Was haben innovative Ideen und Wiener Kaffeehauskultur gemeinsam? Nicht viel, könnte man meinen … Und doch hat smow Schwarzwald kürzlich zusammen mit seinen Partnern Nimbus und Thonet ein Architektenevent auf die Beine gestellt, das rund um das Motto „Neues Arbeiten“ hervorragend gezeigt hat, dass Thonets Designtradition aus dem 19. Jahrhundert und innovative Arbeitslösungen durchaus unter einen Hut zu bringen sind.
Längst steht fest: Die Arbeitswelt verändert sich, und das rasend schnell. Aufgaben, Arbeitsorte und Arbeitende müssen flexibler sein, sich stetig neu anpassen um mithalten zu können. Und so komplex wie unsere Arbeit heutzutage ist, so komplex sind auch unsere Bürowelten inzwischen. Neues Arbeiten verlangt nach immer offeneren und flexibleren Strukturen, die Kommunikation, agiles Arbeiten und Projektarbeit unterstützen und fördern. All das birgt nicht nur Herausforderungen an die Arbeitenden, sondern naturgemäß auch an Planer, Architekten und Einrichter. Möbel, Beleuchtung, Raumakustik – alles Dinge, die neu gedacht werden müssen. Was liegt also näher, als Experten auf dem Gebiet der innovativen Büroeinrichtung im Rahmen einer Weiterbildungsveranstaltung zu Wort kommen zu lassen?
Das Architektenevent fand passenderweise im smow Showroom in Villingen statt, der selbst ein anschauliches Beispiel für moderne Büroraumgestaltung abgibt. In Fachvorträgen und Diskussionen wurde das Thema innovative Büroeinrichtung von verschiedenen Seiten beleuchtet, bevor Erlerntes im Rahmen eines Workshops angewandt werden konnte. Aufgrund der hohen Qualität der Fachvorträge wurde die Veranstaltung von der Architektenkammer Baden-Württemberg als anerkannte Fortbildung eingestuft, sodass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer entsprechende Punkte für den Besuch erhielten.
Den Anfang machte Leonardo Sartori aus dem Stuttgarter Architekturbüro Wittfoht Architekten. In seinem Vortrag „Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation“ gab er Impulse für die Diskussion rund um das Thema Neues Arbeiten. Seine Projektbeispiele reichten dabei vom Adidas-Hauptquartier in Herzogenaurach über das Finanzamt in Karlsruhe bis hin zur Welthandelsorganisation (WTO) in Genf – unterschiedliche Branchen, die jedoch eines gemeinsam haben: Sie sollen fit für die Zukunft gemacht werden.
Es folgte Benjamin Müller, Experte in den Bereichen kognitive Ergonomie und Psychoakustik am Fraunhofer Institut Stuttgart, mit dem Vortrag „Mensch-zentrierte Lösungen zur Gestaltung gesunder, leistungsfähiger Büros – Ansätze aus der angewandten Forschung“. Dieser gewährte spannende Einblicke in wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Bereich der Büroraumgestaltung und deren Wirkung auf die Nutzer der jeweiligen Büroräumlichkeiten. So lieferte er spannende, gute Ansätze, wie eine zeitgemäße, gesunde Bürowelt aussehen kann, die sowohl den Nutzern als auch unternehmerischen Zielen gerecht wird.
Eine Herausforderung, die Akustikplannerinnen und -planern immer öfter begegnet, ist der anhaltende Trend zu offenen Büroräumen und harten Raumoberflächen. Entsprechend durfte ein vertiefender Beitrag zum Thema Akustik nicht fehlen. „Grundlagen der Raumakustik – ganzheitliche Ansätze kreativer Raumakustikplanungen mit integrierten Lichtlösungen“ von Günter Schaffer, Akustikplaner bei Rossoacoustic, lieferte so Know-how, Hintergrundinformationen sowie handfeste Lösungsansätze, bei denen Akustikabsorber mit modernen LEDs bestückt werden und so State-of-the-art-Beleuchtung und -akustik gerecht werden.
Die Perspektive eines Bauherrn wurde durch Jens Heid, Architekt und Gebäudemanager bei Siedle, in „Kleine Bohne, große Wirkung – Wie ein Getränk die Kommunikationskultur im Unternehmen verändert“ präsentiert. An Praxisbeispielen wurde beleuchtet, wie wichtig die Kommunikation als Hauptschwerpunkt bei der Raumplanung ist. Sowohl im offenen Büroraum als auch in speziellen Kommunikationsflächen steht die Aufenthaltsqualität als Baustein für eine bessere Vernetzung im Vordergrund. Dabei zählt jedes Detail – bis hin zur Kaffeemaschine.
Nach Vorträgen und Diskussionen wurde das Event durch einen 60-Minuten-Speed-Workshop (Thema: „Das Bürogebäude als Lebensraum für den Wissensarbeiter von morgen – die strategische Verantwortung des Bauens“) abgerundet, in dem die Workshopteilnehmer sich in die Rolle dreier unterschiedlicher Bauherrn versetzen sollten. Moderiert von Toni Piskac von der Beratungs- und Planungsgesellschaft tnpx aus Berlin durchliefen die Teilnehmer drei Stationen zu den Themen Raum, Organisation und Kultur und erarbeiteten dabei in Gruppensessions die Grundlagen für den weiteren Planungsprozess. Herausgekommen sind trotz identischen Grundrisses ganz unterschiedliche Ergebnisse, welche am Ende dem Auditorium präsentiert wurden.
Die spannenden und höchst unterschiedlichen Beiträge und der anschließende Workshop sorgten für anregende Diskussionen zu den Themen Neues Arbeiten, Akustik, Ergonomie & Co. Einig war man sich am Ende vor allem in einem Punkt: Trotz wichtiger neuer Technologien werden sich emotionale Begegnungsorte mit entsprechender Aufenthaltsqualität immer durchsetzen – so wie es in der Wiener Kaffeehauskultur seit dem 19. Jahrhundert vorgelebt wird.