Vitra Design Museum: Lightopia Talk. Richard Sapper – Ein Lebenswerk

Mit der hinter uns liegenden Wintersonnenwende und den länger werdenden Tagen neigt sich die Vitra Design Museum Ausstellung „Lightopia“ langsam ihrem natürlichen Ende entgegen.

Aber bevor die Lichter am 9. März endgültig ausgehen, gibt es noch ein paar echte Highlights aus dem Begleitprogramm zu erleben. So am Dienstag, den 23. Januar 2014, ein Gespräch mit und über den in Mailand lebenden Designer Richard Sapper.

1932 in München geboren, arbeitete Richard Sapper mit und für Unternehmen wie Daimler-Benz, Kartell, Siemens und Alessi, hat Fernseher, Telefone, Stühle, Espressomaschinen, Bücherregale und Telefonzellen und, nicht zu vergessen, seine wohl berühmteste Arbeit und wohl auch der Grund für seine Einladung ins Vitra Design Museum, die Tizio Lampe für Artemide von 1972, entworfen.

Die Idee hinter Tizio ist so einfach wie egoistisch: „Ich habe gern beim Arbeiten oder Lesen das Licht nur auf dem Blatt Papier vor mir und den Rest des Raumes im Halbdunkel. Ich fühle mich so ungestörter und kann mich besser konzentrieren.“1 Da so eine Lampe nicht existierte, designte Richard Sapper sie. Und glücklicherweise war Artemide so begeistert, sie in die Produktion aufzunehmen.

Unter Verwendung eines zweigliedrigen Leuchtenarmes liegt die Genialität der Tizio Leuchte in der Tatsache, dass das Gleichgewicht und die Bewegung der Arme durch ein Gegengewichtssystem reguliert wird. Keine Federn, keine Stahlseile, keine Schrauben zur Befestigung. Als solche kann Tizio mühelos in praktisch jede Position gebracht werden. Wenn es sein muss, mit nur einem Finger… Diese Bewegungsfreiheit wird von einem Verzicht auf Kabel unterstützt. Die Elektrizität fließt durch den Rahmen, die Stromhauptleitung wird zuvor über einen Transformator im Sockel in eine Niedervoltspannung konvertiert.

Daneben war die Tizio eine der ersten Lichtojekte, die Halogenlampen nutzt – eine Lichtquelle, die in den 1970ern fast ausschließlich für Autoscheinwerfer verwendet wurde. Oder wie es Richard Sapper 2010 in der „Zeit“ formulierte: „Wenn Sie eine Ersatzbirne für die Tizio haben wollten, dann mussten Sie zur Tankstelle fahren.“So wird Richard Sappers Leuchte auch bei dem Teil von Lightopia präsentiert, in dem es um die Entscheidung der EU geht, konventionelle Leuchtmittel abzuschaffen.

So unkonventionell und genial wie das Lampendesign ist, dauerte es eine Weile, bis die Öffentlichkeit bereit für das Objekt war. Laut Artemide Gründer Ernesto Gismondi wurden von der Tizio im ersten Jahr nur 1000 Stück verkauft, im zweiten gerade einmal 500.3 Doch in den seither vergangenen vier Jahrzehnten hat sich die Tizio Tischleuchte nicht nur zu einem populäreren und kommerziell erfolgreichen Designobjekt entwickelt, sondern auch zu einem der meist kopierten. Laut Gismondi zahlt Artemide jedes Jahr ein kleines Vermögen, um es mit den Plagiateuren aufzunehmen, wo auch immer sie sie finden.

Im Laufe des Abends wird Richard Sapper zweifellos all diese Aspekte seiner Tizio Lampe noch im Detail darlegen sowie etwas allgemeiner über die 1960er für Industriedesigner und seinen Blick auf den aktuellen Stand der Designindustrie sprechen.

Die Veranstaltung klingt sehr vielversprechend und wir können jedem, der es einrichten kann, nur empfehlen vorbeizuschauen.

„Lightopia Talk. Richard Sapper – Ein Lebenswerk“ findet am Donnerstag, den 23. Januar 2014, im Vitra Design Museum, Weil am Rhein statt. Der Eintritt ist frei.

1 Hans Höger „Die Tizio-Leuchte von Richard Sapper“ Verlag form, Frankfurt am Main, 1997

2 Tillmann Prüfer, Designer Richard Sapper. Der Weltverbesserer. Die Zeit 09.04.2010 http://www.zeit.de/2010/15/Richard-Sapper-15/ Accessed 15.01.2014

3 Uta Brandes „Richard Sapper. Werkzeuge für das Leben“ Steidl Verlag, Göttingen, 1993

Richard Sapper Tizio Artemide

Tizio von Richard Sapper für Artemide

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