Passagen Köln 2016: „A&W-Designer des Jahres 2016“ – Jasper Morrison. Die Ausstellung.

Im Jahr 2016 verleiht das deutsche Architektur- und Designmagazin zum 20. Mal seinen Award „A&W-Designer des Jahres“. Jasper Morrison ist der 20. Preisträger und schließt sich damit vorherigen Gewinnern wie Achille Castiglioni 1997, Paola Navone 2000, Gaetano Pesce 2006 und den Gewinnern der jüngeren Zeit, wie Werner Aisslinger 2014 und Michele De Lucchi im Jahr 2015 an. Das bedeutet erfreulicherweise, dass es im Rahmen der Passagen Interior Design Week Köln 2016 eine Jasper-Morrison-Ausstellung gibt.

The exhibition A&W Designer of the Year 2016 - Jasper Morrison, Passagen Cologne 2016

„A&W Designer des Jahres 2016“ – Jasper Morrison. Die Ausstellung.

Jasper Morrison wurde in London geboren und studierte an der Kingston Polytechnic Design School und am Royal College of Art London, bevor er 1986 sein eigenes Studio gründete. Nach seinen ersten zaghaften kommerziellen Schritten mit dem in London ansässigen Unternehmen SCP erfolgte Jasper Morrisons internationales Debüt im Jahre 1986 als der Hersteller Capellini aus Mailand seinen Thinking Man’s Chair herausbrachte. Im Laufe der folgenden 30 Jahre arbeitete Jasper Morrison mit verschiedenen Herstellern, wie Vitra, Magis oder Flos an Möbel- und Lichtprojekten. Zudem realisierte er zahlreiche Projekte in den Bereichen Küchenzubehör, Accessoires und Elektrogeräte für Hersteller wie Samsung, Maharam oder Alessi. Im Jahr 2015 ehrte das Centre d’innovation et de design au Grand-Hornu in Belgien Jasper Morrison mit der Retrospektive „Thingness“, der ersten Retrospektive eines Designers, bei dem „reduziert“ sowohl für seine Rolle in der Öffentlichkeit als auch für seine Designs gelten kann. Wieso entschied man sich für eine Retrospektive?

„Es wurde einfach Zeit“, so Jasper Morrison, „sie haben mich gefragt, ob ich Interesse daran hätte und ich fand, dass es ein guter Zeitpunkt war, sich mal alles anzuschauen, drei Jahrzehnte Arbeit …“

Uns interessiert, ob das eine gute Erfahrung war …

„Ja, sehr, es war sehr schön und es hat mir sehr gut gefallen, dass es eine Konsistenz zwischen den unterschiedlichen Arbeitszeiträumen gab.“

Diese Konsistenz ist auch in der Ausstellung in Köln vorhanden. Die Ausstellung zur Auszeichnung „A&W-Designer des Jahres“ als Retrospektive zu bezeichnen, wäre wie immer zu viel des Guten und würde das Ganze ungenießbar machen. Es ist ein flüchtiger Überblick über das kommerzielle Werk eines Designers, aber genug, um einen schnellen Einblick in die Bedeutung und idealerweise die Relevanz des ausgewählten Designers zu gewähren. In Jasper Morrisons Fall schließt dies Objekte wie den Magis Air Chair, den Vitra Ply-Chair, das gusseiserne, für Oigen entwickelte Kochgeschirr und natürlich den Thinking Man’s Chair aus dem Jahr 1986 mit ein.

Plywood Chair by Jasper Morrison through Vitra and the bin Trash for Magis, as seen at the exhibition A&W Designer of the Year 2016 - Jasper Morrison, Passagen Cologne

Ply-Chair von Jasper Morrison für Vitra und der Papierkorb Trash für Magis, gesehen in der Ausstellung „A&W-Designer des Jahres 2016“

Als Überblick über Jasper Morrisons kommerzielles Werk schließt die A&W-Ausstellung das aus, was für uns einer der faszinierenderen und interessanteren Momente in Morrisons Karriere ist. Berlin. 1982 wurde Jasper Morrison, der zu dieser Zeit noch am Royal College studierte, ein Stipendium für einen einjährigen Deutschlandaufenthalt angeboten. Aufgrund persönlicher Kontakte entschied er sich für die Universität der Künste, UdK, in Berlin. Die Entscheidung für Berlin machte ihn nicht nur mit dem kontrollierten Chaos der 1980er Jahre in West-Berlin vertraut, sondern auch mit der neuen Deutschen Designszene. Unsere älteren Leser wird es freuen, dass wir mit Jasper Morrison tagelang, wenn nicht wochenlang, über seine Erfahrungen in Berlin sprechen könnten. Wir haben es jedoch geschafft, uns auf einige schnelle Fragen zu beschränken, zum Beispiel auf den Hintergrund zu dem Text „The Poet will not Polish“, den er für den Ausstellungskatalog zur UdK-Ausstellung „Kaufhaus des Ostens“ im Jahr 1984 verfasste. Der Text zählt zu unseren Lieblingstexten über Design und ist die wunderbarste Erklärung darüber, wie die Designer der Postmoderne der 1980er Jahre sich selbst und auch die Gesellschaft vom Denken der Funktionalisten der Zwischenkriegsjahre frei zu machen versuchten. Wir fragten, ob der Text seinen Ursprung in London hat, ob der junge Morrison mit solchen Gedanken im Gepäck in Deutschland angekommen ist?

„Nein, ich habe den Text in Berlin geschrieben.“

Also hat Sie Ihre Zeit an der UdK inspiriert?

„… oder die Zeit, die ich nicht an der UdK verbracht habe! In der ich durch die Straßen gezogen bin und mich umgesehen habe!“

Hatten Sie Kontakt zu den anderen Mitgliedern des Neuen Deutschen Designs?

„Ja, in Hamburg fand zum Beispiel eine Ausstellung namens „Möbel perdu“ statt und dort haben wir Leute aus Köln oder Düsseldorf getroffen und uns war bewusst, dass es eine Szene gab, das war faszinierend. Ich erinnere mich an einen Kerl, der einen Rietveld Stuhl aus Gummi entwickelt hat, der wunderbar biegsam war, das war eine gute Zeit …“

… sind das Erfahrungen, die noch heute auf Sie einwirken?

„Nein, das ist zu lange her, das müssen prägende Momente gewesen sein, aber jetzt ist das alles so lange her.“

Sind Arbeiten wie der Handlebar Table noch Objekte, die Jasper Morrison schätzt und mit sich verbindet?

„Ja, und ich denke, dass man ihn hier auch ganz gut einfügen könnte, er ist nicht übermäßig weit davon entfernt. Aber ich könnte es mir nicht vorstellen, heute so etwas zu entwickeln.“

Thinking Man's Chair by Jasper Morrison for Cappellini, as seen at the exhibition A&W Designer of the Year 2016 - Jasper Morrison, Passagen Cologne

Thinking Man’s Chair von Jasper Morrison für Cappellini, gesehen in der Ausstellung „A&W-Designer des Jahres 2016“

In den letzten Jahren ist Jasper Morrison eher durch seine regelmäßige Zusammenarbeit mit, sagen wir, weniger bekannten Firmen in Erscheinung getreten. Die Vitras und Cappellinis dieser Welt bekommen noch ihre neuen Objekte, aber eben auch Firmen wie Nikari, Maruni oder, und für uns am interessantesten, Mattiazzi. 1979 gegründet, stellte Mattiazzi fast 30 Jahre lang Holzkomponenten für die Möbelindustrie her, bevor man entschied, selbst zu produzieren. Das Unternehmen stellte den in München ansässigen Designer Nitzan Cohen ein, um die erste Kollektion zu designen. In kürzester Zeit hatte Mattiazzi ein beachtliches Netzwerk an Designern vorzuweisen, darunter Ronan und Erwan Bouroullec, Konstantin Grcic und Jasper Morrison. Uns stellte sich immer die Frage, wieso sich ein Jasper Morrison dazu entschlossen hat, für eine Marke wie Mattiazzi zu arbeiten.

„Sie sind eine schöne, sehr frische Firma und es kommt recht selten vor, dass sich eine Firma an dich wendet, die kein riesiges Sortiment hat. Mit einem Unternehmen wie Mattiazzi ist man ein bisschen freier, als wenn man mit einer etablierteren Firma arbeitet, die eine lange Unternehmensgeschichte hinter sich hat.“

Wir wagen zu fragen, ob man als Designer auch in den frühen Zeiten von Vitra und Cappellini freier war, als sie noch nicht so große Namen hatten wie heute?

„Ja, ich vermute, in gewisser Hinsicht war das so.“

Wenn diese Ausstellung und „Thingness“ Rückblicke sind, wie sieht dann der Ausblick aus …?

„Es gibt keinen großen Plan“, so Morrison, „dir begegnen Projekte und wenn sie interessant sind, sagst du zu.“

Was dabei herauskommt, wenn Jasper Morrison sich Projekte vornimmt, die ihn interessieren und ihm Freiraum lassen, ist in der Ausstellung „A&W-Designer des Jahres 2016“ zu sehen.

Die Jasper-Morrison-Ausstellung „A&W-Designer des Jahres 2016“ ist bis Sonntag, den 24. Januar im Kölnischen Kunstverein, Hahnenstraße 6, 50667 Köln zu sehen.

Tagged with: , , , ,