„Yrjö Kukkapuro – Magic Room“ im Espoo Museum of Modern Art, EMMA

„Meine Arbeit war… Wie soll ich es sagen? Eine ständige Kontemplation“, sagt Yrjö Kukkapuro.1

Das Espoo Museum of Modern Art, EMMA, lädt uns mit der Ausstellung „Yrjö Kukkapuro – Magic Room“ dazu ein, über Yrjö Kukkapuros Kontemplationen nachzudenken…

Yrjö Kukkapuro - Magic Room, Espoo Museum of Modern Art, EMMA

„Yrjö Kukkapuro – Magic Room“, Espoo Museum of Modern Art, EMMA

Yrjö Kukkapuro wurde am 6. April 1933 in Wyborg, damals ein Teil Finnlands, heute ein Teil Russlands, geboren. 1955 schrieb er sich am Institut für Industriekunst in Helsinki ein, das damals im Kunstmuseum Ateneum der Stadt untergebracht war. Nach seinem Abschluss 1958 gründete er sein eigenes Atelier, den sogenannten Contemplation Room, der seit 1969 in einem Beton- und Glasbau in der Gemeinde Kauniainen zwischen Helsinki und Espoo untergebracht ist. Bei dem Gebäude handelt es sich um eine schalenartige Beton- und Glaskonstruktion, die Yrjö und seine Frau Irmeli zusammen mit dem Ingenieur Eero Paloheimo entworfen haben und die, wie man in “Magic Room” erfährt, ursprünglich als Fiberglas- und Glaskonstruktion geplant war, bevor die Kosten eine Änderung des Plans notwendig machten. Das Projekt kann somit als Neuinterpretation der dünnwandigen Betonschalenkonstruktionen eines Ulrich Müther oder eines Pier Luigi Nervi im Kontext eines neuartigen Materials verstanden werden.

Wie die Ausstellung “Magic Room” verdeutlicht, war Fiberglas in den Anfangsjahren von Yrjö Kukkapuros Karriere das Material seiner Wahl: Zu Beginn von “Magic Room” wird man vom Beistellstuhl 414 aus dem Jahr 1965 begrüßt, der Teil einer Reihe quadratischer Stühle aus Fiberglas aus den 1960er Jahren ist, die in ihrer selbstbewussten quadratischen Form und ihrer physischen Präsenz eine sehr schöne Gegenposition zu den zehn Jahre älteren Tulip-Stühlen des Finnen Eero Saarinen darstellen. In ihrer Verkörperung filigraner Vergänglichkeit spiegeln diese die üppigeren Aspekte des Jugendstils wider, die Kukkapuros Beistellstuhl 414 strikt ablehnt. Das Gleiche gilt für Kukkapuros Karuselli-Sessel aus Fiberglas, Leder und Metall aus dem Jahr 1964, dem man auch im ersten Kapitel von “Magic Room” begegnet. Dieser Sessel ist wohl Kukkapuros bekanntestes Werk. Glaubt man der verbreiteten Geschichte, entstand der Sessel, nachdem Kukkapuro rückwärts in eine Schneeverwehung gefallen war. Er empfand die unfreiwillige Sitzposition, die er einnehmen musste, als so bequem, dass er versuchte, einen Sessel zu entwickeln, der dem Sitzen in einer Schneeverwehung nahekommt. Ähnlich wie ein Kreisel erlaubt der Karuselli außerdem Bewegungen in alle Richtungen gleichzeitig und ist damit einer der wenigen Stühle, die bei übermäßiger Nutzung zu Reisekrankheit führen können.

Dann kamen die 1960er Jahre und damit auch die 1970er Jahre, die von der Ölkrise geprägt waren. Diese Krise führte nicht nur dazu, dass synthetische Kunststoffe teurer wurden, sondern auch dazu, dass die ökologischen Auswirkungen und die Nachhaltigkeit von ölbasierten Kunststoffen immer stärker in Frage gestellt wurden. Wie sich Kukkapuro in dem Film, der in „Magic Room“ in Dauerschleife läuft, erinnert: „Die Leute sagten mir, dass ich ein Verbrechen gegen die Menschheit begehe, weil ich Plastik in meinen Stühlen verwende. Also habe ich sofort damit aufgehört und stattdessen mit Sperrholz gearbeitet.“

In „Magic Room“ werden nicht nur Werke aus Schichtholz präsentiert, sondern auch solche aus Eberesche, Erle, Bambus und Eishockeyschlägern. Kukkapuro wurde nämlich durch den Anblick eines zerbrochenen Titan-Eishockeyschlägers inspiriert, einem jener Momente unerwarteter, spontaner Inspiration, in denen, wie Kukkapuro sagt, „du ein schönes Stück Metall oder Sperrholz siehst, [und] dein Auge beginnt, etwas damit zu entwickeln“. Kukkapuro entwickelte einen Eishockeystuhl, der verschiedene formale, ästhetische und konstruktive Aspekte, die in seinem Werk so wichtig sind, in der Ausstellung einführt und sehr effizient erklärt.

Der Eishockeystuhl und der Schneeverwehungssessel lassen sich zudem gut in die Postmoderne einordnen. Die Kategorisierung, in die Yrjö Kukkapuro oft und automatisch gesteckt wird, ist jedoch, wie „Magic Room“ elegant verdeutlicht, eine viel zu einfache und ungerechte Kategorie für das Werk von Yrjö Kukkapuro.

The Titan ice hockey stick chair by Yrjö Kukkapuro and Foldaway (W-Hole) by Jussi Niva, as seen at Yrjö Kukkapuro - Magic Room, Espoo Museum of Modern Art, EMMA

Der Titan Eishockeyschläger Stuhl von Yrjö Kukkapuro und Foldaway (W-Hole) von Jussi Niva, gesehen bei „Yrjö Kukkapuro – Magic Room“, Espoo Museum of Modern Art, EMMA

Die Ausstellung „Magic Room“ verdankt ihren Titel und die Inspiration für das Ausstellungsdesign einem experimentellen, installativen Ausstellungskonzept, das Yrjö Kukkapuro in den 1980er Jahren entwickelt und regelmäßig eingesetzt hat. „Magic Room“ führt die Besucher in einer chronologischen und thematischen Reise durch die fast sieben Jahrzehnte von Yrjö Kukkapuros Karriere. Diese Reise ermöglicht eine differenzierte Würdigung von Kukkapuros Positionen, Ansätzen, Werken und den dahinterliegenden Überlegungen.

Dazu gehören zum Beispiel Kukkapuros Überlegungen zur Ergonomie. Als Student in den 1950er Jahren lernte er dieses Thema durch die damals bahnbrechenden Forschungen des schwedischen Arztes und Stuhldesigners Bengt Waldemar Åkerblom kennen. Kukkapuro beschreibt diese Forschungen als „echten Weckruf“, da sie ihm das Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Sitzen und Gesundheit vermittelten und ihm bewusst machten, dass Stuhldesign mehr als nur Ästhetik umfasst. Obwohl die Ergonomie für seine Arbeit von großer Bedeutung ist, betont Kukkapuro sie nur selten und weist nur gelegentlich darauf hin, dass ein Stuhl unter ergonomischen Gesichtspunkten entworfen wurde. Der Karuselli-Sessel drückt vielleicht am deutlichsten und unmittelbarsten ein inhärentes ergonomisches Denken aus. Ähnliches gilt für einen Holzstuhl aus den frühen 2000er Jahren, der in „Magic Room“ ausgestellt ist. Mit seinen Knöpfen, Hebeln und Rillen steht dieses Design in der Tradition des Stuhls als Sitzmaschine.

Andere Werke von Kukkapuro deuten auf Überlegungen zur Haltung und Sitzposition hin. Wenn man zum Beispiel den Linien der scheinbar streng quadratischen 414er-Stühle aus Fiberglas folgt, erkennt man, dass fließende organische Kurven ein zentraler Bestandteil ihres Designs sind. In späteren Werken setzt er bewusst auf unerwartete Neigungen der Rückenlehne und ungewöhnlich stumpfe Winkel zwischen Sitz und Rückenlehne. Solche Details mögen für diejenigen, die an ein konventionelles und traditionelles Verständnis von Möbelsilhouetten gewöhnt sind, als auffällige und vermeidbare Fehler erscheinen. Ironischerweise sind jedoch konventionelle und traditionelle Sitzmöbel oft eklatante und vermeidbare Fehler in Bezug auf die Gesundheit des Sitzenden.

Jääkierre by Airi Snellman-Hänninen and chairs by Yrjö Kukkapuro, as seen at Yrjö Kukkapuro - Magic Room, Espoo Museum of Modern Art, EMMA

Jääkierre von Airi Snellman-Hänninen und Stühle von Yrjö Kukkapuro, gesehen bei „Yrjö Kukkapuro – Magic Room“, Espoo Museum of Modern Art, EMMA

Des Weiteren ermöglicht die Ausstellung einen Einblick in Yrjö Kukkapuros Überlegungen zu Materialien. Neben Fiberglas und verschiedenen Holzarten zeigt „Magic Room“ auch, dass Metall ein wichtiger Bestandteil von Kukkapuros Werk ist und war. Ein Beispiel dafür ist der 1969 entstandene Sessel Remmi, bei dem Stahlrohr verwendet wurde. In der Ausstellung kann man den Sessel Remmi in Verbindung mit dem nur geringfügig älteren Karuselli-Sessel betrachten. Hier lässt sich eine Bewegung von den voluminösen Werken aus den 1960er Jahren hin zur formalen Reduktion und visuellen Leichtigkeit seiner späteren Werke nachvollziehen. Zudem lassen sich hier die Ursprünge mehrerer struktureller und formaler Aspekte erkennen, die Kukkapuros Werk prägen.

Stahlrohr kommt neben Plexiglas auch in einem 1969 entstandenen Freischwinger zum Einsatz. Dieser Freischwinger greift Marcel Breuers Vision auf, dass wir eines Tages „auf einer elastischen Luftsäule“2 sitzen werden. Der Stuhl ist nicht nur elastisch, sondern auch mit einer transparenten Sitzschale ausgestattet, was bedeutet, dass man buchstäblich in der Luft schwebt.

Die Verwendung von Stahlrohr wurde im Wesentlichen vom Heteka-Schlafsofa inspiriert. Dieses Objekt bzw. Konzept wurde in den 1930er Jahren entwickelt und gehört zu den bedeutenden Momenten in der Geschichte des finnischen Möbeldesigns. Dieser Moment wird jedoch von der vereinfachten, zeitgenössischen und marketinggesteuerten Gestaltungs- und Designauffassung verdeckt, die heute nicht nur in Finnland, sondern auch im gesamten skandinavischen Raum verbreitet ist und sich hauptsächlich auf die Natur und natürliche Materialien konzentriert.

A 1969 plexiglass and steel tube cantilever by Yrjö Kukkapuro, as seen at Yrjö Kukkapuro - Magic Room, Espoo Museum of Modern Art, EMMA

Ein aus Plexiglas und Stahlrohr bestehender Freischwinger von Yrjö Kukkapuro von 1969, zu sehen in „Yrjö Kukkapuro – Magic Room“, Espoo Museum of Modern Art, EMMA

Darüber hinaus behandelt die Ausstellung Yrjö Kukkapuros Überlegungen zur Konstruktion. Kukkapuro ist ein Designer, der sich nicht darum bemüht, die Konstruktion seiner Werke zu verbergen. In dieser Hinsicht verfolgt er einen sehr brutalistischen Ansatz. Ähnlich wie bei der brutalistischen Architektur fordert dieser Ansatz eine Ehrlichkeit, die beispielsweise im Rowac-Schemel verkörpert wird, bei dem man sofort versteht, wie alles zusammengesetzt ist und jede einzelne Verbindung sichtbar ist. Diese Ehrlichkeit der Konstruktion und die Transparenz der Funktionsweise findet sich auch in den Holzmöbeln von Alvar und Aino Aalto, die ebenfalls keine Mühe scheuten, Verbindungen in ihren Möbelentwürfen zu verstecken. Auch in der Zwischenkriegszeit fand dieser Ansatz weite Anerkennung, zum Beispiel in den Möbeln von Piet Klaarhamer, Gerrit Rietveld oder Marcel Breuers sogenanntem Lattenstuhl – seinem ersten veröffentlichten Versuch eines ergonomisch korrekten Stuhls. Kukkapuro treibt diesen Ansatz jedoch auf eine sehr unapologetische Weise auf die Spitze.

The A-509 rocking chair by Yrjö Kukkapuro, and the rug Leikki by Kristiina Nyrhinen, as seen at Yrjö Kukkapuro - Magic Room, Espoo Museum of Modern Art, EMMA

Der Schaukelstuhl A-509 von Yrjö Kukkapuro und der Teppich Leikki von Kristiina Nyrhinen, zu sehen in “Yrjö Kukkapuro – Magic Room”, Espoo Museum of Modern Art, EMMA

Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit Yrjö Kukkapuros ästhetischen Überlegungen. Sein Werk zeichnet sich durch eine sehr grafische Ästhetik aus, die auch den ersten und direktesten Eindruck vermittelt. Nur sehr wenige Kukkapuro-Stühle fügen sich anonym in ihre Umgebung ein, die meisten fallen mit einem lauten „Hey“ auf.

Dieses starke grafische Element verleitet dazu, Kukkapuro einfach in eine postmoderne Schublade zu stecken, die keine weitere Erforschung zulässt. In vielerlei Hinsicht ergibt sich dieses grafische Element nicht nur aus Kukkapuros Konstruktion und Materialwahl, sondern auch aus seiner Haltung zur Ergonomie. Wie man in „Magic Room“ sehen kann, basiert es auf dem Einsatz eines Motivinventars, zu dem die regelmäßige Verwendung von Stakkato-Silhouetten gehört. Dieses formale Merkmal erinnert oft an die im Mittelalter in Europa beliebten Krähengiebel und trägt durch die Unterbrechung der fließenden organischen Linien zur Irritation und Beunruhigung bei, die Kukkapuros Möbel auslösen können. Dieses Stakkato erinnert auch an die Art und Weise, wie die Aaltos einfach ein Holzstück an ein anderes geschraubt haben, um die verschiedenen Elemente ihrer Möbel miteinander zu verbinden, anstatt echte Tischlerverbindungen zu verwenden. Dadurch fügten sie den fließenden Kurven eine kantige Note hinzu. Die Unterbrechung der Silhouette ruft auch im Werk der Aaltos eine gewisse Irritation und Störung hervor, auch wenn diese, aus Angst eine Debatte auszulösen, weitgehend unausgesprochen bleibt.

Das starke grafische Element in Kukkapuros Arbeit wird in „Magic Room“ nicht nur durch den Fokus auf Aspekte wie Konstruktion, Materialien und Ergonomie, sondern auch durch die Gegenüberstellung seiner Arbeiten mit Kunstwerken erforscht. Diese Kunstwerke sind in allen Bereichen der Ausstellung „Magic Room“ zu finden und stammen aus den fast sieben Jahrzehnten von Yrjö Kukkapuros Karriere. Sie repräsentieren verschiedene Künstler wie Osmo Valtonen, Tarja Pitkänen-Walter oder Airi Snellman-Hänninen, um nur einige zu nennen. Diese Werke spiegeln die Vielfalt der Kunst wider, die seit vielen Jahren in und um Kukkapuros Atelier in der Stadt Kauniainen zu finden ist. Sie helfen dabei, die Sphären zu erhellen, in denen sich Yrjö Kukkapuro bewegte, die Einflüsse nachzuvollziehen, die sein Denken prägten, und die Kontexte zu verstehen, in denen sich seine Positionen und seine Möbel entwickelten. Sie helfen auch dabei, Kukkapuro oder zumindest Elemente von Kukkapuro in Bereichen wie kinetischer Kunst, Op Art, Pop Art, Konkreter Kunst, Konstruktivismus, Brutalismus, Minimalismus, Installationskunst und dem Magic Room-Konzept zu verorten. Vor allem wird auch der Zusammenhang zur Kunst seiner Frau Irmeli deutlich. Die beiden lernten sich als Studenten kennen, Irmeli studierte Malerei am Ateneum. Sie heirateten 1956, als beide noch Studenten waren, und blieben bis zu Irmelis Tod im Jahr 2022 zusammen.

Wenn Yrjö in dem Film, der in „Magic Room“ in Dauerschleife läuft, über sein erstes Treffen mit Irmeli im Ateneum spricht und verkündet: „Es war ein wundervoller Moment“, verändert sich sein Gesicht. Es bricht nicht nur in ein Lächeln aus, sondern es wird zum Gesicht eines Anfang-20-Jährigen. Der fast 90-Jährige scheint wieder in diesem Moment im Helsinki der 1950er Jahre zu sein. Wie Yrjö erzählt, war diese persönliche Beziehung für ihn beruflich ebenso wichtig wie privat. Irmeli war ein bedeutender und vertrauenswürdiger Gesprächspartner für Yrjö bei der Entwicklung seiner Arbeit, und er sagt, dass sie nicht kritisierte, sondern analysierte. Vor allem durch ihren „untrüglichen Sinn für Farbe und Form“ hatte sie großen Einfluss auf ihn. Dieses besondere Gespür von Irmeli kann, wenn auch nur kurz, in „Magic Room“ anhand einer Präsentation von Holzschnitten erkundet werden – dem Genre, mit dem Irmelis Kunst am engsten verbunden ist. Im Film fährt Yrjö fort, dass „mein eigener Sinn für Farbe sicherlich von ihr stammt“, obwohl dieser, wie man in „Magic Room“ erkennen kann, nicht in einer 1:1-Umsetzung zum Ausdruck kommt, sondern stark durch die vielen Filter verarbeitet wird, die Yrjö Kukkapuro einsetzt.

Chairs by Yrjö Kukkapuro and art by Jussi Niva (l & m) and Airi Snellmann-Hänninen (r), as seen at Yrjö Kukkapuro - Magic Room, Espoo Museum of Modern Art, EMMA

Stühle von Yrjö Kukkapuro und Kunst von Jussi Niva (l & m) und Airi Snellmann-Hänninen (r), zu sehen in „Yrjö Kukkapuro – Magic Room“, Espoo Museum of Modern Art, EMMA

Die übersichtliche und leicht zugängliche Präsentationsform von „Magic Room“ trägt dazu bei, Yrjö Kukkapuro als Designer näher kennenzulernen, der Stühle sowohl als Mittel als auch als Sitzgelegenheit nutzte. Er war immer in Bewegung, denn die Welt um ihn herum ist ständig im Wandel, und er hat eine eigene Sprache entwickelt, um mit dieser Welt zu kommunizieren. Wie alle guten Sprachen hat sich auch Kukkapuros Sprache im Laufe der Zeit weiterentwickelt und erweitert, ohne dabei die Freude und das Staunen über die Vergangenheit zu verlieren.

Leider wird Kukkapuros Sprache oft als unzusammenhängendes Geschwafel missverstanden, ähnlich wie die Sprache von Ettore Sottsass als manisches Geschrei missverstanden wird. Kukkapuros Arbeit kann irritieren und beunruhigen. Durch „Magic Room“ wird es möglich, sein Werk in seiner Gesamtheit besser zu würdigen, in einer weitgehend chronologischen Reihenfolge und in den verschiedenen Kontexten, in denen es entstanden ist. Dadurch können wir uns seiner irritierenden Sprache besser annähern, sie verstehen und dadurch mit seinem Werk kommunizieren, anstatt es nur oberflächlich zu betrachten.

Die Ausstellung ermöglicht es, Yrjö Kukkapuro und seine Arbeit besser in die Geschichte des modernen Designs einzubetten. Die vielen Vergleiche, insbesondere zu Marcel Breuer, verdeutlichen, dass Kukkapuro eine Position einnimmt, die zwar postmodern interpretiert werden kann, aber ohne die funktionalistische Moderne nicht möglich gewesen wäre. Seine Position wird durch dieses Erbe nicht eingeschränkt, sondern vielmehr gestärkt.

Beim Gang durch die Räume spürt man, dass die Ausstellung letztendlich nur eine Einführung sein kann. Es wird schnell deutlich, dass es noch so viel mehr zu zeigen und zu erzählen gibt, dass noch viele weitere Möbel existieren, mit denen man sich auseinandersetzen kann. Es gibt auch Innenarchitekturprojekte, Lehrtätigkeiten und Studenten, die befragt werden können, sowie weitere Künstler, die einbezogen werden können. Es gibt so viel mehr zu berichten über das kreative Zusammenspiel mit seiner Frau Irmeli.

All dies mag noch kommen! Für den Anfang ist diese sehr ausführliche Einführung zu einem Designer ausreichend, der allzu oft übersehen wird, leichtfertig in eine Schublade gesteckt wird und durch eines seiner frühesten Werke definiert wird. Dabei kann er uns allen viel über Funktionalität, Nachhaltigkeit, Verantwortung, Design, Möbel und vor allem über unsere Beziehung zu Möbeln lehren.

„Yrjö Kukkapuro – Magic Room“ ist bis Sonntag, den 28. Januar, im Espoo Museum of Modern Art, EMMA, Ahertajantie 5, Tapiola, Espoo, zu sehen.

Ausführliche Informationen, einschließlich Öffnungszeiten, Ticketpreisen, aktuellen Hygienevorschriften und dem begleitenden Rahmenprogramm, finden Sie unter https://emmamuseum.fi.

1. und alle anderen Zitate, sofern nicht angegeben, oder im Fall der Rowac-Schemel, auf die verwiesen wird, sind entweder in dem in Magic Room gezeigten Film oder auf Wandtexten zu finden. Dieses Zitat steht am Anfang des Films.

2. Marcel Breuer, ein bauhaus-film. füng jahre lang, bauhaus 1, 4. Dezember 1926

3. Soweit wir feststellen können, haben Irmeli und Yrjö dieselbe Schule besucht, Irmeli ein Jahr über Yrjö. Aber wir sind uns nicht 100%ig sicher, nicht zuletzt, weil die Antwort auf Finnisch verfasst ist, was nicht gerade die zugänglichste Sprache ist. Es gab eine Kunstschule, die im Ateneum untergebracht war, aber wir glauben nicht, dass Irmeli dorthin ging, wir glauben, dass sie dasselbe Institut wie Yrjö besuchte. Aber wir sind uns nicht sicher. Sobald wir uns sicher sind, werden wir es aktualisieren.

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