Eteläinen Rautatiekatu 8, 00100 eröffnet und läuft bis Sonntag, den 30. Juli.

Paimio Chair by Alvar Aalto for Artek

Paimio Chair von Alvar Aalto für Artek. Feinste Finnische Moderne.

„Monobloc – Ein Stuhl für die Welt“ im Vitra Design Museum Schaudepot, Weil am Rhein

Im Jahr 1972 veröffentlichte Stamp, ein französischer Hersteller von Kunststoffgütern, den Plastiksessel Fauteuil 300 von Henry Massonnet. Ein Stuhl aus geformtem Kunststoff, der über vierzig Jahre später weltweit als Monobloc bekannt ist. Der Stuhl funktioniert global und ist im Grunde allgegenwärtig. Wenn auch nicht immer in der Form des Fauteuil 300 – in den letzten Jahrzehnten haben zahlreiche weitere Hersteller ihre Versionen des Originals von Massonnet produziert. Alle sind ohne Ausnahme Monoblocs. Mit der Ausstellung „Monobloc – Ein Stuhl für die Welt“ will das Vitra Design Museum nicht nur die aktuelle Relevanz und Rolle des Monoblocs untersuchen, sondern auch seine Entwicklung im Kontext der Geschichte des Möbeldesigns und der Möbelproduktion unter die Lupe nehmen. Vielleicht wird so deutlich, dass sich der Monobloc seine Allgegenwärtigkeit einfach verdient hat.

„Monobloc – Ein Stuhl für die Welt“ wird am Freitag, den 17. März im Vitra Design Museum Schaudepot, Vitra Campus, Charles-Eames-Strasse 2, 79576 Weil am Rhein eröffnet und läuft bis Sonntag, den 18. Juni.

Monobloc - A Chair for the World, Vitra Design Museum Schaudepot (Photo Christoph Sagel, courtesy Vitra Design Museum)

„Monobloc – Ein Stuhl für die Welt“, Vitra Design Museum Schaudepot (Foto Christoph Sagel, mit freundlicher Genehmigung des Vitra Design Museums)

„Rietveld’s Masterpiece; Long live De Stijl!“ im Centraal Museum, Utrecht, Holland

Im Oktober 1917 wurde die erste Ausgabe des Magazins De Stijl veröffentlicht, die gewissermaßen formell den Beginn der legendären niederländischen Avantgarde-Bewegung ankündigte. 1918 schloss sich Gerrit Rietveld der De Stijl Bewegung an und übertrug ihre Ideale im Jahr 1924 mit dem Rietveld Schröder Haus in Utrecht auf die Architektur. Mit Blick auf den hundertsten Geburtstag präsentiert Utrechts Centraal Museum eine Ausstellung, die Rietveld als Kanal benutzt um eine neue Interpretation der zentralen Bauwerke der De-Stijl-Bewegung aufzuwerfen. Anhand von Rietvelds Arbeiten und denen seiner Zeitgenossen, wie beispielsweise Theo van Doesburg, Bart van der Leck und Willem van Leusden, verspricht die Ausstellung einen umfassenden Überblick über Rietvelds Leben, Arbeit und Beweggründe. Rietvelds Masterpiece schließt mit einer sich entfaltenden Kunstinstallation, in der der niederländische Künstler David Bade die Antworten der Besucher auf die Frage „Was ist deine Lieblingstätigkeit“ in ein neues alternatives Rietveld Schröder Haus verwandelt.

„Rietveld’s Masterpiece; Long live De Stijl!“ wird am Samstag, den 4. März im Centraal Museum, Agnietenstraat 1, Utrecht eröffnet und läuft bis Sonntag, den 11. Juni.

The Rietveld Schröder House (Photo & © CMU/Ernst Moritz/Pictoright)

Das Rietveld Schröder Haus (Foto & © CMU/Ernst Moritz/Pictoright)

„Imprimer le monde“ im Centre Pompidou, Paris, Frankreich

Langsam aber sicher entkommt der 3D-Druck der Nerd-Ecke und etabliert sich in der realen Welt: Früher oder später wird er wohl zu einem unverzichtbaren Teil unseres täglichen Lebens werden. Soweit ist es noch nicht – es wird aber so kommen. Mit der Ausstellung „Imprimer le monde“ will das Centre Pompidou Paris den Einfluss des 3D-Drucks auf den Bereich der Kunst, des Designs und der Architektur untersuchen. Letztendlich geht es also darum, wie die Technologie kreative Prozesse und die Wahrnehmung von Objekten, Räumen und Materialien verändert. Dabei geht es nicht nur um Veränderungen der Produktionsprozesse, sondern auch um neue Technologien, die der 3D-Druck hervorbringt. Mit Beiträgen von 30 jungen Kreativen, darunter Joris Laarmann, Fabio Gramazio & Matthias Kohler, Achim Menges und Ronan & Erwan Bouroullec, liefert „Imprimer le monde“ eine gute Einführung und einen Überblick zum aktuellen Geschehen um die 3D-Druck-Technologie und hilft dabei sich vorzustellen, was möglich ist, wohin uns das bringen könnte und was das wiederum zu bedeuten hat…

„Imprimer le monde“ wird am Mittwoch den 15. März im Centre Pompidou, Place George-Pompidou, 75004 Paris eröffnet und läuft bis Montag, den 19. Juni.

 

Dutch Design Week 2014 Dirk Vander Kooij Chubby Chair

Der 3D-gedruckte Chubby Chair von Dirk Vander Kooij, hier gesehen auf der Dutch Design Week 2014

 

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